Artikeltyp:Meinung

Toxische Weis(s)heit: Woher kam die Akzeptanz des Mullah-Terrors?

Jahrzehntelang war hierzulande ein schonungslos kritischer Blick auf das iranische Mullah-Regime ohne relativierendes Schönreden eher die Ausnahme. Warum war das so? Eine Spurensuche.

Uns Jüngeren ging damals das Theater in den bunten Blättern um den Schah und Farah Diba und den Pfauenthron fürchterlich auf den Keks. Und wir hörten von den vielen Exilpersern, dass es unter der Herrschaft von Schah Reza Pahlevi durchaus nicht gemütlich zuging – Berichte von willkürlichen Verhaftungen und Folterung machten die Runde. Klar, dachten viele, was soll man von einem Monarchen auch anderes erwarten?

Und wie war das noch gewesen mit Mossadegh? „Mo-Mo-Mossadegh“ wurde auf Demonstrationen skandiert. Mohammed Mossadegh war von 1951 bis 1953 demokratisch gewählter Premierminister, der sich bei den Briten unbeliebt gemacht hatte, als unter seiner Regierungszeit die Anglo-Iranian Oil-Company verstaatlicht wurde. Mossadegh wurde am 19. August 1953 auf Betreiben der Nachrichtendienste der USA und Großbritanniens und mit Zustimmung des Schahs gestürzt.

Unklar, ob viele der deutschen Demonstranten wirklich begriffen, was im Iran so los war. Die wenigsten zweifelten das Urteil der Iraner an, die Exil in Deutschland suchten. Wer wusste schon, dass Bahman Nirumand, einer der Prominentesten, 1960 Gründungsmitglied der Konföderation Iranischer Studenten (CISNU), einer einflussreichen linksoppositionellen Studentenorganisation, überdies eine marxistisch-leninistische Kadergruppe gegründet hatte, die eine Stadtguerilla im Kampf gegen das Regime organisieren sollte? Gewiss jedenfalls war er als Oppositioneller, gar noch als Linksradikaler, unter dem autoritären Schah-Regime und seines Geheimdienstes SAVAK von Verfolgung bedroht. Allerdings bezweifelte damals der Spiegel die Angaben Nirumands über die desolate Lage im Iran.

Am 2. Juni 1967 waren Schah Reza Pahlevi und Farah Diba auf Staatsbesuch in Berlin, der von protestierenden Studenten begleitet wurde. Polizei kesselte die Protestierenden ein, verprügelte und misshandelte sie, unterstützt von sogenannten „Prügelpersern“, die mit Dachlatten auf die Demonstranten eindroschen.

Hauptsache, kein Schah

Der Polizist Karl-Heinz Kurras (erst später als Stasimann enttarnt) erschoss den Demonstranten Benno Ohnesorg. Das Bild des Sterbenden wurde zur Ikone der Studentenbewegung. 

Vielleicht muss man sich das alles noch einmal vergegenwärtigen, um zu begreifen, was 1979 bei vielen deutschen Linken geschah. Wichtig war ihnen, dass der Schah weg war. Viele erfassten zunächst nicht, was nach ihm kam: Ruhollah Chomeini aus dem französischen Exil und mit ihm alle jene, die gegen das Reformprogramm des Schahs waren, das unter anderem das Frauenwahlrecht vorsah. 

Ich erinnere mich mit mildem Entsetzen an eine linke Feministin, die darüber sinnierte, dass so eine Ganzkörperverschleierung der Frauen doch eine gute Sache wäre, weil damit die Konkurrenz unter Frauen unterbunden werden könne. Was für ein Wahnsinn. Aber das scheint ein Teil dieser seltsamen Schonung zu sein, die das Ayatollah-Regime genoss. Hauptsache, kein Schah! 

Doch mit den Augen fest geschlossen übersah man bei den Linken, welchen Terror das Regime ausübte. Feministische Solidarität mit den Schwestern im Iran, die mit dem Tod bedroht wurden, wagten sie es, sich von den Stoffmassen zu befreien und auf den Straßen zu tanzten? Mehr als ein Stirnrunzeln war oft nicht drin.

Man denke an den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei im September 2022. War es jetzt nicht an der Zeit, die iranischen Frauen unüberhörbar zu unterstützen?

