Felix Schnoor, Gastautor / 12.06.2014 / 14:42 / 11 / Seite ausdrucken

Taxistreik: Konkurrenz unerwünscht

Felix Schnoor

Demonstrationen und Streiks in Berlin, London, Paris und vielen anderen Metropolen Europas und der Welt – die Furcht der Taxifahrer -und unternehmer vor Smartphone-Apps wie Uber, welches kürzlich mit über 18Mrd. Dollar bewertet wurde und private Mitfahrgelegenheiten vermittelt, ist offensichtlich. Mancherorts wurde der Verkehr komplett lahmgelegt.

Das Taxi-Monopol wackelt. “Wenn sie damit durchkommen, ist unsere Branche am Ende” wird ein 62-jähriger Londonder Taxifahrer von Spon zitiert. “Wir sind die Besten der Welt (...) Wir sind keine Dinosaurier, die um irgendwelche alten Privilegien kämpfen.”

Das Argument gegen eine Öffnung des Marktes für die Konkurrenz: Gewisse Mindeststandards könnten nur von lizenzierten Taxis eingehalten werden.
In Hamburg sahen das die Behörden genauso und verboten kurzerhand dem Startup Wundercar, welches ein ähnliches Geschäftsmodell wie Uber verfolgt, seinen Service in der Hansestadt anzubieten.

Natürlich sind die Streikenden keine Dinosaurier. Sie handeln völlig rational und verständlich. Wer gibt schon freiwillig ein Privileg auf? Das Problem an der Sache ist nur, dass dieses Privileg die Konsumenten benachteiligt. Es nimmt ihnen die Freiheit, selbst darüber zu entscheiden, welche Standards ihnen wie viel Geld wert sind. In einem freien Markt würde niemand die Taxifahrer daran hindern, weiterhin ihre bisherigen Standards, welche das auch immer sein mögen, anzubieten. Es gibt allerdings keine Rechtfertigung dafür, warum die Kunden nicht auch freiwillig auf niedrigere Standards zurückgreifen dürfen sollten. Darüber hinaus ist es ersteinmal lediglich eine bloße Behauptung, dass die neue Konkurrenz zu einem Qualitätsverlust führe. Man muss sich schon anstrengen, um Beispiele zu finden, bei denen eine Zunahme der Konkurrenz zu einer Herabsetzung der durchschnittlich angebotenen Qualität führte. Wenn es solche Beispiele überhaupt gibt. Wenn die Taxi-Branche davon überzeugt wäre, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten, bestünde für sie kein Grund zur Panik.

2011 wurde in New York City erstmals eine Taxi-Lizenz (für ein einziges Taxi!) für über eine Million Dollar verkauft. Die Preise steigen weiterhin rasant. Fahrpreise werden nicht vom Markt festgelegt, sondern müssen von Behörden genehmigt werden. Das ist eine perfide Mischung aus Planwirtschaft und Günstlingswirtschaft. Konsumenten leiden unter zu hohen Beförderungspreisen, mögliche Konkurrenten unter einem entgangenen Gewinn. Die Liberalisierung des Taximarkts ist längst überfällig. Der mündige Konsument benötigt keinen Staat, der für ihn Mindeststandards festlegt, er kann seine eigenen Mindeststandarts festlegen. Der Fernbusmarkt ist das beste Beispiel für eine gelungene Liberalisierung: Diese bringen einen deutlich günstiger und auf den größten Strecken nur wenig langsamer als die Bahn von A nach B. Möglich machte dies die Abschaffung eines Gesetzes, welches Fernbuslinien den Betrieb nur erlaubte, wenn diese keine Konkurrenz zur Bahn darstellten. Diese Regelung 2013 abzuschaffen, war wohl einer der wenigen Lichtblicke der letzten scharzgelben Bundesregierung, die damit Millionen von finanziell Schwächergestellten ein großes Plus an Mobilität ermöglichte und damit auch zeigte, dass Marktwirtschaft gerade den Armen zugute kommt. Im Gegensatz zu der einen Million Dollar für die Taxi-Lizenz in New York.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Prof. Jürgen Althoff / 12.06.2014

