Ralph Giordano (der im Übrigen völlig in Ordnung ist) schrieb vor ein paar Jahren ein Buch, das gar nicht so schlecht war, aber einen wirklich doofen Titel hatte: “Israel, um Himmels willen, Israel”. Sylke Tempel muss man schon mal hoch anrechnen, dass sie in ihrem eigenen Werk den letzten Teil des Titels weggelassen hat, es also einfach nur “Israel” genannt hat, ohne “um Himmels willen”. Baruch haschem!
Es ist ein angenehm unaufgeregtes Buch, das unter anderem davon handelt, wie gut es sich in Israel leben, essen gehen, am Strand sitzen, diskutieren lässt. Und ganz sacht rückt Frau Tempel ein paar der blödesten antiisraelischen Vorurteile zu Leibe—sie zückt sozusagen nicht das Messer, sondern die Nagelfeile. Sticht dann aber gnadenlos zu. Am besten hat mir in dieser Hinsicht vielleicht das Kapitel “Die Welt zusammenfügen” gefallen, wo es um den Holocaust und das Klischee von den rachsüchtigen Juden geht.
Das hier ist keine Rezension, kann auch keine sein. Dafür kennen Templinchen und ich uns nun schon zu lange und zu gut. (Wer die intimen Details wissen will, bittesehr: Uns verband in Berlin eine innige Kinofreundschaft. Wir schauten uns grundsätzlich jeden Film an, in dem es um einen Krieg ging, der nicht nach den Regeln der Genfer Konvention ausgefochten wurde—von “Troja” bis zu “Tomb Raider” mit Angelina Jolie.)
In Sylke Tempels Buch wird ein Geheimnis aufgedeckt, das jeder kennt, der Israel je besucht hat: Die Angst (Angst um dieses Land, Angst vor Anschlägen etc.) verfliegt, sobald man in Tel Aviv landet. An ein paar Stellen habe ich beim Lesen gelacht (“und zwar laut”, wie Hannah Arendt geschrieben hätte). Etwa da, wo Sylke Tempel beschreibt, wie Ilschen, eine alte Jeckine in Jerusalem, sich mit Gad, noch so einem alten Jecke, verkracht hat—als er sie zuletzt anrief, da habe sie ihm einfach “das Telefon zugemacht”. Na gut, man muss ein bisschen Iwrith können, um den Witz zu würdigen.
Über ein paar Details würde ich in meiner Stammkneipe in Brooklyn bei Burgers, Bier und Islay Malts gern mit der Autorin streiten—zum Beispiel darüber, ob es wirklich die Zeloten waren, die im Aufstand gegen Rom “die alte Welt der Hebräer nicht retteten, sondern sie geradewegs in die Katastrophe führten”. Tempel! würde ich raunzen. Ich habe keine Sympathie für die Zeloten! Und ich verstehe schon, dass du an dieser Stelle Eljakim Hatzni und die radikalen Siedlerspinner mitmeinst. Geschenkt. Aberrrr! es waren trotzdem die Römer!!!
Schon gut. Was ich eigentlich sagen wollte: Kauft euch das, liebe Leserinnen und Leser der Achse des Guten. Es lohnt sich.