Mir wäre neu, daß die Katalanen nicht Teil der EU sein möchten. Und der EU Imperialismus im Umgang mit einem Land zu unterstellen, daß sich im Umgang mit der EU immer wie ein Schwergewicht verhielt, daß noch ein weltweites Empire im Rücken hat: naja.
Die durch den Faschisten Franco eingesetze Königsfamilie nicht durchfüttern zu wollen, das ist ein wenig beachtetes, aber sympathisches Argument, eine kleine patente Republik aus der in Verdrängung und Bornierheit, Korruption und Standesdünkel erstarrten Monarchie herauszulösen.
” Damals wurde langfristig und fast automatisiert die Abschaffung der europäischen Nationalstaaten beschlossen. Ziel war der große europäische Einheitsstaat mit gleichgeschalteter Währung, Wirtschaftspolitik, Justiz, Polizei, Außen- und Sicherheitspolitik. Der Nationalstaat als solcher habe ausgedient und sei ein Relikt des 19. Jahrhunderts, hörte man die Protagonisten der Einheitszukunft sagen.” WIE toll der Einheitsstaat funktioniert haben Vergangenheit und Gegenwart gezeigt. Ist es nicht so, daß Deutschland als einer der großen Geldgeber bereits die Vorreiterrolle übernommen hat und andere Staaten “überzeugen” will, z. B. in der Asylpolitik, daß sie das zu machen haben, was Deutschland will ? Ist es nicht so, daß der “Einheitsstaat” seltsame Blüte zum Vorschein bringt, z, B. Macrons Vorschlag Eurobonds einzuführen, damit die verschuldeten Staaten, u.a. Frankreich sich auf Kosten der weniger verschuldeten sanieren können ? Warum konnte Schulz Tagesgelder einstreichen, auch an den Tagen, wo er gar nicht anwesend war, Ist die EU ein Selbstbedienungsladen. Ist die EU ein Platz, wo sich Politiker lebenslang einrichten können ? So etwas absurdes darf es gar nicht geben, nach längstens acht Jahren müßten die ihren Hut nehmen. Eine “Integration” aller Staaten in Europa wird es NIE geben und wenn sie mit Zwang durchgesetzt werden sollte, dann wird es wahrscheinlich nicht so “friedlich” ausgehen wie in Katalonien. Die Katalanen wollen sich von Spanien befreien und werden durch Polizeigewalt zusammengeschlagen. DAS soll der “FREIE GEIST” Europas sein ?? So wie die EU sich jetzt präsentiert unter Juncker und Co. und den viel zu vielen Politikern wird sie wahrscheinlich nicht überleben können. Wenn EU, dann klein, übersichtlich und GERECHT. “....wie einst die Vorstellung der Kommunisten vom „neuen Menschen.” Die Spinner von damals sind -Gott sei Dank- gescheitert und sollen bloß nicht wieder auferstehen. Sie sind der böse Geist der Vergangenheit. Plusquamperfekt !
