Archi W. Bechlenberg / 11.08.2020 / 14:00 / 27 / Seite ausdrucken

Sommer, Sonne, Schlägereien

Im Jahre 333 vor unserer Zeitrechnung fand nahe dem kleinasiatischen Ort Issos eine Strandschlacht statt, die später als „Keilerei von Issos“ in die Geschichte der Eselsbrücken einging.

Damals siegte das makedonische Heer unter Alexander dem Großen über das Heer des persischen Großkönigs Dareios III. Dieser konnte zwar fliehen, doch unter welchem Verlust: Alexander nahm Dareios' Ehefrau gefangen! (Berichte, dass Dareios danach noch lange Jahre munter und fröhlich weiterlebte, entbehren jeglicher Grundlage).

Im belgischen Blankenberge fand am vergangenen Wochenende ebenfalls eine Schlacht auf sandigem Boden statt. Ob dabei neben „Strand- und Terrassenmöbeln, Stöcken und Sonnenschirmen, Flaschen und Dosen“ auch Ehefrauen zu Schaden kamen, ist nicht überliefert, überhaupt hält sich die nationale Presse mit gewissen Details recht bedeckt. Was ja auch eine Art Aussage darstellt, ganz ähnlich wie in Deutschland.

Immerhin weiß man, dass es zu „Massenschlägereien“ kam, an denen eine Gruppe randalierender Jugendlicher – überwiegend aus Brüssel angereist – beteiligt war. „So gut wie alle erkennungsdienstlich erfassten Randalierer sind bereits einschlägig polizeilich bekannt.“ Auch das überrascht den neutralen Beobachter wenig. Zumindest die Polizei in Brüssel dürfte davon profitiert haben, dass mal für einen Tag der Kreis einschlägig Bekannter kleiner wurde. Man schaut ja ohnehin in überregional bekannten Stadtteilen wie Anderlecht oder Molenbeek über vieles hinweg, da es sonst von allen Seiten Haue gibt.

Orte der Lebensfreude?

So wenig, wie Belgien es wieder einmal schafft, eine Regierung zu bilden – aktuell seit Mai 2019, da sich Flamen und Wallonen und Kommunisten und Nationalisten von Herzen hassen, so wenig hat man Krisen im Griff. An der Küste stoßen aktuell die massiven Einschränkungen in Sachen Corona (gegenüber diesen herrscht in Deutschland quasi Freizügigkeit) mit dem Bedürfnis der Menschen nach Sommer, Sonne und Strand aufeinander. Und ganz genau wie auf dem Oktoberfest oder einer beliebigen Dorfkirmes gibt es unterschiedliche Vorstellungen von persönlicher Entfaltung. Was dem einen eine spirituelle Veranstaltung voller orientalischer Lebensfreude, ist dem spröden Belgier eine „Massenschlägerei“. Wer Clips aus Blankenberge anschaut, weiß, was gemeint ist. Da sieht man Unhomme und noch einen Unhomme und weitere Unhommes, die sich offenbar beim Nochmehrbräunen gestört fühlten. 120 Polizeibeamte mussten dafür sorgen, dass im einst so beschaulichen Badeort wieder die normale belgische Unordnung zurückkehrte. Andere Orte haben ähnliche Probleme. Und der Sommer ist noch nicht vorbei.

Gestrige virtuelle Krisensitzungen der Verantwortlichen haben nun zusätzliche Verwirrung geschaffen. Während einige Küstengemeinden dank der Lebensfreude Weniger den Tagestourismus jetzt komplett unterbunden haben – also auch für friedliche Familien mit Manneke, Jeanneke und Zinneke –, wollen andere durch massive Kontrollen der Zufahrtswege auf Straße und Schiene verhindern, dass es so weiter geht, wie es aktuell der Fall ist. Was jedoch zu erwarten ist.

Ansonsten ist alles wie immer: Die Polizeigewerkschaften im ganzen Land „sind erbost“ und lassen weiterhin alles mit sich machen – nicht nur an der Küste, sondern auch im Landesinneren. Aber das wäre ein anderes Thema.

