Soeben lese ich in Die Welt, dass die wegen des Lockdowns nicht gekauften Wintertextilien eventuell verbrannt werden sollen. 500 Millionen Winter-Kleidungsstücke liegen in den deutschen Läden herum und der Frühling kommt. „Vernichten ist günstiger als verteilen“ heißt es.
Eigentlich gibt es vier Optionen: einlagern, verramschen, spenden oder vernichten. Doch egal, was die Händler machen, es ist falsch – das Dilemma ist komplett. Einlagern ist für die Händler wohl zu teuer. Sie haben nicht den Platz und sind finanziell ohnehin schon oft am Ende, um etwas anzumieten.
Wenn ein Händler neue Kleidung spendet, bezahlt er 19 Prozent Umsatzsteuer – der Olaf braucht in Corona-Zeiten jeden Cent. Und die Steuer regierungsseitig bei Corona-Spenden streichen, geht angeblich auch nicht – „wegen EU-Recht“. Das Finanzministerium denkt derzeit noch nach.
Entscheiden müssten am Ende die Händler
Und verramschen will man die Winterware auch nicht. Welcher Kunde soll dann im Herbst die neue teure Winterkollektion kaufen, wenn er schon schöne neue Winterkleidung im Frühjahr günstig gekauft hat?
Also titelt Welt-Online: „Das Winterware-Dilemma – Vernichten ist die deutlich günstigere Wahl“. Ab in die Müllverbrennung, 500 Millionen funkelnagelneue Winterkleidungsstücke? Die Müllverbrenner heben die Hände: „Wir könnten ad-hoc gar nicht massenweise Kleidung mitverbrennen“, erklärt Carsten Spohn, der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD), im WELT-Gespräch. Entscheiden müssten am Ende die Händler. Denn gestreckt über Wochen und Monate eignet sich Kleidung durchaus als Beimischung im Müllgemisch. Das kommt ohnehin schon vor. „Fehlchargen landen immer wieder bei unseren Mitgliedern“, weiß Spohn. Manchmal spiele dabei auch das Markenrecht eine Rolle.“
Der Verband der Abfallentsorger hat sich initiativreich der Sache angenommen. „easyVO“ ist ein digitaler Marktplatz, über den Händler rechtssicher unverkäufliche Ware handeln, an Drittländer verkaufen, recyceln oder entsorgen können. Nun erinnere ich mich an einen Welt-Online-Artikel vom 18. Januar 2021: „Viel soll viel helfen – Jetzt kauft der Staat den Händlern die Ware ab“. Dort heißt es: „Die Bundesregierung will die Corona-Hilfen für Unternehmen zum Teil deutlich aufstocken. Davon sollen vor allem Einzelhändler, wie etwa Verkäufer von Winterbekleidung profitieren, die wegen ihrer geschlossenen Läden massenweise auf Jacken, Pullovern und Stiefeln sitzen bleiben.
Für diese Saisonware, die sich später im Jahr kaum noch verkaufen lässt, kommt zum großen Teil der Staat auf. Vorgesehen ist, dass Händler jene Ausgaben neben Miete oder Versicherungskosten zu 100 Prozent auf die ungedeckten Fixkosten anrechnen können, die wiederum der Bund zu bis zu 90 Prozent erstattet.“
Das heißt: Ein Händler, der durch die Corona-Beschränkungen einen hohen Verlust gemacht hat, bekommt den Einkaufspreis bis zu 90 Prozent ersetzt. Hat eine Ski Jacke beispielsweise im Einkauf 100 Euro gekostet, bekommt der Händler für diese Ware, die nun unverkäuflich im Lager liegt, 90 Euro vom Staat.
Wie sagte doch der abgewählte französische Links-Präsident Françios Hollande sehr richtig? „Das ist nicht teuer, das bezahlt der Staat“. Tja, liebe deutsche Steuerzahler, die Winterkleidung habt ihr schon auf Kredit gekauft und auch bezahlt. Nur habt Ihr sie nicht bekommen. Das meiste wird durch den Schornstein gehen. Und die Enkel zahlen dann den Kredit ab. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass Ihr beim nächsten Textilien-Einkauf auch noch einen kleinen Aufschlag löhnt, der für die fällige CO2-Steuer beim Verbrennen der Winterkollektion 2020 angefallen ist. Schließlich gehört der Ramsch Euch.