Nach Auszählung von über der Hälfte der Stimmzettel, scheint der ANC deutlich seine bisherige absolute Mehrheit verloren zu haben.
Nach den letzten Hochrechnungen würde der sozialistische African National Congress (ANC) von Präsident Cyril Ramaphosa, der das Land seit 1994 mit großen absoluten Mehrheiten regiert, auf nur etwa 42 Prozent kommen – ein dramatischer Verlust von 15 Prozentpunkten gegenüber der letzten Wahl 2019. Zweitplatzierter wäre die gemäßigt-liberale Democratic Alliance (DA) mit etwa 24 Prozent (+2 Prozentpunkte).
Der große Gewinner ist allerdings die ANC-Abspaltung Umkhonto we Sizwe (MK) des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma, der aus dem Stand auf über 11 Prozent kommt und vor allem in der von der größten ethnischen Gruppe Zulu dominierten Provinz Kwazulu-Natal abräumte. An vierter Stelle folgt eine weitere, nicht mehr so neue ANC-Linksabspaltung, die kommunistischen Economic Freedom Fighters (EFF) des Julius Malema mit knapp 10 Prozent (-1 Prozentpunkt).
Mit weitem Abstand folgt eine bisher ziemlich bedeutungslose Regionalpartei namens Patriotic Alliance (PA), die sich vor allem für die Belange der sogenannten Coloureds (Mischlinge) einsetzt. Sie ist neben MK der zweite Überraschungssieger dieser Wahl mit fast 3 Prozent. Danach folgt die eher konservative Zulu-dominierte Inkatha Freedom Party mit 2,7 Prozent (- 1 Prozentpunkt) und die konservative Freedom Front, die sich für die Interessen der Minderheiten einsetzt, mit etwas unter 2 Prozent.
Auch bei den gleichzeitig stattfindenden Wahlen zu den Parlamenten der neun Provinzen verlor der ANC deutlich. Beherrschte er bisher acht Provinzen mit teilweise satten absoluten Mehrheiten, steht er jetzt nur noch in vier Provinzen (Eastern Cape, Limpopo, Free State, North West) über 50 Prozent. Besonders dramatisch war der Verlust in Kwazulu-Natal von 54 auf 19 Prozent, und im wirtschaftlichen Herzland Gauteng (von 50 auf 35 Prozent). In der bereits seit vielen Jahren von der DA regierten Provinz West-Kap behielt diese ihre absolute Mehrheit.
Nun kommt die für den bisher machtverwöhnten ANC ungewohnte Herausforderung, Koalitionen schmieden zu müssen. Die MK hat bereits eine Zusammenarbeit abgelehnt, aber das muss nicht das letzte Wort sein, wenn lukrative Posten winken. Auch die EFF ist als Fleisch vom Fleische des ANC ein möglicher Koalitionspartner, mit der die angestrebte „nationale demokratische Revolution“ sprich sozialistischer Umbau der Wirtschaft und Gesellschaft vollendet werden kann. Für die Wirtschaft und die Minderheiten sind das keine guten Aussichten.
(Quellen: News 24, Independent Electoral Commission, Maroela Media)