"Institute for Planetary Health": Das Projekte eines neuen Erfurter Institutes, das uns auf dem Klimaschutzpfad voran bringen soll, schafft Stellen für Pseudo-Wissenschaftler, die von Corona auf Klima umschulen.
Am 2. Juni 2023 wurde im Beisein zahlreicher Gäste aus Politik und Wissenschaft das Institute for Planetary Health Behaviour (IPB) an der Universität Erfurt feierlich eröffnet, nachdem es bereits ein halbes Jahr zuvor seine Arbeit aufgenommen hatte. Gemäß der etwas sperrig geratenen Eigenbeschreibung widmet es sich „der Erforschung menschlicher Verhaltensweisen, um davon ausgehend Erkenntnisse für die Gesundheitsförderung und den Klima- und Umweltschutz zu gewinnen.
Mit seiner Forschung will es eine Grundlage schaffen, um die Öffentlichkeit für den Zusammenhang von Gesundheit, Klima- und Umweltschutz zu sensibilisieren und diese Themen in der Gesellschaft und im Bewusstsein von Individuen zu verankern.“ Oder, in einfacher Sprache: Die Agitprop-Veranstaltung zum Thema Klimakatastrophe läuft weiter in Dauerschleife, jetzt aber psychologisch noch fundierter.
Geleitet wird das IPB von der Psychologin Cornelia Betsch, einer Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt. Im Jahr 2021 erhielt sie den Deutschen Psychologie Preis für ihre „herausragenden Leistungen im Bereich der Gesundheitskommunikation im Allgemeinen und ihren Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie im Besonderen“ – so zitiert die Uni Erfurt aus der damaligen Begründung der Jury. Den meisten dürfte sie als Teil des damaligen Zwangsimpfungskomplexes eher unbekannt sein, da sie nicht besonders talkshowaffin war – von zwei Auftritten bei Anne Will mal abgesehen.
Regelmäßig und insgesamt mehr als 60 mal befragten Betsch und ihr Team – damals noch vom Hamburger Tropeninstitut aus – eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe zu deren Wissen über das Coronavirus, Risikowahrnehmung, Schutzverhalten und Vertrauen in politische Entscheidungen. Mit diesem „Covid-19 Snapshot Monitoring“ (COSMO) habe sie der Psychologie große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zuteil werden lassen, so die Lobrede anlässlich einer weiteren Preisverleihung.
Noch im Dezember 2022 trommelte sie als Leitautorin in einem hochrangigen wissenschaftlichen Medium ohne wenn und aber für sofortige Aktionen zur Erhöhung der Impfraten angesichts des drohenden „dritten pandemischen Winters“. Zur Impfpflicht trommelte sie vergleichsweise verhaltener, aber in der Sache letztlich eindeutig, wenn sie in der Ärztezeitung im März 2022 wie folgt zitiert wird: „Vorstellbar sei, nun ein Gesetz für die Impfpflicht zu verabschieden und ein Impfregister oder einen ähnlichen Mechanismus aufzusetzen – es aber erst dann scharf zu stellen, wenn es benötigt wird.“
Auf „Klimaschutz“ umgeschult
In Ermangelung von weiteren pandemischen Wintern hat Cornelia Betsch nun offensichtlich erfolgreich auf Klimaschutz umgeschult und kümmert sich mittlerweile um Planetary Health Behaviour, also „klimagesundes Verhalten“. Wie der Homepage des Instituts zu entnehmen ist, „umfasst (das) menschliches Verhalten, das die Gesundheit unseres Planeten und unsere Gesundheit beeinflusst. Dieses Verhalten kann auf politischer, gesellschaftlicher oder individueller Ebene stattfinden – es beginnt bei Kommunikationsprozessen, umfasst individuelles Verhalten und reicht bis hin zur Akzeptanz von Maßnahmen und Unterstützung von Systemänderungen“. Also die ganze, mehr oder weniger ausgelutschte Themenpalette des sogenannten Klimaschutzes und seiner Grenzgebiete.
