Leider sind diese Tatsachen nicht nur ein Problem von Mann zu Frau, sondern auch von vollberufstätiger Frau zu steuer- und rentenbegünstigter Ehefrau. Beispiel: Meine Mutter war Hausfrau, 2 Kinder, ein paar Jahre Minijob - das war´s. Sie bekommt heute die üppige Beamtenpension meines verstorbenen Vaters. Wie ihre Freundinnen hat auch sie nie im Leben eine Miete bezahlt, sich selbst krankenversichert, ihren Lebensunterhalt - geschweige denn ihren Lebensstandard - selbst finanziert. Kein Einzel-, sondern der Regelfall. Dagegen meine Person: seit 25 Jahren Vollzeit berufstätig, ledig. Studiert, guter Beruf. Dennoch habe ich nach Abzug der Fixkosten weniger Geld zur Verfügung als meine Mutter. Damit keine Missverständnisse aufkommen: ich gönne meiner Mutter ihren Lebensstil. Nur geht das so in Zukunft nicht mehr. Das ist eine schreiende Ungerechtigkeit. Es kann nicht sein, dass Haushalt machen mehr einbringt als ein Studium.
Wie definiert der Autor eigentlich “einfachere” Berufe? Ist z. B Krankenpflege ein einfacher Beruf? Ist dafür ein IQ von 90 ausreichend? Im Übrigen haben Frauen zwar kürzere Erwerbszeiten, aber nur, weil sie die Rentenzahler von morgen erziehen, die dann den Männern die höhere Rente finanzieren.
Sehr geehrter Herr Eisenhardt, herzlichen Dank für Ihren interessanten Beitrag. Allerdings habe ich einen Mechanismus noch nicht verstanden. Sie schreiben: “Hinzu kommt nun, dass Männer im Schnitt im Laufe von 41,33 Beitragsjahren 0,9927 Entgeltpunkte pro Beitragsjahr erwerben, insgesamt also 41,03 Entgeltpunkte, Frauen aber nur 0,7737 Entgeltpunkte über 30,24 Beitragsjahre, insgesamt also 23,40 Entgeltpunkte. Frauen können bei Renteneintritt also nur rund 57% der Entgeltpunkte der Männer vorweisen, erhalten aber Renten in Höhe von rund 75,2% der männlichen Rente.” Nun hatte ich angenommen, dass die Rente sich linear aus den Rentenpunkten errechnet. In den alten Ländern gibt es ab Juli 2016 rund 30 Euro pro Punkt, für einen Rentner mit 41 Punkten demnach rund 1230 Euro/Monat. Für Frauen gilt - jedenfalls soweit mir bekannt - kein anderer Eurosatz pro Punkt, so dass eine durchschnittliche Rentenempfängerin nach Ihrem Beispiel rund 23 mal 30 gleich 690 Euro erhalten müsste. Das entspräche nun tatsächlich 690/1230 = 56 % der durchschnittlichen Männerrente, nicht 75,2 Prozent, die Sie errechnet haben. Wo liegt mein Denkfehler? Über Ihre Antwort würde ich mich sehr freuen. Herzlichen Dank dafür bereits vorab. Gruß von Michael Gaedtke
“Nachwuchs hat übrigens durchaus weniger damit zu tun, weil Erziehungszeiten inzwischen durchaus großzügig angerechnet werden.” Das mag ja für Lehrerinnen und sonstige Personenkreise stimmen. Nachwuchs und Erziehung sind nach meinem Dafürhalten wesentliche Punkte, die Herr Eisenhardt aber nicht verstanden hat. Warum das so ist, darüber kann ich nur mutmaßen: In seinem “modernen” Weltbild scheint die “durchschnittliche”, angestellte Frau maximal ein Kind zu gebären, dies nach wenigen Monaten in fremde Obhut zu geben und beruflich an der Stelle weiterzumachen, an der sie ihre “Mutter”-pause angefangen hat. Davon ausgehend, kann man seine Einschätzung natürlich nachvollziehen. Wehe aber, das Lebensmodell der betroffenen Frau sieht anders aus, weil sie z.B. den Satz “Kitas sind gut für