Archi W. Bechlenberg / 13.03.2022 / 06:15 / Foto: Pixabay / 101 / Seite ausdrucken

The lunatics are in the grass

Im Spätherbst 1972 zog ich auf einen alten Bauernhof, fernab jeglicher Hektik. Ich hatte ihn entdeckt bei einem Ausflug mit meinem ersten Motorrad, einer Dürkopp MD 200 aus demselben Baujahr wie ich. Was dann geschah, ist mir bis heute eine Lehre.

Kennen Sie Edgar Allan Poes Geschichte „Die Methode Dr. Thaer & Prof. Fether“? Darin besucht ein Reisender in Südfrankreich eine „Maison de Santé“, weniger vornehm ausgedrückt ein „Irrenhaus“, in dem bei der Behandlung mental Derangierter nach einer neuen Methode gearbeitet werden soll. Das interessiert den Reisenden. Nach allerlei Begegnungen und Ereignissen während des dortigen Besuches stellt sich heraus, dass die Patienten das Regiment übernommen haben, nun also als Ärzte und Pflegekräfte tätig sind, während die eigentlichen Fachkräfte ausgeschaltet wurden. 

An diese Geschichte muss ich jedesmal – mit zunehmender Tendenz – denken, wenn ich aus meiner belgischen Heimat hinüber nach Futschland blicke. Ich bin überzeugt, dass zahlreiche Deutsche, wenn auch bei Weitem nicht genug, die Verhältnisse in ihrem Lande ähnlich betrachten. Sie als Achse-Leser ganz bestimmt. Ihnen muss ich sicherlich auch nicht erläutern, an was und wen ich denke.

Damit nicht genug. Nur knapp 50 Jahre zurück führen meine Gedanken; zurück in die Zeit, in der ich ein Hippie war und in der peu à peu meine Überzeugung reifte, trotz aller Affinität mit den Blumenkindern der damaligen Zeit niemals in dieser – heute sagt man – „Blase“ verweilen zu wollen. Hätte ich es getan, ich wäre heute vielleicht ein Grüner Politiker oder „Aktivist“. Ein gütiges Schicksal hat mich davor bewahrt. Man stelle sich das bloß vor! Bei dem Gedanken schauert es mich mehr als bei jeder noch so subtil-psychologischen Shortstory Poes. 

Im Spätherbst 1972 zog ich auf einen alten Bauernhof fernab jeglicher Hektik. Ich hatte ihn entdeckt bei einem Ausflug mit meinem ersten Motorrad, einer Dürkopp MD 200 aus demselben Baujahr wie ich. Das Wohnhaus war groß und besaß mehr als ein Dutzend Räume. Stolz über meine Entdeckung – auch damals schon war ein Häuschen auf dem Land der Traum vieler – erzählte ich in der Stadt davon und lud meine Freunde und deren Freunde ein, doch einmal vorbei zu schauen, wenn ich es bezogen hätte; und damit sie es auch wirklich fanden, ließ ich erkennen, wo die Immobilie stand.

Das Haus war seit einiger Zeit unbewohnt; mit ein paar Klecksen Farbe und Möbeln vom Sperrmüll ließ sich daraus aber ein hübsches Heim basteln. Was ich mit so einem großen Anwesen wollte – keine Ahnung, es war mir auch egal. Nicht jeder Raum musste renoviert und bewohnt werden, man konnte einige Zimmer durchaus so lassen, wie sie waren. Was zählte, war die Tatsache, dass ich endlich aus der Stadt und aus der Mansarde raus kam, in der ich hauste, während ich mit wenig heißem Bemüh'n dem Abitur entgegen harrte. 

Für mich das schäbigste aller Zimmer

Die erste große Überraschung ereilte mich am übernächsten Wochenende. Als ich am Haus ankam – das Motorrad mit Planen und Pinseln und Farben bepackt – war es bereits bewohnt. Volk aus der Stadt, manche kannte ich, manche nicht, hatte sich nach dem Bericht über mein neues Heim nicht lange geziert und mit Klampfe, Bongos und Rauch-Paraphernalien zwecks Besichtigung dorthin aufgemacht. Rasch wurden die Gebäude samt eines Grundstücks von der Größe des Saarlandes für gut befunden, und daraufhin wurde sich dort niedergelassen.

