Ahmet Refii Dener / 19.02.2025 / 12:00 / Foto: Screenshot/ Youtube / 66 / Seite ausdrucken

SPD-Wahlkampf: Einbürgerung ohne Deutschkenntnisse

Bundeskanzler Scholz stellt sich mit der neu eingebürgerten 93-jährigen Türkin Fatma Meral vor die Kamera und bedankt sich für ihre „große Lebensleistung“. Doch diese spricht kein Wort Deutsch.

Bundeskanzler Scholz stellt sich mit der 93-jährigen Türkin Fatma Meral vor die Kamera, bedankt sich für ihre „große Lebensleistung“ und dafür, dass sie – mit 93 Jahren – Deutsche geworden ist. Am Ende sagt der Übersetzer noch, dass Frau Meral die SPD wählen wird.

Diese Szene reicht mir aus, um mich maßlos aufzuregen. Warum? Weil eine der zentralen Hürden für die Beantragung der deutschen Staatsbürgerschaft die B1-Bescheinigung der deutschen Sprache ist – ein Hindernis, das ich für absolut richtig halte, da es für geschätzt 90 Prozent der Antragsteller eine unüberwindbare Hürde darstellt.

Doch bei Frau Meral scheint dieses Gesetz nicht zu gelten. Deutsch bleibt für sie eine Fremdsprache, mit der sie offenbar kaum Berührung hat. Hier wird einmal mehr ein Gesetz gebrochen – und am Ende ganz offen als Wahlwerbung für die SPD eingesetzt, denn der Übersetzer sagt, dass sie die SPD wählen wird. Die Dame hat die deutsche Staatsbürgerschaft letztes Jahr erhalten.

Nun zu einem anderen Fall. Ich bin ein Anfang der 90er Jahre eingebürgerter Deutscher mit türkischen Wurzeln – und, wie meine Leser wissen, mittlerweile ein eingefleischter – und meine Frau ist Türkin (Anm. d. Red.: Ahmet Refii Dener vertrat deutsche Unternehmen in der Türkei und hatte seinen Lebensmittelpunkt daher für rund zehn Jahre in die Türkei verlegt). Sie kam 2018 nach Deutschland, besuchte sofort einen Deutschkurs, bestand die Prüfung „Leben in Deutschland“ und verpasste den B1-Status um drei Punkte. Also blieb sie bei A2-Sprachniveau – was immer noch weitaus mehr ist als das, was Frau Meral oder viele andere, die eingebürgert wurden, vorweisen können.

Kurz vor den Wahlen sorgte ein weiteres Migrationsthema für Aufsehen: Aktuell werden jährlich rund 150.000 syrische Migranten eingebürgert. Diese Zahl wurde von der CSU-Bundestagsabgeordneten Andrea Lindholz, Vorsitzende des Innen- und Heimatausschusses, gegenüber der BILD genannt. Besonders brisant: 87 Prozent der Asylsuchenden aus Ländern wie Syrien und Afghanistan sind als arbeitslos oder arbeitssuchend gemeldet, 0,6 Prozent der Syrer haben eine Beschäftigung, zwei Drittel der Eingebürgerten sind männlich.

Alljährlicher Behördenmarathon

Und nun wieder zu meiner Frau (54). Ich bin Deutscher, unser Sohn wird ebenfalls eingebürgert – doch sie muss ihren Aufenthaltstitel jedes Jahr aufs Neue verlängern. Warum? Weil sie kein B1-Zertifikat in Deutsch hat. Absurd, nicht wahr?

Es kommt aber noch besser: Da sie Hausfrau ist, muss ich jedes Jahr Einkommensnachweise und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Finanzamt vorlegen. Ich habe mich geweigert, diese Dokumente herauszugeben, mit der einfachen Frage: „Ist jemals die Frau eines Deutschen ausgewiesen worden?“ Antwort: „Natürlich nicht, Herr Dener!“ Also, wozu dann diese Nachweise? Selbst im Falle von Bürgergeld-Bezug hätte sie ein Anrecht auf einen Aufenthaltstitel – zumindest für ein Jahr.

