Man soll ja nicht sofort mit Steinen werfen. Im neuen Kabinett des Kanzlers Friedrich Merz sind recht zahlreich Frauen vertreten. Wofür stehen sie?
Es gibt böswillige Greise, die erfreut feststellen, dass Saskia Esken in der neuen Bundesregierung nicht vertreten sein wird. Und Nancy Faeser ist weg vom Fenster! Dürfen wir jetzt hoffen? Nicht nur auf Alexander Dobrindt, CSU, den neuen Innenminister, der neun Jahre lang im Maschinenbau tätig war und womöglich über den Tellerrand des Kampfes gegen rechts hinausblicken kann? Er hat angekündigt, direkt nach seinem Amtsantritt die Grenzkontrollen zu verstärken und Asylbewerber zurückzuweisen. Erste Vorbereitungen dafür laufen bereits. Auch auf Außenminister Johann Wadephul können wir uns in einer Hinsicht verlassen: er wird keine feministische Außenpolitik betreiben.
Aber da sind ja noch die Frauen, acht an der Zahl! Für Arbeit und Soziales wird Bärbel Bas, SPD, zuständig sein, die uns als Bundestagspräsidentin gewärtig ist. Sie befindet damit über rund ein Drittel des Bundeshaushalts. Ist sie die nun mächtigste Frau im Kabinett? Nun ja, die 57-Jährige muss das Rentenversprechen der Koalition einlösen – fast unmöglich – und das Bürgergeld abwickeln. Viel Vergnügen dabei.
Dann ist da Katharina Reiche, die neue Wirtschaftsministerin, CDU. Sie dankte bei der Staffelübergabe Robert Habeck für seine „fast übermenschliche Leistung“ und zollte ihm dafür „höchsten Respekt“. Das irritiert. Wir hatten eigentlich gedacht, es sei ganz einfach, mit massiven Fehlentscheidungen wie dem Abschalten der letzten Atomkraftwerke das Land in eine ruinöse Energiekrise zu treiben. Falsch gedacht! Das war übermenschlich.
Nun, die Diplomchemikerin hat zahlreiche Forschungsaufenthalte im Ausland hinter sich, ohne darüber Kinderbücher zu schreiben. Das immerhin lässt hoffen. Sechs Jahre lang war sie Chefin der Eon-Firma Westenergie in Essen, steht also auch für die sogenannten Erneuerbaren Energien. Ob sie es immer noch mit dem hält, was sie 2019 in Sachen Kernenergie gesagt hat: „Wenn europäische Länder den Neubau planen, kann Deutschland nicht abseits stehen“? Oder ist es mit Wasserstoff dann doch gemütlicher?
Wer Kuchen backen kann, kann auch bauen
Dorothee Bär von der CSU ist Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Es muss ja nicht immer Elon Musk sein, der zum Mars fliegen will. Stefanie Hubig, 56, SPD, einst Richterin und Staatsanwältin, ist die neue Bundesjustizministerin, sie kennt den Laden, das hilft schon mal.
Die neue Bauministerin Verena Hubertz wird als politische Senkrechtstarterin ertikettiert. Die 37-Jährige ist seit 2021 Bundestagsabgeordnete und wurde direkt stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, zuständig unter anderem für Wirtschaft, Klimaschutz und Energie, Bauen und Wohnen. Sie gilt als erfolgreiche Unternehmerin, weil sie 2013 mit einer Studienkollegin das Küchen-Start-up Kitchen Stories gründete. Die Idee: in Videos und Schritt für Schritt zu zeigen, wie einfach Kochen sein kann. Nur: So erfolgreich, wie jetzt behauptet wird, war sie damit nicht. Leider. Kochen ist ein Kulturgut, wir wollen darüber nicht spotten. Und wer Kuchen backen kann, kann auch bauen.
Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist Karin Prien, CDU, Rechtsanwältin aus Norddeutschland. Im Februar 2025 schrieb Prien auf der Plattform X: „Wir machen Schluss mit dem woken Kram.“ Na denn man tau, wie man im Norden Deutschlands sagt.
Nina Warken war immerhin Rechtsanwältin und wird jetzt das Gesundheitsministerium leiten. Viel Freude damit! Sie muss nun ausputzen, was der Klabautermann alles angerichtet hat. Und ob sie bei dem bleibt, was sie im Januar 2024 gegen ein AfD-Verbot einwandte: „Eine Diskussion über ein AfD-Verbot hilft uns nicht, weil es am Ende die Probleme nicht in Luft auflöst. Der Unmut der Leute bleibt. Die Menschen, die sympathisieren, bleiben.“ Das könnte ein Rohrkrepierer sein, wo wir doch jetzt wissen, wie gesichert rechtsextrem die Partei ist.
Reem Alabali-Radovan übernimmt das Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Zuletzt war die 35-Jährige Integrationsbeauftragte der Ampel-Regierung. Ob man von ihr erwarten kann, dass sie die Förderung absurder Projekte (der berühmte Hühnerstall in China lässt grüßen!) unterbindet? Oder ist sie nur eine Quotenfrau?
Aber meckern gilt nicht. Der Regierung stehen harte Zeiten bevor. Die Ampelregierung hat einen riesigen Scherbenhaufen hinterlassen. Sie sind also wieder gefragt. Die Trümmerfrauen.
Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Ihr aktueller Roman heißt „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“.
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