Ich muss hier nicht andeuten, was ich damals hätte tun sollen; bitte brechen Sie nicht den Stab über mich. Es gab Gründe, sich damit zu arrangieren; ich war von der Situation anfangs sogar recht angetan; der Gedanke, nicht alleine dort draußen zu hausen, sondern im Kreise von Gleichgesinnten, gefiel mir. Weniger gut gefiel mir nur, dass bei der Aufteilung der Räume – die ohne mein Beisein stattgefunden hatte – für mich das schäbigste aller Zimmer übrig geblieben war; ein kleines Räumchen gleich neben der Küche, das zwar einen schönen Blick auf die Wiesen und Hecken hinter dem Haus bot, in das aber kaum einmal die Sonne schien. Und das Schlimmste: Es war ein Durchgangszimmer, durch das jeder schlurfte, der in den dahinter liegenden Raum wollte. Ein Raum, der sich schnell als beliebtester im Haus erwies, er war der größte von allen und bekam von drei Seiten Licht und Sonne, und abends bot er genügend Platz für Bewohner plus zahlreiche Tages-Touristen aus der Stadt, die sich zuverlässig einfanden, um die halbe Nacht lang zu Gitarre und Sitar zu singen und zu bongoen.

Nun besteht das Leben nicht nur aus Musizieren und in der Sonne liegen – ich war der Mieter des Hauses und somit für Mietzahlung, Elektrizität, Wasser und Wärme zuständig. So weit, so selbstverständlich; meine Mitbewohner sahen das allerdings aus ihrer sehr einseitigen Sicht. Daran, dass ich der Mieter war, bestand kein Zweifel. Nur, geht uns das etwas an? Warum sollte es? Haben wir einen Vertrag mit der Hausbesitzerin? Haben wir beim E-Werk den Strom bestellt? Waren wir es, der den Heizölhändler angerufen hatte, damit er das 200 Liter Fass in der Scheune füllte? (Übrigens kostete diese Füllung damals zwanzig – in Zahlen: 20 – Mark. Ein Liter somit 10 Pfennig. Nein, weinen Sie nicht, es bringt ja nix).

Mein Wolkenkuckucksheim begann, Risse zu zeigen, und so sprach ich die Sache abends an. Alles teilen, von den Räumen und den Drogen bis hin zu den Mädchen, war ja schön und alternativ. Aber wieso dann nicht auch die Kosten? Die waren nicht astronomisch, aber sie waren eben jetzt da. Verteilt über die ganze Bagage wäre das in keinem Fall mehr als höchstens 10,- DM pro Monat und Nase gewesen. 

Und ich besaß ein motorbetriebenes Fahrzeug!

Lektion 1: „Alternative“ Leute sind nett und friedlich, so lange ihr Weltbild nicht angekratzt wird und tunlichst ihr Wille geschieht. 

Ich hingegen... also ehrlich, wie ich „so ein schlechtes Karma“ ins Haus bringen könne, indem ich von Geld spreche! Überhaupt sei ich schon länger verdächtig, säße ich doch nicht wie die Anderen durchgehend kiffend und klampfend vor dem Haus, sondern würde einer offenbar geregelten Tätigkeit nachgehen. Und ich besaß ein motorbetriebenes Fahrzeug! Kurz: Es galt, mich jetzt massiv zu konditionieren. Das ging bis hin zu der Frage, welche Lebensmittel ich in der gemeinsamen Küche haben und zubereiten dürfe. Alles mit Zucker ging gar nicht; auch die Fleischzubereitung blieb nur noch dem Abkochen von Schlachtabfällen gestattet, die an die Katzen verfüttert wurden. Da ich es trotzdem einmal wagte, ein Glas Nussnougatcreme neben die selbstgekochten, zuckerfreien Brotauftstriche aus Löwenzahn- oder Huflattichblüten zu stellen, wurde konsequent geahndet – am nächsten Tag fand ich das Glas leer. 

