Susanne Baumstark / 29.10.2019 / 16:30 / Foto: In-bar / 22 / Seite ausdrucken

Sprachlos in der Volkshochschule

Volkshochschule (VHS) im ausgehenden Jahr 2019: Ich will mein Italienisch verbessern und melde mich für einen Kurs an. Mit dreister Politisierung selbst in einem Sprachkurs rechne ich bereits. Es kommt noch schlimmer. Der Italiener teilt einen italienischsprachigen Text der Süddeutschen Zeitung aus zum Thema: „Jeder vierte Deutsche denkt antisemitisch.“ Wir sollen darüber diskutieren, er verlässt kurzzeitig den Raum. Meine Nachbarin raunt mir nach meinem Einwand zu, sie mache diesen Kurs – wie weitere Teilnehmer auch – jedes Jahr, sie hätten dem Dozenten oft gesagt, sie wollen diese politischen Inhalte nicht, er halte sich aber nicht daran und rede auch überwiegend selbst, die Kursteilnehmer kämen nicht ausreichend zu Wort. Sie komme aber trotzdem, weil sie Kontakt und Gemeinschaft sucht.

Der Dozent ist wieder da, und ich schlage vor, auch mal die netten Kurzgeschichten über Signor Veneranda als Lernmaterial hinzuzuziehen. Das sei aber doch ironisch, so der Dozent, später vielleicht, wir hätten uns aber besser mit aktuellen Geschehnissen zu beschäftigen. Überhaupt habe er kein Problem damit, über Faschismus oder Mussolini zu sprechen, er sei nämlich Antifaschist. Meinen Einwand, dass Antisemitismus häufig gerade aus linken Gruppen kommt, findet er interessant. Ein anderer pflichtet mir bei. Man müsse aber, so insgesamt mehrfach der Italiener, unterscheiden zwischen Antizionismus und Judenhass. Ansonsten stellt er ja immer nur Fragen. Zum Beispiel, was es denn mit den erfolgreichen Bankgeschäften von Juden auf sich hat. Haben Juden zu viel Macht? Bezogen auf den Judaskuss: War das nicht Verrat schlechthin? Und dann, in ganz unverblümter Offenheit die Frage an die Gruppe: Sind Juden eine Rasse?

Mir hat es inzwischen, schon bevor der Eine oder Andere aus der Gruppe tatsächlich darauf eingeht, die Sprache verschlagen und den Magen verdorben. Ich höre noch was von „weißer Hautfarbe“ und dem Schwenk auf eine generalisierte Religionsfeindlichkeit, dann verlasse ich den Raum, nach geschlagenen 50 Minuten. Aus konkretem Grund werde ich in dieser Angelegenheit nichts weiter unternehmen können, als mich von diesem schockierenden Erlebnis zu erholen. Was ich machen kann: Fälle, in denen bei einem VHS-Kurs sachfremd oder unbotmäßig politisiert wird, zu sammeln und gegebenenfalls gebündelt zu veröffentlichen. Kontakt: baumstark@luftwurzel.net.   

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Susanne Baumstarks Blog Luftwurzel.

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Christian Feider / 29.10.2019

lohnt sich nicht,gehen Sie bitte fest davon aus,das 80% der Lehrbeauftragten entweder rot/dunkelrot oder eben KBW-grün denken und “Wissen” vermitteln…. eine Änderung dieses Zustandes würde es nur durch eine komplette Überprüfung und Aussortierung klar politisierender Lehrer geben und DAS wird in der BRD nie geschehen

Ko. Schmidt / 29.10.2019

Bei uns gibt einen Cluster VHS, Stadtbibliothek, evangelisches Gemeindezentrum, der von vernetzten (meist) Frauen sehr gleichen Typs betreut wird. Eigentlich handelt es sich dabei um ein links-grünes Netzwerk. Da gibt es keine Konservativen, keine Arbeiter. keine Selbstständigen. Der Fokus der Angebote richtet sich erkennbar an (Asyl-)Einwanderer und Esoterikerinnen. Zur VHS zu gehen, ist für mich völlig undenkbar, seit ich bei den letzten zwei Versuchen bei Doppelgängern von Kahane(AAS) und Lauterbach(SPD) als Kursleitern gelandet bin. Etwa zwei Mal im Jahr wage ich mich in die Stadtbücherei. Dort wird man dann heftig mit Propaganda konfrontiert, wie, dass man einfältig ist, wenn man keinen Migrationshintergrund hat. Das haben die links-christlichen Tanten dort zwar auch nicht, aber sie schämen sich erkennbar.

Karla Kuhn / 29.10.2019

Ich würde sofort mein Geld wieder verlangen, ansonsten würde ich den Typen wegen ARGLISTISCHER Täuschung verklagen. Wahrscheinlich wäre zu diesem Vortrag sonst nur die übliche “Klientel” gekommen. Kann es sein, daß Typen, die sich besonders produzieren, nicht nur beim Antisemitismus, privat genau das Gegenteil sind ?????  ” .... nichts weiter unternehmen können,... ” Das kann ich nicht beurteilen, aber vielleicht sollten Sie sich das doch noch mal überlegen !  SO etwas darf man einfach nicht durchgehen lassen ! Ich hätte keine 50 Minuten zugehört, ich wäre aufgestanden, hätte diesen Typen aufgefordert den Kurs zu beginnen, wenn nicht wäre ich zu VHS Leitun gegangen und weiter s. o.  Wie gesagt, die Skala des Wahnsinns ist unendlich !  Wollen Sie da wirklich wieder hingehen ?

Petra Wilhelmi / 29.10.2019

Ich bin so ein, die “unter Absingen schmutziger Lieder” den Raum verlassen würde. Habe ich bei anderen Angelegenheiten schon öfters gemacht. 50 Minuten hätte ich mir so etwas NICHT angehört.

Rolf Mainz / 29.10.2019

Und wieso lassen sich die Kursteilnehmer/innen das gefallen? Nennen Sie endlich “Ross und Reiter” und sprechen Sie als nächstes die VHS-Leitung an. Passiert nichts, dann gehen Sie weiter, z.B. an die betreffende Gemeindeleitung, usw. Thema Volksverhetzung, ist strafbar. Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt, inzwischen gilt dies für das neue Deutschland tatsächlich.

Hannes Schmidt / 29.10.2019

“Und dann, in ganz unverblümter Offenheit die Frage an die Gruppe: Sind Juden eine Rasse?” Komisch! Bei “Islamophobie” (worunter ja jegliche Kritik am Islam fällt) wird doch von “Antifaschisten” (meist eher Faschisten mit anderem politischen Anstrich) doch gerne der Rassismusvorwurf gezogen… Also Islam (Muslime) eine Rasse, aber Juden (sowohl Religion als auch “Rasse”/Volksgemeinschaft) nicht? Irrenhaus Deutschland 2019!

Thomas Weidner / 29.10.2019

Nicht wundern. Selbst in Zoo-Sendungen wie “Elefant, Tiger & Co” vom MDR wird mit FCK AFD-Stickern politisiert…

Marion von Gratkowski / 29.10.2019

Das ist ja geradezu ein Déjà-vu für mich. Ende 2014 wurde ich bereits in meinem Italienisch Konversationskurs an der VHS als Rechtsradikale enttarnt, weil ich in einer politischen Diskussion zum Thema Flüchtlinge eine eigene, andere Meinung hatte. Fortan nur noch politische Themen und immer „auf Spur“ und ich immer am Pranger. Ein Treppensturz mit Bruch des Sprunggelenks beendete meine Karriere als Italienischschülerin. Tut mir nicht leid.

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