Der Umstieg auf erneuerbare Energien wäre eigentlich eine sehr gute Sache – wenn da nicht ein kleiner Fehler wäre. Der Umstieg hätte erfolgen müssen, nachdem die dafür entscheidende Erfindung gemacht ist: Den Bedarf an elektrischer Energie eines ganzen Landes über mehrere Tage oder sogar Wochen zu speichern. Und nicht vorher, im Vertrauen darauf, dass diese noch nicht gemachte Erfindung nicht mehr lange auf sich warten lässt. Ehrlich gesagt - mir als Ingenieur fehlt der Glaube an so eine Erfindung. Es wird zwar daran geforscht, und überall wo das der Fall ist wird auch der entsprechende Optimismus verbreitet – klappern gehört zum Handwerk. Verglichen mit dem was gebraucht würde, ist das Ziel aber unendlich weit entfernt. Besonders bemerkenswert finde ich, dass gerade die Grünen, die ansonsten industriefeindlich sind und jedem technischem Fortschritt misstrauen, an diese Erfindung glauben. Und sie wissen auch schon recht genau, wann es so weit ist: die Erfindung kommt genau dann, wenn nach ihrem Zeitplan das letzte Kern- und Kohlekraftwerk abgeschaltet ist.
Ein Unfall oder Anschlag auf ein KKW ist immer möglich. Und wenn damit nur ein Menschenleben gerettet wird, ich bin froh, das Deutschland aus der Kernenergie aussteigt. Steckt die Milliarden in regenerative Energien, KKW sind überflüssig.
Herr Haferburg, so sehr ich Ihre Beiträge liebe und gerne lese muss ich Ihnen in einigen Dingen aus erster Hand widersprechen. Selbst mit dem unterstellten Willen der Betreiber und Politik ist ein Wiederanfahren der abgeschalteten KKW in ein oder zwei Jahren ein Unding. Formal gelten die Reaktoren als anfahrbereit, tatsächlich wurden die laufenden Kosten durch Aussetzung von Prüfungen und Abbau von Personal (u. a. durch Vorruhestand und Altersteilzeit) max. möglich reduziert. Ich denke Sie können einschätzen, was es bedeutet auch nur einen Druckbehälter außer Betrieb wieder in Betrieb zu nehmen. Bei einem KKW geht es um hunderte Behälter und X-Systeme dessen Wiederinbetriebnahme nach aktuellen Regelwerk erfolgen müsste. Neben sehr viel Zeit wäre sehr viel Geld und neues Personal notwendig. Die Größenordnung würde dann schon an einen Neubau heranreichen und ist illusorisch.
Noch jede Stromerzeugung wurde in den letzten Jahrzehnten direkt oder indirekt von den Steuerzahlern subventioniert. Das gilt auch für die mit Kohle und Uran inklusive aller Folgeschäden. Und das ist nach meiner Meinung auch gut so: Erste Priorität sollte eine weitgehende Energieautarkie haben; Deutschland ist schon abhängig genug von Brennstoff-Lieferungen aus dem Ausland (Öl, Gas, Uran und jetzt, nach drastischem Herunterfahren der Steinkohlebergbau-Subventionen und dem Absaufenlassen von Gruben auch noch von der Steinkohle). Diese Abhängigkeit ist sowohl politischer Natur (Druckmittel bzw. “Schere im Kopf”, s. Saudi Arabien) als auch vom Markt her wegen der sich in der Tendenz nach oben bewegenden Preisen aufgrund der endlichen Ressourcen. 300 Euro pro Haushalt und Jahr für die Förderung erneuerbarer Energien ist z.B. ein Viertel der Differenz zwischen dem Preis meiner letzten und der aktuellen Heizöllieferung. Heute schimpft mancher noch auf Stromtrassen und Windradspargel. Ich sehe die Zeit kommen, wo dieser Mensch froh ist, wenn er heizen und Warmwasser bereiten kann wenigstens in der Zeit, in der der Wind weht oder die Sonne scheint.
Lieber Herr Haferburg, was meinen Sie, was hier los wäre, wenn eines der bisher still gelegten Kernkraftwerke wieder hochgefahren bzw. die noch Strom produzierenden länger laufen dürften. Die jahrzehntelang aufgesogene Anti-Atom-Propaganda ist tief in der deutschen Seele verankert. Und die jetzt unter 20jährigen kennen nicht nur keine Welt ohne Internet, sondern auch keine Landschaften ohne Windräder. Die Generation, die sich nüchtern, technikinteressiert und vorurteilsfrei mit Kernenergie beschäftigt, muss wohl erst noch geboren werden.
Das mit dem Zugeben von Fehlern ist bei den derzeit politisch Führenden -ggf. auch anderen- nicht deren Ding und setzt die Erkenntnis des Erkennens der selben voraus. Aber ansonsten ist es wie beim Beamten-Mikado -Wer sich zuerst bewegt, hat verloren- und wer will schon als Verlierer da stehen mit den Folgen Pöstchenverlust und Suche nach einem richtigen Brötchenjob . Außerdem, so lange andere die Rechnung bezahlen, wie in dem Falle der in den Regeln gefangene Bürger der Republik, ist doch für die sich gegenseitig an den politischen Fleischtöpfen Rettenden alles in Ordnung, im Zweifel auch mittels Koalitionen, die vor der Wahl als undenkbar galten.
Wie man sich erinnert, war die hektische Ausstiegsaktion den bevorstehenden Landtagswahlen in Baden Württemberg geschuldet. So gesehen der teuerste und gleichzeitig nutzloseste Wahlkampf aller Zeiten und aller Länder der Welt. Auch das übrigens ein Aktionismus der Kanzlerin. Das aparte daran ist, dass die Grünen zwar die Meinungsmacher waren, aber CDU und FDP die ganze verkorkste Wende exekutiert und zu verantworten haben. Neue Kernkraftanlagen sehe ich in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten ebenfalls nicht, das deutsche Volksempfinden fühlt tiefes Wissen um die teuflische Kraft der Atome. Die erforderliche gesicherte Leistung sollte, je schneller desto besser, aus den umweltfreundlichen Wasserkraftwerken der Nachbarländer zugekauft werden. Sollen die doch ihren Atomstrom selber verbrauchen. So wäre die Energiewende endlich geschafft und zwar ohne den sinn- und nutzenfreien Zubau von Wind und Solaranlagen.
70% des Stromes aus Braunkohle? Ist wohl nicht so ganz richtig, eher 70% aus Kohle (incl. Steinkohle). Der Rest des Artikels ist leider traurige Wirklichkeit.
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