Die Preise für Strom im Großhandel könnten in den kommenden drei Jahren drastisch steigen. Das berichtet „Spiegel Online“ mit Bezug auf eine aktuelle Modellrechnung der Unternehmensberatung Oliver Wyman. In die Analyse seien unter anderem die Leistung aller Kraftwerke und deren Betriebskosten, der sogenannte Netzentwicklungsplan der Stromnetzbetreiber sowie die Empfehlungen der sogenannten „Kohlekommission“ eingeflossen. Letztere will die Bundesregierung nahezu vollständig übernehmen und umsetzen. Ein entsprechendes Gesetz soll nach Angaben verschiedener Medien am 20. November beschlossen werden.
Laut „Spiegel Online“ sind die Analysten von Oliver Wyman zu dem Schluss gekommen, dass die Großhandelspreise für Strom von durchschnittlich 40 Euro pro Megawattstunde im Jahr 2018 auf mehr als 65 Euro im Jahr 2022 steigen könnten – ein Zuwachs von mehr als 60 Prozent. Die Stromimporte aus dem Ausland könnten sich im selben Zeitraum mehr als verdoppeln. Ab 2023 könnten die Preise aufgrund des Baus neuer Gaskraftwerke, Stromspeicher und Power-to-Gas-Anlagen wieder sinken, allerdings nicht auf das Niveau von 2018. Langfristig sei mit einem Einpendeln auf einen Preis von rund 50 Euro pro Megawattstunde zu rechnen.
Die Erzeugung und der Vertrieb von Strom machen rund ein Fünftel des Endkundenpreises aus. Hinzu kommen unter anderem noch Netzentgelte, Steuern sowie die sogenannte EEG-Umlage, mit der Verbraucher den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland mitfinanzieren. Auch diese Gebühren sind in den vergangenen Jahren zum Teil stark gestiegen, sodass Deutschland bereits heute die höchsten Endkundenpreise in Europa hat.