Burkhard Müller-Ullrich / 02.10.2020 / 10:00 / Foto: pixabay / 109 / Seite ausdrucken

Spotify lässt Indubio verstummen

Wer sich in die neuen Medien begibt, kommt darin zwar nicht um (hoffentlich!), macht aber immer wieder und immer öfter die Erfahrung, dass man von einer Sekunde auf die andere stummgeschaltet werden kann. Facebook, Twitter und YouTube haben unter dem Druck des deutschen „Netzwerkdurchsetzungsgesetzes“ ihre Löschtruppen verstärkt und canceln, was das Zeug hält. Kürzlich traf es die Basler Bloggerin Tamara Wernli. Obwohl sie in ihrem YouTube-Video nichts gesagt hatte, was gegen YouTubes „Gemeinschaftsrichtlinien“ verstieß, verschwand ihr Beitrag von der Plattform, und sie bekam einen „strike“ (Verwarnung). Eine simple Denunziation hatte genügt, um sie von der YouTube-Öffentlichkeit abzuschneiden. 

Jetzt hat es unseren Podcast „indubio“ erwischt, und zwar – das ist etwas Neues – auf der Plattform Spotify, die bis jetzt noch wenig durch übereifrige Zensur und politische Missgriffe aufgefallen ist. Doch diesen Montagnachmittag erreichte uns folgende E-Mail: „We found the following podcast episode to be in violation of our content policies, and have removed it. Please see what content is prohibited on Spotify for more information. Show title: indubio, Episode title: Flg. 61 – Trans-Babies und Pubertätsblocker. Please don't respond to this email as replies aren't monitored. Sincerely, Spotify“.

Leser von Franz Kafka wissen Bescheid: hier läuft ein neuer „Prozeß“. Man bekommt ein Urteil zugestellt (episode removed), aber man erhält keine Begründung. Was an diesem Interview mit Birgit Kelle über ihr neues Buch „Noch normal?“ könnte um Himmels willen die „content policies“ verletzt haben? Die sachliche Aufzählung von pressenotorischen Vorfällen im Bereich Genderpolitik? Das Zitieren einschlägiger Publikationen? Die kritische Auseinandersetzung mit Kirchen, NGOs und anderen Interessengruppen? 

Wir möchten einmal festhalten, dass in keiner Ausgabe von „indubio“ jemals etwas vorgekommen ist, das auch nur entfernt unter Hassrede und Hetze fällt. Und es wird auch nicht vorkommen. Jeder, der diesen Podcast kennt und noch alle Tassen im Schrank hat, weiß das. Aber wie kann man das der Firma Spotify beibringen? Wir haben natürlich gegen diese Behandlung protestiert und bekamen folgende Antwort: „Hey there, Thanks for reaching out. Your hosting provider has been notified of this episode's removal. We recommend reaching out to them for more info. We'll be here for anything else. Best wishes, Karin”.  Hier direkt auf Achgut.com und auch auf Youtube können Sie die Folge nach wie vor hören und sich selbst ein Bild machen. 

Wir pfeifen auf Einwendungen 

Hier hätte Kafka weitere Anregungen gefunden: Spotify trifft die selbstherrliche Entscheidung, eine Podcast-Folge zu löschen und verweist uns mit unserer Beschwerde an eine Stelle, die damit nicht das mindeste zu tun hat: den „hosting provider“, der nur eine technische Verteilstation ist. Karin hätte auch schreiben können: Beschwert Euch bei Eurem Friseur. Im Klartext lautet die Botschaft also: Wir pfeifen auf Einwendungen. Wir machen uns sogar lustig über Euch. 

Wer immer mit dem Gedanken spielt, die kostenpflichtigen Dienste von Spotify zu abonnieren, sollte das berücksichtigen. Und wer schon ein Abo hat, sollte es überdenken. Es gibt zum Glück auch auf diesem Sektor Konkurrenz. Tatsächlich hat die Firma sehr viel Geld. In den USA schloss Spotify unlängst einen Exklusivvertrag mit dem Star-Podcaster Joe Rogan. Von mehr als hundert Millionen Dollar ist in den Medien die Rede. 

Rogan hat sich allerdings die Transgenderlobby und LGBTTIQ-Aktivisten zu Feinden gemacht, weil er „heteronormative“ Ansichten äußert und zu gewissen „männlichen“ Freizeitbeschäftigungen (Jagd, Mixed Martial Arts) steht. Jetzt läuft eine Kampagne gegen ihn, weil er die Publizistin Abigail Shrier in seinem Podcast interviewt hat. In ihrem Buch “Irreversible Damage” beschreibt sie genau das, was auch Birgit Kelle in ihrem Buch anprangert: dass es sich bei Transsexualität vorrangig um eine mediengetriebene Modeerscheinung handelt und dass die Unzufriedenheit mit dem eigenen biologischen Geschlecht („gender dysphoria“) sich durch soziale Ansteckung („social contagion“) verbreitet. 

Rogan zu zensieren, hat sich Spotify noch nicht getraut. Aber mit „indubio“ hat man sich natürlich leichter getan. 

PS.

Und weil wir uns davon nicht beeindrucken lassen, hier gleich der Hinweis auf das Indubio von Morgen: Unser Podcast für Kopfhörer, wird aus Anlass des Tages der Deutschen Einheit einen Tag früher gesendet, also schon am morgigen Samstag, 3. Oktober, statt wie üblich am Sonntag. Die Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld, die Schriftstellerin Cora Stephan und der Schriftsteller Bernhard Lassahn sprechen mit Burkhard Müller-Ullrich über das Deutschsein, 30 Jahre nach der Wiedervereinigung. Unbedingt anören, ab morgen 12 Uhr Mittag!

