Peng, das hat gesessen. Martin Schulz machte in der ZDF-Wahlsendung diesen Montag gar keinen so üblen Eindruck - im Auftritt. Er inszenierte sich als “zugewandten Kümmerer”. Inhaltlich versprach er allerdings nahezu jedem Fragesteller mehr Geld für alles: höhere Löhne für Altenpfleger, mehr Rente für Mütter, die ihre Kinder zu Hause erziehen usw. Es scheint also, als ob mehr Geld das Allheilmittel für jeden Mangel in diesem Lande sei, geht es nach dem SPD-Kandidaten. Natürlich auch beim Thema Migration. Insgeheim setzt man hier wahrscheinlich längst auf die “nächste Generation”, sprich: die Kinder der Migranten. Die seit 2015 Zugezogenen werden alimentiert bis ans Lebensende, falls einige trotzdem einen sozialversicherungspflichtigen Job finden, dann umso besser. Ob diese Rechnung aufgehen wird, steht jedoch in den Sternen. Mit Familiennachzug und Familiengründung - mutmaßlich mit Frauen aus der alten Heimat - kommt eine erkleckliche Zahl an Zuwanderern zusammen. Statistisch werden die Nachzöglinge sowieso nur zögerlich und nicht als “Asylsuchende” erfaßt. Selbst wenn man Merkels Mantra des “humanitären Imperativs”, der all dies “alternativlos” erscheinen lassen soll, gelten lassen wollte fragt sich: wieso werden “Flüchtlinge” und “Einwanderer” eigentlich durchweg in dieser Debatte vermengt? Die einen suchen temporär Schutz, die anderen, und um solche handelt es sich augenscheinlich überwiegend bei jenen, die seit 2015 kamen, richten sich auf Dauer ein. Schulz möchte gerne ein Einwanderungsgesetz auf den Weg bringen, was aber nichts am Ist-Zustand des Asylrechts als Hintertür ungesteuerter Einwanderung ändern würde. Aber so weit ging die Debatte nicht. Fazit: die “unangenehmen Fragen”, also die drängenden, konnten in diesem Wahlkampf überwiegend vermieden werden. Die Folgen der ungelösten Probleme und Fragen werden sich allerdings nicht verdrängen lassen.
Sehr geehrter Herr Sarrazin, Menschen wie Sie, mit analytischen Verstand, der nicht von Ideologie vernebelt ist und die dem Mut haben Tatsachen zu benennen, braucht unser Land.
Lieber Herr Sarrazin, wie immer, einfach gut und richtig auf den Punkt gebracht. Danke schön. Herzliche Grüße, H. Havemann
Die Tatsache, dass Schultoiletten in Deutschland sanierungsbedürftig sind, zeigt jedenfalls, wie falsch die Prioritäten in der Politik gesetzt werden. Sprich: wir geben das viele Geld, das zweifellos vorhanden ist, an vielen falschen Stellen aus. Apropos Geld: im Kern besteht doch das ganze SPD-Programm in der einfachen Forderung, dass der Staat mehr Geld ausgeben soll, vor allem im “Sozialbereich”. Bedenkt man, dass dies ohnehin schon seit Jahrzehnten geschieht, und der Sozialetat mithin den Löwenanteil des Bundeshaushalts ausmacht, dennoch aber gleichzeitig eine stete Verschlechterung der sozialen Lage beklagt wird (Stichworte: die Schere klafft immer weiter auf; ein gespaltenes Land; mehr Gerechtigkeit muss her usw.), müsste nach aller Vernunft eine Debatte darüber geführt werden, ob der sozialpolitische Ansatz des “immer mehr umverteilen” nicht vielleicht falsch ist. Aber nachdem das die Daseinsberechtigung der Sozialindustrie und der “aktiven Sozialpolitik” in frage stellen würde, geschieht es natürlich nicht.
Lieber Herr Sarrazin, vielen Dank für Ihren wohldurchdachten und wie immer glänzend formulierten Artikel! Ihre Beiträge gehören für mich zu den Highlights auf der Achse. Ich habe nun eine kleine “politisch unkorrekte” Frage: Könnte das schlechte Abschneiden der Länder, die sozialdemokratische Kultusminister hatten, nicht auch daran liegen, dass diese SPD-geführten Länder auch einen größeren Anteil an bildungsfernen Schichten haben, die nun einmal aus vielen Gründen weniger schulischen Erfolg erringen?
Wenn nur nicht alles so klar und deutlich geschrieben und richtig wäre, Herr Sarrazin. Ich könnte viel besser schlafen. Noch verdrieslicher stimmt mich, dass es einen Grund hat, dass sie, Herr Sarrazin, nun in so vielen Feldern die perekt auf den Punkt gebrachte, korrekte Analyse aufschreiben können: Weil Sie nämlich die meisten Probleme schon seit Jahr und Tag immer wieder beleuchten und analysieren. Ein bisschen komisch, dass Sie in der Schweizerischen “Weltwoche” und auf Achgut.com publizieren. Nichts gegen die beiden Publikationen - ich stelle mir nur für einen Moment vor, das alles stünde in einem der deutschen Leitmedien… Der Effekt wäre ungleich stärker. Deutschland leistet es sich, die besten und klarsten Analysen seines politischen und gesellschaftlichen Zustandes nur am Rand vorkommen zu lassen. -Ich gerüble, wann es derlei schon einmal gegeben habe? Mir fällt nichts Vergleichbares ein.
Sehr geehrter Herr Sarrazin, einmal mehr: Hut ab! Kühl und ohne Polemik auf den Punkt getroffen. Danke Nico Schmidt
Ausgezeichnet - nachvollziehbar und facettenreich. Danke.
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