Es ist immer wieder mit Verwunderung festzustellen mit welcher Frechheit und Ignoranz Politiker, egal welcher Parteizugehörigkeit, ihr Fähnlein nach dem Wind ausrichten. Ganz nach dem Motto: “was kümmert mich mein Geschwätz von gestern”. Wäre da nicht das multimediale und allgegenwärtige Internet, welches auch so gar nichts vergessen will. An den Umgang mit diesem Medium - und hieraus resultierenden Spontankonfrontationen - müssen sich die meisten aktuell politisch handelnden Personen noch gewöhnen. Da hilf auch kein NetzDG. Noch nicht. Aber da kann man ja noch dran arbeiten. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Fülle und Bandbreite politischen “Fehlverhaltens” besteht aktuell die beste Möglichkeit sich mit einfachen und klaren Statements und einfachem und klarem Handeln nennenswertes Wählerpotential zu binden. Nachdem nahezu alle Parteien immer profilloser werden ist Bewegung im Spiel.
Dass der gebeutelte Martin Schulz die gute alte Klassenkampf-Nummer auspackt, überrascht nicht wirklich. Die SPD ist auf der Suche nach den verlorenen Stammwählern. Naja. Sehr überzeugend ist das nicht. Noch weniger überzeugt allerdings das Jaulen im Siemens-Management über die böse deutsche Energiewende. Als würde ein multinational aufgestellter Konzern alleine davon abhängig sein, wie viele Windräder in Deutschland aufgestellt werden. Weltweit weht auf dem Energiemarkt ein ganz anderer Wind, die Dinosauriertechnik, die in Deutschland eben auch noch produziert wird, ist zum Aussterben verurteilt. DAS haben die Siemens-Manager (und die Vorstände in manch anderem deutschen Großkonzern) verschlafen, und DAS ist der Grund für den Konzernumbau, der vor allem von den Mitarbeitern ausgebadet werden muss. Noch eins, Herr Grimm: Das mit dem bewährten deutschen Kraftwerkspark klingt ja gut, vor allem in den Ohren der Energiewende-Gegner, die sich hier so zahlreich tummeln. Falsch ist es nicht, falsch wäre es auch nicht zu schreiben, dass Franz Beckenbauer ein bewährter Libero ist. Trotzsdem würde ihn kein Trainer der Welt heute noch auf den Fußballplatz schicken. Fakt ist: Der bewährte deutsche Kraftwerkspark ist hoffnungslos veraltet. Die Frage der Laufzeit der Kernkraftwerke ist nicht nur eine politisch ideologische, sondern auch eine technische: Die meisten deutschen Meiler sind am Ende ihrer Laufzeit angekommen und müssten in absehbarer Zeit ersetzt werden. So billig könnte der billige Atomstrom gar nicht sein, dass man heute noch irgendwo in Deutschland ein neues Atomkraftwerk bauen könnte. Das ist UTOPISCH. Ähnlich verhält es sich mit den Kohle-Großkraftwerken, in die jahrzehntelang kaum noch investiert wurde, weil der in den 60er Jahren politisch erzwungene Ausbau der Kernenergie in Deutschland (und des Stromübertragungsnetzes, das dafür gebraucht wurde), die anderen konventionellen Großkraftwerke unwirtschaftlich machte. Politisch erzwungen? Ich höre schon den Aufschrei hier, was das denn bitte für eine linksgrün versiffte Propagana ist. Aber genau das können Sie auf den Seiten der Energiekonzerne nachlesen, denen der politische Zwang zum Einstieg in die Kernenergie heute als Begründung dafür dient, dass der Staat gefälligst für die Endlagerung des Atommülls zu sorgen hat. Es gibt etliche Studien (unter anderem der Friedrich Alexander Universität Erlangen Nürnberg), die ohne jegliche Ideologie mit Fakten belegen, dass der Strom in Deutschland heute ohen die Energiewende nur unwesentlich günstiger wäre als mit. Weil die Energiekonzerne Milliarden in ihren Kraftwerkspark hätten investieren müssen. Interessant wäre überigens hier auf dieser Seite mal ein sachlicher Vergleich der Subventionen für die bösen Erneuerbaren mit denen (und auch den versteckten) für Kern- und Kohleenergie in Deutschland ... Da würden so manchem sämtliche Augen aufgehen. Übrigens muss man auch beim Vergleich der internationalen Strompreise sehr aufpassen. In anderen Staaten sind die Stromnetze oder sogar der gesamte Strommarkt in öffentlicher Hand, ihr Unterhalt und Ausbau wird teils über Steuern finanziert und schlägt nicht auf den Strompreis durch. In Deutschland sind die Strompreise ein Stück weit ehrlicher, aber unbestritten zu hoch, vor allem für Geringverdiener und die Mittelschicht (Handwerk). Das sind Konstruktionsfehler, die man bei einer vernünftigen Energiewende korrigieren kann und muss. Warum gibt es keine staatlich garantierte Grundversorgung mit Strom zu einem moderaten Preis und Aufschläge für die Vielverbraucher? Die werden heute im Gegenteil entlastet. Aber wer will in Deutschland schon einen staatlichen Strommarkt? SOZIALISMUS! Dann lieber einen privatisierten und staatlich überregulierten, für den der Stromkunde gleich doppelt zahlt, weil er die staatliche Energieverwaltung ja auch noch finanzieren muss. Ganz lustig übrigens: Die “privaten” deutschen Übertragungsnetzbetreiber sind zum Teil in Staatsbesitz, Tennet etwa gehört den Niederlanden. So viel zur Marktwirtschaft auf dem Energiemarkt.
Hat meine Großmutter schon gesagt: Schuld sind immer die anderen.
Und das wird nicht das letzte Opfer sein, das die Bevölkerung auf dem Altar des propagierten, mit aller Medienmacht und Fehlinformation vorwärtsgetriebenen, aber so falsch verstandenen Umwelt- und Klimaschutzes gebracht werden wird. Auch die Automobilhersteller werden sich allmählich aus D zurückziehen und zukünftig dort fertigen, wo man natürlich nicht auf Verbrennungsmotoren verzichten wird, als überall anderswo. Die von den herrschenden Parteien geplante Deindustrialisierung Deutschlands wird ein großes Heulen und Zähneknirschen in der Gesellschaft nach sich ziehen. Aber erst wenn das Licht bei Windstille jedesmal ausgeht und die Fahrt zum Arbeitsplatz nur im Sonnenschein möglich ist, werden die Menschen begreifen, dass diese vorgeschwindelte Energiewende nicht kostenlos war.
Das hat Tradition! Wie oft standen die SPD nahen Gewerkschaften vor den Toren der Industrien die zuvor von den Politikern plattgemacht worden sind. Wie lange werden die Wähler diese Heuchelei noch hinnehmen?
Der Chulz ist der Trommler Oskar mit seiner Blechtrommel.
Völlig korrekt. Zuerst kam die unsinnige Energiewende, aka Zerstörung wichtiger Infrastruktur mit Milliardensummen, dann folgen die Konsequenzen. Verantwortung heißt, sich vorher zu überlegen, was daraus folgt.
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