Deutschland sucht den Superstar, kurz DSDS genannt, geht dieses Jahr schon in die fünfte Runde. In Amerika heißt die Castingshow ‘American Idol’ und ist genauso aufgezogen wie in Deutschland, nur mit einem wichtigen Unterschied: Die US-Amerikaner verstehen wirklich was vom Showbusiness, die EU-Deutschen hingegen nicht. Die amerikanischen Schauspieler sind die besten der Welt. Daran ist nicht zu rütteln. Sie können nicht nur hervorragend spielen, sie können häufig obendrein noch singen, tanzen und Instrumente spielen.
Einige können das sogar alles gleichzeitig, während manche deutschen Kollegen noch daran arbeiten müssen, dialektfreie Sätze aus Subjekt, Prädikat und Objekt zu bilden…
Nehmen wir nur Tom Cruise. Er ist zu kurz geraten und hat Dackelbeine. Aber was schadet das bei diesem Gesicht? Er kann mit einem kaum wahrnehmbaren Herabziehen des Mundwinkels mehr ausdrücken als die meisten anderen Schauspieler mit seitenlangen Monologen. Deswegen bekommt der Mann auch die viele Kohle. Er hat eben Talent.
Man muss nur eine Folge DSDS sehen, dann weiß man schon, dass sich in Deutschland die Wahnidee durchgesetzt hat, dass, wer kein Talent für irgendwas besitzt, am besten im Showbusiness aufgehoben sein muss. Da steht einer, bei dem man zweimal hingucken muss, weil man einfach nicht glauben kann, dass es so was wirklich gibt. Er sieht aus wie eine fleischgewordene Karikatur: Henkelohren, Glubschaugen, Kürbiskopf und Hasenzähne. Er singt einen deutschen Schlager und vergisst nach zwei Zeilen den Text. Er kann natürlich nicht singen und ist am Boden zerstört, als man ihm das schonend beibringt. Ein typischer DSDS-Kandidat.
Und es gibt auch die, die singen können, toll aussehen und begabt sind. Aber was wollen die bei DSDS? Im besten Fall gehen sie als erster durchs Ziel, sind ein paar Monate pausenlos im Fernsehen und werden ein Jahr später nicht mal mehr von ihrem Briefträger erkannt. Im schlimmsten Fall kleben sie am Baum, wie Daniel Küblböck. Sie wissen das, aber sie machen trotzdem mit.
Nein, was das Casting von Popstars angeht, ist DSDS kein großer Gewinn. Sucht man allerdings eine auserwählte Elite von Borderline-Syndromen und Personen mit schwerer narzisstischer Persönlichkeitsstörung, liegt man bei DSDS goldrichtig.
Lesen sie dazu auch “Denn sie wissen, was sie tun” von Henryk M. Broder.