Die Befreiung vom Mullah-Regime befreit nicht nur die Iraner, die die islamische Gottesherrschaft satt haben. Es befreit alle Menschen im Nahen Osten von all den von Teheran finanzierten Terrororganisationen wie der Hisbollah, die den Libanon ruiniert hat, oder der Hamas im Gazastreifen, oder den Huthis im Jemen. 

Danke, Israel. Möge das Werk bald vollendet sein. 

 

Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Ihr aktueller Roman heißt „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“.

Die in diesem Text enthaltenen Links zu Bezugsquellen für Bücher sind teilweise sogenannte Affiliate-Links. Das bedeutet: Sollten Sie über einen solchen Link ein Buch kaufen, erhält Achgut.com eine kleine Provision. Damit unterstützen Sie Achgut.com. Unsere Berichterstattung beeinflusst das nicht.

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Wolfgang Richter / 19.06.2025

@ Julius Grossmann - “. Ungeklärt, ob der technisch aufwendige und sehr teure Krieg für Israel durchzuhalten ist.” - Sicher gibts dafür in Berlin schon Denkmodelle für die Auflage eines weiteren “Sondervermögens” zum Wiederaufbau Israels, wenn der Kanzlernde schon mal feststellte, daß  “Israel unsere Drecksarbeit erledigt”. Damit hat er ja schon unsere Schadensersatzpflicht artikuliert.

Wolfgang Richter / 19.06.2025

“Vielleicht muss man sich das alles noch einmal vergegenwärtigen, um zu begreifen, was 1979 bei vielen deutschen Linken geschah.”—- Nicht nur bei denen, sondern Allgemein, denn so wie “der Westen” 1979 den Austausch des Schahs gegen die bis dahin in Paris “gepamperten” Mullahs um Khomeini entschied, wurde vorher zu “Mossadegh” entschieden, wird heute wieder “außerhalb” entschieden, daß nun die Mullahs weg müssen, so wie weiland zB die ehemals nützlichen Saddams, Ghadaffis oder Assads. Könnte sich irgendwann böse rächen, wenn den Volkschaften in den besagten Ländern mal aufgehen sollte, daß es nicht um sie geht, sie Opfer bleiben, während die westlichen Strippenzieher vor allem daran denken, ihre Länder auszuplündern.

W. Renner / 19.06.2025

@Karsten Dörre: „ Ich wüsste nicht, dass die Mehrheit der Iraner seit einigen Jahren einen religiösen Wechsel herbeisehnen. Die schiitische Religion kann man nicht per Bomben und Raketen beseitigen….“ Der Iran war auch unter dem Shah ein Muslimisches Land, was auch damals niemand ernsthaft bestritten hätte. Allerdings hat hat der Shah nicht nicht sein Volk geknechtet und die ganze Region mit Terror überzogen, wie es diese Drecks Mullahs nun schon seit 45 Jahren tun. In den 70ern konnten Frauen in Teheran zeitgemäss im Minirock flanieren, egal ob sie nun Muslima waren oder nicht. Mit den Mullahs werden dort Minderjährige gesteinigt, nur weil sie Händchen halten. Wer ein solches Drecksregime selbst nur ein bischen relativiert oder in Schutz nimmt, hat wirklich jegliche Moral und Werte verloren.

Chris Kuhn / 19.06.2025

“Danke, Israel. Möge das Werk bald vollendet sein.” Eine Schande für die Achse diese Schlußbemerkung, wenngleich vorhersehsbar, nach dem ganzen Getrommel seit einer Woche. Es sieht doch jeder, daß Israel ohne seinen Big Brother unfähig ist, das “Werk” zu vollenden. Was soll das überhaupt sein? Nach wohl bald 100 Tsd. Bewohnern in Gaza noch einige Millionen Iraner zu beseitigen.

Henri Brunner / 19.06.2025

Wir sollten weder den Terror des Islam noch den Terror Israels schönreden. Ein klarer Blick auf beide Seiten der Medaille hilft dabei.

Walter Weimar / 19.06.2025

@Max Mütze, einverstanden. Dann noch, die gesamte deutsche Regierung als ständiger Beobachter vor Ort stationieren, die “Drecksarbeit” begutachten.

