Gastautor / 11.02.2025 / 12:00 / Foto: K.I / 28 / Seite ausdrucken

Skandal um USAID: Wofür ist Entwicklungshilfe gut?

Von Daniel Pipes und Michael Rubin.

Donald Trump stellt die US-Entwicklungshilfe auf den Prüfstand und die Presse tobt. Doch die bisherige Bilanz der US-Behörde für Entwicklungshilfe (USAID) fällt äußert kläglich aus.

Nachdem Präsident Donald Trump die Zuschüsse der US-Behörde für Entwicklungshilfe (USAID) eingefroren hatte, rang die scheidende Direktorin Samantha Power um Worte, um ihrer Empörung Luft zu machen:

„(Bei den) Programmen, die liefen, auf die Menschen angewiesen waren, (ging es) in einigen Fällen um lebensrettende Medikamente. ... Oder wenn Sie im Sudan ein Kind haben, das aufgrund von Unterernährung verkümmert, und eine Wunderpaste, eine Erdnusspaste, die USAID zur Verfügung stellt, holt dieses Kind vom Rande des Todes zurück – all diese Programme wurden geschlossen.“

Im Klartext: Lasst die Finger von USAID!

Power ignorierte jedoch bequemerweise eine ganze Reihe von Schandtaten, die USAID begangen hat – wie zum Beispiel die 122 Millionen Dollar, die es an Gruppen überwiesen hat, die mit als terroristisch eingestuften Organisationen in Verbindung stehen, zumeist unter Powers Aufsicht. Mit anderen Worten: Die jetzt beginnende umfassende Überprüfung von USAID ist längst überfällig und dringend notwendig.

Jedes entwickelte Land schaffte dies aus eigener Kraft

Entwicklungshilfe – das heißt die finanzielle Unterstützung eines Landes durch ein anderes – wurde vor achtzig Jahren, am Ende des Zweiten Weltkriegs, zu einem bedeutenden Phänomen. Zwei Faktoren führten zu dieser Entwicklung: die Zerstörung der fortgeschrittenen Volkswirtschaften Europas und der Wunsch, vor dem Hintergrund des beginnenden Kalten Krieges Verbündete zu unterstützen oder zu gewinnen.

In der Folgezeit wurde sie zu einem etablierten Aspekt der internationalen Beziehungen. Trotz scharfer Kritik setzte sich die Annahme durch, dass die reicheren Länder einen Teil ihrer Ressourcen für die ärmeren Länder bereitstellen müssen, oder, wie es der britische Wirtschaftswissenschaftler Peter Bauer pointiert formulierte: „Entwicklungshilfe ist ein System, bei dem man Geld von den armen Leuten in den reichen Ländern nimmt und es den reichen Leuten in den armen Ländern gibt.“

Der vermeintliche Erfolg des Marshallplans in Europa und seines Äquivalents in Japan schuf die Erwartung, dass sorgfältig investiertes Geld die Länder aus der Armut in den Wohlstand führen würde. Fast ein Jahrhundert an Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass dies ein Hirngespinst ist. Jedes Land, das sich entwickelt hat, hat dies aus eigener Kraft geschafft. Das kostenlose Geld in Gestalt der Entwicklungshilfe verzerrt die Volkswirtschaften und behindert die Entwicklung.

USAID hat in dreierlei Hinsicht versagt

Wenn man also die Entwicklungshilfe runterbricht, bleiben drei grundlegende Arten von Hilfe für andere Länder übrig: Decken (Nothilfe), Bomben (Militär) und Bestechungsgelder (Politik). Nothilfe gehört zur allgemeinen Wohltätigkeit und hilft denjenigen, die sich in einer Krise befinden. Sie steht außer Zweifel und ist relativ kostengünstig, fällt aber nicht in den Zuständigkeitsbereich des Außenministeriums; vielleicht sollte das Innenministerium dafür zuständig sein. Militärische Hilfe fördert die Ziele Washingtons, indem sie einem Verbündeten im Kampf hilft; sie gehört eindeutig ins Verteidigungsministerium. Politische Hilfe, das heißt Anreize für Regierungen, eine von Washington gewünschte Politik im Hinblick auf ganz bestimmte Ziele zu verfolgen, ist ein wichtiges Instrument der Diplomatie und gehört daher ins Außenministerium.

