Lassen Sie uns heute einmal über den größten Witz der letzten 50 Jahre neben „Wir schaffen das“ reden: „Die Renten sind sischer“.
Die Idee hinter der Rentenversicherung war ja, dass „die Leute“ viele Kindlein in die Welt setzen, die wiederum viele Kindlein bekommen und die vielen Kindlein die paar Alten, von denen es die wenigsten über das 70. Lebensjahr hinaus schafften, monatlich finanzieren. Das Ganze nannte und nennt sich „Generationenvertrag“, mit dem kleinen Makel, dass zum einen niemand diesen Vertrag unterschrieben hat und zum anderen die Geburtsjahrgänge ab 1940 aufgrund des „Pillenknicks“ diesen schwebend unwirksamen Vertrag gekündigt haben.
Die mathematische Idee dahinter war, einfach a lá Milchperson gerechnet, dass wenn Opa und sein kaputtgearbeitetes Eisernes Kreuz 1.000 Euro Rente monatlich bekommen soll, seine zehn Enkel und Urenkel diesen Betrag, inklusive des Anteils des Arbeitgebers, mit 100 Euro oder Reichsmark oder D-Mark gegenfinanzieren. Eine gute Idee, die heute noch bei Bausparkassen und privaten biometrischen Versicherungen leidlich funktioniert. Nun haben Opa und Oma, aufgewachsen im Wirtschaftswunder, vergessen, sich die muntere bunte Schar zusammen zu zeugen. Außerdem kamen jede Menge Kinderlose von Outre-Mer ins Land, um entweder als Gast oder gar nicht zu arbeiten. Trotzdem aber Ansprüche zu erhalten. In der Konsequenz sind wir heute, und da haben wir über Pensionen von jeder Menge Beamten noch gar nicht gesprochen, ungefähr bei einem Verhältnis von 2:1. Etwa.
Die Milchperson rechnet nach: Wenn Opa also 1.000 Kröten bekommen soll, dann müssen Ernie und Bert jeweils 500 im Monat bezahlen, damit Opa oberhalb der Sozialhilfe liegt. Was dazu führt, dass die beiden Rangen eventuell zu Aufstockern werden. Des Rätsel Lösung: Entweder Opa stirbt, oder er verzichtet auf 500 Euro im Monat, dafür zahlen seine Vertragspartner jeweils 250 Euro weniger – in der Hoffnung, dass, wenn sie so alt wie Opa sind, noch wenigstens genauso viele Ernies und Berts da sind, die wiederum sie finanzieren. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ernie und Bert bei Ihnen Samstagvormittag mit einem Lappen, einem Eimer und Autopflegemittel bei Ihnen auftauchen und von Ihnen verlangen, das E-Auto zu reinigen. Die Bankkaufmann*in nennt dies in der Fachsprache übrigens „Ungedeckte Schecks auf die Zukunft“.
„Langlebigkeitsrisiko“
Aber never mind, wer privat angelegt hat, hats gut. Die Milchperson weiß, dass Opa und Oma heute eine Lebenserwartung von etwa 83 Jahren bei weiblich gelesenen Personen und rund 79 Jahren bei nicht weiblich gelesenen Personen liegt. Einigen wir uns auf die diverse und ominöse „Mitte der Gesellschaft, dann liegen wir hier bei etwa 81 Jahren für beide Geschlechter. Die Rechnung ist auch hier ganz einfach: Wer mit 67 in Rente geht, der hat noch eine Lebenserwartung von etwa 14 Jahren, wenn es gut läuft und die moderne Medizin seinen Tod nicht hinauszögert. 14 Jahre mal 12 Monate mal 1.000 Euro ergeben ein Vermögen von 168.000 Euro. Wenn Sie also von diesen 168.000 Euro jeden Monat 1.000 entnehmen, dann ist zumindest finanziell mit 81 für Sie Schluss. Sie können auch 2.000 entnehmen, dann dürfen Sie, finanziell gesehen, eben nur 74 werden. Ist ja auch meistens in Ordnung, immerhin haben Sie jahrzehntelang den Planeten zum Kochen gebracht und CDUSPDFDPGRÜN gewählt. Beschweren Sie sich also nicht.
Natürlich können Sie jene 168.000 Euro auch einem privaten Rentenversicherer in die Hand drücken. Vorteil: Sie bekommen die Rente, solange Sie leben. Sollten Sie also Johannes Heesters nacheifern und 107 Jahre alt werden – der Versicherer wird bis zum letzten Tag und nicht bis zum letzten Cent Ihres Guthabens die Rente zahlen. Ihre „Griechische Hirtenkasse“ nennt dies „Langlebigkeitsrisiko“ und davor hat sie Angst. Deswegen zahlt ein privater Rentenversicherer Ihnen beim günstigsten Anbieter, Tusch!: Garantiert 560 Euro im Monat. Und weil er gelegentlich Gewinne macht, schätzt er, dass er Ihnen ungarantiert 756 € im Monat zahlen wird. Wenn alles gut läuft. Mit anderen Worten – zu seiner Sicherheit zieht er 25 Prozent oder 250 Euro im Monat ab. Eigentlich sogar 440 Euro wenn wir vom Garantiewert ausgehen.
