Thilo Schneider / 29.09.2024 / 14:00 / Foto: Ericrolph / 14 / Seite ausdrucken

Die Zukunft war früher auch besser

Die optimistische Zukunftsvision ist verschwunden – zurück bleiben desillusionierte Boomer, die sich fragen wohin das alles noch führen soll.

Ich erinnere mich, dass es in unserem Haushalt ein tolles Buch mit dem Titel: „Die Zukunft – die Welt in der wir leben werden“ gab. Als knapp 10-jähriger habe ich dieses Buch geliebt: Städte unter dem Meer, auf dem Mond, auf dem Mars… Die Gentechnik würde uns neue Möglichkeiten gegen Krebs eröffnen, durch Kryo-Schlaf könnten wir leicht 100 Jahre alt werden und mit neuen Düngern könnten wir die Weltbevölkerung ernähren, die Wüste urbar machen und unsere schwebenden Autos würden mit Wasserstoff fahren – und das alles war noch vor Erfindung des Internets, zu einer Zeit, in der es für einen wohnzimmergroßen IBM-Computer „einen Bedarf von vielleicht 5 Stück weltweit“ gab.

Das Buch war bunt, die Aussichten faszinierend und in einem von drei Fernsehprogrammen flog die Enterprise in „Galaxien, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat“. Alles in dieser Welt des Jahres 1976 war farbenfroh, optimistisch, wir als Gesellschaft müssten nur zusammenhalten, dann wäre uns alles möglich! Nicht einmal „the sky was the limit“. Nichts war das Limit!

Jetzt haben wir 2024. Und den Salat. Und es macht mich wirklich wütend, dass nicht nur mir, sondern auch meinen Kindern und Enkeln diese Zukunft gestohlen wurde. Sehe ich auf die Straße, dann gelten Elektroautos, für deren Energie aus „ökologischem Anbau“ Waldflächen gerodet werden müssen, als absoluter Fortschritt, dicht gefolgt von Lastenrädern. Religiöse Fanatiker, die doch eigentlich alle Informationen der Welt auf dem Smartphone haben, sprengen sich für nichts in die Luft, machen Menschen nieder oder wünschen sich ein straffes Kalifat. Und tragen das plakativ in einer Gesellschaft vor, in der es 162 Geschlechter und schamlose Verrückte gibt.

Einen alten Psycho und eine überkandidelte Nuss

Weg ist sie, die optimistische Zukunftsvision. Sie ist einer Höllenvision gewichen, in der ein imaginärer, menschengemachter Klimawandel die Leute im Norden auf die Dächer treibt, weil ihre Häuser in Sturmfluten davonschwimmen, während es im Süden so knallheiss ist, dass sich sogar die Luft zu flirren weigert. Hungersnöte werden uns prophezeit, Krankheiten, Seuchen, Fluten, und, ganz nebenbei, Diktatoren, die ihre neuesten High-Tech-Waffen aneinander ausprobieren. Nie war die Zukunft mieser als jetzt. Es sei denn, obacht, wir alle wählen die Grünen und ein bisschen SPD. Dann wird es ganz anders. Denn Habeck und seine sonnengeblümten Freunde haben die Patentlösung. Nicht nur für Deutschland, nein, die ganze Welt soll es sein und alle Staaten werden folgen, wenn wir nur vorbildlich voranreiten.

Bis jetzt reitet allerdings niemand hinterher. Sie sind ja nicht alle bescheuert, aber selbst die Amerikaner, einst Leuchtfeuer für Freiheit, Mut und Optimismus, filtern aus ihrer Bevölkerung nur einen alten Psycho und eine überkandidelte Nuss, die sie als Auswahl für eine Präsidentschaft zur Verfügung stellen. Sie haben uns Boomern den Optimismus und die Freude, die wir hatten, neue Welten zu entdecken, gründlich ausgetrieben. „Das Ende der Geschichte“ war eben nicht in den 90ern, als der morsche Kommunismus in sich zusammenbrach, im Gegenteil: Am 11.9.2001 ging sie erst richtig los, erst da wurde uns eigentlich bewusst, was sich vor allem im Nahen Osten an Fanatismus und Dummheit zusammengebraut hat.

Und wir hier im Westen schauten und schauen gebannt zu. Wir sind tatsächlich behämmert genug gewesen, Glücksritter aus allen Ländern zu uns einzuladen, einzig unter der Bedingung, dass sie sich auf ein darwinsches Rennen über ein paar Tausend Kilometer machen. Und waren dann bescheuert genug, zu glauben, mit Übertritt über die in Europa nicht mehr existierenden Grenzen würden die Leute automatisch unser Grundgesetz respektieren und ihr Mindset ablegen und wären vielleicht sogar ein bisschen dankbar, dass sich die Toilette wenigstens auf dem Gang statt in der Dorfmitte befindet.