Talman Rahmenschneider / 19.06.2025

Wenn man Folgendes liest “The Ongoing Battle Between Modernity And Tradition In Iran” (ggl mit memri), kann man durchaus den einen oder anderen Punkt nachvollziehen, zumindest als Konservativer. Das Problem ist, wenn ein System erzwungen und dabei das Kind mit dem Bade ausgeschuettet wird. Tatsaechlich kann “Nacktheit” abstossend sein, mancher Hollywoodoutfit beim Oscar, der zuviel zeigt, wirkt haesslich, manche junge Britin mit Surhaxnbeinen und viel Holz vor der Huettn auch, besonders die Kurzgewachsenen. Aber der Tschador verhuellt nicht nur das, sondern auch Schoenheit. Der fundamentale Islam hat generell ein Problem mit der Schoenheit, denn er lehnt ja nicht nur ausufernde, drogengeschwaengerte Popkonzerte ab, sondern auch Mozart, nicht nur Bilder von Modigliani (viele Nackte), sondern Kunst generell, also vermutlich auch Landschaften von Claude Monet. Es ist diese Undifferenziertheit, die den Islam unattraktiv macht, ausserdem das Schwarze, die schwarze Ganzkoerperverhuellung. Es ist traurig, weil die Perser, die ich kennengelernt habe, differenzierte Menschen waren. Intelligent. Und besonders traurig ist der Israelhass. Auch in Israel gibt es Verschleierte , aber freiwillig. Das Stueck ist recht interessant, finde ich. Russland kommt auch vor, auch Dugin. Und dass der Liberalismus ausgeufert und somit am Ende ist.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Cora Stephan / 17.07.2025 / 16:00 / 12

Toxische Weis(s)heit – Wer und was ist noch normal?

„Täglich das Zusammenleben neu aushandeln“, wie es einst eine Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration forderte, ist weitaus radikaler als die Möglichkeit, einmal im Jahr…/ mehr

Cora Stephan / 10.07.2025 / 13:30 / 16

Toxische Weis(s)heit: Von wegen unabhängige Justiz!

Von wegen unabhängige Justiz: Die von der SPD nominierte Verfassungsrichter-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf sorgt mit ihrer Anti-AfD-Agenda für Schlagzeilen. Und aus den USA heißt es, dass…/ mehr

Cora Stephan / 03.07.2025 / 14:00 / 16

Toxische Weis(s)heit: Öfter mal was Neues – oder doch nicht?

In New York läuft sich Zohran Mamdani als muslimischer Bürgermeister warm, in Zürich wurde statt Mandy Abou Shoak als Stadtpräsident-Kandidatin ein älterer Herr eingesetzt. Bislang sieht es gut aus für…/ mehr

Cora Stephan / 26.06.2025 / 14:00 / 27

Toxische Weis(s)heit: Ein Journalist, der mitleidet

Douglas Murray ist nicht nur ein genauer, er ist ein leidender und mitfühlender Berichterstatter. Ich wüsste nicht, dass es in Deutschland in Bezug auf Israel…/ mehr

Cora Stephan / 12.06.2025 / 06:15 / 23

Toxische Weis(s)heit: Georgia Meloni und die Linke

Ihre programmatischen Vorstellungen zeigen, warum viele konservative Positionen heute attraktiv sind im Unterschied zum moralisierenden Tugendterror der Linken. Weil sie sich an der Realität orientieren…/ mehr

Cora Stephan / 24.04.2025 / 16:00 / 80

Toxische Weis(s)heit: Wer will Steinmeierin werden?

Etliche deutsche Politiker aller Geschlechter finden es gerade jetzt wichtig, festzuschreiben, dass eine Frau nächste Bundespräsidentin werden muss. Das wird gute Frauen nicht anlocken, aber…/ mehr

Cora Stephan / 17.04.2025 / 10:00 / 29

Toxische Weis(s)heit: Keine Staatsknete für Agitprop-Unis

Aufschrei! Donald Trump nimmt den Universitäten in den USA das Geld weg! Die Wissenschaftsfreiheit ist in Gefahr! Und bei uns? Ja, tatsächlich, der Böse tut…/ mehr

Cora Stephan / 10.04.2025 / 12:00 / 20

Toxische Weis(s)heit: Mumm statt Quote

Die Leser können gar nicht genug bekommen von meiner kleinen Folge über beherzte Frauen mit Hang zum Klarsprech, weshalb ich zum Abschluss noch einmal eine…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com