Woher nehmen Sie 168.000 Euro?
Bitte halten Sie sich vor Augen, dass wir hier nur über 1.000 Euro monatlich reden. Das ist nicht viel. Ohne großartig Verzinsungen und Inflation zu rechnen. Wenn Sie lieber 3.000 Euro hätten, dann multiplizieren Sie die Zahlen eben. Mit drei.
Besser wäre es da, Sie hätten eine vermietete Immobilie in Bestlage, aber die haben Sie leider 1985 vergessen zu kaufen. Schade. Für Sie gibt es jetzt nur noch wenig Rettung. Fangen Sie zu Rauchen und zu Trinken an und besuchen Sie mit einer Kippa Neukölln.
Daher jetzt ein Schwenk zu der jungen Generation, die ja auch irgendwann einmal alt wird, sofern sie nicht endlich einen Krieg vom Zaun bricht: Woher nehmen Sie 168.000 Euro, wenn Sie nicht gerade Intendant einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt sind oder Jan Böhmermann heißen?
Auch hier rechnet unser diverses Milchmädchen wie folgt: Ab 20 Jahren ist etwas Geld da, das Sie nun 47 lange Jahre zurücklegen können. 168.000 Euro geteilt durch 47 Jahre zu 12 Monaten ergibt einen Rohbetrag von: 300 €. Roundabout. Monatlich. Die Sie zurücklegen müssen. Wo auch immer. Auch hier wieder unberücksichtigt: Zinsen und Inflation und die nächste Währungsreform, die dann auch wieder „Währungsumstellung“ heißt. Und steigende Energiekosten und bla.
300 Euro im Monat. Laut statista.de beträgt das durchschnittliche Nettoeinkommen 2025 in Deutschland 2.700 Euro monatlich. Dies bedeutet, Sie müssten bereits mit 20 Jahren etwa 10 Prozent Ihres Einkommens zurücklegen, um 37 Prozent Ihres derzeitigen Nettoeinkommens zu sichern (das Sie nicht haben, da es sich um einen Durchschnittswert handelt. Gebildet aus dem Aushilfslohn bei REWEDEKALDI und dem Geschäftsführergehalt von REWEDEKALDI).
Hoffen Sie auf die nächste sozialistische Revolution
Da Sie aber die Nahrungsaufnahme einstellen und nur „Öffis“ benutzen, leben Sie sehr sparsam und könnten die 300 Euro ja für eine Darlehensaufnahme für eine Immobilie zurücklegen, die Sie dann mit 67 bezahlt haben und aus der Sie eine Miete erhalten. Bei vier Prozent Darlehenszins, (die paar Kröten Eigenkapital gehen für Notar- und Maklerkosten sowie die Grunderwerbssteuer drauf) und einer Rate von 300 Euro monatlich (sofern Ihre Bonität passt), erhalten Sie von der Raiffeisensparkommerzbank satte 76.000 Euro. Hier wären Sie – ohne Inflation und höhere Sollzinsen – tatsächlich ziemlich punktgenau zum 67. Lebensjahr schuldenfrei und bekommen jetzt die Miete. Falls Sie für 76.000 Euro ein Objekt gefunden haben, das Ihnen wenigstens 300 Euro Miete monatlich einbringt. In Deutschland bietet sich hierzu ein Tiefgaragenplatz in der Nähe des Hauptbahnhofs von Frankfurt an. Allerdings haben Sie damit 300 Euro aufgefangen – keine 1.000 Euro.
Unter uns Pastorentöchtern: Die Länder mit den niedrigsten Lebenshaltungskosten sind weltweit laut diversen Quellen: Indonesien, Syrien und Libyen. Da hin könnten Sie dann spätestens zur Rente flüchten, hier ist der Euro noch etwas wert und es gibt jede Menge keine Lebensmittel dort. Allerdings müssen Sie hier Ihr Budget auch um die Kosten für Schnellfeuergewehre, Stacheldraht und Munition erweitern.
Alternativ: Erben Sie. Einigermaßen reich. Falls das nicht klappt, weil es nichts zu erben gibt: Heiraten Sie. Falls aber ihre Eltern arm waren und Sie hässlich sind: Treten Sie der LINKE bei und hoffen Sie auf die nächste sozialistische Revolution. Vierzig Jahre halten die in der Regel durch, bevor ihnen das Geld ausgeht. Da wären Sie dann 107. Das reicht auch.
(Weitere Berechnungen des Autors unter www.politticker.de)
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten

@Dr. Joachim Lucas und @Jürgen Fischer, "Sie staatliche Rente ist ein Ponzi-System", "Das deutsche Rentensystem ist ein Schneeballsystem" -- OMG! Nein. Das Rentensystem ist (noch) nicht kreditbasiert und folglich kein Schneeballsystem. Der real existierende Kapitalismus ist kreditbasiert und somit ein Schneeballsystem. Aber wie immer gilt: Augen zu und durch! Die Hoffnung stirbt zuletzt! Empfehlung: die entsprechenden Kapitel bei Keynes und Schumpeter fröhlich überspringen, machen alle so.