Die Gärtner von Eden waren keine Fachkräfte und die Jungs, die „die Tür machen“, haben kläglich versagt. Aber es kommt noch besser: Wir weigern uns standhaft, die selbstgeschaffenen Probleme wenigstens als solche zu benennen. Wir täuschen uns im wahrsten Wortsinn selbst und tun so, als sei die größte Gefahr, die uns droht, die, dass uns buchstäblich der Himmel auf den Kopf fällt.

Ich tanze hier vielleicht noch 20 Sommer

Aber – es gibt auch Lichtblicke! Die Araber versuchen wenigstens, die Welt mit ambitionierten Projekten wie NEOM auf neue Beine zu stellen, andere probieren es mit Privatstädten und auch im Westen gibt es noch die Pioniere wie Elon Musk, die mit viel eigenem (und fremdem!) Geld und Mut für Meinungsfreiheit, Fortschritt und Wissenschaft einstehen. Gegen alle Rückschläge und Prügel, die sie beziehen. Sie sind da, die Denker und Ingenieure, wie beispielsweise der Niederländer Boyan Slat und sein Projekt Ocean Cleanup, die scheitern und es immer wieder probieren und letztlich Erfolg haben werden. Es gibt sie, die derzeit noch verborgenen „Steve Jobs“, die gegen alle Widerstände und mit Ehrgeiz und Mut neue Wege gehen werden und sich dafür weder auf die Straße kleben, noch Steine oder Handgranaten auf Politiker werfen müssen.

Wird alles funktionieren? Wird alles besser werden? Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, wie wir den Staffelstab der zivilisierten Länder langsam abgeben und unsere Zivilisation meinetwegen von China abgelöst wird, was Innovation und Technik angeht. Aber wenigstens einige versuchen tatsächlich, die Welt durch Taten und Denken zu einem besseren Platz zu machen. Ganz ohne bei „Hart aber fair“ sich den Hintern breit zu sitzen und dummes Zeug zu schwätzen.

Ich tanze hier vielleicht noch 20 Sommer. Danach kann es mir vom Grunde eh egal sein. Trotzdem und deshalb will ich nicht den Glauben an die Menschheit aufgeben. Und Steve Jobs zitieren:

„Eure Arbeit wird einen großen Teil eures Lebens ausmachen und der einzige Weg, wirklich zufrieden zu sein, ist etwas zu tun, das ihr für großartiges Schaffen haltet. Und der einzige Weg, Großartiges zu leisten, ist, wenn ihr liebt, was ihr tut. Und falls ihr es noch nicht gefunden habt, haltet Ausschau. Gebt euch nicht zufrieden. Genau wie bei allen Herzensangelegenheiten werdet ihr merken, wenn ihr es gefunden habt.“

(Weitere optimistische Artikel des Autors unter www.politticker.de

 

Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

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Leserpost

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W. Renner / 29.09.2024

Aber was, wenn es kein Morgen gibt? Heute gab es nämlich auch keins.

gerhard giesemann / 29.09.2024

Die “Boomer” haben gar nichts mehr zu sagen oder zu fragen. Sind eh bald wech. Auf die Jungen (Männer) kömmt es an, die haben ihr Leben noch vor sich. Müssen zahlen, malochen, für den Zuzug, der schier unerschöpflich ist. Es sei denn, sie schaffen es, DIE für sich arbeiten zu lassen. Viel Glück! Der Verständige macht sich das klar, bei den Weibchen hier, den Gretels, den Lisas, den Bärbels habe ich wenig Hoffnung.  Passt auf, ihr jungen Männer! Empört euch! Sterilisiert euch! Mit Stéphane Hessel und Esther Vilar. Er fragt sie: Willst du mich heiraten? Sie: NEIN! So lebte er glücklich und zufrieden, soff mit seine Kumpels, furzte, wann er wollte und musste, ging ins Puff, wann immer es ihn danach gelüstete - Geld hatte er genug, so ganz ohne fam. Verpflichtungen. Halb zog sie ihn, halb sank er hin - da war’s um ihn gescheh’n. Nix da, Gretl. Den Teddy kriegt ein Sohn Allahs, oder? Denn: Auch andere Mütter haben schöne Töchter - Chinese Female Soldiers Parade: youtube/watch - ach, wenn sie doch nur kämen! Und keine Söhne Allahs ... . Usw.

