Claudio Casula / 01.02.2021 / 12:00 / Foto: Pixabay / 73 / Seite ausdrucken

Statistik-Bilanz für 2020: Pandemie ohne Übersterblichkeit

Im Sommer 2020 verzichtete man auf das öffentliche Zählen von COVID-Toten. Eine Meldung wie „Auch heute starb in der 1,8-Millionen-Stadt Hamburg kein einziger Patient an COVID-19“ hätte die seit März/April unablässig an die Wand gemalte Gefahr wohl konterkariert, und das Paniklevel musste ja unbedingt gehalten werden. Das änderte sich, als die Zahlen im Herbst/Winter wieder stiegen. Nun wurde ständig auf die steigende Zahl der Opfer verwiesen, bisweilen in den Nachrichten behauptet, am Tag zuvor seien „nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 1013 Menschen an oder mit Corona gestorben“. Was so nicht stimmt, wie Professor Bertram Häussler am 21. Januar in der WELT klarstellte:

„Die Zahlen sind insofern unbrauchbar, weil es eben nicht stimmt, wenn gesagt wird, gestern sind 1013 Menschen gestorben. Es sind 1013 Meldungen; Fälle, die sich über einen Zeitraum von bis zu sechs Wochen erstrecken. Die 1013 Menschen sind also nicht gestern gestorben, ihr Tod wurde nur gestern gemeldet.“ Die Meldungen seien im Durchschnitt drei Wochen alt, bildeten also etwa die Sterbesituation von vor 3-4 Wochen ab.

Der gruselige Bodycount wurde indes auch über den Jahreswechsel fortgeführt. So kann man jetzt behaupten, „im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion“ seien in Deutschland bisher mehr als 50.000 Menschen verstorben.

Altersgruppe der über 80-Jährigen wächst stetig

Jetzt, Ende Januar 2021, sind die Sterblichkeitszahlen 2020 komplett erfasst. Die Billionen-Euro-Frage ist ja die: Gibt es eine (signifikante) Übersterblichkeit im Jahr der großen Corona-Pandemie? Um diese Frage zu klären, beginnen wir mit einem Blick auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Hier fällt auf, dass – in absoluten Zahlen – eine Übersterblichkeit von 4,9 Prozent im Vergleich zu den vergangenen vier Jahren festzustellen ist. Und gerade einmal 2,8 Prozent mehr im Vergleich zum Jahr 2018 (mit einer schlimmen Grippeepidemie), und das bei gestiegener Bevölkerungszahl und veränderten Altersgruppen. Berücksichtigt man, dass aufgrund der Alterspyramide und Altersstruktur in Deutschland aktuell jedes Jahr statistisch ca. 6.000 Menschen mehr sterben als im Jahr zuvor, verändert sich das Bild – jetzt sind es nur noch 3,4% mehr als 2016–2019 und 1,6% im Vergleich zum „Grippejahr" 2018.

Vor einigen Tagen, die Sterbezahlen waren da bis zum 27.12.2020 erfasst, kontaktierte ich Mathias Brandt von der Statista GmBH und fragte noch einmal nach. Er bestätigte die Zahlen, teilte mir aber auch seine Einschätzung mit, dies sei „viel“. Auf meine Nachfrage, wie es denn um die Sterberate stünde (jährliche Sterbefälle je 1.000 Einwohner), um einen Eindruck von den relativen Werten zu bekommen, sandte er mir eine Tabelle zu, der die Zahl der Toten, die Gesamtbevölkerung und die Sterberate für jedes der vergangenen 30 Jahre zu entnehmen war. Die aktuelle Sterberate sei mit 11,69 so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr, meinte Herr Brandt.

Nun muss man wissen, dass die Sterberate in Deutschland von 1960 bis 1985 immer über 12 betrug, später nur selten unter 11; im Jahr der Wiedervereinigung, 1990, lag sie bei 11,6 – ich kann mich allerdings weder an geschlossene Geschäfte, Restaurants und Kneipen, noch an abgesagte Sportveranstaltungen, verbotene Theater- oder Konzertaufführungen, Maskenzwang und Kontaktverbote oder gar an die Einschränkung von Grundrechten im Dutzend erinnern.

