Dass (Hippie)kommunen immer in der Ausbeutung (ja, Ausbeutung!) einiger weniger enden, hat einen simplen Grund: Es ist einfacher, es sich auf Kosten anderer gut gehen zu lassen, als selbst für sich zu sorgen. Man lagert die eigene Versorgung auf andere aus. Das ist normales biologisches Verhalten, das in der Kindheit angelegt ist. Babys können sich nicht selbst versorgen und werden durch ihre Eltern versorgt. Wenn Eltern es jetzt versäumen, ihrem Nachwuchs im Laufe des Heranwachsens die Selbstversorgung beizubringen, bleiben sie darauf hängen und die Fremdversorgung wird zum Lebensentwurf. Der Sozialstaat begünstigt dann dieses unselbstständige Verhalten und es wird zur Normalität. Auch im direkten sozialen Umfeld. Zumindest so lange sich jemand findet, der das mit sich machen lässt und die Unselbstständigkeit der anderen bereit ist zu kompensieren. Das hat aber Grenzen: Je mehr Menschen es sich in der Hängematte auf Kosten anderer gut gehen lassen, desto größer wird der Aufwand für die Wenigen, die Vielen zu versorgen. Irgendwann wird das Missverhältnis so groß, dass die wenigen Versorger finanziell und/oder körperlich zusammenbrechen. Und dann geht alles den Bach runter und die Unselbstständigen verhungern. Zumindest dann, wenn sich kein weiterer Idiot findet, der es einfach mit sich machen lässt, von den Unselbstständigen ausgebeutet zu werden. Tendenziell brauchen nur sehr junge und sehr alte gebrechliche Menschen (körperlich oder geistig Behinderte auch, aber von denen gibt es nicht so viele) wirklich die Unterstützung durch andere. Erwachsene Menschen sollten hingegen in der Lage sein, sich selbst über Wasser zu halten und natürlich auch die, die es wirklich nicht können. Wenn Eltern ihre Kinder nicht auf die Pflichten eines Erwachsenen vorbereiten, fallen die als Erwachsene als wichtige Stütze der Gesellschaft aus und sie bricht zusammen. Es sei denn, wir führen Wehrpflicht und Ersatzdienst wieder ein, die den Erziehungsmangel kompensieren.
You rearrange me till I am sane… Sie haben eine wunderbare Beschreibung der heute herrschenden Klasse in Schland produziert. So auf den Kopf getroffen. Chapeau! Ich habe zwar nie in einer Wohngemeinschaft gelebt, weil ich die asozialen Linken nie ertragen konnte, aber sie waren in Münster, meinem Studienort. allgegenwärtig. Je linker, je asozialer haben wir uns immer lustig gemacht. Wir hätten lieber dafür sorgen sollen, dass der Radikalenerlass bestehen bleibt und dass Lehrer nicht ihre verlogene esoterische Weltsicht unentwegt in unsere Kinder hämmern dürfen. Nun ist es zu spät. Ich befürchte, es muss ein fieser Krieg kommen, damit die Klima hüpfenden und an Straßen klebenden Linksgrünen unserer Zeit bemerken, dass man Ideologie nicht essen kann. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass die Habecks, Baerböcke, Spiegel, Scholz, Eskens und Helge Linds dieser Welt vorher noch ein Wahrheitsministerium eröffnen und der obige Satz aus dem gleichen Lied von Pink Floyd sofort umgesetzt wird. Die Sache hat den Vorteil, dass, wenn sie es gut machen, ich hinterher nix mehr von dem ganzen Kram merke und “sane” bin. Ich befürchte allerdings, nicht mal das können diese Menschen.
Danke, R.C@mper, Volltreffer versenkt. Ich bin ganz bei Ihnen.
