Unter der Taliban-Führungsriege soll ein offener Streit zwischen dem moderateren politischen Flügel und den militärischen Hardlinern ausgebrochen sein, heißt es seit Tagen in Medienberichten. Vizeregierungschef Abdul Ghani Baradar, eigentlich die Nummer zwei der Taliban, blieb mehrere Tage von der Bildfläche verschwunden. Am Mittwoch tauchte er wieder auf und dementierte in einem Interview Streitigkeiten innerhalb der Taliban, meldet orf.at. Doch viele Fragen blieben offen. Und es mehren sich die Indizien, dass das Haqqani-Terrornetzwerk in Kabul die Zügel in der Hand halte.
Baradar habe das Politbüro in Doha geleitet und die Delegation der Taliban in den Verhandlungen mit den USA geführt, weshalb er als moderat gilt. Er war immer wieder auch als möglicher Präsident Afghanistans gehandelt worden, sei letztlich aber nur Vizeregierungschef geworden.
Laut BBC hätte Baradar Ende vergangener Woche eine handfeste Auseinandersetzung mit Khalil Haqqani gehabt, Minister und Mitglied des berüchtigten Haqqani-Terrornetzwerks. Schon am Wochenende hätten in sozialen Netzwerken Spekulationen kursiert, Baradar wäre bei dem Streit im Präsidentenpalast getötet worden. Öffentliche Auftritte von ihm habe es mehrere Tage nicht gegeben.