Zu Zeiten meiner ersten politischen Bemühungen sangen wir gerne “Hast Du einen Opa - dann schick ihn nach Europa” - mit leicht schlechtem Gewissen denn einer der besten Leute die “wir” damals nach Europa schicken konnten war der hochintelligente Otto von Habsburg; ach wie schön wenn es heute noch Menschen seines Verstandes und seiner (auch politischen) Bildung in Brüssel und Straßburg geben würde. Und so habe ich mich vom Verehrer des “Europas der Regionen” zum EU-Gegner hochgedient - man ist ja lernbereit…. Das heutige Europa-der-Regionen hat mit der damaligen Vision nicht das Geringste zu tun, es ist ein Moloch geworden der bis in die kleinsten Verästelungen hineinregieren will und leider auch oft genug tut. Wie auch soll sich ein Staatenbündnis mittels eines Vertragskonstruktes entwickeln wenn jeder Einzelvertrag je nach gusto gebrochen wird? Diese EU ist nicht lebensfähig - je eher sie sich auflöst desto besser. Wird aber so schnell nicht geschehen, es werden zu viele Hände aufgehalten und reichlich gefüllt…
Sie haben Recht, Herr Letsch, die Idee einer europäischen Union nach dem Vorbild der USA ist alleine schon deshalb absurd und zum scheitern verurteilt, weil beide, EU und USA, unter gänzlich verschiedenen Voraussetzungen entstanden. Es seien nur zwei Aspekte hier angeführt: Ein Vergleich der Gründungsmythen beider Staatsgebilde zeigt deutlich: Die USA entstanden und konstituierten sich durch den siegreichen Krieg der britischen Kolonien gegen die Londoner Herrschaft. Die “Römischen Verträge” hingegen waren die logische Folge und Weiterentwicklung der Montanunion, die sich hauptsächlich gegen Deutschland und in erster Linie gegen dessen industrielles Potenzial als Mittel des Krieges richteten. Aus dem siegreichen Kampf der nordamerikanischen Kolonien gegen den Kolonialherren entstand ein gemeinsamer Identifikationskern der Kolonisten. Englisch als Amtssprache der Kolonialherren wurde “automatisch” übernommen (Die angebliche “Abstimmung” über die Einführung einer deutschen oder englischen Amtssprache hat es nie gegeben.). Bei der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wurde dagegen auf die flächendeckende Einführung und Weiterentwicklung einer gemeinsamen Amtssprache verzichtet, weil die nationalen Widerstände dagegen unüberwindbar waren. Die USA haben im Gegensatz zur EU einen alle US-Amerikaner verbindenden Gründungsmythos.
Nur mal so als Ergänzung. Es werden ja oft als Vergleich die USA für die EU herangezogen. Bei den Amis muss allerdings jeder selber sehen wo er bleibt. Als Beispiel braucht man sich nur mal Detroit anschauen. Sowas wie Griechenlandrettung gibt es dort nicht, von Naturkatastrophen mal abgesehen.
Man sage mal einem Franzosen, Dänen oder Schweden er solle sich eine europäische Identität zulegen. Im Gegensatz dazu haben die Katalanen schon vor 30 Jahren für sich reklamiert sie seien Europäer. Erst kürzlich haben sie behauptet, sie würden kulturell und ökonomisch den Dänen näher stehen als den Spaniern. Mit den aktuellen Ereignissen widerlegen sie sich allerdings selber. Wie so oft in der spanischen Geschichte werden im Verlauf der sogenannten Unabhängigkeit sich die Separatisten gegenseitig an den Hals gehen. deutsche Beobachter sollten sich die Frage stellen weshalb ausgerechnet der venezolanische Präsident Maduro schon mal vorab die “Republik Katalonien” anerkennt. Ich stelle mir die Frage warum wohl fast alle deutschen Journalisten auf der Seite der limksradikalen von Podemos stehen.
hallo Herr Letsch, guter Beitrag, danke. Zum Thema Willige / Unwillige und imperiales Verhalten empfehle ich “Imperien” von Münkler. Derartige Verhaltensweisen sind systemimmanent und Standard für imperiales Verhalten. Nicht schön, aber kaum anders möglich (aus imperial-theoretischer Sicht gedacht). Die Botschaft richtet sich primär nach innen, muss doch jedes Imperium dafür sorgen, dass der (investierende) imperiale Kern profitiert und besser gestellt ist als die Peripherie bzw. die, die draußen sind. Oft begleitet von einer übergeordneten Botschaft als Klebstoff = Versprechen, primär an die Peripherie-Staaten. Bei den Römern war es das Versprechen der Zivilisation, bei der EU ist es Frieden. Imperien und damit imperiales Verhalten sind übrigens fast nie gewollt, sie “ergeben” sich. Die Begleitrethorik ergibt sich damit auch nahezu zwangsläufig. Imperien scheitern (mal abgesehen von militärischer Eroberung), wenn sie den imperialen Kern zu viel kosten (Eurobonds) bzw. die Botschaft keine Bindungskraft mehr entwickelt (Türkei, GB). Beides trifft auf die EU zu. In sofern würde ich die Verhaltensweise nicht kritisieren, sondern eher als Anzeichen für die tiefe Krise des Imperiums EU werten.
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