Walter Schmidt / 12.06.2007 / 07:34 / 0 / Seite ausdrucken

Taliban am Tisch

Anläßlich des Abschlußgottesdienstes des Evangelischen Kirchentages
in Köln hat der Kirchentagspräsident und ehemalige Ministerpräsident
von Sachsen-Anhalt Reinhard Höppner (SPD) einen “Dialog auf gleicher
Augenhöhe” mit Al Qaida und den Taliban angemahnt.

“Ja, auch sie gehören an den Verhandlungstisch,” sagte Höppner in
Anlehnung an die Bergpredigt Jesu Christi.

“Wenn Jesus sage: ‘Liebet eure Feinde!’ dann bedeute dies, daß man
auch seinem Feind einen menschenwürdigen Platz zugestehen müsse,” sagte
Höppner.

Nun besitzt der ehemalige sachsen-anhaltische Ministerpräsident
Höppner zugegebenermaßen reichhaltige Erfahrungen im Umgang mit politischen
Gegnern, die einst sogar politische Feinde waren, denkt man nur an
seine einstmals überaus erfolgreiche Strategie, die darin bestand, die
SED-Nachfolgepartei PDS in Magdeburg zunächst durch eine Tolerierung und
später dann durch eine Koalition politisch zu erledigen und deren
Wählerstimmen der demokratischen Linken, sprich der SPD, zuzuführen, der
noch im Jahre 1946 nichts anderes übrigblieb, als unter massivem
sowjetischen Druck der Zwangsvereinigung mit den Kommunisten in der
damaligen DDR zuzustimmen. Daß die SED-Nachfolgepartei PDS am Ende in dem o.g.
Kampf um Wählerstimmen obsiegte und der SPD im Jahre 2002 ein
desaströses Wahlergebnis in Sachsen-Anhalt bescherte, konnte die Wahrnehmung
Höppners offenbar nur unwesentlich trüben, so daß er sich jetzt, nur
fünf Jahre später an eine Neuauflage des “Magdeburger Modells”, nur
diesmal in etwas größerem Stil, sprich mit Al Qaida und den Taliban,
heranwagt.

Im Ergebnis werden sich beide Versuche eines “Dialogs auf gleicher
Augenhöhe” vermutlich nur unwesentlich unterscheiden. Während Höppner
mit dem “Magdeburger Modell” von 1994 bzw. 1998 das Verständnis der SPD
als freiheitlicher sozialistischer Partei grundsätzlich in Frage
stellte, stellt er nunmehr die Grundlagen einer freiheitlichen, offenen
Gesellschaft des Westens in Frage, die es sich nach Popper nicht leisten
kann, mit ihren Feinden im Geiste und in der Tat zu paktieren.

Doch was kümmert dies unseren neugewählten Kirchentagspräsidenten.
Schließlich haben die evangelischen Pfarrer Führer (Leipzig) und
Schorlemmer (Wittenberg) spätestens seit dem 11. September 2001 den Weg zu
einer Seligpreisung von Osama Bin Laden und seiner Freunde hinter der
Burka gewiesen, verkörpern diese doch die Rebellion gegen die
menschenfeindlichen Gesetze der Globalisierung und der freien Weltmärkte im
Sinne postmaterieller Werte und der sozialen Gerechtigkeit und stehen
damit vollkommen in der Tradition Jesus` von Nazareths und seiner
Bergpredigt.

In diesem Sinne:

Vorwärts auf dem Weg zu einem ergebnisoffenen Dialog auf gleicher
Augenhöhe, den der sog. “freie Westen” nur gewinnen kann, wenn er sich die
positiven Werte der Taliban als da wären “Gleichberechtigung der
Frau”, “Zinsverbot” u.ä. zum Vorbild nimmt.

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