Alexander Horn, Gastautor / 16.10.2012 / 07:58 / 0 / Seite ausdrucken

Sind Spekulanten Schuld am Hunger?

Alexander Horn

In der öffentlichen Wahrnehmung besetzen so genannte Nichtregierungsorganisationen (NGOs) häufig die Rolle des edlen Ritters, der selbstlos vor den Machenschaften „böser“ Großkonzerne warnt und Umwelt und Konsumenten vor deren üblen Machenschaften beschützt. Während etwa Greenpeace oder Foodwatch heute sehr großes Vertrauen in der Bevölkerung genießen, ist das Ansehen der Banken und sonstiger gewinnorientierter Unternehmen tiefer denn je. Das hat zur Folge, dass man die Übel der Welt heute allzu gern und pauschal Goldman Sachs & Co. anlastet. Dabei werden mögliche schädliche Nebeneffekte des Wirkens der angeblich so „guten“ NGOs oft ausgeblendet.

Ein gutes Beispiel hierfür liefern die sattsam bekannten Kampagnen der „Non-Profit-Organisation“ Foodwatch. Sie schießt sich in letzter Zeit mit wachsendem Erfolg auf die angeblich menschenverachtende „Spekulation auf Grundnahrungsmittel“ ein. Als die Commerzbank im August den Ausstieg aus dem Anlage-Geschäft mit Grundnahrungsmitteln bekanntgab, dürften bei Foodwatch die Korken geknallt haben. Erst im Oktober letzten Jahres hatten die selbsternannten „Essensretter“ einen umfangreichen Bericht veröffentlicht, der den Einfluss von Finanzprodukten auf die Nahrungsmittelpreise nachzuweisen versuchte.
[1] Mit der Kampagne gegen Nahrungsmittelspekulation steht Foodwatch nicht allein. Viele andere NGOs wie Oxfam [2], Attac oder Greenpeace engagieren sich seit Jahren gegen diese Finanzprodukte, denn damit, so Greenpeace, „spekulieren Investoren den Hunger herbei“.

Leider verankert diese Kampagne ein völlig falsches Ursache-Wirkung-Verhältnis des Menschheitsproblems Welthunger im Meinungsbild der Öffentlichkeit. In Wirklichkeit ist nämlich die These, dass „Spekulanten“ die Preise von Nahrungsmitteln nach oben treiben, theoretisch und praktisch nicht haltbar. Die eigentliche Ursache dafür, dass Menschen hungern und dass die Lösung des Problems des Welthungers auf die lange Bank geschoben wird, liegt in der seit Jahren weltweit stagnierenden Produktivität der Landwirtschaft. Noch mehr: Gerade das Wirken der Nichtregierungsorganisationen zielt auf eine Politik ab, die unter Verweis auf die „Risiken“ moderner Verfahren – zum Beispiel der Gentechnik – den Produktivitätsfortschritt zu erdrosseln droht.

Trotzdem beteiligen sich die Finanzinstitute am Schwarzer-Peter-Spiel der NGO’s bereitwillig. Neben der Commerzbank hat auch die Deutsche Bank ihre Geschäftsstrategie im Segment der auf Nahrungsmittel bezogenen Finanzprodukte bereits geändert und verkündet, eine grundlegende Wende zu prüfen. [3] Zuvor hatten sich auch die Deka-Bank und die Landesbank Baden-Württemberg aus dem Handel mit Agrarrohstoffen zurückgezogen. Auch die österreichische Volksbanken AG entschied sich nach heftiger öffentlicher Kritik für einen Verzicht. [4] Die Finanzinstitute meinen wohl, indem sie sich populären Stimmungen anbiedern, ihren gesellschaftlichen Vertrauensschwund, den sie vor allem seit dem Lehmann-Crash erlitten haben, abmildern zu können. Das mag in den Augen der Bank-Vorstände und des ein oder anderen PR-Experten vielleicht auch als kluge CSR-Strategie (CSR steht für „Corporate Social Responsibility“) durchgehen, aber wie im Folgenden gezeigt wird, bekämpft man so auf keinen Fall den Welthunger.

Banken als Hungermacher?

