“Nun ist eine längere Lebenszeit nicht automatisch und unbedingt eine erfreuliche Sache” schöner Satz… ich halte die Erbengeneration für ” gefährlich” für die Gesellschaft (Sie erwähnen es kurz), aber nicht für die erbende, sondern die nachfolgende, weil das Erbe verbraucht, aber das Arbeiten nicht mehr gelernt ist ... Gruß aus der Stadt eines der reichsten Vererbenden Warren Buffett
Da hatte ich doch tatsächlich “Hinterhaltsteuer” gelesen. Als Zeitgenosse, der nichts kann, nichts hat und nichts erbt und somit ein armes Schwein bleibt, bis er sterbt - um einen alten Freund zu zitieren - muss ich die Linken für ihre Einstellung loben. Eine ordentliche Erbschaft ist allemal geeignet, auch den letzten hinfälligen Alkoholiker in den unteren Mittelstand zu hieven. Mit einem Schlag kann man mal zu einem richtig guten Arzt gehen und muss die Handwerker nicht mehr freundlichst am Arsch lecken. Das Problem ist dabei, dass die Menge derer, die man zu präkären Arbeiten zwingen kann, durch steigenden Wohlstand und äquivalente Erbmassen systematisch abnimmt. Während auf der anderen Seite die Kader, die für höher qualifizierte Arbeit gewonnen und ausgebildet werden können, immer besser bezahlt werden müssen, wodurch sich die Spirale des Unheils beschleunigt weiterdreht. Es wird immer mehr vererbt und es gibt immer mehr Leute, die von ihren Anlagen leben können, sie treten also im ungünstigsten Falle im System der Wertschöpfung nur noch als Investoren auf. Was dem BDI und anderen Lobbyistengruppen und Parteien zum Ruf nach verstärkter Einwanderung antreibt. Erbschaftssteuer ist also auf jeden Fall vernünftiger als Vermögenssteuer. Noch besser wäre eine vernünftige absolute Obergrenze. Auch im Sinne der christlichen Theologie - heißt es doch im Vaterunser: “Von dannen Er kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten!” Die Linken fangen mit den Toten an, ich finde, das ist mehr als fair.
Ich erinnere den Plot einer Roald-Dahl-Story, in der die Aufklärung einer Mordserie an Senioren ergab, dass eine Rentenversicherung bereit war, das freiwillige Frühableben zum Termin X mit einer Kapitalleistung zu honorieren. Bei den Mordopfern handelte es sich um jene, die den Tag X dann vergessen hatten; auf die wurde ein Sniper angesetzt. Der Kabarettist Mathias Richling sinniert, dass es nicht darauf ankomme ab wann eine Rente gezahlt wird, sondern bis wann! - Das hat nur scheinbar mit der Erbschaftssteuer nichts zu tun: Die Bundesrepublik Deutschland mit ihrem eklatant dysfunktionalen Renten- und Sozialsystem duldet eine zunehmende Präkarisierung, obwohl sie die Bürger mit einer rekordverdächtigen Steuer- und Sozialabgabenlast quält. Dennoch darf der Zugriff des Fiskus auf Erbvermögen nicht zugelasswn werden bis wesentliche Fragen der Finanz- und Wirtschaftspolitik wieder souverän entschieden werden.
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