Cora Stephan / 01.05.2025 / 12:00 / Foto: Pixabay / 17 / Seite ausdrucken

 Toxische Weis(s)heit: Der Mensch stammt nicht vom Affen ab

Meine Zweifel an der Evolutionstheorie erwachen jeden Morgen mit sanften drei Stupsern auf meinem Arm, was „Aufwachen“ heißt.

Affen sind intelligenter, als viele Menschen glauben. Man sollte sie nicht durch die beliebte Legende beleidigen, der Mensch stamme vom Affen ab. Tut er nicht, wir sind höchstens Cousins. Und nicht der Affe ist schuld daran, wenn einer den aufrechten Gang nicht beherrscht. Oder mit seiner Intelligenz nichts anfangen kann. Und dass sich alles weiter und zum Besseren entwickele, wird niemand glauben, der Zeuge wird, wie eine wenig entwickelte Politkaste ein Land in den Ruin treibt. Na gut, deren Wähler scheinen auch nicht vernünftiger zu sein. 

Vielleicht liegt es ja daran, dass Mensch wie Affe vor unvordenklicher Zeit aus Mikroorganismen entstanden sind, die sich zu Gliederfüßern entwickelten, die den Landgang wagten. Irgendwie sind aus Flossen Füße geworden – et voilà. Man sieht die Verwandtschaft sofort.

Doch Scherz beiseite. Das mag alles so oder so ähnlich gewesen sein, was weiß ich denn schon, ich habe ja nur Geschwätzwissenschaften studiert. Doch meine Zweifel an der Evolutionstheorie erwachen jeden Morgen mit sanften drei Stupsern auf meinem Arm, was „Aufwachen“ heißt. Und wenn ich die Augen öffne, sehe ich etwas, das nie und niemals aus einem Gliederfüßer entstanden sein kann. Bernsteinfarbene Augen mit einem langgezogenen schwarzen Lidstrich am Unterlid. Halb geöffnet. Ich werde also angelächelt. Keine Wimpern, aber über den Augen je vier lange weiße Haare, angeordnet wie ein Fächer. Tasthaare. Sie reichen hoch bis an die Ohren, auch sie bewegliche Wunderwerke, die in alle Himmelsrichtungen lauschen können. Lange weiße Tasthaare weiter unten, Schnurrbart genannt, rechts und links von einem herzförmigen rosa Schnäuzchen. 

Sie ist dominant. Aber ich unterwerfe mich ihr bereits seit 22 Jahren. 

Wenn ich die Hand nach ihr ausstrecke, legt sich ein weiches warmes Polster auf meinen Daumen, zieht sich zusammen, öffnet sich wieder, und manchmal packt die Katzenpfote so fest zu, dass ich die Krallen zu spüren bekomme. Wenn ihre Pfote mich lässt, fasse ich in seidenweiches weißes Fell, nur über Augen und Ohren trägt sie eine graue Maske. 

Das Tier ist für alles ausgerüstet, was man in der freien Wildbahn braucht, wenn man überleben will: sehen, hören, fühlen, anspringen und umbringen. Was für eine Verschwendung! Bei mir braucht sie das alles nicht. Sie ist dominant. Aber ich unterwerfe mich ihr bereits seit 22 Jahren. 

Und sie ist der Grund, warum ich den urtümlichen Knochenfisch Tiktaalik ums Verrecken nicht mit meiner Katze zusammenbringe. Da muss einfach mehr gewesen sein. Gut, dass Hühner Abkömmlinge der Flugsaurier sind, kann ich nachvollziehen, sie haben diesen Blick und können fliegen. Meine Katze aber konnte höchstens die Wände hochlaufen, als sie noch jung war. 

Wie bitte sollen Rosen entstanden sein?

Ja, nennt mich gaga. Aber mein heidnisches Herz denkt beim Anblick von Madame an all unsere Vorfahren, die sich auch keinen Reim machen konnten auf all die Wunder und Schrecken der Welt. So kam der Glaube an erhabene Wesen in die Welt. Da muss doch jemand im Olymp sitzen und spielerisch ausprobieren, was man aus Aminosäuren so alles basteln kann!