Damit die von mir ausgehenden, schlechten Vibrationen im Haus ausgeglichen werden konnten, wurde fortan seitens der Mitbewohner noch mehr gekifft und geklampft. Ich hatte dank eines eilig ergriffenen Nebenjobs im Monat 280,- DM zur Verfügung, von der der größte Teil für die Kosten des Hauses drauf ging. Es blieb also so gut wie nichts übrig; zum Glück kostete damals das Zweitaktgemisch für meine Dürkopp kaum etwas, so dass ich zumindest ab und zu eine Runde drehen konnte. Mit Geld wolle man sich, so sagte man mir offen, weiterhin nicht belasten, ich müsse im Gegenzug ja viel weniger einkaufen, hieß es. An den alltäglich in großen Kesseln gekochten Breien aus Sojazeuch und Buchweizen, veredelt mit allerlei Kräutern von der Wiese hinterm Haus, könne ich mich jederzeit gerne bedienen. (Ehrlicherweise muss ich erwähnen, dass mir ein, zwei Mitbewohner heimlich einen Zehner oder Zwanziger zusteckten.)

Lektion 2: Man kann sich durchaus ein bequemes Leben machen, wenn man jemanden findet, der blöde genug ist, das zu finanzieren. Wenn man dieses Leben dann auch noch als nachhaltig und zukunftsweisend darstellt, also geradezu als Pioniertat in Richtung saubere Umwelt, frei von schlechtem Karma, präsentiert, finden sich genug Idioten, die das glauben und zu finanzieren bereit sind.

Und überhaupt alles, das Erleuchtung versprach

Zwar war man im Hause weitestgehend strikt gegen den Besitz und die Verwendung von Treibstoff schluckenden Fahrzeugen; auch vor 50 Jahren waren die entsprechenden Kreise schon für alles, was der menschlichen Fortbewegung ein besseres Karma verlieh. Wenn nun aber mal jemand aus der Stadt zu Besuch kam und dazu ein eigenes Auto nutzte, wurde er umgehend belagert und bequatscht. „Kannst du mich mal in die Stadt fahren?“ „Kannst du mir helfen, etwas zu transportieren?“ „Kannst du mir einen Sack Buchweizenschrot und zwanzig Liter Miso (eine dickflüssige Substanz aus fermentierten Sojabohnen; damals ein wahres Allheilmittel: ausnahmslos alles, was im Haus zubereitet und gegessen wurde, schmeckte und roch nach Miso) mitbringen?". Außer meiner Nussnougatcreme.

Es gab noch einen weiteren Grund, aus dem ich nicht gelitten war. Die Anderen befassten sich ständig innerlich und äußerlich mit allerlei esoterischem, religiösem, vor allem fernöstlichem Wahn. Es wurde die Bhagavad Gita gelesen, die Upanishaden, der Papalangi, der olle Carlos Castaneda, aber auch Rudolf Steiner und überhaupt alles, das Erleuchtung versprach. Ich aber wollte nicht erleuchtet sein, wenn „erleuchtet“ alles das bedeutete, was mir tagtäglich vorgelebt wurde. Ich machte mich über die unsagbar kitschigen Bilder indischer Götter lustig, die überall – außer in meinem Loch – hingen und ehrfürchtig verehrt wurden. Das alles war mir, bei aller eigenen Nähe zum unbürgerlichen Dasein, zu bizarr; auch erlebte ich ja hautnah im Verhalten der Protagonisten, dass es mit dem „Love, Love, Love“ nicht weit her war.

Lektion 3: Fremde waren stets willkommen, auch wenn sie wenig bis nichts zum Gemeinschaftsleben beitrugen, stattdessen nur Dinge davon trugen. Wofür man ihnen dankbar sein sollte – Eigentum ist schließlich Diebstahl. 

Besonders häufig muss ich in den letzten Jahren an damals denken, wenn es um „Willkommenskultur“ geht. Jeder, der keiner geregelten Arbeit nachging, war im Haus herzlich willkommen. Nicht von mir, aber wer war ich schon? Das sprach sich in der nahen Stadt rasch herum, was dazu führte, dass ich ständig neue Gesichter in Haus und Hof entdeckte, die mir freundlich erklärten, sie würden jetzt hier wohnen. Nicht jeder unter ihnen war ein Kleinkrimineller, es gab auch angenehme Leute; sie zeichneten sich dadurch aus, dass sie sich unverlangt hier und dort nützlich machten. Und dadurch, dass ihr Aufenthalt endenwollend war. Die Mehrzahl war das jedoch nicht.

