Eine palästinensische Frau wird schwanger, angeblich von ihrem Mann, einem Hamas-Mitglied, der in einem israelischen Gefängnis sitzt. Sie bringt schließlich ein Kind zur Welt. Auf herkömmlichem Weg kann die Zeugung nicht erfolgt sein (jedenfalls nicht mit Beteiligung des Inhaftierten), weil auch Familienangehörigen ein Kontakt zu Häftlingen, die wegen terroristischer Aktivitäten verurteilt worden sind, grundsätzlich nur durch eine Trennscheibe gestattet ist. Das Prozedere soll deshalb so ausgesehen haben: Ein anderes kleines Kind des Paares hat bei einem Gefängnisbesuch eine Süßigkeit des Vaters in Empfang genommen – für Kinder bis sechs Jahre gilt die besagte Kontakteinschränkung nicht –, in der sich ein Stift befand, der wiederum mit dem Sperma des Vaters gefüllt war. Die Frau hat das Behältnis in Empfang genommen, ist damit zu einer Klinik gefahren und hat sich dort künstlich befruchten lassen. Mit Erfolg.
Die Nachricht von der Schwangerschaft der damals 26-jährigen Hana al-Za‘anin und von der Geburt des kleinen Hassan ist nicht mehr ganz neu, sie fand sich bereits im Oktober 2013 respektive im Januar des darauf folgenden Jahres in verschiedenen internationalen Medien. Die atemberaubenden, um nicht zu sagen unglaublichen Details aber sind erst jetzt einem deutschsprachigen Medium erzählt worden – vom italienischen Fotografen Antonio Faccilongo nämlich, der sich in einer Bildreportage mit palästinensischen Frauen beschäftigt hat, deren Männer im Gefängnis sind und ihre Spermien deshalb zwecks In-vitro-Fertilisation aus der Justizvollzugsanstalt geschmuggelt haben sollen. Also hat Christian Neeb den Bildjournalisten für Spiegel Online zum Interview gebeten und ihn zu den sensationellen, ja, nachgerade erregenden Einzelheiten befragt. Hier geht es weiter.