Manfred Haferburg / 19.02.2021 / 13:00 / Foto: Pixabay / 38 / Seite ausdrucken

Texas übt für uns den Blackout

"Bitte tun Sie Ihr Bestes, um sicher warm zu bleiben", schrieb der Bürgermeister von Houston, Sylvester Turner, anfang der Woche auf Twitter. "Wir werden das gemeinsam durchstehen." Ob bei Herrn Turner wirklich der Strom abgedreht war, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber die Durchhalteparole erinnert mich an „Wir schaffen das“ einer berühmten Energiewenderin aus Deutschland.

Was ist passiert? Texas hat die Windenergie in den letzten Jahren stark gefördert und produziert etwa ein Viertel seines Stroms aus Wind. Ein eisiger Sturm mit minus 10 Grad Kälte brachte die Stromversorgung des Bundesstaates schwer in die Bredouille, 10.500 Megawatt an Windenergie froren schlichtweg ein. Das sind so viel wie 10 Kernkraftwerke. Schätzungsweise 2,6 Millionen Haushalte und Unternehmen im Bundesstaat waren am Sonntagabend und Montagmorgen aufgrund von Sturmschäden durch von den Regulierungsbehörden angeordneten rotierenden Stromsperren von der Stromversorgung abgeschnitten. Der Gouverneur erklärte den Notstand. 

Wer trägt die Schuld an den Stromausfällen im US-Bundesstaat Texas? In den USA wird heftig über die Windkraft debattiert. Fakt ist: Mehrere Menschen starben, Millionen Haushalte sitzen ohne Elektrizität in eisiger Kälte.

Selbst die „New York Times“ erwähnte in ihrer Analyse der Situation auch die Windkraft als eine mögliche Schwachstelle. Und das Magazin „Forbes“ sorgte sich: „Die Ausfälle in Texas rücken die Zuverlässigkeit erneuerbarer Energien in den Mittelpunkt“, hieß es in einer Schlagzeile. Der Eisregen mit den sinkenden Temperaturen habe viele Windkraftanlagen buchstäblich festgefroren. Dies bedeutete, dass „zu dem Zeitpunkt, an dem er am dringendsten benötigt wird, nicht genügend Strom erzeugt wird“, schreibt Sal Gilbertie und schlussfolgert: „Dies ist das Problem bei erneuerbaren Energien: Sie sind nicht immer da, wenn es schwierig wird.“

Windstromausfall betraf 2 Millionen Kunden

Ein Teil des Problems entstand, als Windturbinen in West-Texas einfroren und auch Erdgasbohrtürme durch das Wetter in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ungefähr die Hälfte der Windkraftanlagen des Bundesstaates musste vom Netz genommen werden, wodurch bis zu 10.500 Megawatt an Windenergie abgeschaltet wurden, ein bedeutender Teil der gesamten Stromversorgung des Bundesstaates. Es wird erwartet, dass die Behörden die Turbinen im Laufe der nächsten Tage enteisen würden.

Der „Elektrische Zuverlässigkeitsrat“ von Texas, der das Stromnetz des Staates verwaltet, sagte in einer Erklärung, dass die rotierenden Stromsperren ein "letztes Mittel waren, um die Zuverlässigkeit des elektrischen Systems als Ganzes zu erhalten", sprich – den totalen Blackout zu verhindern.

Allein der Windstromausfall am Montag betraf 2 Millionen Kunden. Doch die Probleme verschärften sich, als auch andere Stromerzeugungsquellen kälte- und sturmbedingte Probleme bekamen und vom Netz genommen wurden. Insgesamt fehlten dem Bundesstaat am Montag zeitweise bis zu 30.000 Megawatt an Erzeugungskapazität. 

