Linksextremisten laufen Sturm gegen das Tesla-Werk in Grünheide. Ums Klima geht es ihnen nicht: Es sind Elon Musk und der Kapitalismus, den sie bekämpfen.
Es bleibt eines der großen Rätsel unserer Zeit: Wie nur kam Elon Musk auf die Idee, seine einzige Gigafactory in Europa – für satte 5,8 Milliarden Euro – ausgerechnet im von allen guten Geistern verlassenen Deutschland zu errichten? Einem Land, um das Investoren nicht nur horrender Steuern wegen einen großen Bogen machen, in dem der Wirtschaftsminister an der Deindustrialisierung arbeitet, in dem technischer Fortschritt ausschließlich im Hinblick auf die Risiken diskutiert wird und in dem Steinzeitlinke längst wieder ihren Grüften entstiegen sind, um die Welt einmal mehr mit dem Segen des Kommunismus zu beglücken, weil der immer und überall so gut funktioniert hat?
War es noch im März der von einer linksextremistischen Gruppe verübte Brandanschlag auf einen Strommast, der die Produktion im Tesla-Werk in Grünheide für einige Tage lahmlegte, entdeckten städtische Linksextremisten inklusive des Schwarzen Blocks der Antifa plötzlich ihre Liebe zur Natur und brachen aus ihren Behausungen auf, um für Bäume und Trinkwasser zu kämpfen. Nein, natürlich nicht. Die Bäume sind ihnen ja egal, solange diese monströsen Windrädern Platz machen müssen, nur gelegentlich besetzen sie „Hambi“ und Lützi“, wegen des Kohleabbaus. Apropos Kohleabbau: Es geht ihnen natürlich um die Abschaffung des Kapitalismus, aber dazu später mehr.
Vom Bahnhof Fangschleuse zogen nach Angaben der Veranstalter 3.000 Demonstranten (also etwa 1.000) zum Werksgelände, wo eine Kundgebung stattfand. In einem Protestcamp im Wald harren bereits seit Februar einige Gleichgesinnte mit reichlich Tagesfreizeit dank Bürgergeld aus. Das Tesla-Werk ist ihnen, offenbar anders als die Fabriken von Volkswagen oder BMW, wo man noch die verteufelten Verbrenner herstellt, ein Dorn im Auge.
Die Zeiten, in denen das Elektroauto als klimafreundliches Vehikel der Zukunft gefeiert wurde, sind vorbei, seit sich herumgesprochen hat, dass die Produktion von E-Autos, insbesondere der Batterie, ein veritabler CO2-Treiber ist, aber hier ist es Elon Musk selbst, der die linke Blase triggert, ist er doch ein unabhängiger Kopf, der mit dem woken Gedöns von Postkolonialismus bis Intersektionalität nichts anfangen kann und das auch noch fröhlich kundtut. Ein ganz schlimmer Kapitalist, wohingegen Bill Gates, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos Philanthropen sind, die ausschließlich zum Wohle der Menschheit ihr glorreiches Tagwerk verrichten. Und die E-Autos der chinesischen Genossen sind sicher auch nicht so schädlich wie die von Elon dem Schrecklichen.
Nie was gebaut außer einem Joint
Nun hat Elon Musk im strukturschwachen Brandenburg zwar 12.000 Arbeitsplätze geschaffen, aber damit können heutige Linke, die Arbeit als Zumutung betrachten, ohnehin nichts anfangen. So bringen sie es fertig, bessere Arbeitsbedingungen für die Werktätigen bei Tesla zu fordern und gleichzeitig das Ende der Produktion. They can have the cake AND eat it! Auf Musks Plattform X, die sie selbstredend auch benutzen, meldet sich eine Gruppe zu Wort, die sich Disrupt nennt und schreibt:
„Wir wollen demokratisch entscheiden [hier müsste ein Komma hin, C.C.] wie und was wir produzieren: Trams, Busse, Lastenräder.“ Die „Aktivisten“ entscheiden das ganz demokratisch für uns, so wie sie auch Straßenbahnen und Busse und Lastenräder produzieren, ganz im Sinne der ehemaligen grünen Senatorin Bettina Jarasch in Berlin, die vom „Ende des motorisierten Individualverkehrs“ träumte. Wie Disrupt „das Werk radikal neu gestalten“ will, bleibt offen, zumal das Einzige, was diese Heißluftemittenten je gebaut haben, ein Joint sein dürfte. Dass sich unter ihnen auch Ingenieure tummeln, erscheint durchaus unwahrscheinlich.
