„Wir sind im Krieg“ stellt Israels Regierung nach dem mörderischen Angriff der Hamas zu Recht fest. Erinnert sich der vergessliche Kanzler noch, dass die Bundesregierung die Sicherheit Israels einst zur Staatsräson erklärt hat? Wie zeigt sich das jetzt?
Erst startete die Hamas massive Raketenangriffe auf Israel, dann drangen militante islamistische Palästinenser aus Gaza auf Motorrädern und mit Paraglidern auch am Boden in israelisches Gebiet ein, wie etwa in die Grenzstädte Sderot, Kfar Aza, Nahal Oz und Magen. Dabei sei der Grenzübergang Erez erobert worden, wie verschiedene Medien berichteten. In sozialen Medien sollen bereits mehrere Videos von bewaffneten Milizen zu sehen sein, die durch israelische Nachbarschaften ziehen. Nach unbestätigten palästinensischen Medienberichten habe die Hamas auch mehrere Dutzend Personen aus Israel gefangengenommen. Allein 13 Menschen sollen nach Medienberichten in der südisraelischen Stadt Ofakim in der Hand von Entführern sein. Nach Schusswechseln habe die israelische Armee immerhin die Polizeistation von Sderot zurückerobert.
Gegen Mittag wurde von mindestens 22 getöteten Israelis berichtet. Der israelische Lokalpolitiker Ofir Liebstein, Vorsitzender des Shaar HaNegev Regionalrats, sei bei einem Schusswechsel ums Leben gekommen. Ein Video zeige, wie ein Mob einen getöteten israelischen Soldaten aus einem eroberten Panzer gezogen habe.
Es sollen – so heißt es in Presseberichten – auch Aufnahmen zirkulieren, in denen zu sehen sei, wie eine nackte, tote, israelische Soldatin von einem Mob durch die Straßen von Gaza gezerrt werde. Der bewaffnete Arm der Hamas habe erklärt, die „Operation Al-Aksa-Flut“ gegen Israel gestartet zu haben.
„Es erinnert an die ISIS-Terroristen“
Es kommen plötzlich Nachrichten aus diesem Krieg, die man glaubte, trotz aller palästinensischen Angriffe, selbst aus dieser Region nicht mehr lesen zu müssen:
"ARD-Mitarbeiter haben ... unverifizierte Bilder aus Gaza erhalten, die gefangene israelische Soldaten unter einer Plane zeigen. Zu sehen sind darüber hinaus Terroristen, die mit einem israelischen Militärjeep umher fahren sowie eine Menschenmenge, die auf einem toten Soldaten herum trampelt", heißt es bei tagesschau.de.
Und an anderer Stelle wird eine Nachricht zitiert, die das ARD-Studio von einem Einwohner der Stadt Sderot erhalten hat:
"Unsere schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Terroristen, die uns töten wollen, laufen durch unsere Straßen. Es erinnert an die ISIS-Terroristen, die mit ihren Jeeps durch die Wüste im Irak und in Afghanistan gefahren sind. Sie sind vor meiner Tür. Wir sind unter Belagerung in unseren Häusern bei unseren Lieben. Wir hören Schüsse und Explosionen durch die Straßen hallen. Wir sind gestresst, aber wir sind Zionisten und haben keine Angst."
Israel wurde angegriffen und ist im Krieg. Und Israels Sicherheit ist ja – so hieß es zumindest bislang – deutsche Staatsräson. Sind wir dann nicht auch im Krieg? Müssten sich Deutschland und die EU beispielsweise jetzt nicht ganz klar gegen den Aggressor und seine Unterstützer wenden? "Wir beglückwünschen die palästinensischen Kämpfer", wird Rahim Safari, ein Berater von Irans geistlichem und staatlichem Oberhaupt Ajatollah Ali Khamenei, von der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Insa zitiert. Der Iran werde ihnen bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beistehen.
Gibt es jetzt schnelle und harte neue Sanktionen gegen das islamistische Regime in Teheran? Werden die Zahlungen an diverse Palästinenserorganisationen, von denen ein erklecklicher Anteil am Ende auch der Finanzierung des Terrors gegen Israel hilft, jetzt endlich umgehend eingestellt?
Sie ahnen die Antwort. Die Regierenden aus dem Land der Zeichensetzer beschränken sich auf wohlklingende Textbausteine. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock twitterte: „Gewalt und Raketen gegen Unschuldige müssen sofort aufhören. Israel hat unsere volle Solidarität & das völkerrechtlich verbriefte Recht, sich gegen Terror zu verteidigen“. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyens Sprechblase klang so: „Es ist Terrorismus in seiner verabscheuungswürdigsten Form. Israel hat das Recht, sich gegen solche abscheulichen Angriffe zu verteidigen“.
Toll! Die Damen sprechen Israel das Recht zu, sich gegen einen mörderischen Angriff zu verteidigen. So sieht angewandte Staatsräson nach deutscher Art also aus. Konkreter wurde immerhin der deutsche Botschafter in Tel Aviv: Merkels früherer Regierungssprecher Steffen Seibert forderte alle deutschen Staatsbürger in Israel auf, die nächstgelegenen Schutzräume aufzusuchen. Wie fürsorglich.
(Weitere Quellen u.a. welt.de und spiegel.de)