Der von Foodwatch vorgelegte Bericht mit dem Titel „Die Hungermacher: Wie Deutsche Bank, Goldman Sachs & Co. auf Kosten der Ärmsten mit Lebensmitteln spekulieren“, liefert nach eigenem Bekunden „erdrückende Belege dafür, dass die Nahrungsmittelspekulationen an den Rohstoffbörsen die Preise treiben und Hunger verursachen“. In dem vom Bestsellerautor Harald Schumann (u.a. Die Globalisierungsfalle) erstellten Bericht läuft die Argumentation auf die schwammige Behauptung hinaus, die Spekulation mit Finanzprodukten würde nicht nur die Preise der so genannten Futures-Kontrakte, auch als Warentermingeschäfte bezeichnet, antreiben, sondern „eben auch die Spot-Preise ‚künstlich‘ verteuern“. Damit ist gemeint, dass hier also nicht nur die Verträge, in denen ein Kauf zu einem späteren Termin, aber zu einem am Abschlusstag festgelegten Kurs vereinbart wird, betroffen sind, sondern auch die Preise der Grundnahrungsmittel selbst.

Dem Bericht von Foodwatch liegt ein schwerer methodischer Fehler über die Funktionsweise von Futures-Märkten und Derivaten (abgeleitete Finanzprodukte) zugrunde. Die Theorie wurde in vielen umfangreichen empirischen Arbeiten überprüft und viele dieser Analysen sind zu dem Schluss gekommen, dass Nahrungsmittelkontrakten keine preisverzerrende Funktion zugesprochen werden kann. [5] Es ist theoretisch falsch und praktisch ausgeschlossen, dass die Preise der Futures-Kontrakte oder Derivate die Spot-Preise bestimmen. Entgegen der inzwischen fast landläufigen Meinung verhalten sich die Terminmärkte zu den realen Handelsmärkten von Agrarprodukten im Prinzip wie eine Sport-Wette zum tatsächlichen Spielergebnis. Auf dem Nahrungsmittelmarkt stehen sich nämlich – trotz des inzwischen immensen Kontraktvolumens irgendwelcher Derivate – letztendlich immer noch Käufer und Verkäufer realer Nahrungsmittel, also etwa von Weizen gegenüber. Auf diesem Markt bestimmen kurzfristig – wie auf allen anderen Märkten – Angebot und Nachfrage über den sich täglich bildenden Preis.

Dieser Preis variiert täglich durch Veränderungen bei Angebot und Nachfrage. Eine „künstliche“ Verknappung können die Marktteilnehmer bewirken, indem sie ihre Lagerhaltung verändern. Ein Verkäufer könnte mit dem aktuellen Kurs nicht zufrieden sein, setzt auf einen Preisanstieg und wartet ab. Das funktioniert aber nur, wenn er über die Möglichkeit verfügt, seine Ware selbst oder bei einem Dienstleister über einen gewissen Zeitraum einzulagern. Sofern weder Käufer noch Verkäufer im realen Getreidemarkt eine marktbeherrschende Stellung haben, wird der Preis also durch Angebot und Nachfrage der realen Güter gebildet. So können etwa hohe oder schwache Ernteerträge den Preis beeinflussen. Lagerhaltung hingegen bewirkt zumindest bei kurzfristigen Schwankungen eine Glättung des Preisniveaus, denn Lager werden typischerweise gefüllt, wenn die Preise niedrig sind, und geleert, wenn die Preise hoch sind.

Investoren, die Weizen weder körperlich produzieren, verbrauchen oder diesen durch Lagerhaltung dem Markt übergangsweise entziehen, haben auf die reale Preisgestaltung am Spot-Markt überhaupt keinen Einfluss, da sie weder Angebot noch Nachfrage verändern. Nur wer Angebot oder Nachfrage verändern kann, beeinflusst die Preisbildung. Indem die Investoren über den zukünftigen Preisverlauf spekulieren, verändern sie den realen Markt um kein einziges Getreidekorn. Ein Investor, der etwa auf steigende Preise spekuliert und einen Future kauft, mit dem er terminiert auf sechs Monate Weizen zu einem Preis von 100 kauft, wird am Stichtag mit dem tatsächlichen Marktpreis konfrontiert sein. Liegt der tatsächliche Spot-Preis dann bei 120, kann er einen Gewinn von 20 kassieren. Am Stichtag kauft er den Weizen zu 100 und verkauft zu 120. Genauso aber könnte sich der Spot-Preis am Stichtag auf 70 einpendeln und er hätte einen Verlust von 30 zu beklagen.

