Thomas Rietzschel / 11.11.2018 / 13:30 / 15 / Seite ausdrucken

Suggestive Soziologie oder: Wer hat was gegen Fremde?

Es gibt Menschen, die haben etwas gegen bellende Hunde, weil sie fürchten, sie könnten angefallen, womöglich gebissen werden. Viele verstehen das, andere nicht. Bello will doch nur spielen, sagen die Hundebesitzer. Für übertrieben halten sie die Ängste der Verschreckten, obwohl nicht wenigen von ihnen bereits bei dem Gedanken, eine Schlange als Haustier zu beherbergen, der Schweiß ausbrechen würde. So wie ein Tier dem einen ans Herz gewachsen ist, kann es einem anderen Angst einjagen. Wer aber käme deshalb auf den Gedanken, jemandem generell eine tierfeindliche Gesinnung zu unterstellen? Dass man bei der Begegnung mit einer bestimmten Art zittert, heißt doch nicht, dass man die Gattung in toto verdammt.

Eine derartige Generalisierung wäre ebenso abwegig, so denunziatorisch wie der Vorwurf, die „Ausländerfeindlichkeit“ würde in Deutschland zunehmen. Ein gedanklicher Kurzschluss, der hierzulande aber längst zum festen Bestandteil politischer Propaganda gehört.

Abermals befeuert wurde dieser Schwindel jetzt durch ein "wissenschaftlich" verbrämtes Machwerk, das Forscher der Leipziger Universität in der abgelaufenen Woche vorstellten. Wieder war darin von einer „manifesten Ausländerfeindlichkeit“ die Rede. Über einen „alarmierenden Befund zum Fremdenhass“ berichtete die „Welt“, während es in der Tagesschau hieß, „jeder dritte Deutsche“ vertrete laut dieser Studie „ausländerfeindliche Positionen“.

35,6 Prozent der Befragten, wollten die Soziologen herausgefunden haben, seien der Meinung, Deutschland werde „durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet“. Dass es allein die moslemische Zuwanderung ist, die das Volk seit 2015 verunsichert, wurde rhetorisch verschliffen. Man warf alle in einen Topf, egal, woher sie gekommen sind, aus Frankreich, Polen, Tschechien, Österreich, Russland, England, Asien oder eben aus den islamisch geprägten Ländern Arabiens und Afrikas. Eine suggestive Soziologie hat sie unter den Begriff „Ausländer“ schubladisiert.

Kein Obst aus Griechenland kaufen?

In der Konsequenz unterstellt diese Gleichmacherei, dass die Deutschen jedem Fremden in wachsender Zahl feindlich begegnen, dem italienischen Wissenschaftler bei der ESOC, den Mitarbeitern beim europäischen Raumfahrtzentrum in Darmstadt, ebenso wie dem nordafrikanischen Sexualstraftäter, der illegal eingereist ist. Ausgeblendet wird die Realität eines Landes, in dem Millionen Frauen und Männer anderer nationaler und kultureller Herkunft seit Jahrzehnten leben und arbeiten ohne von ihrem Glauben Aufhebens zu machen. Ich mache es auch nicht. 

Die Deutschen fliegen nicht nur in alle Welt, sie empfangen die "Fremden" auch mit offenen Armen. Oder kann sich jemand erinnern, dass italienischen Restaurants die Scheiben eingeworfen wurden, dass es Aufrufe gab, keine französische Mode, kein Obst aus Griechenland zu kaufen? Wann wären die Bürger auf die Straße gegangen, um gegen den Zuzug von Ingenieuren, Köchen oder Kaufleuten aus Japan, Indien, Spanien oder Amerika zu demonstrieren? In Düsseldorf gibt es eine große japanische Gemeinde. In Berlin wächst zwischen Zoo und Stutti eine "Chinatown", die so bunt und vielfältig ist wie ganz Asien.

Es ist nicht „der Ausländer“ an sich, der Argwohn erregt, sondern ein Flüchtlingsstrom, der zur Ausbreitung totalitären Gedankengutes und reaktionärer Bräuche führt. Es geht allein um den Islam, dessen archaische Welt- und Rechtsvorstellungen unvereinbar sind mit denen der westlichen Zivilisation. Nicht weil die Flüchtlinge aus Syrien, aus dem Maghreb oder Afghanistan kommen, stoßen sie auf wachsende Ablehnung, sondern weil sie in einer Religion befangen sind, die keine Toleranz duldet, die sie veranlasst, zu tun, was hierzulande verboten oder wenigstens verpönt ist, angefangen bei der familiären Unterdrückung der Frauen und ihrer geduldeten Vergewaltigung bis hin zum Ehrenmord.

