Henryk M. Broder / 09.01.2025 / 14:00 / Foto: Montage achgut.com / 29 / Seite ausdrucken

Stuttgart und die Dhimmis – Dritter Teil

Man soll sich mit der Obrigkeit nicht anlegen und – wenn es dem Miteinander dient – ruhig dummes, unverdautes Zeug labern, damit die Hand, die einen füttert, sich nicht in eine Faust verwandelt, die einen Mores lehrt.

Nach den Beiträgen über No-Go-Areas in Stuttgart, die Juden "vermeiden" sollten, obwohl es sie nicht gibt – siehe hier und hier – bekamen wir Anfragen von Lesern, die wissen wollten, was in der Stuttgarter jüdischen Gemeinde los wäre, warum man dort das Offensichtliche nicht sehen will und die Wirklichkeit leugnet. Wir können uns darauf auch keinen Reim machenn. Eine mögliche Erklärung wäre das Klima in Stuttgart. Die Stadt liegt in einer Senke, in der die Luft buchstäblich "steht" und die Smog-Werte, vor allem im Sommer, zu den höchsten bundesweit gehören. Weswegen Menschen mit Atemwegsproblemen geraten wird, Reisen in die Stadt zu vermeiden.

Ein Leser der Achse, der sich an die Leitung der jüdischen Gemeinde mit der Bitte gewandt hatte, ihm zu erklären, warum sie den Eindruck vermittelt, dass es keine Gefahr gebe, während sie auf ihrer Homepage und per Info informiert, dass man bestimmte Bereiche anl. Kundgebungen meiden soll, schickte uns die Antwort des Vorstandsreferenten, Herrn Neuberger. Wir geben sie im Original wieder:

Herzlichen Dank für Ihre Nachfrage. Es ist klar, dass anti-israelische Demon-strationen mitunter hoch emotionalisiert sind und unsere Mitglieder wissen mit der Problematik umzugehen und es gehört (leider) zur jüdischen Exis-tenz hinzu, sich immer wieder die Frage zu stellen, ob es sicher ist, sich als jüdisch zu erkennen zu geben, oder eher nicht.

In Stuttgart finden als Landeshauptstadt Baden-Württembergs jedoch überproportional viele Kundgebungen statt. Daher veröffentlichen wir ja möglichst präzise Infos, wann / wo Demos stattfinden. Damit erreichen wir grundsätzlich Erwartungssicherheit: Die Leute wissen, wann / wo eine Demo stattfindet und können – wenn sie wollen – einfach einen Bogen darum machen. Das trägt nach unserer Erfahrung positiv zum Sicherheits-gefühl bei. Von „No-Go-Areas“ kann aber sicher nicht die Rede sein.

Die aktuelle Berichterstattung fußt auf einem Schmarrn, der auf einem neu-rechten Blog veröffentlicht wurde. Daher ist uns wichtig, dass unsere Mit-glieder verstehen, dass diese eher den Erkenntnisprozess in einer Redak-tion widerspiegelt, sich an der tatsächlichen Sicherheitslage jedoch nichts geändert hat. 

Ich hoffe, dass Ihnen diese Auskunft weiterhilft und verbleibe
mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für ein
gutes, gesundes und gesegnetes 2025!

Was soll man dazu sagen? Im Englischen gibt es dafür den schönen Ausdruck "Dhimmitude". Die Übersetzung ist etwas länger. "Es ist leichter, einen Juden aus dem Ghetto zu holen als das Ghetto aus dem Juden." Man soll sich mit der Obrigkeit nicht anlegen und – wenn es dem Miteinander dient – ruhig dummes, unverdautes Zeug labern, damit die Hand, die einen füttert, sich nicht in eine Faust verwandelt, die einen Mores lehrt.

Und so warten wir gespannt auf die nächste Info des Vorstandsreferenten, Herrn Neuberger, mit der Empfehlung an die Gemeindemitglieder, bestimmte Bereiche der Innenstadt zu vermeiden, verbunden mit der Versicherung, dass es keine No-Go-Areas für Juden gibt. Logisch ist das nicht, aber unter den gegebenen Umständen durchaus hilfreich. 