Eltern, nicht für Kinder” (http://www.welt.de/politik/deutschland/article5760816/Kitas-sind-gut-fuer-Eltern-nicht-fuer-Kinder.html) ernst nimmt und ihre zwei oder drei Kinder in einem konservativen Familienmodell einige Jahre selbst betreut. Das Ergebnis davon mag sein, dass zwei oder drei hervorragend gebildete und ausgebildete Erwachsene als Leistungsträger unserer Gesellschaft mit einer ausgeprägten sozialen Kompetenz aus diesen Bemühungen hervorgehen und kräftig ins Steuersäckel und die Sozialversicherung einbezahlen. Diese Frau steht nach einigen Jahren allerdings unweigerlich vor dem Scherbenhaufen ihrer beruflichen Karriere und kann (nach der Kindererziehung oder -begleitung) vielleicht in einer Tätigkeit mit minderen Qualifikationsansprüchen noch etwas für ihre Rente tun. Was dann unter dem Strich dabei herauskommt, kann sich jeder selbst ausmalen.Von den Rentenbeitragszahlungen ihrer Kinder jedenfalls profitiert sie nicht. Zu weit hergeholt? Bedauerliche Einzelfälle? Bei einer Geburtenrate von 1,4 sind solche Fälle nicht relevant? Das hat der Autor alles überblickt? Und weiß, dass obiges Szenario nicht der Grund dafür ist, dass manche Frauen “... einfach andere Berufe ergreifen”? Das alles hat er dann im Satz: “Nachwuchs hat übrigens durchaus weniger damit zu tun, weil Erziehungszeiten inzwischen durchaus großzügig angerechnet werden.” verarbeitet und ausgedrückt? Ich möchte Herrn Eisenhardt den Generationenvertrag in Erinnerung rufen. Der besteht aus 2 Teilen: 1. Die z.Z. berufstätige Generation erwirtschaftet die Renten der jetzigen Rentnergeneration. 2. Jeder sorgt dafür, dass es einen Rentenbeitragszahler gibt, wenn er selbst einmal Rentner ist. Würde dies konsequent bei der Rentenberechnung berücksichtigt (keine Kinder - keine Rente, also selbst privat vorsorgen), hatten wir erstens kein demografisches Problem mit unserem Rentensystem und, zweitens, die Renten der Mütter unter den Frauen sähen besser aus. Möglicherweise läge die Geburtenzahl dann auch über 1,4. Stefan Peltzer
Ob nun die Hälfte oder 75 %: Fakt ist, dass die Rentenlücke existiert, und zwar kräftig. Sie ist das Ergebnis einer grundsätzlich falschen Überlegung, auf der das System nach wie vor basiert: Dass nämlich nur Einzahlungen in Form von Geld sich nennenswert auf die Höhe der zu erwartenden Rente auswirken. Trotz der Anrechnung einiger Kindererziehungszeiten, wie sie seit einigen Jahren in Höhe der berühmten Peanuts praktiziert wird, spiegelt das aktuelle Rentensystem nach wie vor nicht die ungleich verteilten Opportunitätskosten wider, die sich aus der Erziehung von Kindern ergeben. Die Funktionstüchtigkeit des Rentensystems auf lange Sicht basiert jedoch auf zwei Säulen: Auf einer ausreichenden Anzahl tüchtiger Geldeinzahler, welche die zuverlässige Versorgung der aktuell Anspruchsberechtigten sicherstellen, sowie auf einer ausreichenden Anzahl geborener Kinder, die nun mal erzogen werden müssen, um in Zukunft dafür sorgen zu können, dass es auch dann noch etwas zu verteilen gibt. Die Erziehung von Kindern stellt somit eine unmittelbare Einzahlungsleistung dar, welche durch die Anrechnung weniger Erziehungsjahre nicht im Ansatz ausreichend honoriert wird. Neben dem reinen Ausfall von Beitragsjahren nämlich haben Erziehungsphasen sehr viel