Im Grippejahr 2018 lag die Sterberate bei 11,5 und im vergangenen Jahr bei 11,69. Wir haben im Vergleich also auf den ersten Blick eine leichte Übersterblichkeit zu verzeichnen. Nach Berechnung der letzten vier Tage 2020 fiel sie am Ende noch ein wenig höher aus. Was allerdings nicht an den „Corona-Toten“ allein liegen muss. Theoretisch denkbar sind auch, obwohl wahrscheinlich nicht signifikant ins Gewicht fallend, steigende Suizidrate, verschobene Operationen, aus Angst nicht angetretene Arztbesuche oder Vorsorgeuntersuchungen et cetera. Das Statistische Bundesamt stellt denn auch klar: „Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen können die Sterbefallzahlen… keine Auskunft geben.“

Vor allem aber wächst von Jahr zu Jahr die Zahl der Menschen in der Altersgruppe über 80, die nun einmal ein höheres Sterberisiko haben: Seit 2016 ist diese Zahl der Ü80-Jährigen um eine Million gestiegen (von 4,9 auf 5,9 Millionen), und mehr als die Hälfte der Sterbefälle ist dieser Altersgruppe zuzuordnen. (Zur Einordnung: 2020 wurden insgesamt 39.000 Todesfälle „im Zusammenhang mit einer Corona-Erkrankung“ gemeldet, wobei nach Definition des RKI jeder als „Corona-Toter“ gezählt wird, der zum Zeitpunkt seines Todes als positiv getestet gilt, unabhängig davon, ob dieser Mensch beispielsweise auch an Krebs litt.)

Tödliche Seuche, kaum Übersterblichkeit

Wie diese Studie von Prof. Dr. Peter Pflaumer, TU Dortmund, zeigt, könnte man die verzerrenden Auswirkungen der steigenden Bevölkerung und die sich ändernden Altersstrukturen zwischen 2017 und 2020 beseitigen, indem die Bevölkerung und ihre Altersstruktur von 2016 angenommen werden – dann ergäbe sich eine standardisierte Todeszahl von 871.197 im Jahr 2020 – die Anzahl der Todesfälle, die eingetreten wäre, wenn keine demografischen Veränderungen stattgefunden hätten. Mit dieser Zahl läge die Sterblichkeit im Jahr 2020 sogar um 2,2 Prozent unter dem Durchschnitt der standardisierten Todesfälle der letzten vier Jahre.

Die 982.489 Sterbefälle, die das Statistische Bundesamt nun für das Jahr 2020 verzeichnet, liegen auch nach Ansicht von Prof. Dr. Thomas Rießinger im Bereich des unter Berücksichtigung der demographischen Veränderungen Erwartbaren, wie er in einem Gastbeitrag vor zehn Tagen bei Boris Reitschuster schrieb.

„Auch wenn sich die absolute Zahl hoch anhört und jeder Einzelfall – heute muss man diese Selbstverständlichkeit immer wieder betonen, um nicht von den üblichen Vorwürfen umtost zu werden – unzweifelhaft traurig und schlimm ist, so handelt es sich doch nur um eine Erhöhung um 1,2%, die man als Übersterblichkeit interpretieren kann. In den Jahren 2015 und 2018 gab es in diesem Sinne Übersterblichkeiten von etwa 1%, und niemand hat das Ende der Welt ausgerufen. Noch deutlicher wird die Größenordnung, wenn man die Zahl der zusätzlichen Sterbefälle pro 10.000 Einwohner bestimmt: die liegt dann bei 1,4 zusätzlichen Toten pro 10.000 Einwohner.“ (pro Jahr! C.C.)

Das Statistische Bundesamt schreibt in seiner aktuellen Presseerklärung selbst:

„Gegenüber 2019 ist die Zahl der Sterbefälle damit um mindestens 42.969 oder 5% gestiegen. Dieser Anstieg ist zum Teil auf kalendarische sowie demografische Aspekte zurückzuführen: 2020 war ein Schaltjahr, sodass sich durch den zusätzlichen Tag ein Anstieg um etwa 3000 Fälle gegenüber dem Vorjahr ergibt. Wenn man außerdem den bisherigen Trend zu einer steigenden Lebenserwartung und die absehbaren Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung berücksichtigt, wäre ohne Sonderentwicklungen ein Anstieg um etwa 1 bis 2% für das Jahr 2020 zu erwarten gewesen.“

Und weiter heißt es:

