Mich schmerzt das auch, wenn romanische Wörter verhunzt werden. Aber: Wer gibt sich eigentlich Mühe, dänische, polnische und tschechische Wörter korrekt auszusprechen? Das gilt merkwürdigerweise nicht als bildungsrelevant. Interessant ist auch, dass ‘korrekte’ Aussprache fremder Namen den Romanen völlig wurst ist. Bach heißt in Spanien ‘Juán Sebastián Bach’ (‘Chuán Sebastián Batsch’) und Wittgenstein heißt ‘Bichenten’. Wenn sie in Spanien ‘Wittgenstein’ deutsch aussprechen, versteht das niemand.
Amüsiere mich immer wieder bei Sendungen über Schweden über die Aussprache speziell von Ortsnamen. Zum Beispiel würde ein Schwede bei der in Deutschland üblichen Aussprache des Namens der Stadt Malmö eine Mottenjungfrau verstehen. Der Schwede meint sicherlich eher Erzinsel.
Castrop-Rauxel wird bei Verkehrsdurchsagen im Heimatsender WDR gerne Castrop-Brauxel genannt. Oder das Mösenbrucher-Ei.
Das schlimmste ist, wenn ein deutscher Name : hier Hoppe, ins englische übersetzt wird: Hoppie. Der Fußballspieler M. Hoppe, ein Amerikaner, mit wahrscheinlich deutschen Vorfahren, spielt in Schalke und wird von den deutschen Reportern Hoppie genannt.
Schöne Beispiele, dafür polyglott-fränkisch ein: Dschabboh Dschouseff!
Das Problem gibts aber auch (schon länger) in nördliche Richtung. Da gibts in Sendungen wie Nord- und Ostseereport z.B. einen Moderator der ersten Stunde und Skandinavienfan, der nach - gefühlt - 30 Jahren Existenz der Sendungen bis heute nicht in der Lage ist, schwedische oder norwegische Ortsnamen richtig auszusprechen. Das finde ich sehr armselig für jemanden, der sein Geld mit Sprache und Journalismus im ÖRR verdient.
So isses! Der Anspruch von Weltoffenheit und Allesverstehen versickert in erbärmlicher Provinzialität. Die Kolleg*innen (und außen) als Doofe für die Doofen. So schließt sich der Kreis: Doofe (müssen) bezahlen für Doofe.
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