W. Renner / 29.09.2024

Was machen die Grünen nach dem Weltuntergang? Sie warnen vor dem nächsten.

Sam Lowry / 29.09.2024

@Bernhard Ferdinand: Ja, hier lastenfahrradeln auch ein paar Grüne ihren Nachwuchs ohne Knautschzone in Holzkisten durch die Gegend und merken nocht nicht einmal, wie blöde sie aussehen und sind…

S.Schleizer / 29.09.2024

Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Habe immer anders gehandelt, gepredigt und GEWÄHLT. Oder, um den Faden zu Karl Valentin zurück zu spinnen: Heute ist die gute alte Zeit von morgen.

Elizabeth Bennett / 29.09.2024

Nee, liebe Babyboomer. Wenn ihr euch jetzt zur Ruhe setzt wie die Tagesschau-Jünger über 70, dann wird euer Fatalismus eine self-fulfilling prophecy. Wir brauchen euch, verdammt noch mal!! Essen hat schwerstveröetzte Kinder zu beweinen, weil unsere eigenen Leute dieses Land multiplen Feinden zum Fraß vorwerfen, und ihr jammert?! So wird das nix. Dann können die ja ganz in Ruhe die Opposition abwickeln („Afd-Verbot“). Auf, helft uns und lasst uns gemeinsam dieses Land, seine vielen tüchtigen Menschen (ob autochthon oder eingewandert) und die marode Infeastruktur geschwisterlich (brüderlich) mit Herz und Hand zurückführen zu Einigkeit, Recht und Freiheit. Nieder mit dem Sozialismus.

Bernhard Ferdinand / 29.09.2024

Apropos Lastenräder. Vor kurzem passierte uns eins. Hinten radelte der stolze Papa scharf an den Schlaglöchern vorbei, und vorne hockte der Sprössling in einer rumpelnden, harten Holzkiste. Schutzlos ausgeliefert den Elementen und unachtsamen Verkehrsteilnehmern, die respektlos und in knappem Abstand die leichte Sperrholzkiste mit ihrem vulnerablen Inhalt passierten und beiden nach dem Leben trachteten. Armer Bub! Ich in seinem Alter wurde von meinem Vater in einem Benz mit Ledersitzen chauffiert. Und das einzige Element das für mich gefährlich werden konnte, war im Sommer die Sonne, die das Leder der Sitze unglaublich erhitzte, für kurzhosige Buben ein Problem - im wahrsten Sinne des Wortes ein Luxusproblem! Und Fahrzeuge, die uns passierten, nahmen wir nicht mal wahr. Welch eine Entwicklung.  Die heutigen Kinder werden von ihren Eltern in Frachtkisten transportiert, statt in Lederfauteuilles, so das sie sich an ihre raue Zukunft gewöhnen können.

Else Schrammen / 29.09.2024

Ob die Zukunft früher besser war, will ich nicht beurteiln, sie lag aber auf jeden Fall sicherer vor uns, sie war berechenbar. Im Kleinen: Mit 100 %iger Sicherheit gab’s häuslichen Ärger, wenn man am Samstag vom Tanzen zu spät nach Hause kam. Oder in der Schule: Einmal nur in Mathe die Hausaufgaben nicht gemacht; mit 100 %iger Sicherheit wollte ausgerechnet dann der Lehrer das Heft sehen. Auch im Großen war die Zukubft vorhersehbar. Mit 14 - 15 Jahren wussre man ziemlich genau was man werden wollte. Einen Beruf erlernen? Gerne, welche Arbeit mache ich mit Freuden,  Oder Studium? Welches Fach, welche Richtung, egal, überall war die Auswahl groß. Und heute? Kleines Angebot allenthalben. Und dann: Nöö, der Jon ist nix für mich; 40 Stunden in der Woche arbeiten? Wo bleibt meine Work-Life-Balance? Oder das Studium: Linguistik oder gar so was wie Physik studieren? No, dann lieber 22 Semester Gender oder was mit Medien; für die Selbstverwirklichung und genug Freizeit für Demos gegen irgendwas. Und über alledem schwebt eine unterirdische Politik. Deshalb sehen heute so viele Menschen pessimistisch auf die Zukunft. Die Zukunft, lieber Herr Schneider, war vielleicht nicht besser für uns damals Jungen. Sie war aber bis zu einem gewissen Grad berechenbar. Mit dem Blick auf 2024: Damals konnte man sicher sein, dass der Volks- bzw. Wählerwille noch zählte, d, h. von den Politikern noch respektiert wurde. Und heute`?

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