Bei diesen Termingeschäften gilt das gleiche Prinzip wie bei Sport-Wetten. Der Gewinn des einen ist der Verlust des anderen, denn zu jeder Wette muss es eine Gegenwette geben. Ein Termingeschäft kommt eben nur dann zustande, wenn nicht nur ein Käufer, sondern auch ein Verkäufer auftritt und beide zum gleichen Preis verkaufen und kaufen wollen. Während der glücklichere Spekulant gewinnt, verliert der unglücklichere die gleiche Summe. Am Ende verdient immer das Wettbüro, hier also die Banken und Börsen, die diesen Handel organisieren und sich über möglichst hohe Umsätze freuen.

Die Kritiker der Banken und Finanzmärkte schieben diese Zusammenhänge leichtfertig beiseite und haben aufgrund der emotionalisierten und moralisch aufgeladenen Stimmung erheblichen Rückenwind, wenn sie die Finanzmärkte pauschal für den Welthunger verantwortlich machen. Offenbar sind aber nicht nur Foodwatch & Co. die Zusammenhänge der realen Welt in Anbetracht der „ausufernden“ und scheinbar alles dominierenden Finanzmärkte etwas abhanden gekommen. Nicht viel besser ergeht es da der Commerzbank. Ganz im Sinne der von Foodwatch vorgeschlagenen Umkehrung des Vorsorgeprinzips verzichtet die Commerzbank „vorsorglich“ auf den Handel mit Nahrungsmittelkontrakten. Offenbar lässt man sich, möglicherweise gegen besseres Wissen der Kapitalmarktexperten im eigenen Haus, von Foodwatch das CSR-konforme Verhalten vorgeben.

Stagnierende Produktivität und wachsende Weltbevölkerung

Nach Expertenschätzungen wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 von sieben auf 9,1 Milliarden Menschen anwachsen. Zusammen mit der zunehmenden Nutzung von Bioenergie und dem steigenden Wohlstandniveau wird dies einen Anstieg der Weltagrarproduktion um mindestens 70 Prozent erfordern. In den weniger entwickelten Ländern wird ein Anstieg um 100 Prozent erforderlich sein, um die Ernährung zu sichern und den Welthunger weiter zurückzudrängen. Problematisch ist vor diesem Hintergrund nicht nur, dass ein zunehmender Anteil der Agrarproduktion aufgrund hoher Subventionen [6] und hoher Besteuerung konventioneller Energieträger profitabel zu Biosprit verarbeitet wird. In einem 2012 veröffentlichten Bericht von FAO (Food and Agriculture Organization der UNO), OECD und anderen internationalen Organisationen zur „Produktivitätssteigerung der nachhaltigen Agrarwirtschaft“  [7] wird beklagt, dass die Steigerungen der Ernteerträge pro Anbaufläche für die wichtigsten Getreidesorten weltweit bereits seit den 1960er Jahren stark rückläufig sind. Inzwischen wird nur noch eine jährliche Produktivitätssteigerung von etwa ein Prozent erreicht, gegenüber etwa drei Prozent in den 60er Jahren.

Vor diesem Hintergrund ist es tatsächlich problematisch, dass sich nach Schätzungen von Barclays die Investitionen in Agrar-Rohstoffderivate von ursprünglich neun Milliarden Euro seit 2003 innerhalb von acht Jahren mehr als verzehnfacht haben. [8] Dabei erfüllen die Investoren zwar eine wichtige Kapitalmarktfunktion, denn sie sorgen dafür, dass der Markt zur Absicherung von Rohstoffgeschäften liquide bleibt, was den Rohstoffkäufern und -Verkäufern Absicherungsmöglichkeiten bietet. Aber es lässt sich auch erkennen, dass der Kapitalzustrom über das für die Liquidität erforderliche Maß hinausgeht. Entgegen dem vielfach geäußerten Vorurteil steht bei dem weltweit enorm gestiegenen Interesse an Rohstoffkontrakten weniger der hochspekulative Charakter im Vordergrund. Die enormen Kapitalsummen landen vor allem in den Rohstoffkontrakten, weil diese den Anlegern zur Diversifikation, also zur Risikostreuung, geeignet erscheinen.

