Thomas Rietzschel / 11.12.2020 / 14:00 / Foto: achgut.com / 69 / Seite ausdrucken

Sonst entgleitet uns die Pandemie

Die Rettungswagen ist längst gegen die Wand gefahren. So blind, das nicht zu sehen, können nicht einmal die verbeamteten Vorreiter des Lockdown sein, weder Wieler noch Drosten, Merkel, Spahn oder Söder. Nur sind den Organisatoren der Krise die Hände gebunden. Würden sie zugeben, was längst auf der Hand liegt, dass die Käfighaltung der Bürger so wenig bringt wie das Abwürgen der Wirtschaft, liefen sie Gefahr, ihr Gesicht, politisches Ansehen und das Vertrauen der Menschen "draußen im Lande" zu verlieren.

Bis zur nächsten Wahl im kommenden Herbst darf es so weit nicht kommen, nicht ums sprichwörtliche „Verrecken“. Deshalb müssen sie weiter Gas geben, noch stärker auf die Tube drücken. Zwar bringt sie das keinen Zentimeter voran, die Mauer will nicht nachgeben, die Welle nicht brechen. Dafür aber drehen die Räder durch, dass es qualmt. 

Ganz so sinnlos, wie es dem gesunden Menschenverstand erscheinen mag, haut das politische Panikorchester nicht auf die Pauke. Was sie tun und mehr noch: was ihnen droht, wissen die Besessenen durchaus. Ihr rhetorischer Qualm muss die Hirne der Verängstigten weiter benebeln, wollen sie nicht auf dem nackten Hintern landen. Wenn die Kanzlerin jetzt sagt, „sonst entgleitet uns die Pandemie“. dann heißt das nicht bloß, dass das Infektionsgeschehen aus dem Ruder laufen könnte, vielmehr steckt in der Aussage die Sorge, mit der Pandemie könnte der Exekutive ein Instrument politischer Herrschaft „entgleiten“.

Es wird keinen Abbruch des Lockdown geben

Machen wir uns also nichts vor: Es wird keine „Lockerung“ und keinen Abbruch des Lockdown geben, solange die Bürger verschreckt in ihrer Unterwürfigkeit verharren. Indem sie sich den Anschein der Retter gaben, so taten, als würden sie wissen, wie man der unbeherrschbaren Seuchen Herr wird, konnten die Machtsüchtigen aller Zeiten das Volk in die Knie zwingen. Indem sie die Panik der Massen befeuerten, reüssierten schon während der großen Pestepidemien Ausgang des 15. Jahrhunderts die Ideologen des Mittelalters – Katholiken, Reformierte und religiöse Fanatiker – zu Machthabern. 

Und immer waren es die Pfeifen und Versager, die sich zuerst zu autoritärer Machtanmaßung aufschwangen. In der Not der Epidemien schlug ihre Stunde. Vor den Flagellanten, die es genossen, sich öffentlich bis aufs Blut zu geißeln, zitterten um 1500 Städte und Dörfer, in die sie überfallartig einbrachen. Eine Form der Rache an denen, die ihren ideologischen Wahn zuvor verspottet hatten. Nun, mit der Pest im Rücken, konnten sie es den Ungläubigen heimzahlen, indem sie Szenen des Grauens inszenierten. Das Vorgehen hat seither Methode. Wie vorzeiten braucht es heute die befeuerte Panik, um das Volk gefügig zu machen. Mit der gepflegten Pandemie könnte man die Bürger am Ende soweit in den Griff bekommen, dass sie sogar bereit wären, eine Verschiebung der nächsten Wahl gehorsam hinzunehmen.   

Dass sie nicht vorausschauend agieren würden, kann man unseren politischen Geisterfahrern zuletzt vorwerfen. Sie wissen schon, was auf dem Spiel stünde, würden sie sich korrigieren, um den weiteren Niedergang der Wirtschaft zu stoppen, den Zerfall der bürgerlichen Gesellschaft und weitere Kollateralschäden der CORONA-Mystik abzuwenden. Für sie ist die Epidemie ein Glücksfall, nicht anders als es die Seuchen für  Politiker früher waren. Soviel immerhin haben unsere „Eliten“ aus der Geschichte gelernt. 