Eine von keinerlei Sachkenntnis angekränkelte Falschinformation leistete sich in diesem Zusammenhang ein Welt-Online-Redakteur. Er empörte sich, dass Windenergiegegner im Internet die „Windturbinen madig machten“. Er behauptet, das zum Enteisen der Windenergieanlagen durch Hubschrauber keine Chemikalien verwendet würden, sondern „heißes Wasser“. Na klar, ein Hubschrauber versprüht im eisigen Sturm bei minus 10 Grad heißes Wasser auf die gefrorenen Rotoren und taut sie so auf. Jeder, der schon mal versucht hat, eine Autoscheibe mit heißem Wasser aufzutauen, kennt das Problem – das Wasser kühlt ab, gefriert sofort und die Eisschicht wird noch dicker.

Auch Flugzeuge werden nicht mit heißem Wasser enteist, sondern mit Enteisungsmittel. Das ist ein Gemisch aus Wasser, Alkohol (Glykol) und chemischen Zusatzstoffen. Das Mischungsverhältnis Enteisungsflüssigkeit zu Wasser ist abhängig von der Außentemperatur, von der Art des Niederschlags und der benötigten Zeit der Schutzwirkung. Es wird darauf geachtet, dass die Flüssigkeit biologisch abbaubar ist und aufgefangen wird. Eine Wiederverwendung ist meist nicht möglich. Bei Flugzeugen kann man sich das Auffangen der Flüssigkeit ja noch irgendwie vorstellen, aber bei den gigantischen Windrädern, besprüht vom Hubschrauber aus im eisigen Wind, geht das nicht. 

Das Wetterereignis in den USA forderte auch Tote: In den USA und im Nachbarland Mexiko sind bis Dienstag bereits mehr als 20 Menschen durch die Kälte ums Leben gekommen, die meisten bei Verkehrsunfällen. Allerdings erstickten in Texas laut NBC News eine Frau und ein Mädchen, die versucht hatten, sich mithilfe eines Autos aufzuwärmen. Es wird befürchtet, dass die Opferzahlen noch steigen könnten. 

Die deutschen Behörden werden das Problem selbstverständlich managen, ähnlich, wie sie die Probleme der Corona-Pandemie meistern.

Foto: Pixabay

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Richard Loewe / 19.02.2021

kleine Korrektur, Herr Haferburg. Sie haben sicherlich Ted Cruz zugehoert, der von 25% Windernergie sprach. Es sind 23% and ganz wenigen Tagen im Sommer, ansonsten reden wir von einstelligen Einspeiszahlen. Und: ich bin etwas enttaeuscht, dass Sie das Wunderkind der Democraps, AOC, nicht erwaehnt haben. Die hat naemlich gesagt, das ware alles nicht passiert der Strom zu 100% “aus erneuerbaren” Quellen gestammt haette. Die glauben das! Joe Biden hat vorgestern im Fernsehen gesagt, dass bei seinem Amtsantritt kein Impfstoff da gewesen waere (er hat im Januar die 2. Dosis des nicht vorhandenen Stoffes erhalten). AOC machts noch laenger, Biden ist vor Ostern weg.

Michael Lorenz / 19.02.2021

Man hat die Wahl: a) man verlässt sich auf den Sachverstand der verantwortlichen Politiker (ok, streichen Sie das, war nicht witzig);  b) man hofft auf Glück, dass es einen nicht trifft (kann so schiefgegen wie im Casino alles auf Rot zu setzen in sich dann im Garten erschießen zu müssen - mit demselben Endergebnis);  c) man ist vorbereitet mit Essen, Wasser, Heizmitteln etc., aber dann ist man ein ganz Rechter. Ok, wählen Sie. Vorher schauen Sie sicherheitshalber noch die kommende Verfilmung des Romans “Blackout-morgen ist es zu spät”!