Wenn man wissen will, was aus den Hippies geworden ist, dann sollte man schauen, was aus den Anhängern des Bhagwahn Shree Rajneesh geworden ist, dem die Hippies doch massenhaft wie dem Rattenfänger zu Hameln nachgelaufen sind. Der hat sie verachtet, was für mich klar in einem seinerzeit in den Kinos gelaufenen sympathisierenden Film zu erkennen war. Anscheinend hat er sein Rückenmark durch seine energetischen Übergriffe zerstört. Damals habe ich bedauert, dass die Hippie-Bewegung nicht zu mehr getaugt hat.
Als Alt-, oder eher Ex-Hippie, betrachte ich die heutigen Neolinken und Woken nicht als legitime Nachfolger, sondern eher als Pervertierte. Sogar Alt-Grüne haben den Begriff “Pervertierung” in einem offenen Brief an ihre Partei benutzt. Das ist eine der größten Enttäuschungen meines Lebens, dass aus der damaligen unfasslich kreativen, lebenslustigen und legitimen Jugendrevolte sich so etwas Moralistisches, Aggressives und Autoritäres entwickelte. Das widerlegt nicht die damaligen Ideen, aber sagt etwas aus über den Menschen an sich und bietet Stoff für Analytiker.
Sie sprechen von einer negativen Bilanz. Aber an den mit einziehenden Mädchen teilhaben zu dürfen, ist das nicht mehr wert als alles Geld der Welt? Warum geht das nicht in Ihre Bilanz ein?
Herzlichen Dank, lieber Autor, für diese höchst anschauliche Darstellung Ihres Ausflugs in die alternative Szene der 70er Jahre. Mich selbst hätten keine zehn Pferde in eine WG schleifen können. Ich war von Haus aus viel zu ordnungsliebend, halt gnadenlos bourgeoise, um mich in einem vergleichbaren Chaos wohl fühlen zu können. Ich kannte Typen, wie Sie sie hier beschreiben, die sich gern in einer WG niederließen, jedoch keine Sekunde daran dachten, die Kosten und Pflichten mit den anderen zu teilen. Das war total uncool, um es mit einem heute gängigen Wort auszudrücken. Wenn ich die WGler einmal besuchte, habe ich mich stets über die Streitereien darüber, wer die Küche aufwischt oder das Klo putzt, köstlich amüsiert. Dann kam der/die eine oder andere allerdings auf die Idee, in meiner kleinen, aber gepflegten Butze vorbeizuschauen und nachzufragen, ob bei mir noch ein Plätzchen frei sei, denn “bei dir ist es immer so sauber und stinkt nicht nach all dem Zeug, das meine Mitbewohner zusammenbrutzeln.” Da war für mich Schluss mit lustig, und ich habe mich lieber mit meinesgleichen, also den unverbesserlichen Spießern (heute Ewiggestrige und - na, was schon- Nazis) eingelassen. Während eines Studienaufenthaltes an der Universität Perpignan erlebte ich allerdings später jene Zustände, denen ich in Hamburg entgangen war. Die Küche im Studentenwohnheim starrte vor Dreck. Über die Zustände im Sanitärbereich lege ich den Mantel des Schweigens, weil sie jeglicher Beschreibung spotten. Zudem wurde in die Zimmer eingebrochen und alles geklaut, was nicht angenagelt war. Auch der Lärm jener, die die Nacht zum Tage machten,, war schier unerträglich. Ich mietete mich nolens volens in der Stadt ein und konnte vor Stund’ an meinen Aufenthalt unter südlicher Sonne in vollen Zügen genießen. Dass hin und wieder Studienkolleginnen aus dem Wohnheim mein Badezimmer benutzten, störte mich nicht. Es war eine Art Abbitte für meine Flucht aus dem versifften Milieu.
@Dr Stefan Lehnhoff:”... Wo ist die Vermieterin, die den Laden räumen lässt?” Ist doch längst passiert - und die haben es auch gleich eingesehen, die Guten, die! Sie “residieren” vermutlich jetzt in Leipzig, Tiefe Straße 3, sozusagen in Solidarität mit den Hausbesetzern in der Rigaer Straße 94 - da ist endlich auch mehr los, als auf dem faden Lande! MfG
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