Versager geben kein Pardon

Deshalb müssen wir uns hier auch nicht weiter in der Vergangenheit verlaufen, nicht hin bis zu dem römischen Reimeschmied Nero oder dem Anstreicher aus Braunau am Inn. Beide, der eine ein Verfasser erbärmlicher Dichtungen, der andere ein dilettantischer Kleckser, haben sich die verkrachten Künstler als Politiker fürchterlich dafür gerächt, dass sie als das, was sie sein wollten, nie anerkannt wurden. Hatten die Versager erst einmal das Sagen, gab es kein Pardon mehr. Nachtragend waren sie Kraft ihrer Persönlichkeit, geblieben sind sie es bis heute. Um das zu erkennen, genügt es daher auch, auf dem vertrauten Terrain zu bleiben, in der Gegenwart, bei Markus Söder zum Beispiel.

Auch er zahlt der Gesellschaft heute heim, was er einst an persönlichen Kränkungen erfahren musste. Mit seinem Verlangen nach der Verhängung eines harten Lockdown, einer Käfighaltung der Menschen, die an die Zustände in den Anlagen der industriellen Geflügelzucht erinnert, zeigt er es denen, die ihn bisher nicht ernst nehmen wollten. Mit der Drohung der grassierenden Seuche zwingt er sie unter die Fuchtel seines Machtverlangens,  

Bei Söder können sich die Älteren unter uns noch erinnern, wie er von Medien, politischen Kollegen und den eigenen Parteifreunden durch den Kakao gezogen wurde, jahrelang, wann immer er Großes versprach, ohne über die Kraft zu dessen Durchsetzung zu verfügen. Im Streit um die Aufhängung des Kruzifixes in bayerischen Schulen wie in der Auseinandersetzung um das „Vollverschleierungsverbot“ oder dem Versuch, den Einfluss des Staates auf die Redaktionen des ZDF zu erhöhen, immer zog er am Ende den Kürzeren.

Dabei war es keineswegs durchweg die vertane Sache, der mitunter durchaus vernünftige Vorschlag, sondern der Gestus des Gernegroß, mit dem er sich lächerlich machte. 

Wenn alles zu Ende geht, verliert die Gefahr ihren Schrecken

Um dann und wann überhaupt als ein Mächtiger wahrgenommen zu werden, musste sich der Bub an Fastnacht als Luitpold von Bayern, als Edmund Stoiber und Franz Josef Strauß verkleiden. Wer so besessen ist von der Größe, die er nicht hat, dem möchte man fast schon mit therapeutischer Nachsicht begegnen, zumal ihm die nächste Niederlage bereits ins Haus steht. Denn so leicht sich die Leute einschüchtern lassen, wenn einer kommt, der sie auf Not einschwört, so schnell ist ihnen die Gefahr auch scheißegal. Wenn ohnehin alles zu Ende geht, wollen sie die verbleibende Zeit noch genießen, ausgelassen und hemmungslos. Boccaccio erzählt davon in seinem „Decamerone“. 

Was die Gehemmten und Verklemmten übersehen, wenn sie aus der geschürten Angst der Massen politischen Gewinn zu schlagen versuchen, ist die Kehrseite der Medaille: der Übermut als Folge massiver Einschüchterung. Die Lenker des verunglückten CORONA-Rettungswagens erwartet ein böses Erwachen.

Eine Hoffnung immerhin, zumal sie, geblendet von den Dämonen Ihrer Minderwertigkeitsgefühle, bereits mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen sind. 

Foto: achgut.com

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Gunnar Marschke / 11.12.2020

Das einzige was an diesem Artikel wirklich interessant ist, das sie die Pandemie mit der Pest vergleichen. Chapeau - das haben sie sonst nicht getan. Ja man sollte Corona wirklich ernst nehmen, nicht wie es ständig tun, nämlich herunter spielen

Walter Elfer / 11.12.2020

Auch Irrsinn u. Idiotie unterliegen den selbstverstärkenden Faktoren. Besonders die.

Gabriele Klein / 11.12.2020

PS: ich frage mich in diesem Zusammenhang oft nach der Schuld jener Kunstakademie die Hitler nicht aufnahm denn der Kleckser gibt es viele. Wer einer ist, bleibt am Ende bis auf ganz ganz wenige geniale Ausnahmen eine Frage des persönlichen Geschmacks   Wäre Hitler damals aufgenommen worden, wäre der Welt viel erspart geblieben. Wobei zu berücksichtigen wäre, dass es durchaus “Widerstandskämpfer “des 3. Reiches gab, die emigrierten weil ihnen Hitler nicht weit genug ging. D.h. in Deutschland gab es in der Tat sehr viele zu kurz Gekommenen bis auf den heutigen Tag. Ein Phänomen was mir auch die DDR im Vergleich zum damaligen Polen, Ungarn oder der Tchechoslowakei, die sich ihre Menschlichkeit eher zu bewahren wußten ganz besonders unsympathisch machte .