„Die gestiegenen Sterbefallzahlen im Jahr 2020 sind größtenteils auf eine Zunahme von Sterbefällen in der Altersgruppe der ab 80-Jährigen zurückzuführen. Insgesamt starben mindestens 576.646 Personen in dieser Altersgruppe (+41.152 Fälle oder +8% im Vergleich zu 2019). Die Zahl der ab 80-Jährigen dürfte im Laufe des Jahres nach Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnung um etwa 4 bis 5% zugenommen haben.“

Wir sehen: Die absoluten Zahlen mögen die Menschen verunsichern, setzt man sie ins Verhältnis, sieht es schon ganz anders aus. Jedenfalls nicht so, dass es den zum Dauerzustand gewordenen Ausnahmezustand rechtfertigen könnte. Und auch das manipulative Herumreiten auf nackten „Infizierten“-Zahlen ohne jegliche Einordnung ist nur dazu angetan, Ängste zu schüren, die in der Regel übertrieben sind. Insbesondere was den polit-medialen Komplex angeht, ist nur allzu häufig bewusste Irreführung zu konstatieren, die Unfähigkeit, Statistiken zu lesen, kommt als alleinige Erklärung nicht infrage. So problematisch eine COVID-19-Erkrankung für Betroffene auch sein mag: Die erwähnten Zahlen geben die Angstmache im großen Stil einfach nicht her, und die Verweigerung von Grundrechten schon gar nicht, so sieht’s aus.

Man muss schon die Frage stellen: Ist diese Pandemie wirklich die „Jahrhundertkatastrophe", die uns laut Merkel im vergangenen Jahr heimgesucht hat? Rechtfertigt der – ebenso leichte wie und erwartbare – Anstieg der Sterbefälle die erheblichen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und psychischen Kollateralschäden? Mussten deswegen viele Menschen in ihren letzten Stunden ganz allein sterben und andere völlig vereinsamen? Zahllose Existenzen vernichtet werden? Den Kindern Bildung und vor allem auch die Zeit mit anderen Kindern oder ihren Großeltern vorenthalten werden? Das ganz normale Leben von zig Millionen eingestellt werden, ohne Reisen, Familienfeiern, Kino-, Theater- oder Konzertbesuche, Sport, Shopping oder auch nur ein gemeinsames Essen mit Freunden, lauter Dinge, die das Leben erst lebenswert machen?

Früher oder später wird die Frage nach dem Umgang mit der Krise gestellt werden. Und damit auch die nach der Verantwortung. Dass die Medien ein Desaster wie das um die fehlende Impfstoffbeschaffung und den katastrophal unzureichenden Schutz der Risikogruppen nicht mehr schönreden können, kann nur der Anfang sein.

Persönliche Nachbemerkung: 

Was das Thema COVID-19 betrifft, ging es mir lange so wie den meisten Menschen: Ich war grundsätzlich vorsichtig, zeigte Einsicht in die „Maßnahmen“, schnallte mir beim Einkaufen und im ÖPNV den elenden „Mund-Nase-Schutz“ um, hielt Abstand.

Allerdings war da immer auch ein latentes Unbehagen. Dass Politik und Medien unisono von der gar schröcklichen Epidemie, ja Pandemie sprachen und Kritiker ihrer mannigfaltigen Verbote in Bausch und Bogen als „Corona-Leugner“, „Aluhut-Träger" und „Covidioten“ abkanzelten, machte mich zunehmend skeptisch. Dann kam der Sommer. Und von Ende Mai bis Anfang November starben in Hamburg, wo ich lebe, immerhin der zweitgrößten Stadt Deutschlands, pro Woche (!) einer bis maximal fünf Menschen an oder mit SARS-CoV-2. In manchen Wochen auch gar keiner. Ich überlegte, wie viele Menschen ich so kenne: Verwandte, Freunde, nahe und entfernte Bekannte, Kollegen, Ex-Kollegen, darunter nicht wenige alte Menschen. Dabei kam locker eine dreistellige Zahl heraus. Und es gab auch nach einigen Monaten keinen einzigen Fall einer Corona-Erkrankung in diesem Kreis, geschweige denn einen schweren Verlauf oder gar einen Seuchentod, der angeblich überall dräute. Als ich ein wenig herumfragte, stellte sich heraus, dass es anderen ebenso ging.

