Thomas Eppinger, Gastautor / 16.01.2009 / 16:49 / 0 / Seite ausdrucken

Thomas M. Eppinger: Wiener Blut

Es ist schön, wenn sich Menschen für Frieden und Versöhnung einsetzen. Frau Dr. Edit Schlaffer hat (auch) zu diesem Zweck die Initiative “Frauen ohne Grenzen” gegründet und SAVE initiiert. Als Soziologin weiß sie natürlich ganz genau, wie der Nahost-Konflikt zu lösen ist:

“In diesem weltweit hochgerüsteten Klima gibt es Versuche von Gegenbewegungen, die der Legitimität von Gewalt auf beiden Seiten der Fronten etwas entgegenhalten: ihre Entschlossenheit, den Feinden nicht mit Waffen, sondern Worten zu begegnen, ihnen zuzuhören, mit ihnen zu verhandeln, ihre grenzenlose, oft tödliche Wut zu begreifen und die eigene Verzweiflung zu vermitteln.
Robi Damelin lebt in Tel Aviv, aber ihre Gedanken und Gefühle sind auch bei den Müttern und jungen Menschen auf der palästinensischen Seite. Sie hat ihren Sohn David bei einem Anschlag auf einen Checkpoint verloren, als er als Reservist einberufen wurde. Eigentlich wollte er nicht in den besetzten Gebieten dienen, aber er und seine Mutter kamen zu dem Schluss, dass es besser wäre, den jungen Soldaten zu zeigen, dass man Palästinenser respektvoll behandeln kann, und so ein Zeichen zu setzen.”

Das hat nicht besonders gut funktioniert. David und neun seiner Kollegen wurden nämlich von einem palästinensischen Heckenschützen getötet. Respekt kann ziemlich unbedankt bleiben, wenn der andere schneller schießt.

Was dann folgte, bezeichnet Frau Dr. Schlaffer als “Test für Robis Versöhnungsarbeit”, sie schrieb einen Brief an den inzwischen inhaftierten Mörder ihres Sohnes:

“Ich weiß, dass du nicht David getötet hast, sondern David als Symbol für die Besatzer.”

Gut zu wissen, dass die Hamas statt echter Menschen nur Symbole killt: “Du entschuldige, sei mir nicht bös`, dass ich dich jetzt abknalle, ist nichts Persönliches, nur wegen der Symbolik, ok?” “Na dann!”

Davids Tod ist jedenfalls sehr real und vermutlich würde er lieber leben, als ein totes Symbol für die “Besatzer” abzugeben. Doch Robis Brief war gut gemeint:

“Wenn er irgendwann imstande ist, mir einen Brief zu schreiben, in dem er sagt, dass er falsch gehandelt hat, könnte er unendlich viele Menschen, die ihn heute als Helden feiern, beeinflussen, denn er und seine Freunde müssen einsehen, dass Töten nicht zu einem freien und unabhängigen palästinensischen Staat führen wird.”

Ihr Brief blieb bis heute unbeantwortet. Der Heckenschütze zieht den Heldenstatus offensichtlich einer unsicheren zweiten Karriere als spät berufener Friedensengel vor.

Nun steht es sicher niemandem zu, darüber zu urteilen, wie eine Mutter den Schmerz über den Verlust ihres Sohnes verarbeitet. Aus persönlicher Verzweiflung ein politisches Programm zu machen, kann aber nur schiefgehen. Schmerz und Trauer sind keine Qualifikation.

Die Ereignisse liegen inzwischen sechs Jahre zurück, und das Ausmaß an Einsicht kann man an der Anzahl an Raketen messen, die seither von der Hamas gegen Israel abgefeuert wurden. Auch dass Davids respektvoller Umgang mit den Palästinensern mit seiner Ermordung bedankt worden ist und Robis an Selbstverleugnung grenzende “Versöhnungsarbeit” nur Ignoranz geerntet hat, ficht Frau Dr. Schlaffer nicht an. Sie ergibt sich widerstandslos dem Mainstream undifferenzierter Äquidistanz, die weder Ursache noch Wirkung kennt.

So endet ihr Kommentar auch wenig überraschend:

“Es ist besser, gemeinsam um den Tisch zu sitzen und zu reden und zu streiten, als am offenen Grab zu stehen und zu weinen.”

“No na ned”, kann man dazu auf gut Wienerisch nur sagen.

Der ganze Kommentar von Frau Dr. Schlaffer findet sich auf:
http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/444243/index.do

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