Manche der vielen Götter sind Ästheten, sie erarbeiten wohlklingende Amseln und Pferde mit Passgang. Andere haben Spaß an Stechmücken und Giftschlangen. Und dann die Herren und Herrinnen über Bäume! Bärlapp-, Farn- und Schachtelhalmbäume, die das freilaufende Kohlendoxid als ihre Nahrung speicherten! Genau das, was heute irgendwie schuld an allem ist. 

Wie bitte sollen Rosen entstanden sein? Aus dem Urschlamm? Woher kommen die Wolken. Die Steine. Die Katzen? Die Erdbeeren und die Äpfel und all die berauschenden Getränke? Der Gläubige weiß. Alle anderen staunen. Eine Welt voller Wunder. Und voller Schrecken. Weil manche Menschen dümmer als Affen sind. 

 

Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Ihr aktueller Roman heißt „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“.

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Dietmar Herrmann / 01.05.2025

Egal, ob der Homo bürocraticus Fitzenfrotzius sich aus einer Menschen- oder Affenrasse entwickelte oder von Gott zusammengedengelt wurde, nachdem dieser was geraucht hatte, irgendetwas ist da komplett sch@ixxe gelaufen. Die Almans haben einfach kein Fortune mit ihren Fürsten. Vielleicht sollte man ernsthaft überlegen, die Wahlen an ein fremdes Land outzusourcen, das uns halbwegs wohlgesonnen ist (wüßte jetzt spontan keinen Kandidaten). Oder man überläßt nicht nur das Denken, sondern auch das Regieren den Pferden. Ein progressiver Ansatz von Caligula in diese Richtung wurde leider nicht konsequent verfolgt, so daß Ausgangswerte für Computermodellierungen fehlen.

Wilfried Düring / 01.05.2025

@Holger Kammel: EIGENE Versäumnisse und Fehler so einfach und ganz uneitel formulieren und bedauern zu können - das ist für mich menschliche Größe. Ein solche Geste kann manchmal viel bedeuten und bewirken. Danke für Ihre ehrlichen Zeilen! Und wer weiß, vielleicht liest ja auch Ihre Tochter Ihre Worte hier, und ... .  Gottes Segen für Sie und alles Gute.

L. Luhmann / 01.05.2025

Meine Lieblingskatze ist zwar schon seit etwa 25 Jahren tot, aber sie besucht mich mindestens einmal im Jahr im Traum. Dann bin ich überrascht und sehr glücklich, dass sie wieder da ist. Und wenn ich aufwache, bin ich etwas traurig, dass sie gar nicht mehr lebt. Aber ich weiß, dass sie mich jedes Jahr mindestens einmal besucht ... (Der Katze hatte ich mal das Leben gerettet. Das hat sie offensichtlich verstanden, denn nach diesem Unfall - sie hing vermutlich stundenlang im geöffneten Kippfenster, der Kopf draußen, die hintere Hälfte noch drinnen. Sie hatte keine Kraft mehr als ich sie entedckt hatte. Sie hat keinen Pieps mehr von sich gegeben. Ich habe sie dann vorsichtig aus der Situation herausgehoben, mir auf den Bauch gelegt, sie vorsichtig, aber lange massiert und nach ein paar Stunden war sie wieder sie selbst. Seitdem kam sie mir jeden Tag entgegengelaufen, wenn sie mein Auto kommen hörte. Dann ist sie ins Auto gesprungen und fuhr die letzten 100m mit mir im Auto.) - Vielleicht träume ich heute wieder von ihr ...? Sie hieß “Fienchen”!