tiefgreifendere Auswirkungen auf die Erwerbsbiografie der erziehenden Person: Sie stellen nicht selten einen völligen Bruch dar, nach dem der komplette Neuaufbau der beruflichen Existenz ansteht, so er jemals wieder auf vorherigem Niveau gelingen sollte. Es gibt deshalb nur zwei Möglichkeiten zur Herstellung von Rentengerechtigkeit: a) Mütter müssten darauf bestehen, dass auch Männer ihren hälftigen Anteil an der Erziehungsarbeit übernehmen, was entsprechende berufliche Nachteile (kürzere Arbeitszeiten, jahrelange Ausfallzeiten, Karriereknicks und sonstige Verdienstausfälle: sprich Opportunitätskosten) gleichmäßig auf beide Geschlechter verteilen würde. Oder: b) Das Rentensystem müsste endlich so ausgelegt werden, dass Erziehungsleistungen durchgängig und unmittelbar in Anwartschaften umgerechnet werden. Da a) eine eklatante Einmischung in die freie Lebensplanung von Familien bedeuten würde, tendiere ich zur Variante b). Die Leistungen erziehender Personen (können ja auch Männer sein) müssen endlich als das anerkannt werden, was sie nun mal (auch) sind: Eine unmittelbare Einzahlungsleistung in die Rentenkasse, die auch entsprechende Ansprüche begründen müssen. Alternativ könnte man ansonsten nur noch das Flaschenpfand erhöhen, um den in Papierkörben wühlenden in die Jahre gekommenen Müttern wenigstens auf diesem Wege das Leben ein wenig zu erleichtern. Zu Ihrer Überlegung, dass Frauen ja im Durchschnitt älter werden als Männer: Diese verfängt in meinen Augen nicht. Denn auch Männer, die ihren 100. Geburtstag bei rüstiger Gesundheit erleben, erhalten selbstverständlich zuverlässig ihre Rentenzahlung genau wie Frauen. Und Frauen, die das Renteneintrittsalter gar nicht erleben, haben genauso Pech gehabt wie entsprechende Männer. So ist das eben mit dem Prinzip der Solidargemeinschaft.
Naja, rein von den Zahlen her mag die Rechnung des Autors stimmen, aber mich würde schon interessieren, welchen Anteil an der Umverteilung die Erziehungsleistungen haben. Denn dafür halte ich eine Umverteilung schon für gerechtfertigt. Dass Frauen die Kinder kriegen und nach überwiegendem Konsens sich in den ersten Lebensjahren um die Kinder kümmern, muss der Gesellschaft schon etwas wert sein. Und ich meine die ganze Gesellschaft, also alle Menschen, auch die, die weder Kinder geboren, noch gezeugt und die Verantwortung dafür übernommen haben.
Frauen wählen erfahrungsgemäß den reicheren, stärkeren, intelligenteren , durchsetzungsfähigeren Mann( der in der Regel auch mehr beruflichen un d finanziellen Erfolg haben wird bzw. hat), als dessen Gegenteil. Was aber nicht heißt, dass Frauen nicht auch auf Blender hereinfallen können und eine Niete ziehen. Sozialingeneure werden hier eine Gerechtigkeitslücke sehen und vehement neue Planstellen einfordern. Man könnte es ja mit richtiger, d. h. produktiver Arbeit versuchen. Aber das meiden diese Gruppen wie der Teufel das Weihwasser. Schon seit Bismark war die gesetzliche Rente nie etwas anderes als ein Zwang die Arbeiter und später die Bürger an den Staat zu ketten. Freiheit sieht anders aus. In Deutschland ist dies bereits genetisch derart verankert, dass ein Leben ohne Staat und Sozialversicherungskarte dem Dasein eines homeless gleichkommen muss.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.