Manfred Haferburg / 27.02.2021 / 14:00 / Foto: Pixabay / 22 / Seite ausdrucken

Steuergeld verbrennen ist die „deutlich günstigere Wahl“

Soeben lese ich in Die Welt, dass die wegen des Lockdowns nicht gekauften Wintertextilien eventuell verbrannt werden sollen. 500 Millionen Winter-Kleidungsstücke liegen in den deutschen Läden herum und der Frühling kommt. „Vernichten ist günstiger als verteilen“ heißt es.

Eigentlich gibt es vier Optionen: einlagern, verramschen, spenden oder vernichten. Doch egal, was die Händler machen, es ist falsch – das Dilemma ist komplett. Einlagern ist für die Händler wohl zu teuer. Sie haben nicht den Platz und sind finanziell ohnehin schon oft am Ende, um etwas anzumieten.

Wenn ein Händler neue Kleidung spendet, bezahlt er 19 Prozent Umsatzsteuer – der Olaf braucht in Corona-Zeiten jeden Cent. Und die Steuer regierungsseitig bei Corona-Spenden streichen, geht angeblich auch nicht – „wegen EU-Recht“. Das Finanzministerium denkt derzeit noch nach.

Entscheiden müssten am Ende die Händler

Und verramschen will man die Winterware auch nicht. Welcher Kunde soll dann im Herbst die neue teure Winterkollektion kaufen, wenn er schon schöne neue Winterkleidung im Frühjahr günstig gekauft hat?

Also titelt Welt-Online: „Das Winterware-Dilemma – Vernichten ist die deutlich günstigere Wahl“. Ab in die Müllverbrennung, 500 Millionen funkelnagelneue Winterkleidungsstücke? Die Müllverbrenner heben die Hände: „Wir könnten ad-hoc gar nicht massenweise Kleidung mitverbrennen“, erklärt Carsten Spohn, der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD), im WELT-Gespräch. Entscheiden müssten am Ende die Händler. Denn gestreckt über Wochen und Monate eignet sich Kleidung durchaus als Beimischung im Müllgemisch. Das kommt ohnehin schon vor. „Fehlchargen landen immer wieder bei unseren Mitgliedern“, weiß Spohn. Manchmal spiele dabei auch das Markenrecht eine Rolle.“

Der Verband der Abfallentsorger hat sich initiativreich der Sache angenommen. „easyVO“ ist ein digitaler Marktplatz, über den Händler rechtssicher unverkäufliche Ware handeln, an Drittländer verkaufen, recyceln oder entsorgen können. Nun erinnere ich mich an einen Welt-Online-Artikel vom 18. Januar 2021: „Viel soll viel helfen – Jetzt kauft der Staat den Händlern die Ware ab“. Dort heißt es: „Die Bundesregierung will die Corona-Hilfen für Unternehmen zum Teil deutlich aufstocken. Davon sollen vor allem Einzelhändler, wie etwa Verkäufer von Winterbekleidung profitieren, die wegen ihrer geschlossenen Läden massenweise auf Jacken, Pullovern und Stiefeln sitzen bleiben.

Für diese Saisonware, die sich später im Jahr kaum noch verkaufen lässt, kommt zum großen Teil der Staat auf. Vorgesehen ist, dass Händler jene Ausgaben neben Miete oder Versicherungskosten zu 100 Prozent auf die ungedeckten Fixkosten anrechnen können, die wiederum der Bund zu bis zu 90 Prozent erstattet.“

Das heißt: Ein Händler, der durch die Corona-Beschränkungen einen hohen Verlust gemacht hat, bekommt den Einkaufspreis bis zu 90 Prozent ersetzt. Hat eine Ski Jacke beispielsweise im Einkauf 100 Euro gekostet, bekommt der Händler für diese Ware, die nun unverkäuflich im Lager liegt, 90 Euro vom Staat.

Wie sagte doch der abgewählte französische Links-Präsident Françios Hollande sehr richtig? „Das ist nicht teuer, das bezahlt der Staat“. Tja, liebe deutsche Steuerzahler, die Winterkleidung habt ihr schon auf Kredit gekauft und auch bezahlt. Nur habt Ihr sie nicht bekommen. Das meiste wird durch den Schornstein gehen. Und die Enkel zahlen dann den Kredit ab. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass Ihr beim nächsten Textilien-Einkauf auch noch einen kleinen Aufschlag löhnt, der für die fällige CO2-Steuer beim Verbrennen der Winterkollektion 2020 angefallen ist. Schließlich gehört der Ramsch Euch. 