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Arthur Arrows / 02.10.2020

Die Provider wie Spotify handeln um der Selbsterhaltung willen. Welches Unternehmer setzt sich der Gefahr aus, hohe Strafen bezahlen zu müssen? Es ist einzig und allein der Druck durch die deutschen Gesetze bzw. ähnlicher Regularien der EU. Und alles läuft in demokratischen Bahnen. Das NDSG ist mit Mehrheit vom Parlament verabschiedet worden. Ein Zensurgesetz, einfach so, auch der Herr Bundespräsident hat unterzeichnet. Der Rechsstaat erodiert und alle klatschen Beifall. Noch kann indubio auf der website abgerufen werden, aber wie lange noch? Warum lassen sich die Bürger diese unerträgliche Gängelung gefallen?

Sabine Schönfelder / 02.10.2020

Sebastian@Weber, Sie täuschen sich, aber nur ein bißchen. Manchmal löschen auch die „Rechten“, (Linkenbezeichnung für liberale FREIGEISTER), die in meinen Augen eigentlich die ´Gerechtenˋ sind! Die immer mit meiner Unterstützung rechnen können. Bei Alexander Wendt in der Redaktion sitzt eine Art Atropos, - eine der drei Moiren aus der griechischen Mythologie - . Ihr Name ist Julia I., Redakteurin. Wenn diese von Anstand und Vornehmheit durchdrungene Puppe ihren Dienst verrichtet, findet die flapsige Bemerkung, die spöttische Beschreibung und helle Empörung, zum Beispiel über das gefräßige Jakobifahhrad, ein jähes Ende. Immerhin bot Sie mir, nicht ohne spöttischen Unterton, an, mich zu drucken, wenn ich meinen anstandslosen Text von ihr redigieren lasse. Nur zu, schrieb ich, bin gespannt! Übrig blieb noch ein Sätzchen über allgemeines Bla-Bla. Ja, direkt und plastisch-literarisch formulieren, sich ´ausdrücklichˋ mit Verve und Schmackes darstellen, das darf nur der Linke. Der Bürgerliche wird in den elaborierten Sprachmodus „geframt“  oder gecancelt.  Der „gehobene“ Sprachduktus auf Publico erhält von seinen Lesern mindestens die gleiche Aufmerksamkeit, wie Herr Wendts durchaus ergiebige und gut recherchierte Inhalte. Vornehm geht die Welt zugrunde. Liberale Ausnahme: Ramin Peymani. Übrigens, diese Art der Selbstzensur verengt AUCH den Meinungshorizont und spielt der gegnerischen politischen EINSEITIGEN Intoleranz „Tichys G-Punkt“ direkt vor die Füße.

R. Lichti / 02.10.2020

Meine Präventiv-Maßnahe: InDubio Folgen oder interessante YouTube Filme werden unmittelbar nach Kenntnisnahme auf der Festplatte abgelegt. Anschauen oder Anhören geht dann, wenn ich Zeit habe.

Christel Beltermann / 02.10.2020

Was hier in den Kommentaren schon öfter anklang, habe ich auch beobachtet: Kleingeist, Humorlosigkeit, Intoleranz und Abstrusität im Linksmilieu, nicht immer, aber überzufällig oft. Und aktuell haben solche Typen zu viele Fäden in der Hand. Macht ist doch einfach zuuu erotisch. Das Blatt wird sich sicher wieder wenden, fragt sich nur, welcher Schaden zu welchem Preis bis dahin eingetreten sein wird. Mit Wilhelm Busch: “Toleranz ist gut, aber nicht gegenüber Intoleranten”. Leider gerät die freie Meinung zumindest mit einem Kleiderzipfel bereits unter die Räder.

Heiko Loeber / 02.10.2020

Als Heiko Loeber eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sein Land zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.

Jan Kandziora / 02.10.2020

Der Trend geht wieder zum Samisdat. Eigentlich eine begrüßenswerte Entwicklung. Technisch war die Zentralisierung der Informationsverteilung schon vor Facebook und Co obsolet. Jetzt zerlegen sich diese Plattformen selbst und der Eigenbau-Blog kommt wieder. Ich bin dafür.

Sam Lowry / 02.10.2020

“Wer sich in die neuen Medien begibt, kommt darin zwar nicht um (hoffentlich!), macht aber immer wieder und immer öfter die Erfahrung, dass man von einer Sekunde auf die andere stummgeschaltet werden kann…” Richtig. Habe gerade eine Stranzeige wegen 130 StGB aus dem Briefkasten geangelt. Beschuldigtenvernehmung am Mittwoch. Ich schreibe nichts mehr… alles kann und wird gegen mich verwendet werden. Bin nur mal gespannt, von welcher Seite das kommt. Tschüss und gute Zeit im Sein.

Michael Bucher / 02.10.2020

Habe mich gestern noch beim Hören von Indubio Folge 63 gefragt, ob Spotify auch zensiert. Von den anderen Plattformen weiß ich das ja. Habe eben aufgrund der Zensur von Indubio Folge 61 flugs mein Premium Abo bei Spotify gekündigt. Beim Kündigungsprozess konnte ich auf deren Webseite dann wie folgt meine Gründe für die Kündigung erläutern: “Habe eben lesen dürfen, dass Ihr eine Episode des Podcasts Indubio zensiert habt. Das verstösst gegen meine Prinzipien einer freien Welt ohne Zensur. Daher werde ich euch den Rücken kehren müssen und mache das nun hiermit!”

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