Julian Marius Plutz, Gastautor / 17.08.2020 / 14:00 / Foto: Pixabay / 57 / Seite ausdrucken

Söder, der wohlige Kollektivist

Der Franke und seine Idendidäd, ja, ja, da lächeln Sie schon. Immer bissle debil wirkt er, der Frange, der kein „p“ und kein „t“ kennt und „dir“ und „dich“ stets vertauscht. A Depperle is der Franke, denken Sie. Geschenkt. Bald ist ein Franke Bundeskanzler. Er wäre übrigens der zweite nach dem guten, alten Ludwig Erhard, der ja aus Född war. Also aus Fürth.

Es ist doch so: Bayern sind wir Franken nicht wirklich. Unser Dialekt, konkreter, unsere Dialekte unterscheiden sich stark vom Bairischen, auch wenn das manch ein Ost- oder West- oder Nordlicht, kurz Saupreiß, anders sieht. Zwar gehören wir zum Freistaat, was wir mit den üblichen Schmerzen auch akzeptieren. Aber „mia san eben net mia“, sondern „mir sind Frangen, gel? Und jetz a Saidla!

Und da ist es doch für den gemeinen Franken eine Wohltat, so sollte man meinen, dass im Maximilianeum zum zweiten Mal ein Landsmann das Sagen hat, der schon jetzt die altbairischen Pharisäer besser im Griff zu haben scheint als der glücklose Beckstein. Markus Söder, ein waschechter Nürnberger. Kind der Südstadt und, laut dem SPIEGEL auch mit dem entsprechenden Humor ausgestattet. Als Manfred Ländner, CSU, mehr Auftrittsmöglichkeiten für bayrische Blaskapellen forderte, antwortete der Ministerpräsident: „Ich wusste gar nicht, dass der liebe Manfred Blasen im Freien befürwortet.“ „Billiger Pennälerhumor aus der Nürnberger Südstadt“ sei das gewesen, sagte angeblich ein Teilnehmer der Sitzung. Das war bestimmt so und das ist auch sicher nicht die Meinung der Redakteure. 

Mit Vize Habeck in die wohlige Diktatur

Humorlosigkeit kann man ihm nicht abstreiten. Mangelndes Bewusstsein für die richtigen Momente, wenn es um die ganz großen Posten geht, auch nicht. Und er gilt als möglicher Kandidat für das Kanzleramt. Aus machtpolitischer Sicht wäre er sicher keine üble Wahl. Söder ist inzwischen nicht nur ein bisschen grün, sondern immergrün wie Fichten. Beim sogenannten „Bienen-Begehren“, wo es nur am Rande um Bienen ging, empfahl er sich schon mal nach anfänglicher Ablehnung als Schwarz-Grüner Brückenbauer. Dabei war sein ursprüngliches „Nein“ völlig richtig. Denn „Rettet die Bienen“ beinhaltete unter anderem feste Biolandbau-Quoten und ein Verbot von Pestiziden, das in dieser Pauschalität absurd ist. 

Die SPD ist hierbei keine Option für eine Koalition. Sie wird nicht mehr in eine Regierung unter Führung der CDU eintreten. Die Partei hat es geschafft, sich völlig zu marginalisieren, was eigentlich verkraftbar ist, macht doch die Union ihren Job. Sozialdemokratie ohne die SPD funktioniert schon lange. Nein, nein. Die Sozis werden einen Teufel tun und noch mal in dieser Konstellation regieren zu wollen. Und so ist es nur folgerichtig, dass Saskia Esken schon mal den machtpolitischen Devotismus ausruft und verkündet, dass man als Juniorpartner unter den Grünen zur Verfügung steht. Das ist, wie wenn der FC Bayern im Halbfinale der Champions League gegen Lyon auf jeden Fall ein Tor schießen will, auch wenn sie dann mir 3:1 verlieren und ausscheiden werden. 

Also dann die Grünen. Inhaltlich kaum von der SPD auseinanderzuhalten. Okay, sie haben das attraktivere Spitzenpersonal. Toni Hofreiter bleibt der schönste Politiker im Land, da können Sie sagen, was Sie wollen! Für den Titel können sich die Eskia Sasken und der NoWaBo noch so strecken, das wird nix. Und wenn Habeck mal wieder von der Bafin keine Ahnung hat und nicht weiß, was die Pendlerpauschale eigentlich wirklich ist, wissen Sie Bescheid: Hier sind Profis am Werk, denen man guten Gewissens das Land anvertrauen kann. Aber Vorsicht, liebe Gernbürgerlichen und Linksbesaiteten: Am Ende baut der schöne Robert die Republik nach chinesischem Vorbild um, was er bei Richard David Precht bereits anklingen ließ.

