“aber er fügte sich in die Verhältnisse, schimpfend und polternd, aber ohne wirkliche Konsequenz.” Herr Ostrovsky, nachdem gerade am Mittagstisch eine ähnliche Atmosphäre herrschte, muß ich zur Kenntnis nehmen, daß es sich vielleicht dabei um eine (spezifisch deutsche?) Überlebensstrategie handelt. Im Osten wie im Westen, damals wie heutzutage. Ich wollte (Präsens Konjunktiv) ob der jetzigen Lage in D-Land SEHR GERNE persönliche Konsequenzen ziehen, mir fehlen schlechterdings die Intelligenz, Um- und Voraussicht sowie natürlich die finanziellen Mitteln, um diese Konsequenzen umzusetzen. Was bleibt mir also außer Schimpfen und Poltern, wenn eine - inzwischen leider naheliegende - andere Option, nämlich mir das Ganze von oben anzuschauen, nicht gegangen werden soll? Schwierig, wieder einmal.
Hätte, hätte, Fahrradkette .... Sorry, aber dies ist ein deutlich unterkomplexer Beitrag zu diesem höchstkomplexen Thema. Selbst die Fragen, die der Autor stellt, sind schon unterkomplex. Da ich nicht ähnlich unterkomplex widersprechen will, lasse ich das hier auch. Allein schon der Verweis auf Loth’s unsägliches und nach Meinung des Autors angeblich immer noch lesenswertes Buch “Stalins ungebliebtes Kind”, das heute von praktisch keinem nennenswerten Zeithistoriker mehr ernst genommen wird, disqualifiziert diesen Beitrag. Das Buch war nie wirklich lesenswert, schon gar nicht für Laien, die sich nicht intensiv mit der Frage oder auch nur mit Text- und Quellenkritik befasst haben. Loth hatte sich nie mit sowjetischer Geschichte befasst und kurz nach der Öffnung der DDR (!)-Archive diesen Schnellschuß hingelegt. Das Loths Buch nicht lesenwert ist, bedeutet natürlich nicht, dass die Frage der Stalin-Noten geklärt ist. Sie wird wahrscheinlich schon deshalb nie wirklich geklärt werden, weil man “Absichten” eben nicht wirklich klären kann. Es war jedenfalls damals vollkommen klar, dass der Westen diese Noten ablehnen würde und insofern konnte Moskau auch mit seinem “Angebot” sehr weit gehen. Moskau war klar, dass es nicht zu seinem Angebot würde stehen müssen. Die propagandistische Wirkung freilich war enorm, so groß, dass wir auch 70 Jahre später allen Ernstes noch diese Frage diskutieren. Die Implikationen dessen, was in den Stalin-Noten vorgeschlagen war, sind so groß, dass jede If-History scheitern muss an der Unzahl von “Ifs”. Allein schon die Frage der “Freien Wahlen” ist so komplex, ja schon ein semantisches Problem, denn selbstverständlich waren für Stalin auch die Wahlen in der UdSSR oder DDR “freie Wahlen”. Also, dieses Thema ist für Laien nichts als eine Nebelkerze.
@ Harald Unger: Ich habe Ihnen, meine ich, bereits gesagt, dass hier vermutlich niemand ist, der einen VP “romantisch” verehrt. Vielleicht wäre es so, wenn er die romantische Ausstrahlung eines Sean Connery, eines Omar Sharif oder eines Warren Beatty hätte. Da es sich um einen Staatschef mit Vorgeschichte beim KGB handelt, müssen Sie die Leser für bekloppt halten. Es dürfte aber auch niemand hier sein, der VZ romantisch verklärt. Die beiden Länder (USA und Russland/ehemals SU), erinnern an einen Fight zwischen einem Tyrannosaurus und einem Ankylosaurus, verbissen ineinander verkeilt, um Beute kämpfend, wozu natürlich auch Meere gehören und leider Deutschland, Polen und die Ukraine. Leider, leider. Sind Sie jetzt bei unseren laut Schäuble nicht souveränen Staat angestellt oder einfach nur ein Leser, der den Glauben an Freiheit in Form von Festen, Pornographie und Reisen, also recht gut verkleidet, noch nicht verloren hat, einer, der noch jünger ist, vielleicht, und z.B. nicht mitbekommt, wie Rentner ausgeblutet werden mit Rentenerhöhung vorn und massiven Beitragserhöhungen und Inflation dahinter? Oder wie Meinungsfreiheit hier und in den USA ausgehölt wird? Sind Sie ganz einfach nur blind? Meinen Sie, dass jemand glaubt, es wäre in Russland besser? Es geht nur um eins: Dass wir nicht in einen (wie 1914) durchaus willkommenen Krieg gezogen werden. Früher sagten wir dazu: Lieber rot als tot, ganz einfach. Als Lektüre empfehle ich Otto Schily heute, w-on, und um 2001: “Wer den Tod will, der soll ihn haben”. Und Michael Wolffsohn, alles gute Männer, moderat, intelligent.
