Schon interessant, wie der SPIEGEL sich hier als vertrauensselig-vertrauenswürdiges Betrugsopfer geriert, um zu verschleiern, dass der preisgekrönte Gutmenschentum-Fachverkäufer Relotius wohl schlicht und einfach deshalb vom SPIEGEL umfangreich gedruckt und gepriesen wurde, weil er die SPIEGEL-Ideologie in gut verkäufliche Polit-Schnulzen umsetzen konnte. Selbst nach eigener Darstellung hat die Wahrheit doch erst jemanden interessiert, als der Schwindel durch seinen Kollegen öffentlich zu werden drohte - mit entsprechend noch größerem Kollateralschaden. Da kann man nur mit Karl Kraus feststellen: “Je preiser gekrönt, je durcher gefallen”.
Die “Lückenpresse” hat die Matrix vorgegeben, die SPIEGEL-Relotius so kunstvoll ausgefüllt hat. Sie werden Relotius verstecken, irgendwie versorgen und dann die Karriere fortsetzen lassen. Märchenerzähler werden von der Ommi bis zu den Kindern geliebt. Die Sache ist schlimmer als bei den Hitlertagebücher des STERN. Dazu brauchte man noch Schriftsachverständige. Im Fall des SPIEGEL-Relotius bekam der Aufklärer, Moreno, zunächst gar keinen Glauben geschenkt.
Nur so kann man beim Spiegel ordentlich Geld verdienen. Geliefert wie bestellt. Mit Beschreibung der Realität wäre nur er bis zum Hausmeister aufgestiegen.
Was hat Claas Relotius eigentlich falsch gemacht? Geschichten frei erfunden? Fakten gefälscht? Personen gebastelt? Tränenzieher abgelaicht über syrische Kinder, die nachts von Angela Merkel träumen müssen, um nicht zu verzweifeln? Ja, hat er. Aber war das falsch? Musste man ihn deshalb jetzt fallen lassen? Nein. Relotius lag voll im Trend, er erfüllte täglich den Auftrag der Desinformation, der Meinungsmanipulation, der Faktenverdrehung. Damit wäre er ohne weiteres auch zukünftig durchgekommen. Im schlimmsten Fall hätte man ihn mal auf die Seite nehmen müssen und ihm sagen, er solle nicht all zu dick auftragen. Sein Fehler war einzig, einen Kollegen beim Spiegel mit rein zu reißen, und der ließ sich das nicht bieten. Man kann im Spiegel nachlesen, wie hartnäckig der betroffene Kollege Juan Moreno dran bleiben musste, um nicht als Co-Autor einer der Lügengeschichten zu gelten, laut Spiegel riskierte Moreno dabei seinen eigenen Job: “Drei, vier Wochen lang geht Moreno durch die Hölle, weil Kolleginnen und Vorgesetzte in Hamburg seine Vorwürfe anfangs gar nicht glauben können.” Aber er machte weiter. Und lieferte Beweise. Beim besten Willen: die Affaire ließ sich somit nicht unter den Teppich kehren. Ich spekuliere, dass man es gerne gemacht hätte, und wäre da nicht der unmittelbar betroffene Kollege am Ball geblieben und hätte Kopf und Kragen dafür riskiert, sich aus der Sache raus zu ziehen, es wäre niemals aufgeflogen, dass Relotius Personen, Begegnungen und Gespräche frei erfunden hatte. Von daher sollte der Spiegel gut daran tun, sich in Demut und (vielleicht sogar) Einsicht zu üben. Nur: welche Aufgabe hätte das Blatt noch, wenn nicht mehr tendenziell gewichtet und geschrieben würde? Nein, ändern wird sich nix.
Halt ein gelehriger Schüler von Monitor-Restle, für den ein Journalist nicht neutral sein darf sondern Haltung zeigen muss.
Es mag sein, dass sich der junge Mann zu weit aus dem Graubereich des journalistischen Handelns in den eindeutig verbotenen Bereich bewegt hat. Aber der Unterschied zwischen dem Weglassen bzw. Ignorieren von für den Narrativ unpassenden Fakten und dem Hinzudichten von Wünschenswertem ist oft schmal. Genauso kann man sich fragen, wo genau der Unterschied ist zwischen dem Stellen von tendenziösen Fragen und dann so tun, als hätten Beobachter die tendenziöse Aussage aus freien Stücken gemacht, und dem freien Erfinden von Aussagen.
Na sauber, reichlich Futter für alle Verschwörungstheoretiker hier. Schade drum, der SPIEGEL war gerade auf dem Weg zur Besserung, das hilft jetzt nicht. Aber Respekt für die Offenheit!
Dazu kann ich nur sagen, wer glaubt das es nur eine Ausnahme war, ist ein Narr. Fakejournalismus sollte das Wort 2018 werden. Journalisten unterliegen alle, alle der eigenen politischen Ausrichtung, Sie schreiben aus dem Herzen, beidem einen links bei dem anderen rechtslastig. Man sollte seine eigenen Antennen schärfen, globaler lesen, und ganz wichtig, seine eigenen Schlüsse daraus ziehen, und nicht die Schlüsse eines Journalisten nachaffen.
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