Nun könnten einige sagen: „Soll sie es doch einfach nochmal versuchen, mit der Deutschprüfung!“ Nun, in ihrem ersten Deutschkurs mit 22 Teilnehmern wurde mehrheitlich Arabisch gesprochen. Deutsch kam nur dann vor, wenn der Lehrer vorne etwas sagte. Ich war am Ende fast erleichtert, dass sie ihr A2-Zertifikat in Deutsch bekam – und nicht in Arabisch. Ansonsten kommt sie mit Deutsch und Englisch gut klar.

Jetzt muss ich sehen, ob ich einen Rechtsanwalt finde, der auf Einbürgerungen spezialisiert ist und ihr damit zum Deutschsein verhelfen kann. Falls nicht, dann beginnt der alljährliche Behördenmarathon im August – mit viel Glück bekommen wir einen Termin für November. Dann den Antrag stellen. Warten. Irgendwann wird sie zur Fingerabdruckabgabe bestellt. Weiter warten. Zwei Monate später gibt es den Termin zur Abholung des bereits nach sieben bis acht Monate abgelaufenen Aufenthaltstitels. Dann dauert es nochmal zwei bis drei Monate, bis wir online einen neuen Termin ergattern – um die gesamte Prozedur von vorne zu starten.

Ahmet Refii Dener, Türkei-Kenner, Unternehmensberater, Jugend-Coach aus Unterfranken, der gegen betreutes Denken ist und deshalb bei Achgut.com schreibt. Mehr von ihm finden Sie auf seiner Facebookseite und bei Instagram. Mehr von ihm finden Sie auf seinem Blog.

Foto: Screenshot/YouTube Channel/ Oktan Erdikmen

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Richard Loewe / 19.02.2025

@finnwaidjuk: vier akademische Grade, über 30 Jahre Reserveoffizier, ehrenamtlicher Richter und ich wähle gerade weil jede Stimme zählt und obwohl ich noch nie eine Regierung mitgewählt habe. Meine Wahlunterlagen werden vermutlich erst nach der Wahl hier eintreffen. Das erste Mal, bei dem ich eine Regierung mitwählen werde, wird JD Vance in 2028 sein.

Sabine Heinrich / 19.02.2025

@Ilona Grimm: Danke für Ihr Verständnis! So lange hier am Sonntag höchstwahrscheinlich “Weiter so!” gewählt wird, müssen wir Demokraten uns wohl zähneknirschend damit abfinden, dass wir mit Zustimmung eines großen Teils der eigenen Bevölkerung - der Biodeutschen - wie Menschen 2. Klasse behandelt werden. - Ich bin sicher - diese Mitarbeiterinnen, mit denen Sie und ich ihre reizenden Erfahrungen gemacht haben, hätten sich vor Angst eingenässt, wenn sich eine gewisse Klientel vor ihrem Schreibtisch aufgebaut hätte. Geburtsurkunde herbeischaffen? Aus Orientalistan? “Du mir geben Pass, sonst ich dich messer!” (Natürlich ist das hier - um mich zu schützen - rein ironisch gemeint - logisch!)