Ich erinnere mich heute nicht mehr an jeden. Genauer vor Augen habe ich nur noch die, welche harte Drogen ins Haus brachten und die alles klauten, was sich in der Stadt in einen Schuss verwandeln ließ. Instrumente, Schmuck, Plattenspieler und Platten... Einmal erwischte ich eine dieser Fachkräfte auf offener Landstraße, als er mit einem geklauten, vollgepackten Fahrrad stadtwärts unterwegs war. Ich stoppte ihn und jagte ihn davon; das Rad samt der Sore schaffte ich zurück ins Haus. Niemand dankte es mir. Als es wenige Tage später zu einer erneuten Begegnung mit dem Individuum kam, ging es ungehindert mit einem Messer auf mich los. Aber das ist eine andere Geschichte.

Das Hüpf- und Hockgemüse, das Straßen blockiert

Es gab einige praktische Gründe für mich, dieses und manches mehr zu ertragen; im Nachhinein bin ich dankbar für die Erfahrungen, sie öffneten mir die Augen dafür, was man von Vertretern des Moralismus halten muss. Damals schon wurde ich missbilligend angeschaut, weil ich mit der Plastiktüte eines Discounters nach Hause kam oder mir eine Scheibe Schinken aufs Brot legte, während alle anderen ihre mit Miso bestrichenen Fladen mümmelten. Es hat sich an diesem Dünkel bis heute nichts geändert – „Wir sind die Besseren, die humanistisch und moralisch überlegenen, ihr seid die Spießer, die Bürgerlichen. Alte. Weiße. Männer. Und um das im Großen durchzusetzen, wurde schon damals mit Moralkeule und Diskriminierung gearbeitet.

Ich erinnere mich an den Besuch eines Elternpaares, das sich aus Sorge um die Tochter mit einem vollgepackten Auto zu uns aufgemacht hatte und Essen, Trinken und Kleidung brachte. Über die wurde sich abends tüchtig lustig gemacht. Passte das zu erleuchteten, meditierenden, „Om mani padme hum“ singenden Jüngern irgendwelcher Gurus und alter Götter? Ich fand, nein. Und so verließ ich nach etwa einem Dreivierteljahr, in dem sich alles immer mehr zuspitzte, mit meiner neuen Freundin das Haus. Das übrigens wenig später von der Besitzerin komplett geräumt wurde.

Die gleichen Verhaltens- und Denkweisen wie die „meiner“ Hippies finde ich auch heute bei Grünen und Aktivisten. Das Hüpf- und Hockgemüse, das Straßen blockiert und damit Menschen, die zur Arbeit fahren wollen, um den verwahrlosenden Wohlstand und den grassierenden Wahnsinn in Futschland noch zu finanzieren, behindert, ist vom gleichen Schlag wie meine damaligen Mitbewohner und deren Umfeld. Fordern, verlangen, die eigene Weltsicht aufzwingen, dabei finanziert werden von denen, die sie verachten. Sie sind unsere Enkel, wobei der eine und andere Großvater (m/w/d) bis heute da mitmischt. Ein gnädiges Schicksal hat mich davor bewahrt, wie Kretschmann oder Trittin, um nur zwei zu nennen, die mir spontan einfallen, zu werden. Allerdings war ich früher auch kein Kommunist; von daher lag ich nie auf der autoritären, als human und moralisch verbrämten Unterdrückungslinie, wie sie dank Grünen, Grünlichen und Roten zunehmend an Macht gewinnt. 

Der Fabeldichter Jean de la Fontaine (1621 bis 1695) erzählt in „Die Grille und die Ameise“ von Luftikussen und Vorausschauenden; lange zuvor auch schon der altgriechische Fabeldichter Äsop. Allerdings leben die musizierenden Grillen, nachdem das Nahrungsangebot knapp geworden ist, anschließend nicht auf Kosten der Ameisen mit ihren wohl gefüllten Vorratskammern – vielleicht würden sie gerne, aber die Ameisen kommen gar nicht auf den Gedanken, den Hüpferlingen nun Kost und Logis anzubieten, nicht einmal für gute Vibrationen, ein positives Karma und Musikunterhaltung im Bau. Doof sind sie nicht, die kleinen Insekten. Nicht so doof.

