Nach knapp drei Jahren Gendersprache zieht der Berliner „Tagesspiege“ jetzt die Reißleine: Kein Gendern mehr in der Print-Ausgabe. Denn dies sei der Hauptgrund für Print-Abo-Kündigungen. Entpuppt sich am Ende der schnöde Mammon als bester Schutz vor Ideologie?
Der Tagesspiegel ist ein Westberliner Traditionsblatt, das jedoch in den letzten Jahren vor allem durch politische Korrektheit und große Regierungskonformität auffiel. Wenig verwunderlich, dass dort Anfang des Jahres 2021 wie in vielen anderen großen Medien die „geschlechtergerechte Sprache“ sowohl im Print- als auch Online-Bereich eingeführt worden ist.
„Für uns als Journalistinnen und Journalisten ist Sprache ein wichtiges Werkzeug. Unsere Sprache sollte so genau und so leicht verständlich wie möglich sein, sie sollte zeitgemäß, inklusiv, fair und undogmatisch sein. Dazu gehört für uns auch, dass unsere Sprache alle anspricht und zum Ausdruck kommt, dass alle gemeint sind, unabhängig von ihrem Geschlecht“, gab das Blatt damals bekannt. Und: „Als Redigierende sind wir ebenso sensibel und lassen den Autorinnen und Autoren so viel Freiheit wie möglich, ihre eigene Sprache zu finden. Es steht dem Redigierenden aber frei, zugunsten der Lesbarkeit einzelne Formen zu ändern.“ Inwiefern es für die jeweiligen Autoren wirklich möglich war, sich diesem neuen „Gruppenzwang“ zu widersetzen, bleibt wohl dahingestellt.
Lediglich Nachrichten, Teaser und andere kurze Texte sollten „keine neuen Formen geschlechtergerechter Sprache“ enthalten. Bei der Bekanntgabe der neuen Leitlinien hatte das Blatt die Leser dazu aufgefordert, ihre Meinung dazu abzugeben und einige Beispiele dieser Stimmen veröffentlicht. Von denen waren fast alle eine negative Reaktion auf die sprachliche Neuregelung.
Schnöder Mammon als bester Schutz
Daher ist es nicht sonderlich überraschend, dass der Tagesspiegel nun zumindest in der Printausgabe auf die Gendersprache wieder verzichtet. Die Bild-Zeitung berichtet von einem Rundschreiben, das am Montagmorgen an die Tagesspiegel-Mitarbeiter gerichtet worden sei: „Die Gender-Sprache sei einer der Mega-Gründe bei Beschwerden und Print-Abo-Kündigungen gewesen, hieß es aus der Redaktion.“
Demnach sei der Tagesspiegel-Führung nach knapp drei Jahren klar geworden, dass unter den neuen Sprachvorgaben die „Klarheit“ leide. Und die Abonnenten-Zahlen eben auch. Bis auf wenige Ausnahmen wolle man deshalb in der gedruckten Zeitung künftig auf das Gendern verzichten. Die Online-Berichterstattung sei von dem Schritt vorerst nicht betroffen. Man kann nur vermuten, warum diese Differenzierung stattfindet. Wahrscheinlich sind die Print-Abonnenten größtenteils ältere Semester, die gemeinhin am wenigsten Verständnis für neumodische Sprachverordnungen haben. Außerdem verzeichnete das Blatt im ersten Quartal dieses Jahres mehr als dreimal so viele Print-Abonnenten wie Online-Abonnenten, sodass man vermutlich glaubt, den digitalen Lesern auf der Nase herumtanzen zu können, da man mit ihnen weniger Geld verdient.
So oder so ist es erstaunlich, wie bereitwillig ein Medium wie der Tagesspiegel marktwirtschaftliche Grundsätze zugunsten von Ideologie über Bord wirft. Denn spätestens nach den überwiegend negativen Leserreaktionen auf die Bekanntgabe hätte man voraussehen zu können, dass die Gendersprache geschäftsschädigend sein wird. Für diese Erkenntnis muss man kein Marktforscher sein. Abgesehen davon findet eine Umfrage nach der anderen heraus, dass die Mehrheit die Gendersprache ablehnt. Die Bild-Zeitung führt in ihrem Bericht stellvertretend eine INSA-Umfrage in eigenem Auftrag an, die im Juni zu dem Ergebnis gekommen sei, dass 52 Prozent die Gendersprache ablehnen und nur 18 Prozent sie befürworten, während 24 Prozent das Gendern „egal“ sei und 4 Prozent „weiß nicht“ angegeben hätten.
„Falls jemand noch ein Beispiel dafür braucht, dass der Markt regelt, nicht Verbote“, kommentiert Welt-Kolumnistin Anna Schneider die Angelegenheit auf Twitter. Vielleicht entpuppt sich am Ende ja der schnöde Mammon als bester Schutz vor ideologischer Übergriffigkeit.
Ulrike Stockmann, geb. 1991, ist Redakteurin der Achse des Guten. Mehr von ihr finden Sie auf ihrem YouTube-Kanal.

Ob das eine Altersfrage ist? Neulich las ich den Text eines Schülers der Untertertia (für Uneingeweihte: 8. Klasse), in dem er die Formulierung “die Schüler” verwendete. Ich fragte ihn, ob er nicht schreiben müsse: “die Schülerinnen und Schüler”. “Ach”, gab er daraufhin zur Antwort, “das ist doch Quatsch”.
Da wohl keiner mit steigender Auflage durch Tschendern gerechnet haben dürfte, stellt sich die Frage, was die Motivation dahinter war. Meine Vermutung: Es war der Druck, vor sich selber die Zustimmung zur Maskenpflicht zu rechtfertigen.
Go woke, go broke!
Zum x-ten Mal: Gendersprache ist falsches Deutsch, das Ende von Lied und Lyrik und vor allem ein Geßlerhut. Sie wird nicht dauerhaft bleiben.
Wenn die werten Genderisten*innen die deutsche Sprache verhunzen wollen, dann doch bitte konsequent. Nie sprechen bzw. schreiben die von Terroristen*innen, von Querdenkern*innen oder von Klimaleugnern*innen. Und auch von Müllmännern*frauen habe ich noch nichts gehört oder gelesen. Auch Dachdecker*innen sind eher eine Seltenheit. Aktuell fällt mir beim hier erwähnten „schnöden Mammon“ auch das „Bürgergeld“ ein. Wie schön klänge etwa ein Satz wie dieser: „In den Bundesländern kümmern sich alle Bürger*innenmeister*innen um das Bürger*innengeld ihrer Untertanen*innen.“ Gerade habe ich mich dafür entschieden, mein Geschlecht zu wechseln, und nun frage ich mich, ob ich diskriminiert werde, wenn mir etwa das Bürgergeld ohne *innen dann nicht mehr zusteht (Schluchz).
Ob mit oder ohne Gender. Tagesspiegel war schon zu meiner frühen Erwachsenenzeit unlesbar. Dröge Stilistik, einfach langweilig.
Es gibt aber auch Umfragen, in denen mehr als 80% der Befragten das G-endern ablehnen, überdurchschnittlich viele junge Menschen zudem. Ich gebe dafür auch kein Geld aus. Mein FAZ-Abo habe ich zudem gekündigt, als man dort von der bewährten Rechtschreibung abrückte.