Rainer Bonhorst / 10.11.2024 / 10:00 / Foto: Imago / 43 / Seite ausdrucken

Susie und Strolch

Eine 67 Jahre alte und kluge Dame ist die Überraschungsfigur des Machtwechsels in USA. Sie scheut bescheiden die Öffentlichkeit und hat einen mäßigenden Einfluss auf den impulsiven Donald Trump. Jetzt wird Susie Wiles Stabschef im weißen Haus.

Ihre erste harte Schule durchlebte sie in jungen Jahren: Ihr Vater war Alkoholiker. Ob sie das für ihre Arbeit mit dem wenig disziplinierten Donald Trump prädestiniert hat, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ist die 67 Jahre alte Susie Wiles die kluge Frau hinter dem künftigen US-Präsidenten. Genauer: Sie hat seinen umfassenden Wahlsieg organisiert. Die kaum besungene Wahlsiegerin soll nun als Chief of Staff im Weißen Haus für Ordnung sorgen.

Susie Wiles ist die Überraschungsfigur des unerwartet deutlichen Machtwechsels. Sie hat als Trumps oberste Wahlkampfberaterin dafür gesorgt, dass ihr Chef irgendwie doch für eine große Mehrheit der Amerikaner wieder wählbar wurde. Dies, obwohl Trump mit seinen oft ausufernden Plaudereien immer wieder die Grenze zum Absurden überschritt. Er nannte das „the weave“, also ein rhetorisches Weben, verbunden mit der Behauptung, den schon verloren geglaubten Faden stets wieder zu finden.

Wie auch immer: Susie Wiles sorgte im Hintergrund dafür, dass dieser schwer unter Kontrolle zu haltende Wahlkampf professionell und zielgerichtet blieb. So wurde sie zum Albtraum für die Demokraten, die in ihrem Wahlkampf eine Susie Wiles dringend gebraucht hätten. Die künftige Stabschefin hatte sich schon einmal – in bescheidenerer Rolle – erfolgreich für einen Präsidentschaftskandidaten eingesetzt, der in Deutschland fast so unverstanden war wie Donald Trump: für Ronald Reagan. Eine schon wichtigere Rolle spielte sie bei Trumps erstem Wahlsieg. Jetzt lieferte sie ihr Meisterstück.

Mächtigste Frau des mächtigsten Landes der Erde

Das hat auch damit zu tun, dass sie tief in der Politik von Florida verwurzelt ist. Einem Bundesstaat, in dem man als Republikanerin früher oder später auf den Mann in Mar-a-Lago trifft. Im Januar kommt sie als Außenseiterin in die Washingtoner Blase und das dann gleich als mächtigste Frau des mächtigsten Landes der Erde. Im Rampenlicht wird man sie trotzdem kaum sehen. Schon bei Trumps Jubelfeier hielt sie sich konsequent im Hintergrund und verweigerte die Einladung des frisch gewählten Präsidenten, ans Mikrofon zu treten und sich feiern zu lassen.

Auch das ein Zeichen ihrer Klugheit als Beraterin (und Lenkerin?) eines so selbstverliebten Mannes. Demnächst muss sie in Washington zeigen, ob es ihr gelingt, den schwer zu zügelnden Herrn im Weißen Hause einigermaßen auf den Pfaden der politischen Berechenbarkeit zu halten. Sollte sich Susie Wiles auch im künftigen Zentrum der Macht als die starke Frau hinter Donald Trump bewähren, so wäre das ein Segen für Amerika und die Welt.     

 

Rainer Bonhorst, geboren 1942 in Nürnberg, arbeitete als Korrespondent der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in London und Washington. Von 1994 bis 2009 war er Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen-Zeitung. 

Foto: Imago

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Leserpost

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Volker Kleinophorst / 10.11.2024

Harris lag im wesentlichen in Staaten vorn, die keine Voter-ID verlangten. Mit anderen Worten: Auch da ging es wohl nur tricky.

Bernd Schreller / 10.11.2024

A Ostrovki “Dort sinniert man über die Wichtigkeit Leo Trotzkis für die Weltrevolution.” Trotsky war ein von amerikanischen Banken finanzierter Haupttäter und Massenmörder der Russischen ‘Revolution’. Man lese Antony Sutton’s Buch “Wall Street and the Bolschevik Revolution”. Auch seine Bücher über Roosevelt’s und Hitler’s Finanziers plus weitere sind Augenöffner.

Reinmar von Bielau / 10.11.2024

Keine feministische Quotenfrau, sie ist einfach der beste Mensch für den Job.

Bernd Schreller / 10.11.2024

Die Pharmalobbyistin Wiles hat sich dementsprechend aggressiv als gekaufte Fürsprecherin für den Corona-Schuss ausgesprochen. Wirklich tolle Frau! Warum wird das hier nicht erwähnt?

Hans Marner / 10.11.2024

Ein Mann ohne Disziplin und Selbstkontrolle hätte es zu nichts gebracht. Er ist der Boss in seinem Team. Danke, HM

Susanne Gaede / 10.11.2024

Wir lesen hier lediglich die Meinung eines Autoren, der seine Informationen aus Quellen zu beziehen scheint, die Selbstdenker nicht mit der Kneifzange anfassen würden. Oder es ist blanker Neid eines deutlich weniger Erfolgreichen, der sich wahrscheinlich wundert, warum Journalisten in der Beliebtheitsskala sehr weit unten angesiedelt sind.

Wilfried Düring / 10.11.2024

@Christian Feider: Tulsi Gabbard, Außenministerin? Ernsthaft? Können Sie eine Quelle nennen, bitte. Das wäre eine sehr gute Nachricht! Gabbard ist kein Drückberger, Heim-Krieger und Sofa-Stratege. Gabbard diente ‘im Rahmen des Irakkriegs für ein Jahr als Specialist in einer Sanitätskompanie auf der Joint Base Balad im Irak’. (Wikipedia). Sie kennt Not und Elend des Krieges aus EIGENER Anschauung, weiß, was es heißt, wenn Kameraden fallen. Tulsi Gabbard wird NIEMALS so leichtfertig und oberflächlich sprechen und handeln wie eine selbstverliebte, narzistisch gestörte Tausendschön! Vielleicht ist Trump diesmal ja tatsächlich besser vorbereitet und hat bessere Mitarbeiter ausgewählt als vor 8 Jahren. Auch die Infos des Autors zu Frau Wiles machen da richtig Mut!

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