Die sogenannte „Kanonade von Valmy“ am 20. September 1792 war der erste von vielen sogenannten „Koalitionskriegen“. Zum ersten Mal in der Geschichte der Neuzeit hat eine Bürgerarmee gegen eine professionelle Berufsarmee gewonnen.
Die Geschichte ist voll von großartigen Schlachten, die das Schicksal von Ländern, Staaten, Dynastien und manchmal sogar Kontinenten entschieden. Weil sie gewonnen oder verloren wurden. Durch Hochmut, Unachtsamkeit oder schlicht wegen miesen Wetters oder einem Unglück. Eine der wenigen Ausnahmen von dieser Regel ist die sogenannte „Kanonade von Valmy“ am 20. September 1792 – in der ein Unglück, mieses Wetter, die Ruhr, Hochmut und Unachtsamkeit zu einem langweiligen Patt führten, das einen Krieg entschied und eine neue Epoche der Kriegführung markierte.
Schauen wir uns das Ganze näher an: 1792 ist die Französische Revolution gerade einmal zwei Jahre alt und in Frankreich herrscht das blanke Chaos. Die in der Nationalversammlung derzeit bestimmende Fraktion sind die sogenannten „Girondisten“, eine starke Vereinigung des gehobenen Bürgertums aus dem Süden, absolute Revolutionshardliner, die allerdings außer ihrem Fanatismus für die Revolution nicht viel zu bieten haben. In Paris gibt es Lebensmittelengpässe, die Armee ist in einem desolateren Zustand als die heutige Bundeswehr (so etwas geht) und ihrer fähigsten adeligen Köpfe beraubt und man hat nicht nur Halb-, sondern ganz Europa zum Feind.
Der französische König Ludwig der XVI. (und vorerst letzte König der Franzosen) hat zwar versucht, zu fliehen, ist aber von den Revolutionären bei Varennes geschnappt und zurück nach Paris verfrachtet worden. Interessanterweise wird er nicht sofort einen Kopf kürzer gemacht, sondern darf auf die neue Revolutionsverfassung schwören, dass er nun nicht mehr König, sondern „Erster Repräsentant des Volkes“ ist. Was er auch nolens volens tut. Und trotzdem ist er in Frankreich ungefähr so beliebt wie ein Pestausbrauch.
Auf der anderen Seite stehen die Monarchien des Alten Europa, die die durchaus nicht unbegründete Befürchtung haben, dass auch sie durch Revolutionen hinweggefegt werden könnten. Außerdem sind sie alle miteinander irgendwie verwandt, verlobt, verschwistert und verkleistert. Die ersten, die sich zu einer Koalition zusammenschließen, sind ausgerechnet der österreichische Kaiser Leopold II. und Preußenkönig Friedrich Wilhelm II., deren beider Länder noch vor 30 Jahren den langen und blutigen Siebenjährigen Krieg ausgefochten haben. Aber beiden Regenten scheint klar, dass das Feuer der Revolution ihre Dynastien hinwegfegen würde. 1791 erklären die beiden Mächte nebst dem Bruder des französischen Ex-Königs in der Pillnitzer Deklaration, dass sie Frankreich angreifen werden, sollte der Ex-König und jetzt „erste Repräsentant des Volkes“, das ihn hasst, nicht wieder als König eingesetzt werden. Wen Gott ausgesucht hat, den soll der Pöbel nicht von der Macht trennen. So also sah das aus.
Ein ermutigendes Zeichen für die Koalitionäre
Die Girondisten waren außerordentlich sauer, dass ausgerechnet die beiden Erzfeinde und der doofe Ex-Königsbruder mit Krieg drohten und fanden, dass sie den Koalitionären zuvorkommen sollten und erklärten nun formell am 20. April 1792 Österreich den Krieg und marschierten, um zu zeigen, dass sie das auch ernst meinten, in die damals habsburgischen Niederlande ein, um auch dort das „Feuer der Revolution“ zu entfachen. Aber nicht sehr weit und nicht sehr lange.
Armeen ohne Schuhe, Ausrüstung und Verpflegung unter miserabler Führung tendieren dazu, schnell die Lust zum Kämpfen zu verlieren und die 30.000 in den Niederlanden stationierten österreichischen Truppen waren vielleicht nicht die „Crème de la Crème“ des Habsburgerreichs, aber für die Lumpenarmee, die ihnen da gegenübertrat, reichte es. Nach den ersten ernsthaften Auseinandersetzungen zogen sich die französischen Revolutionstruppen fast schon panikartig nach Frankreich zurück, nicht ohne vorher ihren Generalissimus zu füsilieren. Ein ermutigendes Zeichen für die Koalitionäre. Da war nichts!