Holger Kammel / 01.05.2025

Ah ja Katze? Ach ja Fegefeuer. Du bist nichts wert, absolut nichts. In zweiter Ehe habe ich eine Löwin mit zwei Jungen geheiratet. Meine beste Zeit. Gott, hab ich die geliebt. Hat auch nicht funktioniert, aber vor der Löwin habe ich noch heute hohe Achtung. Und den Jungen. Schon mal ein Kind gehabt? Zumindest eine wurde durch mich aus einer kleinen zu einer großen starken Löwin. Mit mindestens 4 Jungen. Ich habe Brücken gebaut, Tunnel, Kraftwerke. Auf allen möglichen Bestandsplänen steht mein Name. Dort steht kein Name und es ist mein größtes Werk. Schade, ich habe das zweite Junge genauso geliebt, Ich konnte es nicht so deutlich machen.  Ich hätte dem zweiten Mädel noch mehr Liebe geben müssen.  Nicht zur Veröffentlichung!

Harald Hotz / 01.05.2025

An der Evolutionstheorie stört mich eigentlich nur, daß sie immer noch von vielen wie eine Ideologie benutzt wird, und nicht wie jede andere wissenschaftliche Theorie, die nur so lange Gültikeit hat, bis eine neueTheorie entwickelt wurde, die die Phänomene besser beschreibt und erklärt. Wenn man nur vom ursprünglichen, eigentlich mechanistischen Evolutionsgedanken ausgeht, also der zufälligen Mutation und der umweltbedingten Auslese als Motor der Entwicklung der Arten und des Lebens überhaupt, dann ist es schwer zu erklären, wie es in der kurzen Zeit überhaupt zu einem solchen Reichtum an Leben kommen konnte. Und warum es denn überhaupt eine Höherentwicklung von irgendetwas geben sollte, denn auch die Amöbe ist ja schon hervorragend an ihre Umgebung angepaßt, und manche Arten haben sich in Millionen von Jahren kaum gewandelt, sind lebende Fossilien. Mutationen sollten sich eigentlich rein statistisch gleich verteilen in förderliche und schädliche, und die Umweltbedingungen, damit der Selektionsdruck, ist aber nie so konstant und dauerhaft über Millionen von Jahren, daß es zu mehr als oberflächlichen Anpassungen kommen kann. Erst wenn eine Intelligenz eingreift, wie z.B. der Mensch beim Wolf, ergeben sich Variationen in einer Bandbreite von Zwergpinscher bis Dogge. Irgendwo versteckt sich dann vielleicht doch noch ein Wille oder ein Prinzp der Weiterentwicklung, jenseits von Mutation und Selektion. Ohne den Willen zum aufrechten Gang und die Erfahrung, daß man die Hände außer zum Laufen und zur Essensaufnahme auch noch für andere Dinge benutzen kann, hätte sich menschliche Intelligenz wohl nicht entwickelt. Stellt sich die Frage, was wird aus der menschlichen Gattung, wenn sie aufhört sich aufzurichten, den Blick in die Weite schweifen zu lassen, und die Hände nur noch zur Essensaufnahme und zum Wischen auf dem Smartphone benutzt.

A. Ostrovsky / 01.05.2025

Der Affe stammt vom Menschen ab. Der genetische Unterschied zwischen Gorilla und Orang Utan ist größer, als der zum Menschen, sagt unser Schlangenbändiger und Tierarzthelfer. Und der muss es wissen, weil er auch so aussieht. Und wenn ich morgens in den Spiegel schaue, sieht mich immer ein Schimpanse an. Das ist, wenn ich noch unrasiert, ungewaschen und ungekämmt bin. Äh, Fritzchen kommt aus der Schule nach Hause und die Mutter fragt: “was habt ihr denn heute gelernt”. Fritzchen sagt stolz, “Der Mensch stammt vom Affen ab”. Da schaut der Vater hinter seiner Zeitung hervor und ruft “DU vielleicht, du vielleicht, aber ICH NICHT!”. Herrjeh, sind Fritzchenwitze überhaupt noch opportun?

sybille eden / 01.05.2025

Christoph SCHRIEVER, - “..... eine evolutionäre Mutation, die eine Veränderung der Chromosomenzahl bewirkt hätte, ist unmöglich.” Aber ein gezielter medizinischer Eingriff schon, oder ? Für mich als überzeugte Präastronautikerin ein deutlicher Beweis dafür. Danke Herr Schriever.

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