Dieter Scheidt / 19.02.2021

Die kommenden kurz oder länger dauernden Blackouts werden immer mehr Lichtlein aufgehen lassen, selbst bei hoch überzeugten Grünen Dummmbeuteln, besonders wenn sie Gelegenheit hatten, längere Zeit ohne gendergerechte WCs und Tagesthemen in Aufzügen von Wohnung (EFH!), Hotel, Kaufhaus, Bundestag, Parteizentrale ...) „über alles“ noch mal ergebnisoffen nachzudenken. Das mit dem heißen Wasser aus dann wohl hunderten von Hubschraubern stelle ich mir sehr spannend vor, doch leider nicht live vermittelbar, fehlt dann doch den Sendern und meinem Empfänger der Strom. WELT habe auch ich endgültig ade gesagt, lese nur noch WO, aber VOR der Bezahlschranke. - Was oder wer zog eigentlich Henryk Broder dorthin?? Aust, vermute ich.

lutzgerke / 19.02.2021

3sat hatte vor Jahren verschiedene Projekte der USA mit Vertikalturbinen vorgestellt. Die sind 10 mal so effizient, wenn man so will, 10 mal so billig, kleiner als die Bäume, müssen dicht stehen (Fischschwarmprinzip), sind leise, springen leichter an, brauchen nicht in den Wind gedreht zu werden, können Sturm ab, sind wartungsfreundlich (weil die alle vom Boden zugänglich sind und dicht stehen) und brauchen wenig Öl bei der Produktion und keine Seltene Erden. Der Strom wird Null-Euro teuer. Bei -Temperaturen könnten Kohlekraftwerke die Energieversorung übernehmen und wenn’s taut, wird einfach umgeschaltet. Zudem wäre es noch billiger, wenn die Energieversorger verstaatlicht würden. Strom ist für alle da. Der Staat nämlich darf keine Gewinne machen und in der Hand von Gemeinden und Landkreisen wären die nicht mehr erpressbar. Über den Strompreis abstimmen können die Gemeindemitglieder. - Mir ist die Darstellung zu einseitig. Das ist der Kampf der Ideologien.    

Thomas Brox / 19.02.2021

Eigentlich sollten wir über die (angebliche) Klimaerwärmung froh sein. Die Wahrscheinlichkeit eines drastischen Kälteeinbruchs müsste theoretisch abnehmen - gemittelt über den Erdball. Wie man sieht kann es trotzdem passieren - aber nicht so häufig. Allerdings ist die deutsche Kommandowirtschaft besonders gründlich und shreddert sämtliche konventionellen Kraftwerke. Um den Wettergott gnädig zu stimmen sollten wir unbedingt wieder altes Brauchtum aktivieren: Singen, tanzen, Gebete sprechen, Weihrauch, kleine Opfer (große Opfer können wir uns nach der Energiewende nicht mehr leisten). Und wenn es richtig kritisch wird, dann helfen uns ganz bestimmt die Nachbarstaaten: Minimale Notversorgung, und die elektrische Energie für den Restart, falls sich die 30.000 + x Windräder wieder drehen können und der Wind auch noch weht.

Ilona Grimm / 19.02.2021

Die Entfernung Texas (Mittelpunkt) <—> Berlin beträgt per Luftlinie.org 8.624 km. Die Entfernung Fukushima <—> Berlin beträgt 8.753 km. Nach Merkelscher Logik dürfen wir nun hoffen, dass nach dem Energie-Blackout in Texas nun die Abschaltung des letzten Atomkraftwerks Grohnde ausgesetzt wird, um den drohenden Blackout in Deutschland hinauszuzögern und durch neue Kernkraftwerke mittelfristig auszuschließen.

Paul Siemons / 19.02.2021

Warum nur nach Texas schweifen - sieh, der Blackout liegt so nah!

Michael Sondermann / 19.02.2021

Soweit ich aber gelesen habe lag das Hauptproblem in Texas nicht an den erneuerbaren Energien, die waren vorhanden, sondern an den Kohle- und Atomkraftwerken die völlig unzureichend liefern konnten ???? really? Und wo bleiben die hüpfenden Kinder von FFF; in der Kälte hilft das wirklich. Aber ich habe gehört, die sind gerade auf einer Demo gegen Rassismus.

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