Übermütig geworden schrieb der Oberbefehlshaber der Preußisch-Österreichischen Truppen, der Feldmarschall und Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, eine Art „offenen Brief“ an das französische Volk, dass, sollte dem König auch nur ein Haar, geschweige denn der ganze Kopf abgeschnitten werden, er Paris zerstören würde und außerdem die französische Bevölkerung die Koalitionstruppen gefälligst freudig zu empfangen habe.
Das wiederum empfanden – nicht ganz unberechtigt – nicht nur die Girondisten, sondern auch die Mehrzahl der Franzosen als unverschämte Anmaßung und Einmischung in die „inneren Angelegenheiten“ Frankreichs – um es vorsichtig auszudrücken – und der Aufruf bewirkte das exakte Gegenteil: Die Pariser Bevölkerung stürmte die Tuilerien, schnappte sich den „ersten Repräsentanten des Staates“ und buchteten ihn nebst seiner Entourage ein, plünderten den Königspalast und lynchte die Schweizer Garde des Ex-Königs. Nicht schön. Damit war der Casus Belli endgültig da.
Man zuckelte also gemächlich dahin
Misstrauisch gegenüber der Loyalität der einstmals königlichen Armee, aber erfüllt von revolutionärem Eifer bewaffnete die Nationalversammlung die Sansculotten und beschloss die Aushebung revolutionärer Bürgerregimenter. Alles, was eine Waffe tragen konnte, sollte zum Schutz der Heimat aufmarschieren. Von „Waffe bedienen können“ war ja nicht die Rede und grundsätzlich war es auch kein Hexenwerk, eine Steinschlossmuskete zu bedienen, dafür waren nur etwa ein Dutzend Handgriffe notwendig und wer brauchte schon eine taktische Ausbildung, wenn es nur genügend Leute gab?
Tatsächlich strömten derart viele Freiwilligen zu der Revolutionsarmee, dass Paris immerhin 82.000 Mann in vier Heeresgruppen zwischen Dünkirchen und dem Elsass aufbieten konnte, wenngleich deren Kampfwert zweifelhaft schien. Auf der Gegenseite marschierte eine preußisch-österreichische Armee mit 46.000 echten und ausgebildeten Soldaten, 220 Geschützen, 12.000 Mann Reiterei und sogar 6.000 Hessen und einem Korps von etwa 4.500 französischen Adeligen, die in Deutschland Schutz gefunden hatte (man war damals gegenüber Migranten sehr offen, die allerdings auch Geld, Kultur und Einfluss mitbrachten) und den passenden Generälen in Richtung französische Grenze.
Wie erwartet ging alles ganz flott, sieht man von der Tatsache ab, dass die Koalitionsarmee für die 250 Kilometer aus ihrem Bereitstellungsraum bei Koblenz bis zur Grenze 20 Tage brauchte, weil sie den langsamen Verpflegungstross mitschleppen musste. Man zuckelte also gemächlich dahin, in der irrigen Erwartung, von der französischen Bevölkerung freudig als Befreier empfangen zu werden. Russische Generäle des Ukrainekriegs kennen das Problem.
Longwy und Verdun wurden nach kurzer Belagerung nahezu kampflos an die Koalitionäre übergeben und ein recht bekannter Dichter, Autor und Maler namens Johann Wolfgang von Goethe, im Schlepptau von Carl-August von Sachsen Weimar, durfte die Festung Verdun malen und etwas Pulverdampf schnuppern. Von Braunschweig hielt sich etwa acht Tage in Verdun auf und verlangsamte so seinen Vormarsch erneut, was den Franzosen erlaubte, sich zu sammeln. Von Braunschweig waren die Lebensmittel ausgegangen und unter seinen Truppen wütete die Ruhr, wie immer, wenn große Menschenmassen unterwegs waren. Seine gesunden Soldaten beschäftigten sich unterdessen damit, im Elsass Lebensmittel und Beute zu plündern, was für die Sympathien der einheimischen Bevölkerung umso mehr eher kontraproduktiv – oder, wie man heute sagen würde – „nicht hilfreich“ war.
Der einzige Lichtblick dieses trostlosen Feldzugs
Die französischen Grenzeinheiten des Generals Dumouriez hatten sich zwar absetzen können (ein höfliches Wort für „Flucht“), verlegten aber jetzt der Koalitionsarmee den Weg durch die Argonnen und warteten auf Verstärkung des Generals Kellermann.