Im Gegensatz zu dem massiven Anstieg spekulativer Finanzanlagen, die sich eben auch in den Rohstoffmärkten zeigen, sind die Investitionen, die weltweit in den letzten Jahren in die Agrarwirtschaft geflossen sind, nur „Peanuts“. In Deutschland, einem der weltweit produktivsten Agrarproduzenten, ist der Kapitalstock in der Landwirtschaft seit den 1990er Jahren kontinuierlich gesunken. [9] Dies, obwohl die Kapitalintensität der deutschen Landwirtschaft, also das gesamte Vermögen in Produktionsanlagen (ohne Grund und Boden) pro Arbeitsplatz, inzwischen höher ist als die Kapitalintensität der deutschen Industrie. [10] Auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) sind im Agrarbereich im Verhältnis zu anderen Bereichen seit den 90er Jahren rückläufig. Während im OECD-Durchschnitt jährlich nur etwa ein Prozent des Agrar-BIP in F&E investiert wird, liegen die F&E-Ausgaben in anderen Wirtschaftsbereichen deutlich höher. Bezogen auf das Gesamt-BIP lagen 2010 die Ausgaben der OECD-Länder für F&E insgesamt bei immerhin 2,33 Prozent. [11]

Das große Interesse der Investoren an Kapitalmarktprodukten steht offenbar im deutlichen Kontrast zur vergleichsweise geringen Bereitschaft, in die reale Landwirtschaft zu investieren. Investitionen in Agrarmaschinen, Anlagen, Infrastruktur oder die Qualifizierung von Mitarbeitern sind für Investoren offenbar weniger attraktiv als Finanzmarktinvestitionen. Während erstere einen langen Atem des Investors bedingen – die Investitionen rechnen sich in der Regel erst nach Jahren und vielleicht gar erst nach Jahrzehnten und sind mit hohen Risiken verbunden –, lassen sich Investitionen an den Finanzmärkten innerhalb kürzester Zeit abziehen. Noch verheerender ist die Risikobewertung in Bezug auf F&E, denn diese Investitionen sind unsicher, und selbst im Erfolgsfall dauert es in der Regel Jahrzehnte, bis sich ein erfolgreiches Engagement ausgezahlt hat.

Das Problem der Rohstoff- und Nahrungsmittelspekulation liegt demnach offenbar nicht darin, dass diese per se die Preise treibt oder die Preisbildung an den realen Rohstoffmärkten bestimmt. Vielmehr werden die Anleger von ihrer geringen Risikobereitschaft in die Finanzmärkte getrieben, was langfristig verheerende Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung und den Welthunger haben kann. Denn den Welthunger werden wir zweifellos nur dann besiegen können, wenn die weltweiten realen Investitionen in den Agrarbereich massiv ansteigen und mittels verbesserter Verfahren und Technologien ein massiver Produktivitätsschub bewirkt wird.

Mehr Investitionen und Innovationen!

Wie die bereits erwähnte Sport-Wette zum tatschlichen Spielergebnis verhält sich auch die Nahrungsmittelspekulation zur Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft. Es würde also mehr Sinn machen, darüber zu sinnieren, wie sich das Spielergebnis, also massenhafte Nahrungsmittelproduktion, zu immer günstigeren Preisen, tatsächlich beeinflussen lässt. Dies jedoch ist nicht die Agenda der größten Kritiker der Nahrungsmittelspekulation. Während Organisationen wie der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND – „Freunde der Erde“), Greenpeace, Foodwatch, Oxfam, Campact, Attac und Weed allesamt gegen die Nahrungsmittelspekulanten als „Hungermacher“ zu Felde ziehen, lehnen sie moderne und sichere Technologien zur Nahrungsmittelerzeugung, wie die Gentechnik, rundweg ab oder bemühen als Skeptiker ein fragwürdiges Vorsorgeprinzip, das die Anwendung der Gentechnologie in der europäischen Landwirtschaft praktisch vereitelt hat. In diesem Jahr hat BASF als einer der letzten Akteure in der europäischen grünen Gentechnologie den Rückzug aus der Erforschung gentechnisch veränderter Pflanzen beschlossen. Damit ist die Forschung an Sorten, die für die europäischen Agrarbedingungen geeignet wären, faktisch eingestellt. Die seit 1997 nach eigener Darstellung durch BASF investierten 1,3 Milliarden Euro kann der Konzern nun getrost als Fehlinvestition betrachten.