Das war nun eine merkwürdige Pandemie. Als historisch interessierter Mensch wusste ich um diverse Seuchen, die in der Antike und im Mittelalter die Menschen wie die Fliegen sterben ließen. Der Schwarze Tod (1347–1353) löschte ein Drittel der europäischen Bevölkerung aus, wohl um die 25 Millionen Menschen fielen ihm zum Opfer. Und nun erschien ein SPIEGEL-Sonderheft mit dem Titel „Pest, Cholera, Corona: Die größten Epidemien aller Zeiten“.

Dabei war relativ rasch klar, dass das „neuartige“ Virus weit weniger tödlich war als zunächst befürchtet, eben weder Pest noch Cholera, nicht einmal Ebola oder Typhus. Nicht annähernd. Was natürlich nicht heißt, dass Corona harmlos ist. Nur eben in seiner Mortalität kaum schlimmer als ein fieses Grippe-Virus. Weswegen es hauptsächlich sehr alte und schwer vorerkrankte Menschen traf und nicht, wie oft und lange behauptet, unterschiedslos jeden gleich hart erwischen konnte. Und über 90 Prozent der Infizierten hatten keine oder nur milde Symptome. Laut einer Grafik, die auf RKI-Angaben beruht, beträgt der Anteil der Toten im Zusammenhang mit dem Corona-Virus in Deutschland in der Altersspanne von 0–49 Jahren nur 0,9 Prozent. In der Altersgruppe 70+ sind es dagegen 89 Prozent. Die Senioren sterben zumeist in Pflegeeinrichtungen.

Dennoch wurde die allgemeine Angst vor dem furchtbaren Erstickungstod von Anfang an befeuert. Von den Medien, die mangels hoher Sterbezahlen täglich gebetsmühlenartig die Zahl der angeblichen „Neuinfektionen“ herunterspulten und ihre Schauerberichte zuweilen mit Bildern von gestapelten Särgen anreicherten, und auch von der Politik, die immer neue, immer härtere Maßnahmen damit begründete, die Verbreitung des Virus „eindämmen“ zu wollen; sollte dies nicht gelingen, drohe eine Überlastung unseres Gesundheitssystems. (Dass dies nicht einmal aktuell so ist, zeigt ein Blick in das DIVI-Intensivregister, wo für jedermann einsehbar aufgelistet ist, dass es noch reichlich freie Intensivbetten gibt. Derzeit sind es 3.787. Innerhalb von sieben Tagen wäre sogar eine Notfallreserve von 10.408 Betten verfügbar. COVID-Patienten belegen übrigens 21% der Intensivbetten in deutschen Kliniken.)

Ich lernte: positiv getestet ist nicht gleich infiziert; infiziert ist nicht gleich krank; krank ist nicht gleich schwerer Verlauf; und auch schwerer Verlauf ist durchaus nicht immer tödlich. Tatsächlich bleibt das Risiko für gesunde junge und mittelalte Menschen verschwindend gering, und auch alte Menschen überleben eine Infektion, wenn sie einigermaßen fit sind. Das ist vielen immer noch nicht klar. Das Risiko wird grotesk überschätzt, wie selbst der bei der Panikmache fröhlich mitmischende SPIEGEL einmal einräumte:

„Die Befragten gaben im Schnitt an, dass sie mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 26 Prozent im kommenden Jahr lebensbedrohlich an Covid-19 erkranken.“

 

Korrektur:

In einer früheren Version des Artikels war irrtümlich von Herrn Mathias Brandt als Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes die Rede; tatsächlich ist er Mitarbeiter der Statista GmBH. Die im drittletzten Absatz verlinkte Grafik ist ebenfalls von Statista (Quelle: RKI), nicht vom Statistischen Bundesamt.

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Frances Johnson / 01.02.2021

@ Wolfgang Hoppe: Diese älteren Menschen namens Pflegefälle dürften fast alle geimpft sein. Erstens gehen die Zahlen zurück. Zweitend empfehle ich Ihnen die Lektüre des Bonner Generalanzeigers heute über das Seniorenheim Elisabeth-Haus. Die geimpften Patienten und Staff sind nur leicht krank. Fünf sind gestorben. Ob sie geimpft oder ungeimpft waren, war nicht klar, als ich die Seite las. Es ist ebensogut möglich, dass sie MIT irgendwas verstorben sind, also eine Krankheit zum Tode (Kierkegaard) schon vorher hatten, etwa so wie Larry King, Kalifornien, der hatte sieben: 1. Alter (87), 2. Zustand nach Herzinfarkt, 3. Z.n. Schlaganfall, 4. Z.n. malignem Tumor, 5. Z.n. malignem Zweittumor, 6. Diabetes, 7. Z.n. Covid 19. Falls er auch noch einen Bluthochdruck hatte, hatte er acht.