Stalin bietet 1952 deutsche Vereinigung unter der Bedingung der Neutralität Deutschlands an. Aktennotiz über ein Gespräch hochrangiger Vertreter des deutschen, des britischen, des französischen und des US-Außenministeriums in Bonn am 6. März 1991: “Wir haben in den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen deutlich gemacht, dass wir die Nato nicht über die Elbe hinaus ausdehnen wollen. Wir können deshalb nicht die Nato-Mitgliedschaft Polen und den anderen anbieten.“ Putin verlangt 2022 Neutralität der Ukraine als Bedingung für Truppenabzug (vermutlich wäre er bei diesbezüglich erfolgreichen Verhandlungen nicht eingerückt). Alles von den USA abgelehnt bzw. nicht eingehalten. Und nun emsig weiter Russen hassen…
Müßige Diskussion. Und angesichts Stalin verbietet sich im Nachhinein jede positive Prognose. Und was soll dann dagegen aufgerechnet werden. Fast so bekloppt wie die Erbsenzählerei der Putinversteher. (Oder wollen die Achse-Autoren deren Hämorrhoiden begutachten?) Heiliger Bimbam.
Der Ausspruch Adenauers, “lieber das halbe Deutschland ganz, als das ganze Deutschlanf halb”, war es, was mir mein Großvater bei dem Wort “Adenauer” antwortete. Und darin schwang eine unvergleichliche Mischung aus Trotz und Bedauern. Er selbst, im Osten lebend, weil er dort ein Haus hatte, das er nach einem Bombentreffer durch US- oder britische Bomber, einigermaßen vor der Zerstörung gerettet hatte, war zerrissen. Sein Körper gehörte in den Osten, aber sein Denken war im Westen. Das war die Situation der meisten Ostdeutschen damals bis in die 70-er Jahre. Ich rede hier von meinem nicht-jüdischen Großvater. Im Gegensatz zu dem anderen Großvater war er niemals persönlich verfolgt worden, aber er fügte sich in die Verhältnisse, schimpfend und polternd, aber ohne wirkliche Konsequenz. Für ihn war aber Adenauer kein Vorbild. Er stand auf der selben Stufe, wie der “Spitzbart” Ulbricht. Und dann saß er abend für Abend in seinem Schlafzimmer vor einem Radio, einem “Super”, wo er den Londoner Rundfunk hörte. Und die erzählten ihm von den Terroristen in Nordirland, wo er nie gewesen war und sich gar nichts vorstellen konnte. Und so musste er auch das glauben, weil die Westdeutschen die Wahrheit vor ihm verbargen und die Ostdeutschen dieses Thema mit spitzen Fingern anfassten. Die hatten alle beide allen Grund, den Widerstand eines besetzten Volkes zu fürchten.
„Stalins ungeliebtes Kind. Warum Moskau die DDR nicht wollte“ DER RUSSE WARS! Stalin wollte die Ostzonis gar nicht, mäh mäh määhh! NEIN, Adenauer und seine US-Stichwortgeber wollten die Ostdeutschen nicht in ihrem klerikal-faschistischen katholisch-rheinischen Zwergstaat, WEIL die dem falschen Götzen opferten und sicher in einer Wahl noch unzuverlässiger gewesen wären. Deshalb wurde auch jahrelang rumgeheult, dass die armen Brüder und Schwestern in der Ostzone gar nicht wählen dürfen. Die Wahl im Westen war doch genau so manipuliert, wie die im Osten. Da gab es doch gar keine Unterschiede. Die Kommunisten waren nur ungeschickter. Und das alles wäre eigentlich Geschichte, nicht mehr zu ändern und nicht mehr der Rede wert. WENN SICH NICHT das selbe Schauspiel seit Jahren in der Ukraine abspielen würde. Dieses Mal ist der Vertreter des US-Katholizismus sogar Jude, hört hört! Die Agitation und Propaganda des “Westens” scheint doch noch dazu zu lernen. Aber das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt, muss damals genau so gewesen sein, als Stalin vier Noten gespielt hat. Das war nur ein Scherz, der kann das nicht so gemeint haben. Deshalb ist es gar nicht schade, wenn “unsere” Seite alle Möglichkeiten einer Einigung gochmütig ausgeschlagen oder wenigstens ignoriert hat.
Adenauer war wohl auch da ziemlich trocken. Die UdSSR lehnte sowohl den Deutschlandvertrag als auch die Europäische Verteidigungsgemeinschaft ab. Ich denke, Adenauer sah in der Finnlandisierung oder Austrifizierung Deutschlands mitten im Kalten Krieg daher keine Option, denn im Ernstfall wäre Deutschland auch so zum Zankapfel und womöglich nuklearen Kriegsgebiet geworden, und dies wahrscheinlich ohne ernstzunehmendes eigenes Militär (also Letzteres wie heute…), denn die SPD lehnte auch die Wiederbewaffnung ab. Adenauer wird daher die Teilung lieber gewesen sein als ein schutzloses Gesamtdeutschland im (dem Wortsinn nach) kaukasischen Kreidekreis des Josef W. Dschugaschwili. Auch dürfte Adenauer die Untaten dieses skrupellosen Massenmörders an den eigenen Völkern gekannt haben. Ihm zu vertrauen war schon für zu viele zum Todesurteil geworden. Hätte die UdSSR ihre Absicht weiter verfolgen wollen, so wäre für den Reformer Chrustschow bereits ab 1953 auf höchster Ebene Gelegenheit dazu gewesen, beispielsweise anlässlich seines gefeierten Besuchs 1959 in den USA. Da dürften aber auch Ulbricht und Co. etwas dagegen gehabt haben. - Ist überhaupt klar, wie Ulbricht und die Berliner Nomenklatura 1952 zu dem Vorschlag standen?
WENN BULLSHIT ZU RECHT WIRD, WIRD WIDERSTAND ZUR PFLICHT!
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.