Heinrich Wägner / 11.12.2020

@Karsten Kaden, früher oder später kommt meist alles ans Licht. Und so dürften EINIGE schon lange die gepackten Koffer stehen haben . “Nur das Nötigste” , das Zusammengeraffte . Ratten verlassen das sinkende Schiff noch bevor die Anderen die Gefahr bemerken. Das war 45 so , wie auch 89 . Der Zerfall läßt sich nicht mehr aufhalten. Es geht nicht nur ein Riss durch dieses Land, sondern ein Bruch .  Den Bruch eines Kruges kann man kleben,aber er wird nie wieder der werden der er einmal war. Man kauft sich einen Neuen oder man läßt es. Wie werden sich die Menschen in diesem Land entscheiden. Die Untertanen der Kaiserin von Deutschland und ihre Landesfürsten die zur Zeit über Dichtung und Wahrheit streiten sind gelämt durch diesen Bruch nicht mehr in der Lage zu entscheiden was Dichtung und was Wahrheit ist. Großartig @Bernhard Freiling, einzige Milchkuh…. ,  Enkel und Urenkelchen werde verzweifelt nach der Kuh und ihren Käufer suchen !

Gabriele Klein / 11.12.2020

Danke f. den Artikel, der die Ursache der Schikaneure und der Rächer an den Unschuldigen gekonnt auf den Punkt bringt und die Psyche des deutschen “Untertans” voll erfasst. Es liegt mir fern Verbrecher zu entschuldigen, denn ab gewissem Alter wird man für sich verantwortlich und kann das Leid das man durchaus erlitten haben mag sowohl als Scherge und Verbrecher aber auch als im “Kloster” oder sonst wie produktiv kompensieren. Viele am Ende als Klassiker endende Autoren scheiterten irgendwann oder hatten auch sonst keine glückliche Kindheit.  Dennoch sollte man nicht vergessen dass wir hier eine Drücker Kultur haben die ich nirgendwo sonst auf meinen Reisen erlebte.  Eine Kultur, in der es gilt das Selbstwertgefühl auf Kosten anderer zu erhöhen. Ein Blick auf die Häme deutscher Medien vor dem 1.2. Weltkrieg und heute´genügt den von Ihnen skizzierten Mechanismus durchweg bis in die höchsten Ränge zu erkennen. Erfolg hat hierzulande den Anstrich des Betrugs auf den Schüler und Studenten gar noch stolz sind. Dies bedingt und ergänzt durch Korruption und in Folge Ausgrenzen Jener, die tatsächlich was können und die man wegzensiert oder durch unlautere Wettbewerbsmethoden wie Zwangsverkauf des eigenen Produkts als Konkurrenz aus der Welt schafft.  Und wer in diesem Mief “draußen nicht nach unten treten” wo sich die Katze dann in d. Schwanz beist. Das Sprichwort von W. Busch “Gar mancher ist im Amte scharf, wenn er zu Haus nicht mucksen darf” funktionniert in beide Richtungen. Damit wären wir bei Golda Meir: Die einst resümierte: Peace will be when they love their children more than they hate us”

Sabine Heinrich / 11.12.2020

@ Gudrun Dietzel: Ihr Wort in Gottes Ohr! (“Denn die Untertanen sind am Ende mutiger als die Pfeifen und Versager.”) Nun gut - dieses Ende werde ich wohl nicht mehr erleben, denn meine statistische Lebenserwartung liegt deutlich unter 40 Jahren…

Sabine Heinrich / 11.12.2020

@ Karl Schmidt: Zumindest die restriktiven Maßnahmen im Zusammenhang mit dem angeblichen “Killervirus” dauern nun schon 9 Monate an. Seit dem 18. 3. - wenn ich mich recht erinnere.

Frances Johnson / 11.12.2020

Sehr gut geschrieben und logisch formuliert, insbesondere die zweite Hälfte. Vielen Dank.

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