Wenn die PR-Abteilung der Uni Erfurt rhetorisch fragt: „Warum braucht es für die Erforschung und Förderung von klimagesundem Verhalten ein eigenes Institut?“, wie lautet dann wohl die Antwort? „Wegen der Größe und Komplexität der Aufgaben.“ Alles klar! In Erfurt sollen also künftig keinesfalls kleine Brötchen gebacken werden, was angesichts der drohenden Klimaapokalypse ja auch nicht wirklich hilfreich wäre.
So sieht man sich konsequenterweise ganz wesentlich auch als (künftige) Politikberater, wenn es zur Mission des Instituts heißt: „In unserer Forschung wollen wir verstehen, was klimagesundes Verhalten beeinflusst. Diese Erkenntnisse können beim Gestalten effektiver, politischer Rahmenbedingungen und guter, erklärender Kommunikation helfen.“
Hier gibt einer den ganz Harten
Zudem will man offensichtlich auch noch die letzten Geheimnisse der Psychologie knacken, wenn der Vize-Direktor des Instituts, Professor Mehlkop, sich zu seiner Mission bekennt: „Ich will erklären, warum Menschen soziale Normen, Erwartungen und Regeln brechen oder sogar in (selbst-)schädigender Weise handeln, obwohl das negative Konsequenzen für sie selbst und andere haben kann. Warum sorgen sich viele um das Klima, tun aber nichts?“ Der hier mitlaufende Subtext lautet doch wohl: Die Klimaleugner werden sich noch wundern, wir können auch anders, wenn ihr nicht wollt!
Ich frage mich auch angesichts von solch vollmundigen Einlassungen, ob irgend jemand aus diesem neuen Institut sich wohl jemals mit einem seriösen wissenschaftlichen Text beschäftigt hat, in dem die These eines (nahezu) ausschließlich, via CO2, menschengemachten Klimawandels ernsthaft infrage gestellt wird. Ich fürchte, eher nicht – und dass, um nur ein Beispiel zu nennen, selbst die Argumente eines aktuellen Nobelpreisträgers für Physik in diesem Milieu mit strikter Missachtung gestraft werden.
Womit beschäftigt sich das Erfurter IPB derzeit?
Was sind das für Projekte, die uns auf dem Klimaschutzpfad voran bringen sollen? Nicht fehlen darf dabei natürlich ein bestimmtes, ja unbedingtes „Muss“-Projekt, nämlich: „Verhaltensdaten für wirksame Hitzekommunikation – HEATCOM”. Hier wird untersucht, „wie sich Bürger*innen in Hitzesituationen verhalten, welche Faktoren ihr Schutzverhalten beeinflussen und welche Interventionen zu einer gesundheitsförderlichen Anpassung beitragen könnten.“ Ziel ist es, auf Grundlage dieser Ergebnisse „Kommunikationskampagnen und Interventionsprogramme zu konzipieren.“ Aus der Fülle der Ergebnisse sei hier nur eines verraten, das den Forschern sicherlich nicht so recht geschmeckt hat: „Die meisten Befragten geben an, sich bei einer maximalen Außentemperatur zwischen 25 und 30 Grad wohl zu fühlen“. Ein irgendwie beruhigendes Ergebnis, auch weil es mir ganz ähnlich geht. Für den psychologischen Klimakämpfer bedeutet das allerdings, dass bei sommerlichem Wetter in diesem Temperaturbereich die Empfänglichkeit für CO2-Untergangsszenarien eher gering ausgeprägt sein dürfte.