Ich bin zuversichtlich, dass der große Umbau mit Söder zu machen ist. Seine rigiden Corona-Maßnahmen haben gezeigt, wozu der nette Franke in der Lage ist. Er hat, und das teilt er mit den Grünen, keinen Sinn für das Individuum. Er traut ihm nicht zu, freie Entscheidungen zu treffen. Laut seinem Verständnis kann das nur die Politik, die den Bürger lenken muss. Es ist der Moment, in der das Hufeisen zu einem glatten Ring wird. Der Konservative wie der Sozialist denkt in Kollektiven. Beide brauchen den starken Staat nicht nur, um ihre Ideen umzusetzen. Er ist auch Selbstzweck zum Machterhalt und zwingende Voraussetzung, um ihren Kollektivismus durchzusetzen. Der Einzelne hat sich zu bücken und sich gefälligst dem großen Ganzen unterzuordnen. 

Das Hufeisen wird zum glatten Ring

Die Alternative heißt Friedrich Merz. Ich bin wirklich kein Fan von ihm, aber er erscheint mir der einzige unterscheidbare Kandidat zu sein. Fernab von Söder und Laschet generiert sich Merz als einzig liberale Alternative. Nur er könnte die Reformen einleiten, die den Bürger in die Lage versetzen, freiere Entscheidungen zu treffen. Zu tun gäbe es in diesem Bereich genug: Die Steuerlast ist auf Rekordhöhe, die Deutsche Bahn gilt als ineffizient, der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk wird teurer und immer schlechter, während sich die Intendanten krumm und buckelig verdienen. All das wäre mit Söder und schwarz-grün nicht zu ändern.

Da ich die AfD für eine indiskutabel-katastrophale Partei halte und die in weiten Teilen eine ebenso kollektivistische Bande ist, bleibt die FDP übrig. Auch das sage ich als Mitglied nicht ohne Schmerzen. Denn in der letzten schwarz-gelben Regierung scheiterte die Partei an sich selbst, an mangelnder Perspektive und Gestaltungslust, was nicht nur an einer Rückgrat- sowie inspirationslosen Kanzlerin lag. Die FDP leitete die verheerende Eurorettung mit ein, bis heute einer der drei Sündenfälle der Ära Angela. Als erstes muss die Partei ihren Vorsitzenden loswerden, um sich neu aufzustellen. 

Fromme Wünsche, ich weiß. Aber man wird doch wohl noch träumen dürfen! Der Markus wird’s mir verzeihen. Als Franke müsste er es jedoch eigentlich besser wissen. Denn das Land, das von sagenhaften Bieren und Weinen nur so strotzt, ist ein Urliberales. Von den bräsigen Katholen in Altbayern entwuchs Franken dem autoritären Konservatismus, der im Vatikan endet und nicht, wie das Christentum eigentlich konstituiert ist, bei Jesus Christus. Der Protestantismus hat ihnen da sicher geholfen. Und die Chance auf Buße vor der Beichte, die sich im „Lied der Franken“ manifestierte, erleichtert dies natürlich zusätzlich:

„Du heil’ger Veit von Staffelstein
verzeih mir Durst und Sünde,
valeri, valera, valeri, valera,
verzeih mir Durst und Sünde!“

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Neomarius

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Marco Artico / 17.08.2020

Na klar, die Protestanten waren immer liberaler, gelassener, das sieht man den Preußen und den Franken geradezu an! Und christlicher sowieso, da hatten sie immer einen ganz engen Draht nach oben, bei ihnen wimmelt es ja geradezu an großartigen Glaubensvorbildern….

Klaus Meyer / 17.08.2020

“Da ich die AfD für eine indiskutabel-katastrophale Partei halte und die in weiten Teilen eine ebenso kollektivistische Bande ist ...” Nun, diese indiskutabel-katastrophale Partei ist zumindest nicht am indiskutabel-katastrophalen Zustand unseres Landes Schuld, da sie weder im Bund noch in den Ländern in irgendeiner Regierung sitzt. Im Gegensatz zu SPD, CDU/CSU, FDP, Grüne, Linke (bzw. PDS oder SED), die alle als Regierende (auch Linkskartell genannt) in verschiedenen Koalitionen gemeinsam die Verantwortung tragen. Hinzu kommt noch, daß die “indiskutabel-katastrophale” AfD von dem Linkskartell so gefürchtet wird, daß sich niemand traut, mit der AfD zu fair zu diskutieren. Im Gegenteil! Es wird alles versucht, die AfD mundtot zu machen. U.a. mit Hilfe der staatlichen Zwangsmedien (ARD/ZDF/div. Youtube-Kanäle) oder mit der staatlich finanzierten Schlägertruppe (“Anti"Fa).