Auf die Medien können die „verschiedenen Gruppen“, die zum „Protest gegen geplante Tesla-Werkserweiterung“ (Tagesschau) aufrufen respektive „die Aktivistinnen und Aktivisten“, die „mit Aktionstagen“ „vor Umweltgefahren warnen“ wollen (Morgenpost), wie immer zählen. Zwar wurden bei den „friedlichen“ Protesten mit gelegentlichen „Rangeleien“ 23 Personen festgenommen, 76 Strafanzeigen aufgenommen und 27 Polizeibeamte verletzt, als die Chaoten das Werksgelände im märkischen Sand zu stürmen versuchten, was rein visuell frappierend an den Gazastreifen erinnerte, aber die Presse berichtet lieber von Demonstranten, die dort bereits im Einsatz befindliche Polizei „genarrt und übertölpelt“ hätten: „Vertreter der Umweltschutzorganisation Robin Wood fuhren unauffällig mit einem gemieteten Tesla auf das Gelände. Sie stiegen aus und besetzten innerhalb weniger Minuten zwei Laternen.“ Höchst originell, fürwahr!
Der Tagesspiegel erwähnt eine 94-jährige Anwohnerin, die das Protestcamp mit ihrem Rollator passiert und es „herrlich" findet, „es erinnert mich an meine Jugend“ (in den 30er und 40er Jahren...): „Das sind junge Menschen, die sich noch richtig für etwas einsetzen.“ Egal für was. Immerhin der rbb berichtet, dass Tesla zumindest in der Autoproduktion seinen Wasserbedarf in großen Teilen von einem Kreislaufsystem deckt. Das gesamte Prozessabwasser wird bis zu 100 Prozent recycelt, die Gigafactory verbraucht weit weniger Wasser als andere Industrien in Brandenburg.
„Öffentlicher Luxus statt private Stahlschweine!“
Wie vollkommen wumpe den „Aktivistinnen und Aktivisten“ Umwelt und Klima sind, war dem aufmerksamen Beobachter schon klar, als von „queerfeministischer Klimagerechtigkeit“ gefaselt wurde und alles, wirklich alles mit dem großen Quirl im Klimatopf umgerührt wurde: Es geht um die ganze linke Agenda, vom Queer-Quatsch über die Palästina-Solidarität bis zur Abschaffung des Kapitalismus, die „Klimakrise“ ist nur das Vehikel zur Umsetzung. Gunnar Schupelius von der BZ hat vollkommen recht, wenn er schreibt, dass es „nicht mehr um den Umweltschutz (geht), sondern um ein Gemeinschaftserlebnis von Linksextremisten, die ihre Feindseligkeit gegenüber Demokratie und Marktwirtschaft ausleben wollen und sich dafür immer mal ein neues Ziel aussuchen.“
Und genau so ist es: Gestern noch nahm man das „Geheimtreffen“ von Potsdam zum Anlass oder Israels Reaktion auf das Hamas-Massaker, heute mehr oder weniger tätliche Angriffe auf Politiker (aber nur auf rot-grüne) oder eben die Erweiterung des Tesla-Werks, morgen wird es wieder was anderes sein. Konzepte für eine umweltverträgliche Industrie interessieren sie nicht, sie wollen gar keine Industrie mehr. Und sie sagen das ziemlich offen. Auf ihren Schildern und Spruchbannern steht unter anderem: „Klimakampf heißt Klassenkampf“, „Es gibt keinen grünen Kapitalismus“, „Tesla Scheißverein, bald wirst du enteignet sein“, „Climate justice is migrant justice“ (!), „Destroy Tesla“ bzw. „Tesla zerschlagen“ und „Für ein gutes Leben jenseits des Kapitalismus“. Dazu rufen sie „Klimaschutz muss praktisch werden, Feuer und Flamme den Tesla-Werken“, „Change your diat for the climate, eat the Rich!“ und „Hinter Klimakrise steht das Kapital, der Kampf um Befreiung ist International!“ Alles klar, Herr Politkommissar!
Ja, liebe Kinder, die vermeintlichen Umweltschützer sind nichts anderes als verkrachte Existenzen und Hardcore-Kommunisten. Bei X, der Plattform des Gottseibeiuns Elon Musk, doziert ein „Kommunistisches Bündnis“:
„Nur so kann es ein Ende der Unterwerfung von allem unter den zerstörerischen Prozess der Kapitalverwertung geben. Wir nennen diese Idee Klimakommunismus.“ Und: „Das Glücksversprechen einer befreiten Gesellschaft sollte dann nicht heißen „Autos für Alle” sondern „Mobilität für Alle”. Öffentlicher Luxus statt private Stahlschweine! Disrupt Capitalism – Communism for Future!“
Das ist doch mal erfrischend ehrlich. Und das mit dem Kommunismus klappt beim nächsten Mal auch, ganz bestimmt.
Für unsere Rubrik „Achgut zum Hören“ wurde dieser Text professionell eingelesen. Lassen Sie sich den Artikel hier vorlesen.
Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.