Foto: Pixabay

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Gabriele Kremmel / 13.03.2022

Kommt mir bekannt vor - selig, wem der gesunde Menschenverstand half, diese Leute und ihr infantil-schmarotzerhaftes Wesen zu durchschauen und sich rechtzeitig vom Acker zu machen. Warum erinnert das Damalige trotz aller Unterschiede nur so an das Heutige? Ich habe mal gelesen, Religion basiere, tiefenpsychologisch gesehen auf der unbewussten Suche nach der frühkindlichen Sorglosigkeit, Beschützheit und Sattheit im Schoße der Mutter, die sich um alles kümmert und die vom kleinen Kind als allwissend und allkönnend wahrgenommen wird. Diese schützende Allmacht und die bedingungslose Liebe findet sich aber in dieser Ausprägung später nur mehr in den Sphären des Spirituellen. Für die Deckung der irdischen Bedürfnisse braucht man dann Leute, die für die Versorgung und die Erfüllung materieller Bedürfnisse zuständig sind. Das erleben wir heute in einer Abkehr von der Religion, hin zu vielgestaltigen Ersatzreligionen, ob sie nun Klimawandel, Corona oder Antirassismus und Genderismus heißen. Das erklärt auch den Erfolg von Angela Merkel, die als Personifizierung der Mütterlichkeit erreichte, dass die meisten Menschen nichts von dem, was sie tat, hinterfragten und sie von einer jungen Generation sogar als sakrosankt erklärt wurde.

alf graef / 13.03.2022

Hallo Archi, wir beide müssten - in etwa - der gleiche Jahrgang sein. Was du beschrieben hast, ist wie ein Film vor meinem geistigen Auge abgelaufen.  1971 befand ich mich in einer Mechaniker - Lehre. Mit meinen Kollegen im Betrieb konnte ich nicht so viel anfangen. Also habe ich mich einer Gruppe von Abiturienten/Studenten angeschlossen. Alles hoch intellektuelle Leute. Die diskutierten nächtelang über das “Kapital” Marx, Engels… Mao usw. Verstanden habe ich nicht viel von dem was da diskutiert wurde. Hauptsache, ich war dabei. Ich war immerhin der - Vorzeigeprolet - in dieser veritablen Gruppe. Aber ich besaß als einziger einen motorisierten Untersatz. Am Anfang musste ich den Einen oder Anderen Genossen -wenn gewünscht- befördern. Später wurde mein Moped dann einfach sozialisiert. Jeder aus der Gruppe konnte es nach Bedarf nutzen. Den Unterhalt, das Benzin durfte ich natürlich aus eigener Tasche begleichen. Ich mache es kurz. Ich habe den Sozialismus respektive Kommunismus unverzüglich auf dem Alter meiner eigenen Interessen geopfert. Ich habe das seit damals bis heute nie bereut!! Der linksgrüne Zeitgeist hat seine Wurzeln in der Vergangenheit. Einige “ältere” unter uns haben das schon vor ca. fünfzig Jahren am eigenen Leib erfahren dürfen.  Die Ähnlichkeiten von damals und heute sind frappierend. Nur, damals im kleinen heute im großen Maßstab!