Emil.Meins / 19.02.2025

Nebenbei eine kleine Episode zum Thema Zuwanderer, (Un-)Gleichbehandlung, Ämter, Rassismus und alle netten Begleitumstände: ich hatte vor einem Jahr in der Uniklinik HD zu tun, bekam Behandlungsunterlagen vom Arzt (übrigend einem netten Araber), und stellte dann beim Warten vor dem Ultraschall fest, daß ein ganz anderer Name auf meinen Unterlagen stand.  Der Arzt hatte meine Daten versehentlich, trotz hochmoderner Technik, in ein vorbereitetes Formular eines anderen Patienten eingetragen. Also mußte ich kurz vor der Mittagspause zurück in die betr. Abteilung, klopfte dort an die Bürotür, wo 3 Damen an ihren Tischen saßen, 2 Weiße und eine Afrikanerin, nach ihrer Hautfarbe. Die ersten beiden kümmerten sich um meine Angelegenheit, sprachen mit mir, und versuchten, den zuständigen Arzt zu erreichen. Dame Nummer 3 dagegen betrachtete mich mit erkennbarem Mißfallen, als wäre ich ein unerwünschter Eindringling, oder eine Bedrohung, ich weiß nicht was sonst noch, jedenfalls versuchte sie, an ihren Kolleginen vorbei, mich mit deutlichen Gesten aus dem Büro hinaus zu befördern, als wäre ich irgendein Dreck. Auch so kann es laufen, und ich frage mich, ob man eine Chance hätte, etwas dagegen zu unternehmen, ich glaube kaum. Das ist die Kehrseite der Medaille Migration, Integration Diversität und Vielfalt. Und mit Faesers Plan, noch mehr Zuwanderer in Behörden etc. unterzubringen, wird sich das noch verstärken. Alles genau nach Plan, hybrider Krieg gegen die angestammte Bevölkerung. Anscheinend gefällt es der Mehrzahl, jedenfalls traut sich keiner, das Maul aufzumachen. Die Beamtenschaft macht da begeistert mit, sicher, es gibt Ausnahmen und nette, anständige Mitarbeiter, aber grundsätzlich gilt der alte Satz “Wehe, wem die Macht gegeben”, und “Gib einem Menschen ein Amt, und du wirst ihn kennenlernen”. Ist aber nicht nur in Deutschland so, auch in RO findet man manchmal noch Ceaucescu-Relikte, wenn man einen Stempel braucht. In D ist das seit Corona neu erwacht.

Emil.Meins / 19.02.2025

@Karsten Dörre / “Das neue Einbürgerungsrecht 2024 hat nicht der Bundeskanzler entschieden, sondern der Bundestag. Die Einbürgerung von Tante Fatma hat eine Behörde durchgeführt. Das Treffen mit Tante Fatma fand nebenbei bei einer SPD-Veranstaltung statt. Kann sein, dass die 93-Jährige altersbedingt von dem türkisch-erdoganschen Journalisten für eigene Zwecke missbraucht wurde.” ==> Und Sie wissen ganz genau, das das alles nur relativierendes Gerede ist, niemand kann etwas für gar nichts, das sind halt die Gesetze, und wir müssen uns dran halten, und so ist eben das Leben, und immer weiter so. Nichts hängt mit gar nichts zusammen, und alle meinen es nur gut mit uns, aber die Umstände, die Umstände. Ja, ja, schon klar: Er hat überhaupt nicht gebohrt, dank der Zahncreme mit dem großen C.

Heiko Engel / 19.02.2025

ISLAMISIERUNGSKOMPLOTT !!! Müsste irgendwann mal verstanden werden. Alternativ: Blick bitte Richtung GB.. Da brechen grad die Dämme. Gab es hier nicht sogar die Tage einen Beitrag dazu ? Diese Regierungen sind nicht verdreht - DIE SIND KRANK !!‘ Geruhsamen Feierabend.

Franz Klar / 19.02.2025

@Emil.Meins : “Natürlich weiß man, wie türkische Frauen von ihren Paschas “gehalten” werden, höchstens zum Putzjob mit Kopftuch, wenn sie überhaupt allein raus dürfen, aber genau da beginnt der Unterschied zwischen Türkei und Leben in D…da der Koran das vorschreibt: “Ackerfurche”, mithin Nachkommen zeugen, und mit Schlägen züchtigen bei Ungehorsam”. Stellen Sie das Licht Ihrer Bildungsabschlüsse doch nicht so unter den Scheffel , Sie besitzen erkennbar auch das große Islamum! Aber : “Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämen, und wer viel lernt, der muss viel leiden” (Prediger 1,18) .  

Hildebrandt Marianne / 19.02.2025

Aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich nur bestätigen, dass das keine Ausnahme war. Deutscher Pass ohne jegliche Sprachkenntnisse habe ich auch erlebt

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