 

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Gabriele Klein / 09.01.2025

Die größte Enttäuschung bei zahlreichen konfessionellen Vertretern sehe ich in der Preisgabe des Kerns ihrer Lehre.  Egal ob im Juden oder Christentum, hier wären ein paar deutliche Worte notwendig u. ein klarer aufrechter Gang.Wovor haben die Herrschaften Angst? In Kanada gingen Muslime in Sachen Geschlechtsindoktrinierung bei Kindern wegen Mißbrauchs auf die Straße mit den Worten “You have crossed the red line”..... Sowas würde ich mir hierzulande auch wünschen…... aber leider vergeblich….

Gabriele Klein / 09.01.2025

Folgendes Schema war mir von Anfang an klar:  Als “Lock” gegen den Antisemitismus der dieser Tage besonders d. Islam zu schaffen macht, eignet sich die “Synagoge” so gut wie z.B. auch die Kirche gegen den Anti-Rassismus.  Weder der Kampf gg Antisemitismus einer Synagoge noch der gegen den Rassismus durch eine Kirche, dürfte jedoch letztere Einrichtungen vor der Vernichtung ihres “Opiums fürs Volk” bewahren.  Der Untergang scheint mir beiden so,sicher wie das Amen, nur werden beide halt momentan noch für AGITPROP Zwecke gebraucht.    Aaaaah….. las ich da nicht soeben,  schon wieder was über Mißbräuche in der katholischen Kirche?  Wobei ich mich frage, wer das eigentliche “Opfer” ist, wenn sich jemand wohlwissend zum Pfarrer weihen lässt der er tatsächlich nie werden wollte.  Wäre so betrachtet z.B. die katholische Kirche Täter oder vielleicht eher selbst ein Opfer?

S. Miller / 09.01.2025

Allein die neu-rechte Keule ist eine Frechheit und zeugt von der Verlogen- und Verkommenheit duckmäuserischer Bücklinge, die im Notfall lieber die eigene Oma verkaufen würden, als sich mit denen anzulegen, gegen die es eine Verpflichtung wäre, sich mit ihnen anzulegen. In anstandsverwahrlosten Seelen tobt halt immer der Kampf des alten Affen Angst gegen die ungeliebte Wahrheit, die um’s Verrecken nicht anders wird, auch wenn man die Äuglein immer konsequenter und nachdrücklicher zupresst. Ob sie’s wissen oder nicht; diese sind der Gewährsmann alles kommenden Übels, von dem sie, wenn es erst eingetreten oder gar vorbei ist, nichts gewußt haben wollen. Wie mich diese Art des Verrats an der Wahrheit ankotzt, kann ich gar nicht vermitteln. Warum nur geben stets diese die Richtung vor, die wahnhaft in die Katastrophe führt? Und warum lassen wir sie letztlich gewähren? Kann es sein, daß die Mehrheit vom gleichen Schlag ist, wie sie? Das große Bohei auf der Fahne der Freiheit,...und im Innern das jämmerliche Mäuschen, das die Katze auch dann noch fürchtet, wenn die längst tot ist.

Bertram Scharpf / 09.01.2025

Wenn man den so liest, könnte man fast glauben, neu-rechts sei etwas schlechtes.

W. Renner / 09.01.2025

Im Talkessel von The Länd können Filbinger Gene und Rot Grüne Khmer Düfte offensichtlich nur schwer entweichen. Vielleicht täte dem Vorstand und dem Beauftragten eine Luftkur auf den Golan Höhen mal ganz gut, um die rot-braun-grünen Zellen zu durchlüften.

Norbert Brausse / 09.01.2025

@F. Michael: Richtig, wer logisch denken gelernt hat, kann nur zu diesem Schluss kommen, dass, wenn es diese No-Go-Areas gar nicht gibt, man diese Information als Werbung für diese Demonstrationen betrachten muss. Was für ein Irrsinn.

Marc Greiner / 09.01.2025

Gibt es irgendeine muslimische Gemeinschaft, welche solche Warnungen herausgibt? Das man sich nicht als Moslem zu erkennen geben soll? Und wenn es so wäre, würden sie sicher nicht hinter dem Berg halten sondern schreien und toben, Rassismus rufen und die Gesellschaft mit Vorwürfen eindecken. Ich verstehe, dass die jüdische Gemeinschaft zu zivilisiert ist um so zu reagieren, aber man kann auch ruhig und zivilisiert untergehen. Und noch was: ich bin nicht neu-Rechts, ich war schon immer für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit, das Gegenteil von alt-Links.

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