Eben weil es die Deutschen endlich geschafft haben, ein weltoffenes Land zu werden und es weiterhin bleiben wollen, protestieren sie zu großen Teilen gegen eine moslemische Zuwanderung, deren weiteres Anschwellen die freiheitliche Gesinnung bedroht.

Wer den Deutschen gleichwohl nachsagt, sie seien generell und zunehmend „ausländerfeindlich“, stellt die Dinge auf den Kopf, nur um eine verfehlte Flüchtlingspolitik zu rechtfertigen. Studien, die so etwas versuchen, sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.

Indem die Demagogen so tun, als ob die Ablehnung einer Gruppe von Zuwanderern gegen alle Ausländer gerichtet sei, schüren sie bei den Fremden Ängste und machen uns zugleich ein schlechtes Gewissen. Sie reißen Gräben auf. Der Hass, den sie predigen, unterscheidet sie von den wahren Tierfreunden, die immerhin noch wissen, dass niemand der ganzen Gattung Feind sein muss, nur weil er fürchtet, der bellende Hunde könnte auch beißen.

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W. Schwarz / 11.11.2018

Genau so ist es. Es gibt nur zwei Gründe den Zuzug weiterer Menschen zu stoppen: 1. Jene, die nur in ein Sozialsystem einreisen wollen, um ein angenehmes, sorgenfreies Leben führen zu können 2. Jene, die religions-kulturell von ihrer Herkunft, ohne Anpassung an der freien, aufgeklärten westlichen Lebensweise hier ...siehe Punkt 1 Alles andere ist gelogen. Die noch etwas klar denkenden Menschen in Europa wissen, dass es sonst später zu bösen Konflikten und zur Unfinanzierbarkeit des Sozialsystems kommen wird.

Wolfgang Kaufmann / 11.11.2018

Oft sind es genau die gleichen, die sich fürchten eine Schlange als Haustier zu beherbergen, aber gleichzeitig eine Million – oder auch eine Milliarde – fescher junger Männer einzuladen. Und die das bekannte GumBall-Video nicht verstehen… – Mal darwinistisch gesehen: Was verliert eine Frau, wenn die Europäer ausgestorben werden und Afrikaner und Araber an ihre Stelle treten? SIE wird ihre Gene auf jeden Fall weitergeben. Dann trägt sie eben Burka; ist ja auch schick – und bei mancher linken Politikerin ästhetisch sogar ein Gewinn.

Volker Kleinophorst / 11.11.2018

Macht doch mal ne Umfrage: Wer hat was gegen Deutsche? Am besten unter “Fremden” und unter “Grünwählern”.  Die Ergebnisse könnten verunsichern.

Gabriele Schulze / 11.11.2018

Das Schlimme ist, daß diese unwahren Behauptungen, diese üble Nestbeschmutzung (cui bono?) und Propaganda irgendwann Wahrheit werden können. Jedesmal, wenn ein Deutscher auf einen Migranten trifft, befindet er sich im Zustand der Nötigung, begegnet quasi einer neuen Schuld. Das kann Aversion hervorrufen.

Horst Brackholz / 11.11.2018

Ziemlich verquere Argumentation. Erstens flüchten viele gerade vor dem Gedankengut, dass sie zwanghaft an den Einwanderern verorten (ganz abgesehen davon, dass auf diesen Seiten, wenn es der eigenen Argumentation genehm ist, die soziale Konstruktion der Wirklichkeit nicht als gültiges Konzept durchgeht - oder meinen Sie Molsem sein ist genetisch verankert?). Zweitens: ist die Differenzierung Moslem nicht-Moslem von Ihnen auch bloß unterstellt, nirgends belegt. Oder haben Sie selbst dazu eine Befragung durchgeführt? Drittens werden auch meine nicht-muslimischen Freunde gerne mal auf der Straße angepöbelt, ein italienischer Freund ist da “der Bimbo” - er hat etwas krauses Haar bei pecorinofarbenem Teint, meine Frau, Spanierin, ist Teil eines “Zigeunerpacks”, Mitgliedschaft, die ich selbst durch leihweises Fahren eines Lastenrades erwerben konnte (die Beleidigungsklage hierzu war erfolgreich, Rat an alle Pöbler: man kann Kennzeichen Fahrzeughalter zuordnen) Der Ton ist absolut rauer geworden. Die Ursachen darf man sicherlich auch benennen, aber die Folgen sollte man nicht verharmlosen.

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