Dov Nesher / 17.08.2020

Schaunsie, das kit den Bienchen… geschenkt immerhin hat er sich im Gegensatz zu anderen Politikern an das Ereignis einer Volksabstimmung gehalten obwohl es ihm nicht gefallen hat. Dass er sich drüber lustig gemacht hat, hat kaum einer gemerkt. Ihm zu unterstellen, dass er eine Diktatur einführen will, nur weil er konsequente Covid 19 Maßnahmen durchgesetzt hat ist weit unter der Gürtellinie. Er hat im Schlepptau keine anderen Agenden durchgesetzt wie die Democrates über dem Teich. Das ist eine (wie ich meine böswillige) Unterstellung. Btw ich hatte bei seinen öffentlichen Auftritten niemals die Depperle - Assoziation. Ich kenne auch niemanden, der nur im Ansatz den Eindruck hat. Der Artikel erscheint mir sehr MSM Style: Stimmung machen, böse Absichten unterstellen und das alles halbgar und vom hörensagen “beweisen”

Markus Knust / 17.08.2020

Merz, muaha… Der ist eine männliche Mutti, bloß das er nicht dem Kommunismus verbunden ist, sondern dem Internationalsozialismus, nach Art der Eliten. Der wird noch mehr Chancen und Talente nach Deutschland karren lassen, schon weil die den Sozialstaat zerstören und sich gegen den deutschen Arbeitnehmer einsetzen ließe, um Löhne zu drücken. Außerdem macht Merz doch auch mit KP Robert gemeinsame Sache, dass scheint der Autor irgendwie auszublenden. Und wer glaubt, mit dem ist der Demokratie Abbau nicht zu machen, muss schon sehr naiv sein. Diesen Scheinkonservativen braucht kein Mensch, der sein Geld mit ehrlicher Arbeit verdient.

Rudhart M.H. / 17.08.2020

Mit den Kandidaten der Nationalen Front wird das hier nix mehr. Leider hat die einzige wirkliche Alternative selbst auch keine Chancen, weil zu tiefst mit U-Booten durchsetzt. Langsam glaube ich , daß im Vorstand mehr U-Boote auf Grund liegen als der überhaupt Mitglieder hat. Und irgendwelche “Bewegungen” ? Die haben weder ein Ziel, noch ein Programm und können gerade mal formulieren , was sie alles nicht wollen. Gesetzt den Fall, sie kämen ans Ruder , ja - was dann ? Kein Plan , kein Personal , kein Geld , - ja , was soll das ? Lassen sie es 800.000 oder 1 Mio gewesen sein, die in Berlin waren. Egal.  80 Mio waren eben nicht in Berlin , das ist ,was zählt und unsere Bundes-Mutti weiß das natürlich! Wer soll hier die verfahrene Karre aus dem Dreck ziehen? Ich sehe weit und breit kein Zugpferd rumstehen! Ich sehe eine miserabele Bildungspolitik, ein miserabeles Gesundheitswesen, keinen einzigen Experten im Kabinett, Strafzahlungen in Mio und Mrd , die gern in USA gezahlt werden, bei gleichzeitigem Ausverkauf der Kernindustrie, eine Zerstörung der Energieversorgung von innen und außen, einen Leistungsunwillen bei gleichzeitigem maximalen Ansprüchen, sowohl der eigenen Bevölkerung als auch der neuen “Goldstücke”, etc. p.p. Eine völlig verblödete Bevölkerung , die sich lieber ein X für ein U vormachen läßt, als daß sie mal zu denken anfängt. Das wird nix mehr, das geht gegen die Wand. Und dann schon lieber schnell und heftig , dann haben wir’s erstmal hinter uns. Wir sind doch die absoluten Meister im Aufbau nach der Totalzerstörung. Das ist schon lange erprobt. Also : frisch auf ! Ans Werk ! Wählt GRÜN! Da geht es am schnellsten und heftigsten gegen die Wand! Annalena als Kanzlerin, besser geht’s nicht. Zusammen mit ihren Kobolden wird sie es schon schaffen ( auch wenn sie denkt, das Periodensystem wöre dazu da, Ihre Tage zu berechnen) ! Ich freue mich (wie KGE)! Und Söderle - der größte “Popo”-list aller Zeiten ... Nee, neee, neeee ! Wir haben kein Personal mehr !!!

Thomas Drachsler / 17.08.2020

Der Markus Söder hat eine derart brutale Physiognomie; da kriegt man richtig Angst.

Dieter Nosdalla / 17.08.2020

“Da ich die AfD für eine indiskutabel-katastrophale Partei halte” Ich auch. Man muss sich nur mal die Menge der abgebrannten Autos von AfD-Politikern ansehen. Und wie ihre Häuser aussehen, wenn die von der Staats-Antifa angegriffen wurden. Das sieht man sofort, unmöglich diese AfD.

Gerhard Schmidt / 17.08.2020

Ich kenne den Vers unter anderem Wortlaut: “O heil´ger Veit vom Staffelstein, erhöre deine Franken und jag´ die Bayern aus dem Land - Wir wollen´s ewig danken!”  

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