Dieter Kief / 01.02.2021

Ich sags Dr. Stefan Lehnhoff und anderen gern nochmal: Die Grippeimpfung reduziert die Letalität der Grippe um gut 4%, sagt eine vom Arzenimittlebrief (Artikel.aspx?SN=7323)  zitierte kalifornische Metastudie. Der Professor Walter Krämer schreibt hier auf der Achse, die Grippeimpfung zeige eine durchschnittliche Wirksamkeit von 50% - mache also einen deutlichen positiven Unterschied. Das sind meine Quellen, Dr. Lehnhoff. Ich schaue mir gerne Ihre an.

Hubert Bauer / 01.02.2021

Die einzelnen Maßnahmen der Bundes- und Landesregierungen sind sicherlich zu hinterfragen. Wenn ein junger Friseur mit MNS einen jungen Kunden mit FFP2-Maske die Haare schneidet ist das sicher weit weniger riskant als wenn alte Leute zu den Stoßzeiten einkaufen oder sonntags in die Kirche gehen. Warum ist Ersteres verboten und Letzteres erlaubt? Aber der Autor übersieht (?), dass wir eine Übersterblichkeit trotz (!) harter Maßnahmen haben, von denen die ein oder andere zumindest eine gewisse Wirkung hat. Länder mit lockeren Maßnahmen haben zum Teil deutlich höhere Todeszahlen und somit eine Übersterblichkeit, die statistisch sehr klar auffällt und nicht mehr anderweitig erklärbar ist. Der Autor, weitere Schreiber der Achse und viele Kommentatoren kommen mir vor wie ein Bürger, der bei einer Sturmflut hinter dem Deich auf und ab läuft und schreit, dass man den Deich gar nicht braucht, weil es hinter dem Deich trocken ist.

M. Friedland / 01.02.2021

Der Begriff “Übersterblichkeit” ist nur definiert im Vergleich zu einer “Basissterblichkeit”, die ohne das betreffende Ereignis - in diesem Fall die Corona-Pandemie, in anderen Jahren eine Influenza-Welle oder auch mal eine “Hitzewelle” - zu erwarten gewesen wäre. Diesen Erwartungswert zu berechnen, erfordert sehr viele Daten - 4 Jahre reichen da nicht - und auf jeden Fall auch genügend “Kaffeesatz”. Auch der Wert von “25.000 Grippetoten 2018” ist auf diese Art zustande gekommen. Die Sterbezahlen insgesamt steigen seit fast 20 Jahren auffällig, wenn man diese Entwicklung mit einer mathematischen Formel beschreiben möchte, ergibt sich - dank Excel sehr einfach - mit einer guten Näherung an die bekannten Werte ein Polynom mit einem Prognosewert für 2020 von ca. 965.000 Sterbefällen. Wenn man es genauer machen möchte: die große Mehrzahl der 2020 Gestorbenen stammt aus den Geburtsjahrgängen 1945 und älter; deren Anzahlen sind bekannt, aus dem Verlauf der Vorjahre lässt sich ein “Normalwert” jahrgangsweise genauer ermitteln. So oder so: eine “Übersterblichkeit” in Höhe von 35-40.000 Sterbefällen im Jahr 2020 insgesamt wird sich statistisch nicht finden, sondern 15-20.000, was aber nichts über die einzelnen Todesursachen aussagt. Verschiedentlich wird gesagt, daß der Anstieg der Sterblichkeit auf die Zunahme der Bevölkerung und die längere Lebenserwartung zurückzuführen ist, dann wird gern eine Größe namens “Sterbefälle pro 1 Mio Einwohner” oder so berechnet. Kann man, ist aber nicht besonders stichhaltig. Zum Glück sterben die allermeisten Menschen in hohem Alter, daher bewirkt eine Zunahme von jungen Menschen wie durch die Migration seit 2015 keine nennenswerte Erhöhung der Sterbezahlen (erst in vielen Jahren). Auch die ansteigende Lebenserwartung ist daran nicht “schuld” - sondern: die Geburtsjahrgänge bis 1945! Durch Flucht und Vertreibung nach 1945 kamen sehr viele Kinder in das Gebiet des heutigen Deutschland, und diese erreichen jetzt ihr Lebensende.

