Was nun, liebe SPD? Das neue Führungs-Duo, Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, das, dem AKK-Beispiel folgend, hier Eskwabor genannt werden soll, steht vor einer Jahrhundertaufgabe. Die Entscheidung lautet: Abgang, Niedergang, Untergang oder Zusammengang.
Abgang aus der GroKo? Nach allem, was vorher von Eskwabor zu hören war, ist er alternativlos. Oder können die beiden etwa, der politischen Tradition folgend, sagen, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Können sie. Aber dann müssen sie die Frage beantworten: Was sollte dann das ganze Wahltheater? Die Alternative war: Ja zur GroKo, also Olaf Scholz und Klara Geywitz (kurz: Schowitz), oder nein zur GroKo, also Eskwabor. Das Nein zu Schowitz und das Ja zu Eskwabor kann nur heißen: Nein zur GroKo. Sollte plötzlich doch ein Ja zur GroKo herauskommen, können die Eskwabors gleich wieder einpacken. Es wäre ein Fall von Selbstentleibung durch Selbstverleugnung. Ein weiterer Schritt in Richtung Untergang.
Kündigen sie, wie versprochen, die Mitarbeit in der Merkel-Regierung, geht es um die Frage: Kann so der Niedergang gestoppt werden. Meine Antwort: Ja, wie denn? Wie soll die Rechnung mit diesen zwei Unbekannten aufgehen? Wohin kann die hohle Gasse, in der sie sich befinden, führen? Welche hohle Gasse? Ist doch klar: In der linken Mitte hat ihnen Angela Merkel jede Menge Terrain stibitzt. Und in der linksintellektuellen Mitte mit Pensionsanspruch haben ihnen die Grünen die Klimahölle heiß gemacht.
Traum vom edlen und reinen Linken
Gibt es Licht am Ende der hohlen Gasse? Ja, ein Irrlicht. Denn was bleibt von der SPD als Eskwabor-Truppe? Eine große Schnittmenge mit der Linken. Die besteht bekanntlich aus östlichen SED-Nostalgikern und aus ehemaligen westlichen SPD-Linken vor der Eskwaborisierung ihrer Ex-Partei. Zumindest der Teil der ehemaligen SPD-Linken und der aktuellen SPD-Linken ist ideologisch nahezu identisch. Sie träumen den gleichen, uralten, jetzt neu belebten Traum. Den Traum vom edlen und reinen Linken. Nur die SEDler stehen historisch auf einem anderen, peinlichen Blatt.
Trotz der real existierenden Peinlichen müsste die hier beschriebene Nähe eigentlich zu einem Zusammengang führen, als Rezept zur Vermeidung eines weiteren Niedergangs. Bei einem solchen Zusammengang würden die SEDler klar in die Minderheit rutschen und alle hätten ihr Traumziel erreicht: die Wiedervereinigung einer erstarkten Linken. Sie könnte sich DSP nennen, also Demokratisch-Sozialistische Partei Deutschlands.
Also gut, ich gebe zu: Dazu wird es vorerst nicht kommen. Ich habe mal wieder etwas übertrieben. Bestenfalls wird es zu einer engeren Zusammenarbeit kommen, die beide nicht voranbringen wird. Das taktische Optimum: Stagnation.
Zum linken Glück fehlen eben die Grünen, die der SPD die Weltuntergangs-Akademiker entrissen haben. Würden sie die Dritten im Bunde, entstünde vielleicht so etwas wie eine linke Volkskoalition. Die Volkspartei alter Art kann man sich ohnehin abschminken.
Im Politiker-Himmel als Waldorf und Statler
Aber die Grünen werden ja heftig von der AKK-Partei angeflirtet, mit der Aussicht auf deutlich bessere Erfolgs-Chancen. AKK plus Annalena Baerbock und Robert Habeck, hier kurz: Bockbeck genannt. Oder umgekehrt, Bockbeck plus AKK. Die besseren Chancen halten Bockbeck vorerst davon ab, sich allzu eng mit Eskwabor anzufreunden.
Oder wird sich die CDU wieder daran erinnern, dass sie auch mal konservativ war? Und das Konservative nicht auf Dauer einer Alternative mit völkischer Schlagseite überlassen? Das wäre ein neues Spiel. Vorerst deutet wenig darauf hin. Aber wie sagt man im Söderland: Schaun mir mal, dann sehn mir scho.
Ich finde: Die Lage ist unernst, aber ziemlich hoffnungslos. Darum stelle ich mir Konrad Adenauer und Willy Brandt vor, wie sie vom Muppet-Balkon aus verzweifelte Witze über das Geschehen dort unten machen. Was bleibt alten weißen Männern auch anderes übrig.