Zuversichtlich schrieb General Dumouriez nach Paris: „Das Feld von Grandpré und das von Les Islettes sind die Thermophylen, aber ich werde mehr Glück haben als Leonidas!“ Er und Kellermann rechneten fest damit, dass die Koalitionsarmee sich entweder an den Argonnen die Zähne ausbeißen oder versuchen würde, sie südlich zu umgehen. Warum auch immer. Der Herzog von Braunschweig hingegen, seine Initiative wieder gefunden habend, beschloss, nördlich an den Argonnen vorbei in Richtung Reims zu marschieren, was, wenn es clever gemacht wurde, die Franzosen ausmanövrieren und flankieren würde, deren wütende und feurige Moral sich im Herbstwetter deutlich abgekühlt hatte.
Der französische General Kellermann, Vater des später berühmten französischen Reitergenerals, der neben Marschall Ney die Kavallerieattacken 1815 bei der Schlacht von Waterloo koordinieren sollte, stieß nun mit 20.000 altgedienten Soldaten zu den 30.000 demoralisierten, kurz ausgebildeten und schlecht ausgerüsteten Mann Dumouriez'. Es fehlte mittlerweile sogar an Offizieren, da diese meist Adlige gewesen und desertiert waren. Sie verspürten wenig Lust, sich durch den Pöbel massakrieren zu lassen oder für ihn zu kämpfen, schlimmstenfalls zu sterben. Die beiden Generäle beschlossen also, den Preußen und Österreichern in die linke Flanke zu fallen, statt sich in Richtung Paris zurückzuziehen. Immerhin: Den Franzosen standen nagelneue Geschütze zur Verfügung – und Mannschaften, die sie zu bedienen wussten! Der einzige Lichtblick dieses trostlosen Feldzugs.
Der Herzog von Braunschweig roch den Braten: Etwa 1.500 Husaren der Flankensicherung hatten französische Vortruppen bemerkt und sie angegriffen, die, folgerichtig, sofort in alle Himmelsrichtungen stoben. Es war also klar, dass sich Franzosen in von Braunschweigs linker Flanke befanden. Möglicherweise war von Braunschweig schlampig oder er hatte nicht viel Achtung vor den Revolutionstruppen – er marschierte unbekümmert Richtung Südwesten nach Reims, vorbei an dem kleinen Örtchen Valmy. Und da stellten sich gerade die Franzosen auf. Und, noch viel besser, deren Artillerie war bereits an einer Bockmühle auf der Anhöhe stationiert und feuerte ziemlich präzise auf die Marschkolonnen der Alliierten. Das war sie, die Entscheidungsschlacht, auf die er gewartet hatte! Allerdings mit verkehrten Fronten: Die Franzosen standen quasi mit dem Rücken zum Rhein, die Preußen und ihre Verbündeten mit dem Rücken zu Paris. Strategisch gesehen waren so beide Seiten von ihren Rückzugs- und Versorgungslinien abgeschnitten.
Eine eigentlich klare Sache. Eigentlich.
Es war scheußliches Wetter, es war diesig und es nieselte. Die französische Artillerie feuerte mehr auf „Gut Glück“ ins Graue hinein und die Preußen, die ihrerseits ihre Artillerie in Stellung gebracht hatten, konnten auch nicht viel mehr tun, als in die Richtung der Mündungsblitze der französischen Geschütze zu ballern. Eine auf beiden Seiten sinnlose Aktion – denn aufgrund des matschigen Bodens blieben die Kanonenkugeln schlicht im Dreck stecken und konnten ihre Wirkung nicht voll entfalten. Die einzigen wirklich Erschrockenen waren die Kavalleristen der Koalitionsarmee unter Herzog Karl-August von Sachsen Weimar, die wohl ein paar Zufallstreffer abbekommen hatte und sich für den Rest des Tages dazu entschloss, sich außerhalb der Reichweite der französischen Geschütze aufzustellen und abzuwarten.
Zwei nasse Armeen begannen nun mit der Aufstellung ihrer Infanterie. Die Soldaten der Koalition: Routiniert, diszipliniert, professionell. Die Revolutionstruppen: Chaotisch, undiszipliniert, amateurhaft. Eine eigentlich klare Sache. Eigentlich.