Markus Buchholz / 01.02.2021

Eine Pandemie ist nur dann gefährlich, wenn eine Übersterblichkeit zu beobachten ist? Unlogisch. Der Schluss geht AUSSCHLIESSLICH andersrum: Was zu einer Übersterblichkeit führt, ist auch gefährlich. Mit Ihrer Logik könnte man ja auch gleich alle Tempolimite und die Anschnallpflicht aufheben, denn die Anzahl von Verkehrstoten sorgt ja seit Jahren nicht mehr für Übersterblichkeit….Und wer aber unbedingt Übersterblichkeit braucht, um Corona als gefährlich anzusehen, der schaue doch einfach nach Belgien oder nach Sachsen (besonders in den Monaten November bis Januar).

Wolfgang Richter / 01.02.2021

@ T.Schneegaß / Alexander Mazurek -  “Die” genießen ungestört und unbeobachtet vom “Pack” ihr Wandlitz, während “wir” erfolglos die Rückgabe unseres Lebens und der uns gestohlenen Lebensquaslitzät einfordern, die man uns schizophrenerweise damit begründet vorenthält, uns vor Erkrankung und Tod bescützen zu wollen / müssen. Und eine offenbar vorhandene Mehrheit der Untertanen folgt dieser Lebenslüge mehr oder weniger , auch begeistert, fordert teilweise ein Mehr davon. Könnte man verfilmen als zeitgeistliche Fortsetzung des Film-Serie “Ist ja irre - Das Leben in der beschützten Welt”. Die Hauptdarsteller haben heute gerade wieder getagt und ihre verquarsten Thesen dodann als “Pressekonferenz” dem Pöbel als zu seinem Segen verkauft. Ich hätte nie gedacht, daß ich noch mal erleben darf, daß die Wirkung der realen Deutschland vormals teilenden Mauer einmal von einer virtuellen rund um ein Virus in seiner Wirkung um ein mehrfaches übertroffen wird.

lutzgerke / 01.02.2021

Seit 1950 ist die Bevölkerung in Deutschland gewachsen. 2020 lebten hier +22,42% mehr Menschen. Von 1950 bis 1970 stieg die Sterbefallrate um 239.763 Tote, das sind 32,04%. Zwischen 1965 und 1975 lagen die Sterbefälle ungefähr so hoch wie derzeit - bei weniger Volk! Danach sank die Rate auf einen Tiefstand bis 2004 - trotz Bevölkerungszuwachs. Der Unterschied von 1975 zu 2004 liegt bei rund 130.000 Toten. 2005 stieg die Sterbefallrate wieder an und wir sind da, wo wir zwischen 1965 und 1975 lagen - mit einer größeren Menge an alten Menschen. Wie der Autor das ja darlegt. - Legt man die Bevölkerungsentwicklung unter die Sterbefallkurve, erkennt man, daß die Sterbekurve seit 2005 lediglich hinterherzieht. - Die Sterberate hat im Aufwärtstrend einen Zicksack-Verlauf. Berechnet man einen Mittelwert aus den letzten 5 Rückschlägen im Aufwärtstrend, hätten wir eine Übersterblichkeit von 82.000 Todesfällen. Aus dem Vortrieb eine von 66.000 Todesfällen. Man sieht, das die Sterbekurve nicht stabil verläuft. Einen Mittelwert kann man aus 4 vergangenen Jahren nicht berechnen, weil die innere Dynamik des Trends ignoriert wird und man damit immer “Übersterblichkeit” erzeugt. - Danke für den Artikel. Wir kommen der Sache näher.

Dieter Kolb / 01.02.2021

Danke für diesen Artikel. Ich finde interessant, dass der Dezember mit 106.607 Toten schon eine hohe Zahl erreicht hat, aber nicht an den März 2018 mit über 107.000 Gestorbenen heran kommt. Ich kann mich nicht erinnern, dass diese Zahl damals ein Thema war. Ebensowenig der Anstieg um über 57.000 Tote von 2014 auf 2015. Also wesentlich mehr als die 43.000 von 2019 auf 2020. Aber die Antwort der Politiker wird sein: Die Zahlen sind eben nur wegen des Lockdowns nicht schlimmer. Also seid dankbar und bleibt so folgsam wie bisher.

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