Henryk M. Broder / 20.02.2020 / 06:04 / Foto: Sandro Halank / 60 / Seite ausdrucken

Störung der Totenruhe

Wie wir alle wissen, ist unser geschätzter Außenminister „wegen Auschwitz in die Politik" gegangen. Es gibt viele Gründe, in die Politik zu gehen. Das gute Einkommen, die vielen Reisen, die man machen muss, die Aufmerksamkeit, die einem zuteil wird, die Ehrenämter, die einem angetragen werden, die vielen Freunde, die bewirtet werden wollen, die Möglichkeit, eines Tages aus der Politik in die Wirtschaft zu wechseln, um dort richtig viel Kohle zu verdienen.

Es gäbe natürlich auch die Option, wegen Lidice, Oradour, Marzabotto, Fivizzano, Distomo, Kalavryta, Ciepielów, Wola, Przemyśl in die Politik zu gehen, aber wie würde sich das anhören: "Ich bin wegen Przemyśl in die Politik gegangen." Nein, es muss schon Auschwitz sein. Auschwitz nimmt unter den Vernichtungslagern den gleichen Rang ein wie das Zürcher Grand Hotel Dolder unter den Luxusherbergen. Abgesehen von der Kleinigkeit, dass die Dolder-Gäste gerne wiederkommen.

Auch unser geschätzter Außenminister war schon in Auschwitz. Was er dort gesehen hat, hält ihn nicht davon ab, sich um gute Beziehungen mit dem Iran zu kümmern, die US-Sanktionen zu umgehen oder es wenigstens zu versuchen, und seinen Vertreter bei den UN anzuweisen, routinemäßig gegen Israel zu stimmen. Denn die Iraner wollen ja nicht Auschwitz wieder in Betrieb nehmen, sondern ein Krebsgeschwür namens Israel beseitigen. Und das ist etwas ganz Anderes, da muss man sauber unterscheiden.

Nachdem ich diese Medung gelesen hatte, fragte ich beim AA nach, "ob dem auswärtigen amt dieser vorgang bekannt ist und und welche folgen er auf die politik der bundesregierung gegenüber dem iran haben wird". Und bekam daraufhin diese Antwort:

Die Bundesregierung verurteilt grundsätzlich alle Verherrlichung und Legitimierung von Terror, das Aufrufen zur Vernichtung Israels, das Aufstacheln zu terroristischen Handlungen oder das Verbreiten von antisemitischen Inhalten auf das Schärfste. Solche israel-feindlichen Äußerungen sind in keiner Weise hinnehmbar. Das Existenzrecht Israels ist nicht verhandelbar. Die Bundesrepublik spricht kritische Punkte in allen Bereichen regelmäßig sehr offen gegenüber Iran an.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre AA-Pressestelle

Dann bin ich ja beruihigt. Ich habe schon befürchtet, die Bundesregoerung würde etwas unternehmen. 

 

Von Henryk M. Broder erschien am 8. November 2019 das Buch „Wer, wenn nicht ich – Henryk M. Broder“. Der Autor befasst sich darin mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden. Die dritte Auflage ist ab sofort lieferbar.

Foto: Sandro Halank CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Gert Köppe / 20.02.2020

@Sabine Schönfelder: Wie immer tolle Kommentare. Danke für den Tip, den Fernseher vom Netz zu trennen. Den habe ich allerdings schon vor langer Zeit stillgelegt. Die ganzen Buhrows, Slomkas und Klebers haben mir das förmlich selbst empfohlen, direkt täglich aus der “Glotze” heraus. Der Kauf eines neuen TV-Gerätes ist auf “Eis gelegt”. Wozu brauch ich den noch? Das Radio muss auch schweigen und das Lied von Nina Hagen “Ich glotz TV” ist heutzutage aber auch sowas von daneben! Brrrrrrrr!

S. Marek / 20.02.2020

Liebe Herr Broder, um Israel mache ich mich keine Sorgen. Höchstens nur für den Fall, daß D und die EU es schaffen mit dem vielen, sehr vielen EURO’s für die Israel feindlichen NGO’s einen politischen Umsturz, Wahl der “Weiß Blauen” Regierung mit Hrn. Ganz als PM, zu kaufen. Es ist sehr perfide die eigene “Partei” nach Landesfarben zu nennen und sich dadurch Vorteil zu erschmuggeln. Leider sind auch viele der jungen Israelis gegen solch fiese Tricks nicht gefeit und die Wahlkampfstrategen der anderen Parteien diesen FAKE nicht klug und aggressiv genug angehen.  Die Rechnung für die verdeckte Sch*ße wird D & EU trotzdem kriegen, und die wird happig, da der Gestank den die Regierenden hier verbreiten steigt bereits, so oder so, seit vielen Jahren ins unerträgliche an.