Und nun zum aktuellen Aufruhr: Die Trump-Administration hat die Entwicklungshilfe nicht beendet, sondern stellt in Frage, ob sie dem amerikanischen Steuerzahler dient. Eine solche Bilanz wird ergeben, dass USAID in dreierlei Hinsicht versagt.

Erstens neigt sie in klassischer bürokratischer Manier dazu, die Mittelverwendung als Maßstab für den Erfolg zu betrachten. In einem berüchtigten Beispiel prahlte sie mit ihren Investitionen zur Bekämpfung von Malaria in Afrika, gab aber 95 Prozent ihrer Mittel für Berater und Auftragnehmer und nur fünf Prozent für Medikamente aus. Es bedurfte jedoch hartnäckiger Befragung durch Kongressausschüsse, um USAID dazu zu bringen, zuzugeben, dass die von ihr angeführten Zahlen in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Aktivitäten vor Ort standen.

Zweitens neigt USAID dazu, finanzielle Hilfe als einen Selbstzweck zu behandeln. Wenn der Job eines amerikanischen Beamten oder Diplomaten von der Verteilung der Hilfe abhängt, wird sie weiter fließen, unabhängig von ihrem Nutzen. Nehmen wir Albanien, wo die amerikanischen Steuerzahler in den letzten sechs Jahren fast 30 Millionen Dollar in die Justizreform investiert haben. In dieser Zeit hat jedoch nicht nur die Korruption zugenommen, sondern Albaniens Staatschef Edi Rama hat die Hilfe zur Korruptionsbekämpfung missbraucht, um seine Konkurrenten zum Schweigen zu bringen und zu inhaftieren. Inzwischen ist die albanische Regierung eine Mini-Türkei geworden, was die zerschlagene Demokratie, die Korruption der Regierungspartei und die Feindseligkeit gegenüber dem Westen angeht. Unbeeindruckt davon lässt USAID das Geld weiter fließen.

Ein ähnliches Problem stellt sich bei der Militärhilfe. Wenn Pakistan und Ägypten Milliarden von Dollar erhalten, um islamistische Terrorgruppen abzuwehren, haben sie einen Anreiz, diese Gruppen am Leben zu erhalten. Persönliche Korruption gibt den Militärführern dann noch einen weiteren Grund, die islamistische Bedrohung am Leben zu erhalten.

Entwicklungshilfe ist nützlich, aber ...

Drittens ignoriert USAID die negativen Auswirkungen der Hilfe auf eine gute Regierungsführung. Die Palästinensische Autonomiebehörde zum Beispiel hat sich, da sie wusste, dass sie nicht zur Rechenschaft gezogen werden würde, nicht darum bemüht, verantwortungsvoll zu regieren. Sie nutzte die westliche Hilfe, um Morde zu finanzieren und Vergeltungsmaßnahmen zu provozieren, im Vertrauen darauf, dass die Geber die Missstände ignorieren und die Infrastruktur wieder aufbauen würden. Eine wahre Flut von Geldern übertünchte jegliche Bemühungen, mit denen die unterworfene Bevölkerung der Palästinensischen Autonomiebehörde ihre Führer zur Verantwortung ziehen konnte.