Vorsicht, Herr Schnoor, so einfach, wie Sie es sich machen, ist die Sache nicht, denn wesentliche dieser von Ihnen für - auf Kundenwunsch - vernachlässigbar erklärten Mindeststandards sind gesetzlich vorgeschrieben, z.B. Personenbeförderungsschein und regelmäßige ärztliche Untersuchungen der Taxifahrer oder die verkürzte TÜV-Frist. Auch die Haftpflichtbedingungen dürften unterschiedlich sein. Gleiche Wettbewerbsbedingungen wären gegeben, wenn die Vermittler der freien Personenbeförderer ihr Angebot etwa wie folgt formulierten: Wir bieten Mitfahrt in Fahrzeugen unbekannten Sicherheitszustandes und mit Fahrzeugführern unbekannter Qualifikation und unbekannten Gesundheitszustandes. Ihr Versicherungsschutz entspricht demjenigen bei der Mitfahrt mit einem Bekannten. Außerdem machen wir darauf aufmerksam, dass die uns angeschlossenen Fahrer keinem Kontrahierungszwang unterliegen, d.h. die Beförderung Ihrer Person ohne Begründung ablehnen dürfen. Auf die Beförderungsgeschwindigkeit im Innenstadtbereich kann sich negativ auswirken, dass unsere Fahrer die ÖPNV und Taxis vorbehaltenen Sonderspuren nicht benutzen dürfen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Felix Schnoor, Gastautor / 14.03.2020 / 06:05 / 76

Coronavirus: Beten mit Scholz

Von Felix Schnoor. „Regierung sagt unbegrenzte Kredite zu“, so liest man aktuell auf allen Nachrichtenportalen. Es geht um die Bundesregierung und die Sprache, die diese…/ mehr

Felix Schnoor, Gastautor / 18.01.2015 / 10:06 / 3

Der Euro auf dem Weg zur Ramschwährung

Von Felix Schnoor Die schweizer Nationalbank gibt auf. Sie wird den seit über drei Jahren vorhandenen Mindestkurs von 1,20 CHF gegenüber dem Euro nicht weiter…/ mehr

Felix Schnoor, Gastautor / 22.09.2014 / 08:56 / 13

Der Untergang des Wischiwaschi-Liberalismus

Felix Schnoor Eine Woche ist es nun her, da verteilten die Wähler die nächsten beiden Ohrfeigen an die FDP. Selbst, wenn man die beiden Wahlergebnisse…/ mehr

Felix Schnoor, Gastautor / 11.12.2013 / 15:03 / 1

Verzockt!

Felix Schnoor 168 Millionen Euro an Steuergeldern hat das Land Nordrhein-Westfalen mit griechischen Staatsanleihen verzockt, berichtet der Kölner Stadtanzeiger.  Mit diesem Geld sollten eigentlich spätere…/ mehr

Felix Schnoor, Gastautor / 12.11.2013 / 00:22 / 4

Achtung! Problemalarm!

Felix Schnoor Als Palästina in der Zeit zwischen den Weltkriegen von einer Rattenplage heimgesucht wurde, fingen die britischen Mandatsherren an, Katzen ins Heilige Land zu…/ mehr

Felix Schnoor, Gastautor / 12.10.2013 / 21:45 / 9

Was ist mitfühlender Liberalismus?

Felix Schnoor Auf einen mitfühlenden Liberalismus möchte der designierte FDP-Vorsitzende Christian Lindner in Zukunft setzen, um seine Partei wieder wettbewerbsfähig zu machen. FDP-Ehrenvorsitzender Genscher gibt…/ mehr

Felix Schnoor, Gastautor / 03.10.2013 / 07:55 / 1

Uncle Sam’s wirkliches Problem

Felix Schnoor Eine Last-Minute-Einigung im US-Haushaltsstreit blieb dieses Mal aus. Dies hat nun einen sogenannten Government Shutdown zur Folge. Glaubt man den Medien des Okzidents…/ mehr

Felix Schnoor, Gastautor / 04.09.2013 / 16:43 / 6

Warum es in Ordnung ist, nicht wählen zu gehen

Felix Schnoor Ich möchte mit diesem Text niemandem nahelegen, am 22. September nicht wählen zu gehen. Ich möchte mit diesem Text auch nicht sagen, dass…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com