Foto: Pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Marc Jenal / 27.02.2021

Das tönt nach einer Art indirekten Abwrack-Prämie für neue Kleider (Wer wegschmeisst zahlt keine Umsatzsteuer.) Vielleicht will man damit nur sicherstellen, dass die Kinder und Billigstlohnarbeiter in den Fabriken Bangladeschs, Äthiopiens, usw. auch im kommenden Jahr 7 Tage die Woche und 10 bis 16 Stunden pro Tag ihren kaum selbst erhaltenden Job unter erbärmlichsten oder gesundheitsgefährdenden Bedingungen ausüben dürfen. Als Ausgleich für den “Klimaschutz” könnte man zumindest irgendwas aus Plastik verbieten, die sicheren Stromlieferungen bei Unterdeckung aus dem Ausland (Atom-, Kohle-, usw.) kappen oder zumindest ein paar Klimazertifikate kaufen. Für die Autobranche hat es ja auch geklappt, dass sich alle auf die Wertvernichtung älterer Modelle geeinigt haben, warum nicht gleich bei den neuen Produkten anfangen. Wir schaffen das.

Bastian Kurth / 27.02.2021

Die Bundestrottel in der Regierung müssen jetzt bitte GAAAANZ tapfer sein: der Handel verkauft nicht zum Einkaufspreis, nein-nein! Ratet mal woher eure Gehälter herkommen, ja-ja. Also: ab in die Ecke und noch mal nachdenken! Dem Handel 90% des Wareneinsatzes im “Gnadenakt” zu geben ist für den Handel immer noch 10% Verlust. Aber halt….vielleicht ist das ja schon die neue Rechenweise, die des non-white-supremacy-calculating wo die Ergebnisse mehr gefühlt als korrekt sind? Herr Altmaier wird uns das sicher in Kürze erklären, wetten?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Manfred Haferburg / 25.03.2024 / 12:00 / 107

ISAR 2: Das beste Kernkraftwerk der Welt wird zersägt

Die Rückbaugenehmigung für ISAR 2 ist erteilt, hieß es am Freitag. Der Betreiber Preussen Elektra könne den Rückbau unverzüglich durchführen. Eine wenig beachtete DPA-Meldung leitet…/ mehr

Manfred Haferburg / 08.03.2024 / 10:00 / 110

Bundesrechnungshof delegitimiert Habeck, Müller und Energiewende

Die Energiewende-Delegitimierer sitzen jetzt im Bundesrechnungshof. Ihr vernichtendes Fazit der Energiewende haben die Beamten sogar in einer Grafik (oben) karikiert. Der Bundesrechnungshof ist in der…/ mehr

Manfred Haferburg / 01.03.2024 / 06:00 / 61

Habecks Wetterwenden: Was, wenn Kernenergie wieder salonfähig wird?

Die Bundesegierung hat es sich angewöhnt, die alten Brunnen zuzuschütten, bevor es neue gibt. Jetzt erlaubt sie die bisher verteufelte CO2-Deponierung – und was ist,…/ mehr

Manfred Haferburg / 26.02.2024 / 06:15 / 101

Netzbetreiber warnen: Stromnetz kollapsgefährdet wie nie

Wie steht es um die Versorgungssicherheit, wenn die Stromerzeugung bis zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erfolgt? Ein Netzbetreiber hat sie jetzt beantwortet. Ein Blitzeinschlag…/ mehr

Manfred Haferburg / 06.02.2024 / 06:00 / 84

Die Kohle bleibt: Ampel halbiert Gaskraftwerks-Pläne

In der neuen Kraftwerksstrategie der Bundesregierung schrumpfen die geplanten Gaskraft-Kapazitäten wie eine Eiskugel im Sommerurlaub – und noch nicht einmal die wird es geben. Verdruckst…/ mehr

Manfred Haferburg / 21.01.2024 / 14:00 / 8

„Ein grünes Requiem“

Die Lektion der unerwünschten Folgen gut gemeinter Projekte ist an den Grünen komplett vorbeigegangen. Das holen sie jetzt nach, auf unsere Kosten. Was Menschen auch…/ mehr

Manfred Haferburg / 08.01.2024 / 06:00 / 103

Nachhaltige Halluzinationen beim Chef der Bundesnetzagentur

Ja, Herr Müller, die Energieversorger brennen darauf, 60 Milliarden Euro in Gaskraftwerke zu investieren, die sich nicht rechnen können, da sie nur bei Flaute und…/ mehr

Manfred Haferburg / 26.12.2023 / 06:00 / 132

Weihnachten unter Räubern

„Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?“, hieß es von Augustinus vor knapp 1.600 Jahren und diese…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com