Ebenso Erstaunliches und von den „Forschenden“ wahrscheinlich auch Unerwartetes wurde zum Thema Klimaangst zutage gefördert: Von der repräsentativen Stichprobe konnten insgesamt nur sieben Prozent den Klimaängstlichen zugeordnet werden, davon erstaunlicherweise fünf Prozent Männer und zwei Prozent Frauen. Üblich ist eigentlich, dass Angstprobleme bei Frauen wesentlich häufiger als beim anderen Geschlecht vorkommen. Fast völlig klimaangstfrei sind im Übrigen Hauptschulabsolventen und die Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen. Bemerkenswert auch, dass das Volk den Stand der Einigkeit der Wissenschaft zur „Frage des Klimawandels“ – gemeint ist ganz offensichtlich die Ursache desselben – realistischer einschätzt als die meisten Medien: Nur 48 Prozent der Befragten glauben an eine solche Einigkeit und immerhin 45 Prozent sind zumindest zum Teil davon überzeugt, dass die Klimaveränderungen auch auf natürliche Ursachen zurückzuführen sind. Beruhigend zu wissen, dass auch jahrelange Dauerpropaganda die Skepsis in weiten Teilen der Bevölkerung nicht auslöschen konnte.
Die aktuelle PACE-Erhebung
Bei der PACE-Studie handelt es sich um regelmäßige, mehrfach im Jahr durchgeführte Erhebungen. Befragt wird jeweils eine wechselnde repräsentative Stichprobe von etwa 1.130 Personen zwischen 18 und 74 Jahren, zuletzt im Oktober 2024. Geboten wird eine Vielzahl von mehr oder weniger interessanten Ergebnissen, die auch im Längsschnitt, also über die Zeit und geschlechts- oder altersspezifisch betrachtet werden können. Es geht bei diesen Befragungen um das individuelle Klimaschutzverhalten, die Akzeptanz politischer Klimaschutzmaßnahmen und – wie es so wunderschön beschwichtigend formuliert ist – die „Bereitschaft, sich bei der Gestaltung der politischen Maßnahmen einzubringen“. Ist eine solche Handlungsbereitschaft hoch ausgeprägt, bedeutet das, „dass Personen sich klimafreundlich verhalten, sich politisch für Klimaschutz engagieren und politische Maßnahmen zum Klimaschutz unterstützen.“ Hier nun eine kleine Auswahl von ausgewählten Ergebnissen, basierend auf den aggregierten Daten der ersten acht bis zehn Befragungen von Mitte 2022 bis Oktober 2024.
Was beeinflusst diese Handlungsbereitschaft in Bezug auf den Klimaschutz? Demographische Merkmale, zum Beispiel Alter und Geschlecht, spielen nur eine äußerst untergeordnete Rolle. Ganz anders sieht es dagegen bei der Parteienpräferenz aus: Eindeutig am niedrigsten fällt die Handlungsbereitschaft bei den Anhängern der AfD aus, gefolgt von den fast gleichauf liegenden CDU/CSU und FDP-Anhängern, mit deutlichem Abstand wiederum gefolgt von den SPD- und schließlich erwartungsgemäß den Grünen-Wählern.
Die ja nun seit mehreren Jahren auf allen Kanälen betriebene angstmachende Propaganda vor angeblichen gesundheitlichen Risiken des Klimawandels hat offensichtlich durchaus angeschlagen, denn Personen haben eher eine höhere Handlungsbereitschaft, wenn sie Gesundheitsfolgen des Klimawandels für wahrscheinlicher und schwerwiegender halten.
„Klimaschädliches Verhalten“
Was verstehen die Klimakämpfer der Uni Erfurt darunter, zum Beispiel beim Thema Wohnen? Unter anderem Folgendes: durchschnittlich über acht Minuten duschen, im Winter die bewohnten Räume über 20 °C beheizen oder eine Wohnfläche von über 50 m² pro Person nutzen! Ist es wirklich glaubhaft, dass bei angeblich nur 36 Prozent der Befragten die Raumtemperatur im Winter schlappe 20 Grad überschreitet? Oder ist das nicht vielmehr ein sich bereits auch bei anderen Fragen beziehungsweise Antworten aufdrängender Hinweis darauf, dass wir es hier teils mit verzerrten Ergebnissen zu tun haben, hauptsächlich auf Grund einer systematischen Antworttendenz nach sozialer Erwünschtheit? Die Befragten also dazu tendieren, nicht die für sie tatsächlich zutreffende Antwort zu geben, sondern diejenige, von der sie erwarten, dass sie sozial gebilligt beziehungsweise erwünscht ist.
