Anabel Schunke / 20.02.2019 / 16:30 / 12 / Seite ausdrucken

Smoothie mit Eiern

Mit Dauerempörten verhält es sich ähnlich wie mit Kindern und Haustieren. Bekommen sie immer ihren Willen, tanzen sie einem irgendwann auf der Nase herum. Bezieht man diese Formel auf die mittlerweile in regelmäßigen Abständen erfolgenden Rassismus-Vorwürfe gegenüber bekannten Unternehmen, lässt sich leider feststellen, dass hier ein richtiger ADHS-Kevin herangezüchtet wurde.

Vergeblich wartete man deshalb als rational denkender Mensch in den letzten Jahren darauf, dass irgendwer in der PR-Abteilung eines dieser gescholtenen Unternehmen die Reißleine zieht und sich nicht für den unterstellten Blödsinn entschuldigt. Guccis schwarzer Pullover, der angeblich das rassistische sogenannte „Blackfacing“ symbolisiert, ein Nike-Sneaker dessen Schriftzug auf der Schuhsohle dem arabischen Schriftzeichen für Allah ähneln soll, bis hin zu einem Adidas-Schuh, der rassistisch sei, weil er weiß ist, oder der Opel-Felge, die nach Hakenkreuz aussieht. Kein Vorwurf scheint zu blöd, als dass sich in Zeiten der allumfassenden Angst vor der rechten Ecke nicht irgendwie eine Entschuldigung und mitunter sogar eine Änderung des Produkts abpressen ließe. 

Das Schlimme daran ist, dass sich der Korridor zulässiger Meinungen, Produktdesigns, wissenschaftlicher Arbeiten und Kunstkreationen dadurch sukzessive verkleinert. Die Welt wird durch die Diktatur der Hüter der Political Correctness nicht vielfältiger und toleranter, sondern einfältiger und spießiger.

Vor diesem Hintergrund ist das Statement des deutschen Smoothie-Herstellers „True Fruits“, das heute auch hier auf achgut.com zu lesen ist, gar nicht hoch genug zu bewerten. Ein Oase des gesunden Menschenverstandes in der politisch korrekten Wüste des Jahres 2019. 

Herbeihalluzinierter Rassismus

Anlass für den Shitstorm gegenüber True Fruits war ein Smoothie in einer schwarzen Flasche und dazugehörige markige Werbesprüche wie „Noch mehr Flaschen aus dem Ausland“ und „Schafft es selten über die Grenze.“ Eine ironische Kritik an der Rhetorik der österreichischen Regierung. Für die Empörten spielt das keine Rolle. Eine Petition, die Supermärkte dazu drängen will, True Fruits aus dem Sortiment zu nehmen, ist bereits gestartet und zählt mittlerweile über 20.000 arme Irre und dumme Menschen.

Dass so eine Nicht-Entschuldigung für herbeihalluzinierten Rassismus in diesen Zeiten fast einem revolutionären Akt gleichkommt, lässt sich auch daran erkennen, dass sich nur zwei Tage nach der Veröffentlichung auf der Facebook-Seite von True Fruits zwei aufrechte Demokraten im Einsatz für Vielfalt und Toleranz der Firmenzentrale des Smoothie-Herstellers annahmen, in dem sie in einem Tourette-artigen Anfall „Rassismusschweine fickt euch! Sexisten!“ auf die Fensterscheiben schmierten. 

Es wird – da können wir uns sicher sein – eines Tages enden wie in der Fabel „Der Hirtenjunge und der Wolf“. Es wird so lange „Rassist“ gerufen werden, bis diesen Leuten am Ende keiner mehr glaubt. Nicht einmal dann, wenn sie tatsächlich einmal einem begegnen. Das Mitleid der zu unrecht Beschuldigten wird sich in Grenzen halten. Oder, um es mit den Worten von True Fruits zu sagen: "Namaste, ihr süßen Pissnelken". 

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Leserpost

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Eleonore Weider / 20.02.2019

Henrik M. Broder: »Deutschland ist ein Irrenhaus. Könnte man die Bundesrepublik überdachen, wäre es eine geschlossene Anstalt.« Passend aber dazu: Ein jüdischer Gastronom in Berlin fühlt sich gegenüber antisemitischen Attacken von den Behörden im Stich gelassen – doch der Hilfeschrei des Sohnes eines Holocaust-Überlebenden stößt weitgehend auf taube Ohren. Auch von Linken wurde Feinberg bereits mehrfach wegen seines Engagements gegen Antisemitismus angefeindet: es ging sogar so weit, dass er als Nazi beschimpft wurde.  In dem Land, das viele als „bestes Deutschland aller Zeiten“ feiern, fühlt sich der Sohn eines Holocaust-Überlebenden massivem Antisemitismus schutzlos ausgeliefert. In seiner Not hat Feinberg jetzt eine Petition im Internet gestartet.  Obwohl mehrfache Anzeigen bei der Polizei eingingen wurden alle seine Anzeigen eingestellt. Die Begründung: Die Täter seien „unzurechnungsfähig“! Auch ich fordere deshalb: Die Gesellschaft muss auch vor „unzurechnungsfähigen” Kriminellen geschützt werden. Auch Unzurechnungsfähigkeit ist keine Freikarte um verbal oder digital Amok zu laufen! Bitte googlen und unterschreiben: Keine „Straffreikarte“ für antisemitische Straftäter!

Mario Bernkopf / 20.02.2019

Sieht mir mehr nach Tourette-Syndrom aus, als nach ADHS. Vielleicht eine Kombination von beiden für unsere besonders irrationalen Racker?

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