Mit ihren Kampagnen gegen die Nahrungsmittelspekulation setzten Foodwatch & Co. bei der Bekämpfung des Welthungers aufs falsche Pferd. Einen Bärendienst erweisen sie den Armen aber, indem sie neuen und sicheren Technologien zur Nahrungsmittelerzeugung ablehnend gegenüberstehen und damit dringend notwendige Investitionen in einen extrem kapitalintensiven Sektor erschweren – sie stehen also der dringend notwendigen Produktivitätssteigerung und damit billigen Nahrungsmitteln im Wege. Problematisch ist, dass die Unternehmen offenbar im Rahmen ihrer CR/CSR-Strategien allzu bereitwillig den Vorgaben von Foodwatch & Co. folgen. Insbesondere Banken und Finanzinstitute scheinen dafür relativ offen, weil ihnen das Vertrauen in den gesellschaftlichen Nutzen ihres Kerngeschäftes verloren gegangen ist. Auf die Kritik von Oxfam reagierte die Allianz, die über ihre Tochtergesellschaft PIMCO in Deutschland am stärksten über ihre Fonds in Agrarrohstoffen investiert ist, immerhin ablehnend. Ein Ausstieg stünde derzeit nicht zur Debatte, schließlich setze man nicht gezielt auf steigende Preise und zudem investiere man nur einen sehr geringen Anteil der Anlagen in Nahrungsmittelderivate. „Index-Investments“ trieben „nicht die Preise für die in Entwicklungsländern benötigten physischen Rohstoffe in die Höhe“. [12]

Während diese Reaktion wohl als eher ausweichend zu werten ist, verstand es die Allianz immerhin, einen positiven Aspekt ihres Engagements als Investor herauszustellen: Man investiere ebenso in Hersteller von Düngemitteln und Maschinen und würde somit einen Beitrag leisten, um den Welthunger zu begrenzen.  [13] Es wäre gut, wenn die Finanzwirtschaft dieses Betätigungsfeld noch stärker für sich entdecken würde und sie ihren Teil dazu beitragen könnte, dass der Weg für die weltweit dringend notwendigen Investitionen in eine industrielle Landwirtschaft geebnet wird. Aber auch das ist aufgrund der Vorbehalte, die Foodwatch & Co. gegenüber derartigen Investitionen haben, kein leichter Weg.

Anmerkungen

1 foodwatch, Die Hungermacher, 2011.

2 Oxfam, „Mit essen spielt man nicht“, 2012.

3 Nachdem die Deutsche Bank bereits angekündigt hatte, keine neuen Finanzprodukte mehr aufzulegen, die mit Nahrungsmitteln spekulieren, wird nun geprüft, ob man aus dem Geschäft vollständig aussteigt, FAZ, 17.9.2012, S. 13.

4 Raiffeisen und ÖVAG verzichten auf Nahrungsmittel-Spekulation, 14.8.2012.

5 „Die Moral der Agrar-Spekulationen“, Ingo Pies, FAZ, 31.8.12, S.12; „The Impact of Index and Swap Funds on Commodity Futures Markets: Preliminary Results“, OECD Food, Agriculture and Fisheries Working Papers, No. 27, OECD Publishing; Paul Krugman, Commodities: „This time is Different“, New York Times, 29.1.2011.

6 Allein in Deutschland sind im letzten Jahr 4,5 Mrd. Euro an Subventionen an die Biomassekraftwerke aus dem EEG geflossen („Getreide für Brot, Tierfutter und Strom“, Jan Grossarth, FAZ 14.9.2012, S.17).

7 „Sustainable agricultural productivtiy growth and bridging the gap for small family farms, Report to the Mexican G20 Presidency“, 2012.

8 „Spekulation mit Lebensmitteln – Allianz als Hungermacher“, Bauchmüller/Hagelüken, SZ online, 9.5.2012.

9 Deutscher Bauernverband (DBV), Situationsbericht 2011/12, S.84.

10 Landwirtschaft kapitalintensives Gewerbe, 10.3.12, http://www.proplanta.de

11 BMF Österreich, Bundesfinanzgesetz 2012 – F&E Beilage, S.5.

12 „Allianz muss aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln aussteigen“, Interview Svenja Koch, Oxfam Deutschland, 18.5.2012.

13 „Spekulation mit Lebensmitteln – Allianz als Hungermacher“, Bauchmüller/Hagelüken, SZ online, 9.5.2012.

Dieser Text wurde zuerst auf NOVOArgumente veröffentlicht.

Alexander Horn Geschäftsführer von NovoArgumente und leitet das Ressort „Wirtschaft & Arbeit“. Er lebt und arbeitet als selbstständiger Unternehmensberater in Frankfurt.

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