Selbstverständlich gibt es für die Erfurter Forschungstruppe nicht nur klimaschädliches Wohnen, sondern auch entsprechendes Mobilitätsverhalten, also im Jahr mehr als 3 Stunden mit dem Flugzeug fliegen oder über 12.000 km mit dem Auto fahren, was jeweils gut ein Viertel der Befragten eingestand. Wenn satte 40 Prozent aber angeben, oft bis immer Lebensmittel aus kontrolliert-ökologischem Anbau zu kaufen, wird das vom Forscherkollektiv offenbar für bare Münze genommen, obwohl es doch im deutlichen Gegensatz zu den lediglich 6,3 Prozent steht, die Bio-Lebensmittel am Lebensmittel-Gesamtumsatz 2022 ausgemacht haben. Auch hier entsteht also der dringende Verdacht einer sozial erwünschten Antworttendenz und/oder einer nicht repräsentativen, sondern systematisch verzerrten Stichprobe.
In dieselbe Richtung gehen meine Bedenken auch bei einer der nächsten Fragen: Ist es wirklich glaubhaft, dass immerhin 27 Prozent der Befragten es für „leicht“ oder gar „extrem leicht“ halten, ihr Zuhause im Winter nicht wärmer als auf 17 Grad zu heizen? Zudem behalten es die Forscher für sich, wie Deutschland selbst mit solch einer von ihnen ja offensichtlich grundsätzlich befürworteten oder zumindest in Erwägung gezogenen, tendenziell suizidalen Heizstrategie die Durchschnittstemperatur der Welt auf 1,5 oder 2 Grad Celsius begrenzen kann, wo der Anteil Deutschlands an der CO2-Emission der Welt doch lediglich 1,5 Prozent beträgt. Nicht zu vergessen dabei, dass allein in China der jährliche CO2-Zuwachs größer ist als die Gesamtemission Deutschlands mit 583 Millionen Tonnen CO2.
Gibt es auch etwas Positives zu berichten?
Nicht so richtig, aber vielleicht doch ein wenig: Dass zum Beispiel eine Zweidrittel-Mehrheit es ärgert, wenn der Arzt im Patientengespräch sich auch zu politischen Themen äußert, es also eher kontraproduktiv sein dürfte, Ärzte systematisch als Klimakampf-Propagandisten einsetzen zu wollen. Oder, dass in Bezug auf den „Umgang mit der Klimakrise“ nur insgesamt 24 Prozent „viel“ oder „eher viel“ Vertrauen in die Bundesregierung haben. Außerdem geben verschiedene Längsschnittdaten über die letzen 2,5 Jahre – letzte Befragung: 9/24 – Anlass zu der Hoffnung, dass der ganze Klimahype sich nicht mehr relevant steigern lässt, sondern vielmehr bereits so eine Art Deckeneffekt erreicht ist. So gibt es zum Beispiel über den gesamten oben genannnten Untersuchungszeitraum kaum eine Antwortvariation bei Fragen wie etwa derjenigen, ob man sich Sorgen darüber mache, dass die Klimaziele nicht erfüllt werden oder die Wirtschaft Schaden nimmt.
Wobei es den – die Verwendung des folgenden Begriffs fällt hier doch etwas schwer – Wissenschaftlern bei der oben genannten letzten Frage ganz offensichtlich keinesfalls um den wirtschaftlichen Schaden im Sinne der ja reichlich vorhandenen Kollateralschäden grün-roter Klima- beziehungsweise Energiepolitik geht, sondern um nicht näher benannte, also letztlich bloß imaginierte Auswirkungen der „Klimakrise“ auf die Wirtschaft, sozusagen die feuchten Träume des IPB-Kollektivs, als da sein könnten: durch „Extremwetter“ zerstörte Fabriken und Felder, Arbeitskräftemangel durch Legionen von Hitzetoten und durch Klimadepressionen und -ängste gepeinigte, arbeitsunfähige Werktätige.
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Geriater und apl. Professor für Psychiatrie. In den letzten Jahren überwiegend tätig als gerichtlicher Sachverständiger im zivilrechtlichen Bereich.