Als sich der Bodennebel hob, ließ von Braunschweig mit der Infanterie angreifen. Diese rückte auf die Franzosen frontal in disziplinierter, gerader Reihe zu, tatsächlich unterstützt von Marschkapellen, die „Preußens Gloria“ verkündeten. Die oben auf dem Hügelkamm stehenden Franzosen reagierten nervös, dort begannen die Reihen allein schon aufgrund des, wie bei einer gut geölten Maschine, anlaufenden Angriffs zu bröckeln. Außerdem explodierten, sei es aus Schlamperei, Glückstreffern oder Pech, mehrere französische Pulverwagen. Vom Hügelkamm aus muss es auf die unerfahrenen Revolutionstruppen wie ein Blick in die Hölle ausgesehen haben: Von unten aus dem Tal schoben sich ordentliche Linien mit Hurra und Musik nach vorne, hinter ihnen krachten die Explosionen.
Der Fachausdruck hierfür dürfte „Verzagtheit“ sein
Jetzt aber hielten die Preußen an: Die Bataillonsgeschütze mussten nachgezogen werden, um Nah- also Kartätschenfeuer liefern zu können. Kartätschen waren eine teuflische Munition: Säcke, gefüllt mit Nägeln, Schrauben oder Steinen, die wie Schrot von der Artillerie verschossen wurden und alles in Stücke fetzten, was ihnen im Weg stand. Kein Wunder, dass Soldaten, die mit derartigem Dreck beschossen werden, nur Furcht empfinden konnten.
Oben auf dem Kamm nutzte General Kellermann die Pause, um seine unerfahrenen Soldaten mit einer feurigen Revolutionsrede zum Bleiben und zum Stehen zu überreden. Nun klang der neueste Schlager der Franzosen – die Marseillaise, die heutige französische Nationalhymne – zu den Preußen ins Tal. Zumindest für den Moment hielten die französischen Linien.
Warum von Braunschweig seine Infanterie für volle vier Stunden stoppen, dann wieder angreifen, dann, 1.200 Schritte von den Franzosen entfernt, erneut anhalten ließ, um anschließend den Rückzug seiner Infanterie anzuordnen, erklären sich Historiker mit seiner Furcht vor einer Niederlage. Angesichts dessen, dass seine Soldaten unter französischem Kartätschenfeuer würden bergauf angreifen müssen und der unvermeidliche Schlamm auch diesen Angriff verzögern würde UND seine Soldaten, oben angekommen, intakten französischen Linien gegenüberstünden, schien es ihm wohl besser zu sein, das Feld vorerst zu räumen, um bei einer Niederlage nicht von seinen rückwärtigen Verbindungen abgeschnitten zu werden und die komplette Armee zu verlieren. Der Fachausdruck hierfür dürfte „Verzagtheit“ sein. Denn tatsächlich war es nicht ganz unwahrscheinlich, dass die französischen Linien beim ersten Ansturm gebrochen wären. Aber ich war gottlob nicht dabei und aus der Entfernung von 233 Jahren lässt sich am heimischen Bürotisch ja gut klugscheißern. Ich sage nur, wie es ist.
„Von hier geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus“
Die Artillerie beider Seiten ballerte wieder aufeinander, gegen 17.00 Uhr stellten beide Seiten das Feuer ein, nachdem man gemeinsam rund 40.000 (!) Kanonenkugeln sinnlos in den Matsch geschossen hatte. Die Preußen hatten 184 tote Soldaten, die Franzosen rund 300 Tote zu beklagen. Auf Gewehrschussweite waren beide Seiten nicht gekommen, die preußische Reiterei hatte einen einzigen Mann verloren und von den 13 preußischen Bataillonen hatten sieben Bataillone überhaupt keine Verluste zu verzeichnen. Da wütete die Ruhr auf beiden Seiten schlimmer! Ja, und nun? Die Preußen standen im Tal, die Franzosen oben bei Valmy auf den Hügelkamm.
Volle zehn Tage standen sich die Armeen gegenüber, während die Feldherren und Diplomaten verhandelten. Dem preußischen König und von Braunschweig schien es unmöglich, zum einen die Schlacht wieder aufzunehmen und, selbst wenn diese siegreich verlaufen würde, mit der dann noch existieren Armee Paris einzunehmen. Aber so ganz ohne etwas wollte man sich auch nicht zurückziehen. Die Franzosen boten an, den abgefangenen Regierungskurier Lombard gegen gefangene Franzosen auszutauschen („sehr gerne, ja!“), die Preußen boten Kellermann und Dumouriez an, auf die Seite der Koalition zu wechseln („nein, aber danke, aber nein, Monsieur“).
