News-Redaktion / 05.04.2019 / 11:00 / 0 / Seite ausdrucken

Silicon Valley gegen konservative KI-Beraterin

Über 2000 Google-Mitarbeiter haben einen offenen Brief unterschrieben, der die Zusammensetzung eines Ethikrats für künstliche Intelligenz (KI) kritisiert. Wie das Onlinemagazin „MIT Technology Review“ berichtet, wurde der Rat kürzlich von Google ins Leben gerufen, um das Internetdienstleistungs- und Softwareunternehmen bei KI-Projekten zu beraten. Der Rat hat acht Mitglieder, darunter führende Ökonomen, Philosophen, politische Entscheidungsträger und Technologen.

Die Unterzeichner des offenen Briefes empören sich über die Berufung von Kay Coles James. Die heute 69-Jährige wuchs als eins von sechs Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Von 1994 bis 1996 war sie Ministerin für Gesundheit und Humanressourcen des Bundesstaates Virginia. 2001 ernannte sie der republikanische Präsident George W. Bush zur Leiterin des Amerikanischen Bundesamtes für Personaleinsatzmanagement (OPM). Seit 2017 leitet James als erste Frau und Afroamerikanerin die konservative Denkfabrik „Heritage Foundation“. Außerdem sitzt sie im Beirat der Weltraumbehörde NASA.

Eine Person mit einem solchen politischen Hintergrund ist offenbar inakzeptabel, nicht nur für viele Google-Mitarbeiter, sondern auch für führende Wissenschaftler und Persönlichkeiten der High-Tech-Branche, die sich nach Angaben von „MIT Technology Review“ ebenfalls gegen die Ernennung aussprechen. Der Informatikprofessor Alessandro Acquisti habe sogar aus Protest gegen James eine Berufung in den Ethikrat abgelehnt. Auch die Ernennung von Dyan Gibbens wird laut „MIT Technology Review“ im Silicon Valley kontrovers diskutiert. Gibbens ist Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Trumbull, das autonome Systeme für die Rüstungsindustrie entwickelt.

Der offene Brief der Google-Mitarbeiter verweist auf eine Reihe angeblich problematischer Tweets von Kay Coles James. Kritisiert wird ein Post zu einem amerikanischen Gesetzesentwurf, der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder der selbstgewählten Geschlechtsidentität verbieten würde. Laut James würde ein solches Gesetz Unternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen schaden, die Medizin politisieren, die Elternrechte beschneiden und biologischen Männern Zugang zu Frauentoiletten und Damenmannschaften ermöglichen. Auch ein Tweet, in dem sich James gegen eine „radikale Neudefinition“ der Geschlechtsidentität ausspricht, wird moniert. Außerdem kritisiert der Brief ein Twitter-Statement, in dem James die Grenzpolitik von US-Präsident Trump gutheißt.

Solche Aussagen gefährden laut den Verfassern des Briefs das Wohlbefinden von „Transmenschen, anderen LGBTQ-Menschen und Migranten“. Google behaupte, dass die Ernennung von James für Gedanken- und Meinungsvielfalt sorgen solle. Dies sei jedoch ein Missbrauch des Vielfaltsbegriffs. Anstatt die Positionen von James als legitime Sichtweisen zu billigen, solle das Unternehmen lieber Vertreter „schutzbedürftiger Gemeinschaften“ in den Mittelpunkt von Entscheidungsprozessen stellen.

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