Somalia, das drei Jahrzehnte lang mehr als 1 Milliarde Dollar pro Jahr erhalten hat, gibt ein noch extremeres Beispiel ab. Die autonome Region Somaliland, die das nördliche Drittel Somalias ausmacht, erhält so gut wie keine Unterstützung, da die internationalen Geber ihre Abspaltung ablehnen. Dennoch übertreffen der Lebensstandard und die Sicherheit in Somaliland bei weitem die von Somalia. Der nicht anerkannte Staat ist sogar das erste Land der Welt, das die Integrität von Wahlen durch biometrische Iris-Scans sicherstellt.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Decken für Bedürftige sind kostengünstig und unangefochten. Bomben zur Bekämpfung gemeinsamer Feinde müssen mit Vorsicht eingesetzt werden, um nicht Probleme in Gestalt von Interessenskonflikten und moralischen Risikos aufkommen zu lassen. Bestechung darf niemals von einem Botschafter oder einem Projektleiter von USAID beschlossen werden, sondern muss auf höherer Ebene erfolgen, am besten durch den Nationalen Sicherheitsrat, und nur in seltenen Fällen, damit andere Länder nicht grundsätzlich Geldzahlungen als Gegenleistung für Zusammenarbeit erwarten.

Unterm Strich lässt sich festhalten, dass Entwicklungshilfe nützlich ist, aber – wie jedes wohltätige Unternehmen – mit großer Sorgfalt gehandhabt werden muss.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst im Middle East Forum.

Der Historiker Daniel Pipes gründete 1994 die amerikanische konservative Denkfabrik „Middle East Forum“ und leitet sie seither. Er ist Autor von 16 Büchern über den Nahen Osten, den Islam und weitere Themen und schreibt Kolumnen für die „Washington Times“ und den „Spectator“.

Michael Rubin leitet den Bereich für politische Analysen beim „Middle East Forum“ und ist Senior Fellow am „American Enterprise Institute“.

Foto: K.I

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Gerhard Schäfer / 11.02.2025

Wenn Entwicklungshilfe frei von Korruption und Machtmissbrauch laufen soll, dann kann solches nur im Rahmen von >> Small Is Beautiful << erfolgen! Siehe hierzu: Zitat en.Wikipedia: >> Small Is Beautiful: A Study of Economics As If People Mattered ist eine 1973 veröffentlichte Essaysammlung des in Deutschland geborenen britischen Ökonomen E. F. Schumacher . Der Titel „Small Is Beautiful“ geht auf ein Prinzip zurück, das Schumachers Lehrer Leopold Kohr [ 1 ] (1909–1994) vertrat: Er propagierte kleine, geeignete Technologien, Strategien und politische Systeme als bessere Alternative zum Mainstream-Ethos „größer ist besser“. << Zitat Ende! / Jede andere Entwicklungshilfe als jene von E.F. Schumacher ist eigennützig, verfolgt Machtinteressen, fördert Korruption und hat keineswegs das Wohl der zu entwickelten Zielgesellschaften und deren Freiheit im Blick!

Franz Klar / 11.02.2025

“Unterm Strich lässt sich festhalten, dass Entwicklungshilfe nützlich ist, aber – wie jedes wohltätige Unternehmen – mit großer Sorgfalt gehandhabt werden muss”. Dieser Schlußsatz hebt die menschliche Erkenntnis auf ein neues Level !

Sabine Schönfelder / 11.02.2025

USAID ist eine Art institutionalisierter Bill Gates. Nach AUßEN gibt man den großzügigen Philanthropen, macht sich dadurch unangreifbar und ein Persil-reines Image. INNEN herrschen machtgeile Triebe, verzweifelte Selbstdarstellungen, finstere Absichten, kriminelle Geschäfte, intrigante Manipulationen und jede MENGE Lobbyismus. Weg damit.