Köstlich, die Absurdität des deutschen Rentenschlaraffia kann man besser wohl kaum beschreiben. Bleibt nur zu ergänzen welche zentrale Rolle dieser Irrsinn in der Mythologie des parteienstaatlichen Sozialfeudalismus spielt, nach dem Motto per aspera ad Rente. Ich erinnere mich noch lebhaft an den Moment, so vor 10-15 Jahren, als mir klar wurde, daß ich für die Unsummen an Geld, die mir dafür jährlich aus der Tasche gezogen werden, nichts bekomme außer ein paar Punkte. Punkte für deren eventuelle Monetarisierung die beflissenen Sammler auf große Leuchten wie uns Larsi & die übrige Hochstapler- und Studienabbrecher-Gang vom Reichstagsgebäude angewiesen sind. Ein klassischer Fall von staatlich erzwungenem Fehlinvestment. Und nicht vergessen, in der Logik von Mahmut und Mohammed sieht das alles viel simpler aus als für Ernie und Bert: für die Punkte von Christian und Paul ab Gen X gibt es null Euro-Dirham. Soviel is sischer, schwört Isch und Norbert Blümchen. Die unsäglichen Euthanasie-Debatten der Politgangster sind zweifellos auch in diesem Kontext zu sehen.
@Walter Weimar, "Lebenserwartung 67 Jahre? Ja, dann ist ja alles gut, Putin schon lange gestorben" -- Lebenserwartung deutscher Männer: 78,5 Jahre. Herr Weimar hat jetzt eine ganz, ganz schlechte Nachricht für 2,7 Millionen deutscher Männer ab 79... Mathe ist echt sooo fies.
@Stefan Riedel, "Die 40’er sind Kriegsjahrgänge. Pille gab es noch nicht" -- Nun, die 40er Jahrgänge haben ja nicht direkt ab Abnabelung mit dem Nachwuchszeugen begonnen, sondern so ab Mitte der 60er. Quelle: Biologiekenntnisse.
@Bernhard: Sie haben ja so recht! Bin schon seit Jahren in der Geschlossenen, weil die echt meinen, mein irres Lachen wäre nicht normal.
Es wird auch weiter staatliche Rente geben. Nur die Höhe wurde nie versprochen. Schon heute müssen die staatlichen Renten durch Betriebsrenten ergänzt werden, um über die Runden zu kommen. Wer keine Betriebsrente oder private Rente hat, schrammt an der Armutsgrenze oder fällt in die Grundsicherung. Der Konstruktionsfehler bei der Umstellung auf das Umlageverfahren war die Annahme, daß die Frauen immer ausreichend Kinder bekommen. Das Umlageverfahren funktioniert langsfristig nur, wenn die Bevölkerung bei 2 Kindern pro Frau gleich bleibt, oder bei mehr Kindern wächst. Bei 1,3 Kindern, wie heute, und einem Kind , wie morgen, verschlechtert sich das Verhältnis von arbeitenden Einzahlern zu Rentnern Richtung 1:1, sodaß ein Arbeiter einen Rentner unterhalten muß. Das führt entweder zu unerträglich hohen Beiträgen oder unerträglich geringen Renten. Da die Kinder die Rentenzahler von morgen sind, deren Unterhalt überwiegend von den Eltern aufgebracht wird, würde die Gerechtigkeit und die Rechnung verlangen, die Kinderzahl bei der Rentenzahlung zu berücksichtigen. Wer keine Kinder hat, also auch keine Aufzugskosten, bekommt 50 % seiner Rente, wer 1 Kind hat 75%, und ab 2 Kindern die volle Rente. Die gesparten Aufzugskosten können dann in privaten Renten angespart werden, um die Minderung der staatlichen Rente auszugleichen. Aber solche radikalen Änderungen sind für eine auf die nächsten Wahlen schielende oppotunistische Politik nicht möglich.
Wieder wird der unsichtbare rosa Elefant nicht genannt. Auf das Rentenproblem hat und hatte die Politik nur jahrzehntelanges dümmliches Geschwafel sowie rumdoktern an den Symptomen übrig. Die Folge ist, dass das Rentensystem JETZT kollabiert. Scheinbar ist es ja Gottgegeben, das in einem vormals reichsten Industrieland der Erde das Rentenniveau bei 48 Prozent angelangt ist. Die systematische Plünderung der Rentenkasse, die umfangreiche Versorgung der Nicht-Einzahler aus aller Herren Länder scheint wohl alternativlos. Das Narrativ „es ist kein Geld da für die Rente“ ist eine dreiste und infame Lüge! Milliarden werden in alle Welt verteilt, dafür scheint es in Berlin ein unerschöpfliches Füllhorn zu geben. Fazit: Die deutschen „Umwelt- und Nazi-Säue“ die das gesamte Sozialsystem mit ihrer hohen Alterserwartung und ständigen Arztbesuchen nur belasten, haben gefälligst brav in Mülltonnen nach Pfandgut zu wühlen, oder zu arbeiten bis der liebe Herrgott sie erlöst. Amen!