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Leserpost

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Archi W Bechlenberg / 11.08.2020

Inzwischen hat der belgische Innenminister erklärt: “Es ist nun mal eine Tatsache, dass die randalierenden Jugendlichen polizeilich bekannte Brüsseler mit ausländischen Wurzeln gewesen seien.” Da lässt sich wohl nichts mehr verschweigen und beschönigen. +++ Hat Deutschland eigentlich auch einen Innenminister? Und wenn ja, was macht der beruflich so?

Jens Lück / 11.08.2020

Och, das ist Berlin doch schon lange ganz normal. Ständige Schlägereien in den öffentlichen Freibädern schaffen es hier mittlerweile ja kaum noch in de Presse. Ich erinnere nur an die Angriffe auf die Bademeister mit Zaunlatten im Freibad Prinzenstraße vor zwei oder drei Jahren. Welches danach erstmal einige Tage geschlossen war. Man wird in Berlin in jedem Freibad am Eingang von Sicherheitsleuten arabischer Herkunft erstmal auf Drogen und Waffen gefilzt. Da ich aber genau deshalb schon seit drei Jahren nicht mehr in die einschlägigen Berliner Freibäder gehe und stattdessen lieber im Umland einen abgelegenen See aufsuche, weiß ich nicht, ob es aktuell immer noch so ist. Aber es wird wohl eher schlimmer als besser geworden sein. Letztes Jahr war ich öfter in Klein Machnow im Umland schwimmen. Da war es noch so wie früher: Deutsches Publikum, keine Kontrollen und keine Probleme. Eben so wie früher. Da wird noch einiges auf uns zu kommen. Badebetrieb in einem Freibad in Berlin in 20 Jahren? Ich glaube nicht, dass es bis dahin noch öffentliche Bäder geben wird und geben kann. Irgendwo im Umland und in einem privaten Sportclub sicher, aber sonst wird das schon aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich sein. Wenn es die ersten Toten gibt, wird man anfangen die Bäder zu schließen. Wer das nicht glaubt, war schon lange nicht mehr in einem Freibad einer größeren deutschen Stadt.

toni Keller / 11.08.2020

TJa dabei wäre das Problem so einfach zu lösen, Die nicht unhommes die bleiben brav zu Hause und fürchten sich vor dem Coronavirus, verzichten zudem darauf andere mit dem Anblick ihrer weißen Haut zu diskriminieren,  und so steht dem Ausleben orientalischer Lebensfreude in Mittel- und Nordeuropa nichts mehr im Wege! Und auf den Grabstein schreiben wir dann “Sie waren immer brav!”

Klaus Plöger / 11.08.2020

ÜBERALL Junge Männer nennt man sie, und in den Städten riecht es nach Brand. Wir aber wissen, wer sie sind und wer sie holte! Doch nun sind sie halt da und tragen den Krieg ins Land.

Hans Reinhardt / 11.08.2020

Sich am Strand zu prügeln ist aber sowas von unbelgisch. Wenn ich Belgien höre, fällt mir sofort Hercules Poirot ein. Der sonnte sich bekanntlich am Strand nur im Dreiteiler, mit Fliege und Einstecktuch sowie einem Strohhut. Und vor Morgenländern musste er auch keine Angst haben; bei Ausgrabungen zu helfen war das Maximum an Kontakt mit zivilisierten Menschen, den man ihnen damals zustand. Das waren noch Zeiten, disparu.

Rolf Mainz / 11.08.2020

Womöglich wollten die orientalischen Herren schlichtweg der EU entfliehen und nach England übersetzen - und wurden angesichts mangelnder Verfügbarkeit geeigneter “Rettungsschiffe” ungehalten ;-) Da sollte Brüssel nun dringend nacharbeiten und die benötigten, kostenlosen Wassertaxis auch an der belgischen Küste endlich anbieten. Ein neuer Job für Frau Rackete?

Frances Johnson / 11.08.2020

Die Formulierung mit Unhommes ist zum Niederknieen. Dass die Familie Pis in Haftung genommen wird für Leute, die sie nicht bestellt hat, ist dagegen zum Erbrechen.

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