Herbert Priess / 11.02.2025

Ich bezweifle die Nützlichkeit von Entwicklungshilfe eben so die ewige Schuldenerlasserei. Beides führt dazu schon leiseste Anstrengungen, die Lebenssituation der Menschen oder gar die Entwicklung eines Landes vorran zu bringen, zu unterdrücken. Viel liegt es auch an der Mentalität der Bewohner das kann keiner bestreiten. Ein durchschnittlicher afrikanischer Mann neigt eher nicht dazu täglich einer geregelten Arbeit mit geregeltem Einkommen nach zugehen. Lebensmittellieferungen führen dazu, daß die Frauen, die in Afrika meißt die Feldarbeit verrichten, in große Lager ziehen um sich dort versorgen zu lassen. Dazu machen Importe aus westlichen Länder die einheimische Landwirtschaft kaputt, Stichwort Hähnchenfleisch. In einem Dorf wird mit großem TamTam eine Solaranlage aufgebaut damit die Leute etwas Strom für eine Wasserpumpe und für das Internet haben. Nach spätestens zwei Jahren ist die kaputt denn etwas zu pflegen, Instand zuhalten, zu reparieren liegt nicht in der Natur der Menschen, hat was mit Verantwortungsgefühl zu tun. Außerdem will der Dorfchef/Clan kontinuierlich mit Geld versorgt werden sonst ineressiert den eine funktionierende Solareanlage einen Kehricht. Kommen ja neue Leute und bauen die wider auf. China macht das richtig, die kommen mit eigenen Leuten und Technik, bauen Brücken, Straßen, Eisenbahnlienien, Infrastruktur und sorgen dafür, daß die Instand gehalten wird. Einheimische als Mitarbeiter ja aber nur wenn sie arbeiten. Ein Afrikaner neigt dazu, zu arbeiten bis es Geld gibt, hat er seinen Lohn hört er auf zu arbeiten bis er wieder Geld braucht und arbeiten muß. Deshalb bekommen die von den Chinesen nicht den üblichen Wochenlohn sondern einen Monatslohn. Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert nur wenn der Hilfeinanspruchnehmer selbst Initiative zeigt, leider aber oft eben nicht. Das ist kein Rassismus sondern nur die Feststellung von Tatsachen. China denkt langfristig während der Westen immer den schnellen Dollar will.

A. Ostrovsky / 11.02.2025

Wie kann das eigentlich sein, dass man die globalen Aktivitäten dieses Vereines erst jetzt überhaupt zur Kenntnis nimmt? Ja, wir müssen dankbar sein. Aber konnte man vor acht Jahren noch nicht auf die Leistungen dieser Organisation verzichten? Ist sie erst jetzt überflüssig, nachdem die Pfründe der Macht mit anderen Sicherungselemente geschützt sind? MAGA gibt doch die Basis der globalen Macht der USA nicht ersatzlos auf.

Hans-Joachim Gille / 11.02.2025

Wenn das nur so in den USA laufen würde, hurra. Aber bei uns ist das auch nicht anders. Unsere linke Mischpoke an der Macht sieht sich selbst nicht als Träger von Ämtern in Deutschland, sondern weltweit, damit ist sie Deutscher, als es ihr lieb ist. Das Kind im Außenministerium, Bärböckchen, sieht sich nicht als Deutscher Außenminister, sondern als Weltinnenminister & kümmert sich um Toiletten in Nigeria. Einerseits geprägt von imperialem Deutschen Sendungsbewußtsein & andererseits in neo-kolonialistischen Größenwahn, hat man auch mit überbordender Migration kein Problem. Ob man über Afghanen in Afghanistan herrscht oder über Afghanen in Deutschland, ist ja exkrementegal. Wir sind mittlerweile selbst Entwicklungsland, wenn man unsere Infrastruktur bewertet. Die woken Irrsinnigen müssen weg, koste es, was es wolle.

Volker Kleinophorst / 11.02.2025

Wozu Entwicklungshilfe dient: Manipulation, Korruption, Geldwäsche… Das Übliche. Bei „DEN MENSCHEN“ kommt nix an außer dem Dreck den die fetten Geländewagen der sogenannten Hilfsorganisationen, ins Gesicht schleudert. Neu ist das nicht. Aber Deutsche werden ja jeden Tag neu geboren mit einem komplett gelöschten Gehirn. Außer Journalisten natürlich, die löschen ihr Hirn selber.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com