Irgendwie war alles blöd. Die preußische Armee saß sich im Regen die Hintern breit, was auch auf die Ruhr zurückzuführen war, das „Bock auf Krieg“-Level sank bei beiden Seiten auf Null. Schließlich kam man überein, sämtliche Gefangenen auszutauschen und die Franzosen verpflichteten sich, sich um die verwundeten Preußen zu kümmern und sie nach der Genesung nach Hause zu schicken. Was tatsächlich auch geschah. Irgendwie konnte man damals noch zivilisiert Krieg führen ... Und das, obwohl das Rote Kreuz noch nicht erfunden war.
Am zehnten Tag rückten die demoralisierten, nassen, kranken und hungrigen Preußen ab, heim ins Königreich, die demoralisierten, nassen, kranken und hungrigen Franzosen unterließen eine Verfolgung und so waren beide Seiten unzufrieden. Die Preußen übergaben im Anschluss noch die eroberten Festungen Verdun und Longwy und das war er dann gewesen, der erste von vielen sogenannten „Koalitionskriegen“. In Paris feierten die Girondisten das Patt als „Sieg der Revolutionsarmee“ und bauschten es über Gebühr auf, in Preußen sprach man lieber nicht darüber, aber von Braunschweig hatte etwas von seinem Nimbus als „bester General Europas“ eingebüßt. Den er übrigens mit der Niederlage seiner Truppen bei Auerstedt 1806 gegen Napoleon nebst seinem Leben ganz verlieren sollte. Aber da war er auch schon über 70.
Goethe soll anlässlich des Abzugs im kleinen Kreis gesagt haben: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.“ Allerdings hat nur Goethe die Worte Goethes überliefert, weitere Bestätigungen hierfür fehlen. Aber ob er diesen Satz gesagt hat oder nicht: Zum ersten Mal in der Geschichte der Neuzeit hatte eine Bürgerarmee gegen eine professionelle Berufsarmee gewonnen – oder vielmehr – nicht verloren. Künftig würden Völker und keine Könige gegeneinander antreten.
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten.
Beitragsbild: Horace Vernet The National Gallery via Wikimedia Commons

Die französische Revolution als späte Rache der Kelten an der germanischen Oberschicht. In Gilles alternativer Geschichtsstunde lernt man nie aus.
An der Autoroute de L ‘ Est auf dem Weg nach Paris sind bei Valmy seltsame Kunstwerke zu sehen- Röhren und Kugeln. Ich dachte immer das sei eine Reminiszenz an die Kanonade. Aber anscheinend sind die nur dazu gedacht, die Autofahrer bei der Fahrt durch die öde trockene Champagne zu unterhalten.
Herr Gille, ihre Kommentare sind immer wieder genial, getragen vom hochprofunder historischer Bildung. Daß Sie dabei kein "achtsames" Blatt vor den Mund nehmen, könnte einige Schneeflöcklis verstören. Umso besser.
@Karsten Dörre ... das kann man so nicht sagen. Natürlich wollten die feudalen Despotien Europas den revolutionären Froschfressern das Handwerk legen, aber Frankreich erklärte allen & jedem den Krieg. Das kennen wir auch von unseren US Amerikanischen Freunden, welche direkt nach der Erringung der Unabhängigkeit Britisch-Kanada überfielen, um dorthin "unsere Demokratie" zu exportieren. Auch als nach schneller Beendigung des II. Koalitionskriegs Boney auf dem Weg zu seiner Ägypten-Expedition Malta einsackte, wurde der Russische Zar, als Malteserritter, stinkig & schickte 60k Mann gen Frankreich/Niederlande. Weil die Ösis die 60k Russen durch Österreich marschieren ließen, erklärte Boney den Ösis 1799 wieder den Krieg. Was man den Briten tatsächlich vorwerfen kann, ist 1794 der Versuch gewesen, einen Holodomor in Frankreich auszulösen. Boney scheiterte an seiner maritimen Inkompetenz. Er konnte die Fähigkeiten seiner Admirale nicht einschätzen & ernannte immer die Versager zu Oberkommandierenden der Flotte.
JWG soll auch enttäuscht gesagt haben: Und weit und breit kein Feind - und keine Feindin! Der alte Schlingel. Besser: Chinese Female Soldiers Parade, gucksdu mal bei YT. Ach, wenn sie doch nur kämen anstatt der Moslemkerle!
Heute: "Klinikchef fordert Leistungskürzungen für über 80-Jährige" (n-tv). Lebenslang eingezahlt. Nix mehr rausbekommen. Was interssiert mich ein 300 oder 400 Jahre alter Scheisendreck??? Jjaja, die Saurier sind damals auch ausgestorben... blablabla
Sämtliche Koalitionskriege wurden durch die Gegner des bürgerlichen bzw. napoleonischen Frankreichs ausgerufen und begonnen.