Sabine Heinrich / 13.03.2022

Diese unsozialen Schmarotzer habe ich bis zum Ende meiner Dienstzeit erlebt. In den Klassen über soziales Verhalten schwafeln; aber wenn es um Alltägliches wie z.B. angemessene Spenden für die “Freud- und- Leid- Kasse” ging, das Wegräumen und Reinigen von eigenem gebrauchten Geschirr, das Aufräumen des Werkraums, des Klassenzimmers oder der Lehrerzimmerküche - da war es häufig aus mit dem in den Klassen gepredigten sozialen Verhalten.  Oft musste nicht nur ich erst das Schlachtfeld, das andere Kolleginnen hinterlassen hatten, aufräumen, bevor ich mit meinem Unterricht beginnnen konnte. Zu “gern” erinnere ich mich daran, dass diejenige, welche das letzte Blatt von der Klopapierrolle genutzt hatte, es nicht für nötig gehalten hatte, den Hausmeister zu informieren. Was das für die Nachfolgerin bedeutet hat, brauche ich nicht zu erläutern. Seitdem habe ich immer eine kleine “Notrolle” dabei. Hauptsache, ICH konnte noch ein Blatt ergattern; Hauptsache ICH konnte noch den letzten Kaffe aus der Maschine nehmen, ohne neuen für die folgenden Kolleginnen aufzusetzen. Hauptsache, ICH konnte in Konferenzen durch Redeschwälle glänzen und dadurch andere mundtot machen. Was kratzt es MICH, wenn meine unerzogene Klasse durch ihr Gekreische und Rumtoben in öffentlichen Verkehrsmitteln anderen Mitreisenden die Fahrt zur Hölle macht?  -  Die größten sich ach so sozial gebenden Schwätzer - auch aus anderen Berufen - waren nach meinen Erfahrungen die am wenigsten sich sozial verhaltenden Menschen - auch im Privatleben. - Nun sind die Erinnerungsgäule mit mir durchgegangen, vielleicht habe ich auch (etwas) am Thema vorbeigeschrieben…Setzen! 6! Oder - altersmilde: 5!?

Gudrun Meyer / 13.03.2022

Was ich in den 1980-er Jahren aus der Nähe gesehen habe, ohne selbst in der WG zu leben, war deutlich gemäßigter. Soviel ich weiß, brauchte der Eigentümer die Wohnung nie räumen zu lassen. Sie war einigermaßen sauber, sogar einen kaputten Rolladenkasten haben die Bewohner höchstselbst gewechselt, und man konnte wirklich nicht behaupten, dass die WG eine bessere Obdachlosenunterkunft gewesen wäre, weshalb mir auch keine vergleichbar lustige Beschreibung einfällt. Schräge Besucher waren oft dabei, gingen aber auch wieder. Aber schon in der WG, die sozial halbwegs funktionierte, waren linksgrüne Moralpredigten der Normalfall (während die Bhagavadgita trotz der diffusen Schwärmerei für alle nicht-westlichen Kulturen keine Rolle mehr spielte) und gab es abstruse Ansichten über Kriminelle als Opfer der Gesellschaft, abstrus schon deshalb, weil die Bewohner ja hinreichend angepasst waren, um einigermaßen regelmäßig und gemeinschaftlich die WG-Kasse zu füllen und vor allem, um zu arbeiten und Steuern zu zahlen. Das Gerede über die Leiden der Kriminellen in einer durch und durch rechten, je nach Täter auch “kultur-imperialistischen und rassistischen Gesellschaft” lag nicht im eigenen Interesse der Bewohner, und eben das fand ich auffällig. Das Geschwätz kam ja immer dann auf den Tisch, wenn ein schräger Besucher etwas geklaut hatte. Früh übt sich in linksgrüner Ideologie und deren Umsetzung, heute also mit Klima"politik”, Willkommensfuror und Coronerei, wer ein Opfer werden soll.

T. Schneegaß / 13.03.2022

Von Ihren damaligen Mitbewohnern oder deren “wohlerzogenen” Nachwuchs kennen Sie wohl niemanden mehr heute in “verantwortungsvollen” Positionen, Herr Bechlenberg? Oder haben Sie nur die Namen vergessen? Diese Charaktere haben heute das Haus D besetzt und Sie sind mitschuldig, Sie haben sie üben lassen!

Fridolin Kiesewetter / 13.03.2022

Was ich immer sage: Die Misere begann nicht erst mit Merkel und der Grenzöffnung. Der Niedergang ist seit den Siebzigern zu beobachten. Die Schnorrer von damals sind mittlerweile überall in die Nervenzentralen der Gesellschaft eingesickert und haben von da aus mehr und mehr die Köpfe der Normalos verwirrt. Damals wäre durch den energischen Widerstand des Bürgertums noch was zu retten gewesen, aber man hatte Wichtigeres zu tun ...

S.Bahr / 13.03.2022

Erinnern Sie sich, ob eine Ihrer damaligen Mitbewohner zufällig Nancy Fraeser hieß?

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