Peter Wichmann / 20.02.2020

@ Ulli Drübbisch—“Ab 50 sind die Menschen für ihr Gesicht selbst verantwortlich” - das hat Ihr Kapitän vermutlich bei Albert Camus aufgeschnappt, aus dessen 1956 veröffentlichtem Roman „La chute“ („Der Fall“) das berühmte Zitat in folgender Form stammt: „Von einem bestimmten Alter an ist jeder Mensch für sein Gesicht verantwortlich“.  Camus selbst war damals Anfang 40. Es ist kaum anzunehmen, daß er zu dem Zeitpunkt nur Menschen ab 50 meinte. Was mich betrifft, so hielt ich bis vor 20, 30 Jahren ein Gesichtsverantwortungsalter von 20 bis 25 für angemessen. Derart rigorosen Standards können die aktuellen Generationen Hotel Mama gewöhnter Prinzessinnen und Prinzen und hochgradig infantiler Herumhüpfer und Herumhüpferinnen natürlich nicht gerecht werden. Bei ihnen lege ich die Latte 10 bis 15 Jahre tiefer (also in Richtung höheres Lebensalter) in der Hoffnung, daß dann beim einen oder der anderen ein gewisser Prozeß menschlicher Reifung zumindest eingesetzt hat.—- Und im übrigen, ja, ganz allgemein (nicht nur für Maas & Co.) gilt: man braucht Politikern nur ins Gesicht zu schauen und weiß Bescheid.

sybille eden / 20.02.2020

Die Banalität des “Anti-imperialistischen Israelhasses”. Mehr ist da nicht. Maas ist nur das Produkt seiner ideologisch - sozialdemokratischen Erziehung. Der weiss doch gar nicht, dass man auch anders denken kann. Selbst wenn er es mal ahnt, hat er doch keine Ahnung von dem was er ahnt. Herr Broder, bitte lassen sie den armen “Mann” in Ruhe, den weckt doch Nichts und Niemand mehr auf !

Jens Frisch / 20.02.2020

Man stelle sich einmal vor, ein Politiker würde sagen, er sei wegen der Rheinwiesenlager in die Politik gegangen, nur um dann auf einer Demo neben Claudia Roth “Deutschland verrecke” zu skandieren…

Sabine Schönfelder / 20.02.2020

Korrektur: Der Mörder von Hanau war ein Deutscher. Schuld hat selbstverständlich die AFD. Jetzt durchleben wir erneut das volle Anti-Nazi-Programm. Der Äther glüht. Trauerbeflaggung, Merkel tritt jetzt persönlich an, zur Betroffenheitsolympiade der Altparteien. Nein, bei toten Migranten gibt es keine irren Täter, nur rechtsradikale Mörder, geschaffen von der AFD, der Werte Union und auch die FDP hat mindestens eine Teilschuld. Muslimische Täter handeln immer nur aus persönlichen Motive oder sind irre, töten aber nie aus ideologischer Gesinnung. Ein irrer Verschörungstheoretiker ist immer rechtsradikal, sobald die deutsche Herkunft feststeht. Am besten trennt man das Fernsehgerät vom Strom für mindestens eine Woche.

Gabriele H. Schulze / 20.02.2020

Ach so, das Maasi ist geschätzter Aussenminister. Vielleicht nicht wirklich.

H. Schmidt / 20.02.2020

Herr Broder ! Ich bitte Sie!  Machen Sie bitte einen gedanklichen “Punkt” zu folgendem Satz-Abschnitt: ” ist unser geschätzter Außenminister „wegen Auschwitz in die Politik“ gegangen.” Diese Person kam auf den Außenminister Posten wie die Jungfrau zum Kind. Hier ist rein gar nichts geschätzt, sonder eher dumm gelaufen. Mehr gibt es zu diesem Fall eg. Person auch nicht zu kommentieren.

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