Der “Sonnenkönig” war nicht dekadent. Man/frau mag ihn mögen oder nicht, aber er verkörperte in seinen Zeitumständen, und gemessen an den Maßstäben seiner Zeit den Staat. Er war eine Institution. Die heutigen G20-Figuren kommen an Statur nicht entfernt daran; dekadent ist allenfalls ihr Gebaren. Historisch Informierte könnten versucht sein, sie als Duodez-Fürst*nnen zu charakterisieren; aber selbst das trifft es nicht. Es fehlt der Rest von Stil. Angemessener wäre wohl, sie irgendwo bei DSDS zu verorten. Public Porn jedenfalls.
Markus Somm schrieb: “Diese G20 gilt es wirklich abzuschaffen. Aber mit dem Stimm- oder Wahlzettel.” Stimmt, aber wen oder was kann/soll/müßte ich wählen, um diesen Müll abzuschaffen? Die sogenannten “etablierten” Parteien haben sich seit Jahren in ein gemeinsames Boot gesetzt, um an den Fleischtöpfen zu überleben, koste es, was es wolle. Wir werden auch die nächsten 4 Jahre die GroKo haben, da es eine wirkliche Alternative nicht gibt. Die Vorgänge in Hamburg haben in erschreckender Weise aufgezeigt, wie hilflos dieser Staat mittlerweile ist, wenn es darum geht, Bürgerinnen und Bürger vor abgedrehten Idioten zu schützen, die Ihren Hass auf das nomale Leben rauslassen, weil sie selbst mit dem Hintern nicht an die Wand gekommen sind. Selbst in einer schwäbischen Kleinstadt (Schorndorf) gibt es mittlerweile auf dem jährlichen Stadtfest (war gestern mit meiner besseren Hälfte dort) Auswüchse, die man bisher kaum für möglich gehalten hat. Und dort hat es noch nicht einmal eine Versammlung von 20 “Willi Wichtigs” gebraucht, um Anlass für Randale zu haben. Selbst in den Medien geht es in der großen Masse nur noch darum, den Ist-Zustand zu stützen; die gegenseitigen Abhängigkeiten sind einfach zu zementiert. Manchmal denke ich, dass in nicht allzu ferner Zukunft eine uns allen bekannte Person einen Flug nach Chile bucht, einen Strauss roter Nelken auf ein Grab legt und murmelt: “Erich, es ist vollbracht.” So, nun habe ich meinen Frust hier auch mal abgeladen, hilft zwar nix, aber senkt den Blutdruck.
Wer sich aktuell über die Gewaltexzesse in Hamburg überrascht und entsetzt gibt, scheint die bürgerkriegsähnlichen Aktionen zum Beginn des linksgrünen Kampfes gegen die deutsche Atom-Industrie genauso vergessen zu haben wie die Krawalle anno dazumal in Frankfurt, wo der angeblich beliebteste Außenminister aller Zeiten (amtierend in der Koalition unter Gas-Gerd) zumindest als Steine- werfer aktiv war, auch “Mollis” auf von Polizeibeamten noch besetzte “Peterwagen” flogen. Und zur Einweihung der EZB in Frankfurt vor Jahrenn ging es nun auch nicht gerade friedlich zu. Wer sich für die jüngere Geschichte der Republik interessierte, hätte also wissen können und müssen, was kommt.
Noch nie, seit ich in dieser Republik lebe, war eine größere Kluft zwischen Bevölkerung und Politikern zu erkennen. G20 in Hamburg ist ein gutes Bild dafür. Oder Pegida. Oder Einheitsfeier in Dresden - bei welchem anderen Nationalfeiertag hätte es so etwas gegeben? Noch nie waren die Vorstellungen vom gemeinsamen Leben im Lande so unterschiedlich wie heute. Die meisten Menschen hierzulande müssen arbeiten oder TV gucken, sonst wären noch viel mehr auf der Straße. Die von einer Minderheit in den Bundestag gewählten Menschen sind werdende Vollpensionäre oder Rentenaufstocker und können gar keine Volksvertreter sein, wenn sie immer fleißig gewählt werden. Dann gehen sie von der Schule in den Hörsaal in den Landtag/Bundestag. Es geht natürlich auch ohne den Umweg Hörsaal. Folglich kann von Ihnen keine Politik “für die Menschen” (Martin Schulz, der aus der blauen Zivilisationshochburg) ausgehen, sondern nur für sich selbst. Der Gipfel dieser Fehlentwicklung sind dann die Gipfel. Was soll man denn von denen erwarten??? Sie halten ihr eigenes System am Laufen. That’s it.
Danke, Markus Somm für diese differenzierte Analyse. Danke, achgut.com, dass wir den Artikel “Sonnenkönige in der Elbphilharmonie” hier lesen können. Dass den politmedialen Eliten in D scheinbar der klare Blick verloren gegangen ist, zeigt die Entscheidung, der Agitation einer Linksfaschistin in einer öffentlich-rechtlichen Talkshow die Plattform zu bieten. Auch der Vorschlag eines Landesinnenministers des Inneren, das Vermummungsverbot aufzuheben, ist dem Abrücken vom Rechtsstaat gleichzusetzen. Erregungssturm in D? Fehlanzeige.
Ich versteh überhaupt nicht wie der Autor und die Leserbriefschreiber sich so über die Gewalt echauffieren können? Aus welcher heilen Welt haben die Hamburger Ereignisse sie denn aufgeschreckt? Also bitte, wo leben sie denn? Da treffen sich die 20 politisch meißtgehassten Staatslenker dieses Planeten vis-à-vis des Hamburger Stadtteils wo der Hass auf das Establishment quasi wohnt. Ich meine, ich würde doch als Dortmunder auch nicht auf die Idee kommen meine Pokalfeier auf Schalke zu zelebrieren - oder? Also, das Setting war schon ein Maximum an Provikation. Zu diesem grundsätzlich provokativ angelegten Element kommt ein zweites: Aus nahezu ganz Europa kommen Menschen aus Protest gegen diese Veranstaltung nach Hamburg. Darunter ein Anteil an Menschen, die leider nur Gewalt auf ihrer Agenda haben. Das war bekannt, das war immer so bei den anderen Gipfeln dieser Art. Und als dritte Zutat beruft man einen Hardliner wie Herrn Dudde, der unter Schill damals als Aufräumer bekannt wurde, zum Oberkolonnenschieber der Einsatzkräfte. Sicher, es gäbe noch viele kleinere Zustaten die in den Topf gerührt gehören. Aber allein diese drei reichen aus um sich vorstellen zu können, das das Menü kein leckeres wird. Daher halte ich die Echaffiertheit über die Vorfälle für ziemlich verlogen oder zumindest naiv.
Ihre Titelzeile weist auf die französische Ariostokratie als Vorbild für die Herrscherklasse des G20-Gipfels hin. Vergessen wir nicht, was dieser Klasse 1789 bis 1799 passiert ist. Da war es vorbei mit ihrer selbsteingebildeten Unantastbarkeit. Wer dem Volk immer wieder in jeglicher Form Gewalt antut, während man selber in Saus und Braus lebt, der muss mit so etwas rechnen.
Am Verhalten der Randalierer lässt sich schwer beurteilen, ob es Rechte oder Linke sind. Würde man aber die Hamburger Chaoten nach ihrem Wahlverhalten fragen, so wären mindestens 80% den Grünen oder der SPD zuzuordnen.
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