Aufschrei! Donald Trump nimmt den Universitäten in den USA das Geld weg! Die Wissenschaftsfreiheit ist in Gefahr! Und bei uns?
Ja, tatsächlich, der Böse tut es schon wieder, nach noch nicht einmal neunzig Tagen seit Amtsantritt geht er den Universitäten ans Portemonnaie: Dort gibt es ein recht üppiges Einsparpotenzial. Im März gingen der Columbia University deswegen 400 Millionen verloren, der Brown University 500 Millionen, es folgten Princeton und die University of Pennsylvania mit insgesamt fast 400 Millionen, und in Harvard geht es um 2,2 Milliarden US-Dollar, allen droht der Verlust von Steuerprivilegien.
Steuerprivilegien gebe es nur für Organisationen und Instanzen, die dem öffentlichen Interesse dienen, sagt Trump. Vor allem aber: Der privaten Elite-Universität Harvard gebühren keine staatlichen Fördergelder, solange dort nach sachfremden „DIE-Kriterien“ (Diversity, Inclusion, Equity) eingestellt wird und nicht nach Leistung und Qualifikation. Universitäten sollten Orte des Wissens und der Bildung und nicht der politischen Agitation sein.
Klingt doch vernünftig, oder? Doch der Aufschrei ist laut. Ist es jetzt vorbei mit den amerikanischen Universitäten? Hat der Böse der Wissenschaftsfreiheit den Todesstoß versetzt?
Naive Frage: Wieso braucht Freiheit Staatsknete? Die Staatsknete segnet alles ab, auch so pittoreske wie unnütze Dinge wie Gendern oder Antisemitismus. Besser, das Geld fließt in die Forschung, etwa bei Medizin und Naturwissenschaften. Von dort, so liest man es in der NZZ, formiert sich bereits Druck auf die Universitätsleitungen, Trumps Forderungen nachzugeben. Das wäre im Interesse aller. Schließlich ist es egal, wie der Chirurg aussieht, der das Messer führt, Hauptsache, er versteht etwas von seiner Kunst.
Studentischer Antisemitismus an deutschen Universitäten
Ganz abgesehen davon: Wozu gibt es Studiengebühren, die ja zweierlei würdigen – dass ein Studium etwas wert sein könnte und dass man diesen Wert missachtet, wenn die Studienjahre für politischen Aktivismus dahingegeben werden? Den Studenten aber wird vorgegaukelt, Universitäten seien eine Art Spielplatz, auf dem man sich „ausprobieren“ kann, am besten mit den steilsten ideologischen Konstrukten.
Denn darum geht es Trump ganz ohne Frage – abgesehen von der Lust an ein bisschen Rache: Er kämpft gegen das ideologische Monopol der Linken an den Universitäten, insbesondere dagegen, dass der Leistungsgedanke längst durch Quoten entlang „diversity, equity and inclusion“ (DIE) ersetzt wurde; dass „soziale Gerechtigkeit“ der Hebel geworden ist, mit dem alles abgestraft wird, was sich jenseits des linken Konsenses bewegt. Und nicht zuletzt der brüllende Antisemitismus an den Universitäten. Man erinnert sich mit Schaudern an die Befragung der Harvard-Präsidentin Claudine Gay (inzwischen zurückgetreten), die auf die Frage bei einer Kongressanhörung, ob Studenten, die auf dem Campus zum „Völkermord an Juden“ aufrufen, gegen die Verhaltensregeln der Unis verstoßen, antwortete: „Es hängt vom Kontext ab.“
Auch in Deutschland darf sich an den Universitäten studentischer Antisemitismus austoben, gibt es radikale studentische Minderheiten, die den Lehrbetrieb terrorisieren. Das trifft auf die weit verbreitete Feigheit von Professoren, dem entgegenzutreten. So war es kürzlich in Würzburg zu beobachten: „Studierende“ an der Würzburger Universität glaubten entdeckt zu haben, dass die historische Fakultät der altehrwürdigen Julius-Maximilians-Universität von einem „neurechten“ Netzwerk durchzogen sei.
Der Siegeszug der Ideologie geht weiter
Mitte März verabschiedete ein sogenanntes „Studierendenparlament“ der Universität einen Beschluss „gegen neurechte Diskursverschiebung in der Lehre“. Die Vertreter des Rings christlich-demokratischer Studenten und der Liberalen Hochschulgruppe waren bei der Abstimmung über die Resolution nicht anwesend, Links und Linksaußen hatten also allein abgestimmt, bei einer Wahlbeteiligung von 16 Prozent. Dafür aber waren Pressevertreter anwesend, die die Botschaft gern verbreiteten – und Angehörige der Hochschulleitung.
So ging er los, der Shitstorm gegen Peter Hoeres, Professor für Neueste Geschichte, aber vor allem gegen seinen Mitarbeiter Sebastian Hasselhorn. Weder wurden Hoeres und Hasselhorn angehört noch besann sich die Unileitung auf ihre Fürsorgepflicht. Erst die Intervention aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst bewirkte die Wende: beide Wissenschaftler seien nicht zu beanstanden, die Hochschulleitung musste sich verpflichten, die Freiheit von Forschung und Lehre zu gewährleisten.
Doch der Siegeszug der Ideologie geht weiter und macht vor nichts und niemandem halt. Längst sind nicht nur die Orchideenfächer und Geisteswissenschaften vom Zeitgeistigen durchdrungen, auch die strengen Naturwissenschaften grüßen den Gesslerhut. In Bielefeld soll im Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik eine „W2-Professur Gender-Gerechtigkeit in der Angewandten Mathematik“ besetzt werden. Die Aufgabe: Lehre und Forschung „im Bereich der Gender-Gerechtigkeit in der Angewandten Mathematik mit einem besonderen Fokus auf Methoden der Data Science, Künstlichen Intelligenz, Diskreten Simulation und Optimierung.“
Sieg im Volkskrieg. Schafft ein, zwei, drei, viele Bielefelds.
Dr. Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Ihr aktueller Roman heißt „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“.